1904
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 6
Modelliert von Professor W. Wiedemann.
Raumes so gering wie möglich zu halten, konsolartig 1,30 m
über die unteren Saalwände vorgeschoben.
Die Wände sind mit vornehmer, bis zur Decke reichender
Eichenholzvertäfelung — wie im Abgeordnetenhaus ist die
Tischlerarbeit eine Meisterleistung G. Olms verkleidet. Der
Fußboden des Saales, in dem unter jedem Sitze Luftzuführungs-
öffnungen liegen, ist in Drahtgipsputz hergestellt und mit
einem Velourteppich belegt. Die Decke wird in der Haupt-
sache durch das aus Kathedralglas mit farbigem Fries herge-
stellte Oberlicht gebildet. Die Ausschmückung des einheitlich
und würdevoll gehaltenen Saales mit Wandgemälden und
Stofftapeten in den oberen Wandfeldern ist noch nicht voll-
endet und zum Teil späterer Zeit vorbehalten.
Dagegen ist die als Hauptrepräsentationsraum des Hauses,
zugleich zur Erholung und Unterhaltung der Mitglieder be-
stimmte Wandelhalle reich mit verschiedenfarbigem Stuck-
marmor, freistehenden Säulen, Figuren, Bronzefriesen und
Deckengemälden in den Kuppelflächen geschmückt. Ein blauer
Smyrnateppich bedeckt den Fußboden. An den Wänden ent-
lang sind bequeme Polstersitzbänke, mit hellfarbigem Leder
bezogen und mit reich ornamentierten und bronzierten Wangen,
aufgestellt.
Die Mitte der drei Kuppeln bilden kreisförmige Ober-
lichte, an deren Rändern die Beleuchtungskörper recht wir-
kungsvoll angeordnet sind. Die von Hans Koberstein aus-
geführten Gemälde stellen in je vier lebensgroßen Figuren den
Nähr-, Lehr- und Wehrstand dar, deren einzelne Tätigkeiten
die von Professor Wiedemann modellierten Friesfüllungen ver-
anschaulichen. Die vier in Marmorzement gegossenen Figuren
über den die Eingänge flankierenden Säulen sind die der Ge-
rechtigkeit und der Weisheit (von Professor Wiedemann) und
der Wahrheit und Mäßigung (Bildhauer Reichel). In den Ni-
schen der Treppenwand an der Außenseite der Wandelhalle,
also dem Eingänge zugekehrt, stehen zwei in Bronze ausge-
führte jugendliche Gestalten in Ritterrüstung, Vaterlandsliebe
und Königstreue darstellend (modelliert von Bildhauer Stark).
Die Beratungs-, Schreib- und Lesezimmer, sowie die zahl-
reichen Sprech-, Umkleide- und Ruhezimmer für die Mitglieder
des Hauses sind durchweg mit vornehmer Einfachheit aus-
gestattet und die größeren Räume teils mit wirkungsvollen
Holzdecken, teils mit hellen Gipsdecken mit angetragenen
Stuckfriesen versehen. Der Erfrischungsraum hat eine hohe
Wandvertäfelung aus Eichenholz und darüber eine reich be-
malte gepunzte Ledertapete mit den Wappen der preußischen
Regierungshauptstädte und den Zweck des Raumes bezeichnen-
den symbolischen Darstellungen erhalten. Die Zwischenfelder
der kräftigen Balkendecke sind mit Ornamentmalerei geschmückt.
Die Haupttreppen, welche zu dem vorderen Flur des
ersten Stockwerks führen, sind von Ed. Puls in Schmiedeeisen
ausgeführt und mit Marmorstufen (Botticino) und grünen
Smyrnaläufern belegt. Die geschmiedeten Geländer und Kande-
laber sind vergoldet.
Der breite vordere Flur des ersten Stockwerks dient als
Vorraum und Wandelgang für die drei Festsäle. Hier sind
die Vorlagen in weißem Zement gezogen und die Füllungen
Friesfüllung aus der Wandelhalle.
Maschinenhaus, die Registraturen, Kanzleien und sonstigen
Bureauräume, rechts, mit den Fenstern nach dem Reste des
alten Parkes, die für die Mitglieder des Hauses bestimmten
Räume, die Beratungszimmer, der Erfrischungsraum mit ge-
räumiger Veranda u.s.w. An der Rückseite, unmittelbar neben
dem Verbindungsgang zum Ministerialgebäude, liegen im Erdge-
schoß je ein Sprechzimmer für die Minister und den Präsidenten
des Herrenhauses, neben diesem ein Zimmer für den ersten
Vizepräsidenten. Die Arbeitsräume der Stenographen befinden
sich im Untergeschoß des Verbindungsbaues, mit den Plätzen
im Sitzungssaale durch einen besonderen Gang unter den
Sitzen des Präsidiums hindurch verbunden.
Der Sitzungssaal enthält die amphitheatralisch um die
Rednertribüne angeordneten Plätze für 266 Mitglieder. Vor
dieser Tribüne steht der halbkreisförmige Tisch der Steno-
graphen; in dessen Mitte ist der Tisch des Hauses eingebaut.
Hinter der Rednertribüne, 0,90 m über den Saalfußboden er-
höht, sind die Sitze des Präsidiums, rechts von denselben die
Plätze der Minister und Regierungsvertreter, links die Plätze
der Referenten angeordnet.
Die den Saal auf drei Seiten umgebenden Tribünen für
den Hof, die Diplomaten, für Reichstags- und Landtagsabge-
ordnete und für die Presse sind, um die Abmessungen des
Eingangshalle des Herrenhauses.
