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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 20.1904

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Heft 7
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Högg, Emil: Hofarchitektur
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Von den Bauten der Weltausstellung in St. Louis 1904
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https://doi.org/10.11588/diglit.44901#0062

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1904

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 7

Wassertropfen nachspürenden Schutzmann fürchten müßte.
Ein andres Motiv, das uns verloren gegangen ist, könnte gleich-
falls hier wieder zu Ehren kommen: die reizenden Blumenerker!
Überhaupt, weshalb keine Erker im Hofe, sondern nur immer
an der Straße? Der Erker macht doch jedes Zimmer so viel
gemütlicher. »Vom Erker aus will man etwas sehen,« heißt
es. Wohl, aber erstens pflegen wir ja die Erkerfenster mittels
undurchsichtiger Butzenscheiben zu verschönern und zweitens
ist ein Blick in einen hübschen Hof wohltuender als auf eine
geschmacklose Straßenfront. Mit den Loggien verhält es sich
ganz ähnlich, an der Straße werden sie gebaut, obgleich der
Bewohner wegen des Lärms und Staubs hier nicht sitzen und
nicht ausruhen kann. Wie viel behaglicher aber säße man
in einer Loggia, oder besser »Laube«, die sich nach dem
Frieden des Hofes zu öffnete, und wie würde sie dem Architek-
turbilde zu gute kommen! Auch besteht gewiß kein zwingen-
der Grund dafür, daß man die Treppentürmchen der alten Zeit
aufgegeben hat, da doch Nebentreppen an jedem Hofe liegen.
Und wie wär’s mit schmiedeeisernen Korbgittern vor den Fen-
stern, die zum Schmuck wie zum Schutze des Erdgeschosses
beitragen würden? oder mit bunten Holzklappläden statt der
ewig defekten Stabjalousieen? Und endlich, zeigen uns nicht
unsre Vorbilder musterhafte Lösungen komplizierter Dach-
durchschneidungen? Ja, suchen sie nicht gerade darin ihren
malerischen Reiz? Kurzum und trotz aller Anerkennung der
Neuzeit und ihrer Forderungen — je länger wir in die alten
Höfe hineinschauen, um so notwendiger scheint uns, daß sie
zu Hochschulen für unsre Hofarchitekten werden.
Wir wollen nicht schließen ohne dankbar anzuerkennen,
daß tatsächlich neuerdings schon hier und dort künstlerisch
bedeutende Hofanlagen geschaffen worden sind; die Abbil-
dungen 7—9 legen Zeugnis davon ab. Das sind zwar noch recht
seltene Oasen in der Wüste, aber doch erwecken sie in dem



(9) Vorhof an der Dorotheenstraße in Berlin. Architekt: A. Breslauer in Berlin.
Suchenden die frohe Hoffnung, daß der frische Luftstrom, der
unsre moderne deutsche Baukunst durchweht, bald auch
kräftig in diesen vernachlässigten Winkel hineinblasen werde.


Von den Bauten der Weltausstellung in St. Louis 1904.

Für die Anlagen der Ausstellung waren 11 Mill. Dollars ( 46,2 Mill. Mk.)
vorgesehen, 7 Mill, für Gebäude und 4 Mill, für sonstige Anlagen. Der
Gesamtplan ist von einem Ausschuß von Architekten aufgestellt worden,
an dessen Spitze Isaac M. Taylor (Barnett & Taylor) in St. Louis steht und
dem Eames & Young, Barnett, Haynes & Barnett, Widmann, Walsh & Boisse-
lier und Theo. C. Link in St. Louis, Carrere & Hastings und Cass Gilbert
in New York, C. Howard Walker in Boston, van Brunt & Howe in Kansas
und R. Kimball in Omaha angehören, außerdem der Bilhauer F. W. Ruck-
stuhl in New York, der Landschaftsingenieur Jul.Pitzmann in St. Louis und
der Landschaftsarchitekt Georg F. Keßler in Kansas. Die Einzelheiten der
Gesamtanlagen bearbeitete Architekt E. L. Masqueray aus New York als
Chef des Zeichenbureaus.
Unser Lageplan gibt eine skizzenhafte Übersicht der Gesamtanlagen
und der Anordnung der wesentlichsten Gebäude. Von dem Hauptein-
gang, in dessen Nähe zwei Bahnhöfe liegen, der Zugangsbahnhof und der
Bahnhof der innern Ausstellungs-Ringbahn, führt eine breite Allee zu der
mächtigen Säulenhalle, die als Torgebäude am Anfang der Hauptachse
der ganzen Anlage steht.
Durch sie öffnet sich der Blick auf die breite Prachtstraße mit der
Gedenksäule an die Erwerbung von Louisiana vor dem 500 m langen und
100 m breiten Hauptarme des großen Wasserbeckens, dessen Arme wie
die Kanäle Venedigs die beiden Ausstellungshallen für Unterrichtswesen und
Elektrizität umfassen. Den Hintergrund bildet ein etwa 20 m hoher Hügel,
der den Mittelpunkt der fächerförmig sich ausbreitenden Hauptstraßen
bildet.
Den Rand des Hügels krönt in der Mitte die Festhalle, ein mächtiger
säulengetragener Kuppelbau von je 66 m Durchmesser und Höhe, den
Säulengänge mit den beiden seitlichen Restaurationspavillons verbinden.


as Gelände der Weltausstellung von St. Louis, die am 30. April d. J.
eröffnet werden und bis 1. Dezember dauern soll, liegt im west-
lichen Teile des Forestparkes und umfaßt etwa 500 ha. Auf der
autorisierten Vogelperspektive der Ausstellung sind folgende

Vergleichszahlen angegeben: St. Louis 1904:1240 Acres, Chicago 1893: 750
Acres und Philadelphia 1876: 236 Acres, Paris 1900: 336 Acres. Zum

Physical Culture Hall. Architekten: Cope & Stewardson.
Aus »Architects’and Builders’Magazine«.


Vergleich mit deutschen Ausstellungen der letzten Jahre sei erwähnt, daß
die Berliner Gewerbeausstellung 1896 einschließlich Vergnügungspark und
Kairo 91,7 ha und die Düsseldorfer Ausstellung 1902 nur 53 ha umfaßten.


Regierungsgebäude der Vereinigten Staaten.
Aus »The American Architect«.

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Architekt: James Knox Taylor.
 
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