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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 20.1904

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Heft 6
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Das neue preußische Herrenhaus in Berlin
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https://doi.org/10.11588/diglit.44901#0051

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1904

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 6

Das neue preußische Herrenhaus in Berlin. Architekt: Geheimer Baurat Friedrich Schulze
Gesamtansicht. in Berlin.


Das neue preußische Herrenhaus in Berlin.
Architekt: Geheimer Baurat Friedrich Schulze.

ach mehr als zehnjähriger Gesamtbauzeit ist die
in zwei Bauabschnitten ausgeführte Gebäude-
gruppe für den preußischen Landtag vollendet
und das zuletzterbaute Herrenhaus mit den
Wohngebäuden der Präsidenten beider Häuser
der Benutzung übergeben worden. Die Anordnung der Gebäude
auf dem langgestreckten, von der Leipziger- zur Prinz Albrecht-
straße durchreichenden Grundstück veranschaulicht der von
uns im Jahrgang 1897, Heft 10, wiedergegebene Lageplan.
Die Forderung, daß die im Mittelbau zwischen den Geschäfts-
häusern beider Kammern belegenen Räume für die Minister
möglichst nahe mit den beiden Sitzungssälen verbunden sein
sollten, hat im Verein mit dem Streben nach monumentaler
Gestaltung des Äußern dazu geführt, das Geschäftshaus des
Herrenhauses noch weiter als das Abgeordnetenhaus von der
Straßenflucht zurückzurücken. So ist an der’Leipzigerstraße
ein mächtiger Ehrenhof entstanden, der auf beiden Seiten von
den bis an die Straßenfront reichenden und die Nachbargiebel
verdeckenden Präsidialwohngebäuden und an der Rückseite
von dem, dem eigentlichen Geschäftsgebäude vorgelagerten
Mittelbau mit dem Haupteingang und den großen Repräsen-
tationsfestsälen umschlossen wird. Von der Leipzigerstraße
und ihrem lebhaften Verkehr wird der Ehrenhof durch ein
mächtiges, auf Granitsockel ruhendes schmiedeeisernes Gitter
(von Ed. Puls) getrennt, dessen beide seitliche Tore von reich-
entwickelten Sandsteinpfeilern flankiert werden.
Von den Toren steigt die Auffahrt im Bogen zu der halb-
runden Terrasse vor dem Haupteingange an. Ein vor dieser
angeordnetes Brunnenbecken und der geplante gärtnerische

Schmuck des freibleibenden Hofraumes mit immergrünen
Pflanzen werden die vornehme Abgeschlossenheit des Ehren-
hofes und die Wirkung des architektonischen Aufbaues im
Gegensatz zu dem vorüberhastenden Treiben der Straße noch
mehr hervorheben.
Durch den Haupteingang gelangen wir in die in weißem
Cottaer Sandstein ernst und würdig gehaltene Eingangshalle,
aus der zwischen vier Doppelstellungen toskanischer Säulen
die mit schwellendem Teppich belegte Treppe dreiläufig zu
einem Zwischenpodest und von da rechtwinklig in je einem
Laufe nach rechts und links abbiegend zu den Fluren des
Erdgeschosses führt, wo sich die Treppen und Aufzüge zu
den Festsälen und den Räumen des Obergeschosses unmittel-
bar anschließen. An den Stirnseiten der Eingangshalle liegt
links die Botenmeisterei, rechts die Kleiderablage für die Mit-
glieder des Hauses.
Im Erdgeschoß befinden sich links von der Eingangs-
halle das Dienstzimmer des Bureaudirektors und die Hand-
bücherei, rechts das Sprechzimmer des zweiten Vizepräsiden-
ten, sowie das Post- und das Schreibzimmer. Im ersten Stock
nehmen die drei großen Festsäle die ganze Front des Mittel-
baues ein.
Das von diesem durch das Haupttreppenhaus getrennte
Geschäftsgebäude des Herrenhauses ist ein Rechteck von
60 : 70 m, dessen Mitte die Wandelhalle und der rings von
Fluren umgebene Sitzungssaal, beide mit Oberlicht, bilden.
Rings um die Flure und die beiden Lichthöfe sind die zahl-
reichen Nebenräume angeordnet: links, mit den Fenstern nach
dem Durchgang zur Prinz Albrechtstraße und nach dem


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