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ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
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Modelliert von Professor W. Wiedemann.
Raumes so gering wie möglich zu halten, konsolartig 1,30 m
über die unteren Saalwände vorgeschoben.
Die Wände sind mit vornehmer, bis zur Decke reichender
Eichenholzvertäfelung — wie im Abgeordnetenhaus ist die
Tischlerarbeit eine Meisterleistung G. Olms verkleidet. Der
Fußboden des Saales, in dem unter jedem Sitze Luftzuführungs-
öffnungen liegen, ist in Drahtgipsputz hergestellt und mit
einem Velourteppich belegt. Die Decke wird in der Haupt-
sache durch das aus Kathedralglas mit farbigem Fries herge-
stellte Oberlicht gebildet. Die Ausschmückung des einheitlich
und würdevoll gehaltenen Saales mit Wandgemälden und
Stofftapeten in den oberen Wandfeldern ist noch nicht voll-
endet und zum Teil späterer Zeit vorbehalten.
Dagegen ist die als Hauptrepräsentationsraum des Hauses,
zugleich zur Erholung und Unterhaltung der Mitglieder be-
stimmte Wandelhalle reich mit verschiedenfarbigem Stuck-
marmor, freistehenden Säulen, Figuren, Bronzefriesen und
Deckengemälden in den Kuppelflächen geschmückt. Ein blauer
Smyrnateppich bedeckt den Fußboden. An den Wänden ent-
lang sind bequeme Polstersitzbänke, mit hellfarbigem Leder
bezogen und mit reich ornamentierten und bronzierten Wangen,
aufgestellt.
Die Mitte der drei Kuppeln bilden kreisförmige Ober-
lichte, an deren Rändern die Beleuchtungskörper recht wir-
kungsvoll angeordnet sind. Die von Hans Koberstein aus-
geführten Gemälde stellen in je vier lebensgroßen Figuren den
Nähr-, Lehr- und Wehrstand dar, deren einzelne Tätigkeiten
die von Professor Wiedemann modellierten Friesfüllungen ver-
anschaulichen. Die vier in Marmorzement gegossenen Figuren
über den die Eingänge flankierenden Säulen sind die der Ge-
rechtigkeit und der Weisheit (von Professor Wiedemann) und
der Wahrheit und Mäßigung (Bildhauer Reichel). In den Ni-
schen der Treppenwand an der Außenseite der Wandelhalle,
also dem Eingänge zugekehrt, stehen zwei in Bronze ausge-
führte jugendliche Gestalten in Ritterrüstung, Vaterlandsliebe
und Königstreue darstellend (modelliert von Bildhauer Stark).
Die Beratungs-, Schreib- und Lesezimmer, sowie die zahl-
reichen Sprech-, Umkleide- und Ruhezimmer für die Mitglieder
des Hauses sind durchweg mit vornehmer Einfachheit aus-
gestattet und die größeren Räume teils mit wirkungsvollen
Holzdecken, teils mit hellen Gipsdecken mit angetragenen
Stuckfriesen versehen. Der Erfrischungsraum hat eine hohe
Wandvertäfelung aus Eichenholz und darüber eine reich be-
malte gepunzte Ledertapete mit den Wappen der preußischen
Regierungshauptstädte und den Zweck des Raumes bezeichnen-
den symbolischen Darstellungen erhalten. Die Zwischenfelder
der kräftigen Balkendecke sind mit Ornamentmalerei geschmückt.
Die Haupttreppen, welche zu dem vorderen Flur des
ersten Stockwerks führen, sind von Ed. Puls in Schmiedeeisen
ausgeführt und mit Marmorstufen (Botticino) und grünen
Smyrnaläufern belegt. Die geschmiedeten Geländer und Kande-
laber sind vergoldet.
Der breite vordere Flur des ersten Stockwerks dient als
Vorraum und Wandelgang für die drei Festsäle. Hier sind
die Vorlagen in weißem Zement gezogen und die Füllungen
Friesfüllung aus der Wandelhalle.
Maschinenhaus, die Registraturen, Kanzleien und sonstigen
Bureauräume, rechts, mit den Fenstern nach dem Reste des
alten Parkes, die für die Mitglieder des Hauses bestimmten
Räume, die Beratungszimmer, der Erfrischungsraum mit ge-
räumiger Veranda u.s.w. An der Rückseite, unmittelbar neben
dem Verbindungsgang zum Ministerialgebäude, liegen im Erdge-
schoß je ein Sprechzimmer für die Minister und den Präsidenten
des Herrenhauses, neben diesem ein Zimmer für den ersten
Vizepräsidenten. Die Arbeitsräume der Stenographen befinden
sich im Untergeschoß des Verbindungsbaues, mit den Plätzen
im Sitzungssaale durch einen besonderen Gang unter den
Sitzen des Präsidiums hindurch verbunden.
Der Sitzungssaal enthält die amphitheatralisch um die
Rednertribüne angeordneten Plätze für 266 Mitglieder. Vor
dieser Tribüne steht der halbkreisförmige Tisch der Steno-
graphen; in dessen Mitte ist der Tisch des Hauses eingebaut.
Hinter der Rednertribüne, 0,90 m über den Saalfußboden er-
höht, sind die Sitze des Präsidiums, rechts von denselben die
Plätze der Minister und Regierungsvertreter, links die Plätze
der Referenten angeordnet.
Die den Saal auf drei Seiten umgebenden Tribünen für
den Hof, die Diplomaten, für Reichstags- und Landtagsabge-
ordnete und für die Presse sind, um die Abmessungen des
Eingangshalle des Herrenhauses.
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