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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 20.1904

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Heft 5
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Gruner, Otto Rudolf: Dekorative Bildhauer- und Antragearbeiten
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Beschreibung der Abbildungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44901#0050

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1904

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 5


Fries. Bildhauer: H. Hasenohr in Dresden.
(aufgerauhten) Putz verspricht nur dann Halt, wenn dieser
noch feucht ist. Dicke Antragpartieen werden durch in die
Fugen geschlagene, breitköpfige Nägel und Draht gesichert;
die Verzinnung dieser Eisenteile ist nicht unbedingt nötig,
weil bloß bei Verwendung von Gips Rostflecken entstehen.
Gips soll aber bei Antragarbeiten am Äußeren schlechter-
dings ausgeschlossen bleiben; das richtige Material ist ein
guter gesumpfter Luftkalk mit nicht zu knappem Sandzusatz,
dem ein langsam bindender Portlandzement beigemengt wird.
Auch ein Mörtel aus Romanzement läßt sich verarbeiten. Die
vorrätige Mischung muß natürlich rasch verwendet werden,
ehe sie abzusterben beginnt. Eine Färbung in der Masse ist bei
Verwendung von sogen. Zementfarben recht wohl möglich;
eine dezente malerische Behandlung der Antragarbeiten wird,


wenn sie nicht aus der Gesamtwirkung der Fassade herausfällt,
im allgemeinen diese wesentlich heben; sehr oft genügt es, den
Grund der Flachreliefs zu vergolden. Zu dem Zweck wird er mit
Firnis getränkt und das Blattgold in üblicher Weise aufgelegt.
Die beigefügten Beispiele, Aufnahmen von Arbeiten des
Bildhauers H. Hasenohr in Dresden, lassen sehr gut erkennen,
wie die eigenartige Technik sich mit der Praxis entwickelt hat:
während die Füllung mit der Hasenjagd, aus der Anfangszeit
herrührend, so glatt gehalten ist wie ein Gipsguß, zeigt die
Ranke mit Blume und Knospe die flotte, für Fernwirkung be-
rechnete Behandlung mit allen Druckern. Dem Material vor-
züglich angepaßt ist die Groteskmaske (über einem Fenster-
sturz); über dessen Grenzen geht hingegen der niedrige Lind-
wurmfries schon etwas hinaus: der Kopf erforderte viel Eisen¬


einbau. Sehr geeignet für die Technik ist wieder der Füllhorn-
fries; auch bei dem Löwenwappen hat sich der Künstler mit
der heikeln Aufgabe gut abgefunden. O. Gruner.
ssr ser
Beschreibung der Abbildungen.
Tafel 33. Neubau der Reichsbank in Danzig. Architekt:
Regierungs- und Baurat M. Hasak in Berlin. — 2. Fassade am
hohen Tor. Siehe auch Tafel 32.
Tafel 34. Städtisches Zollhaus an der äußeren Lands-
bergerstraße in München. Architekt: Baurat H. Grässel in
München. Siehe auch Tafel 28.
Tafel 35 u. 36. Wohnhaus des Herrn Max Wilke in
Guben. Architekten: Spalding & Grenander in Berlin.
1. Geometrische Ansicht. 2. Portierhaus und Einfahrt.
Zum Artikel auf Seite 33.
Tafel 37. Zwei Landhäuser. Architekt: Albert Schutte
in Barmen.
Tafel 38. Wohn-und Geschäftshaus, Ecke der Kapuziner-und
Thalkirchnerstraße in München. Architekt \ AugustZeh in München.
Das vierstöckige Gebäude steht an einem verkehrsreichen Kreuzungs-
punkt an Stelle der alten »Wirtschaft zum Klösterl«. Für beide Straßen-
fronten gilt das geschlossene Bausystem. Im Parterre wurden Läden, in
den Etagen je 3 einfache Mietwohnungen mit 2, 3 und 4 Zimmern samt
Zubehör eingerichtet. Die Gestalt des sehr langgezogenen Bauplatzes war
an sich nicht günstig, trotzdem wurde durch eine glückliche Grundriß-
lösung, wobei Lage und Form des sehr bequem zu steigenden Treppen-
hauses eine wichtige Rolle spiel¬
ten, die Anlage von sehr hellen, ge-
räumigen Wohnungen mit gut be-
leuchteten Vorplätzen ermöglicht.
An passenden Stellen wurden Erker,
Loggien und Balkons angebracht,
die hier um so mehr praktischen
Wert haben, als die schräg gegen-
überliegende Ecke, gebildet von
dem Klostergarten der Kapuziner,
wohl kaum je verbaut werden wird.
Der äußere Massenaufbau ent-
wickelt sich nach der inneren Ein-
teilung unter starker Betonung des
Eckbaues. Die Mauerflächen wur¬
den mit Isarsand-Kalkmörtel rauh
verputzt, tektonische Teile dagegen,
sowie ornamentaler Schmuck in
Schweißmörtel gezogen, resp. auf-
getragen. In der tektonischen Ausbildung hat der Architekt unter mög-
lichster Wahrung des konstruktiven Charakters der Bauteile die Bestimmung
derselben durch die Putztechnik auf die einfachste Weise plastisch aus-
gedrückt, wie dies ähnlich an den alten Verputzbauten in Süddeutschland
und Tirol geschah. Die am Bauwerk angebrachten menschlichen Figuren,
Tiere und Ornamente sind meist nur aus Freude am Bilden organischer
Formen entstanden, weshalb der Architekt diesen Schmuck nicht bloß an-
ordnete und entwarf, sondern auch in seinen Einzelteilen in wirklicher,
natürlicher Größe zeichnete.
Tafel 39. Festsaal im Hause Viktoria-Luisenplatz 9 in
Berlin. — Entworfen von Architekt Gustav Hochgürtel, Stuck-
ornamente gezeichnet von E. W. Mayer, ausgeführt von Bos-
wau & Knauer, Deckengemälde von Julius Voß daselbst.
Tafel 40. Hof des Landhauses in Graz (erbaut 1569).
Aufgenommen von Professor Jos. Schubauer in Salzburg.
Textblatt: Halle im Jagdhaus Bergfeld in der Eifel.
Architekten:Kayser & von Groszheim, Bauräte, und Max Wöhler
in Berlin und Düsseldorf. — Landhaus. Architekt: Richard
Berndl in München.
Berichtigung. In dem in Heft 3, 1904, veröffentlichten Artikel »Mo-
derne Rathäuser« von E. Högg soll stehen statt »es sei an die Arbeiten
von Reuters, Schilling & Gräbner, Schweitzer u. s. w. erinnert« »es sei an
die Arbeiten von Reuters, Schilling & Gräbner, Altgelt & Schweitzer
u. s. w. erinnert«. Unter der Textabbildung muß demgemäß stehen statt


Städtisches Zollhaus an der äußeren Lands-
bergerstraße in München.
Architekt: Baurat H. Grässel in München.




Wohn- und Geschäftshaus, Ecke der Kapuziner-
und Thalkirchnerstraße in München.

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