G. E. PAZAUREK
freundeter Seite zur Verfügung gestellt wurden, bringen nun das wünschenswerte Licht
in dieses Kapitel. Im Warmbrunner Schloß stehen nämlich neben zahlreichen anderen,
namentlich geschnittenen Gläsern von hoher Qualität, deren Veröffentlichung den guten
Ruf der Glasveredlungskunst des Zackentales erheblich mehren könnte, auch zwei
Becher mit eingesetzten Silhouettenmedaillons, die sich sofort als Arbeiten jener Werk-
statt zu erkennen geben, die uns aus verschiedenen, sonst meist mit Deckeln versehenen
Bechern und Kelchgläsern in öffentlichen und privaten Sammlungen bekannt sind. Die
hochelliptischen Einsatzmedaillons mit goldradierten, schwarz hinterlegten Silhouetten-
köpfchen sind — im Gegensatz zu den längst vorausgegangenen Zwischengold-Ein- und
Aufsatzmedaillons der Barock- und Bandelwerkzeit — gekrümmt, und zwar genau der
Krümmung der Mantelfläche der Gefäße entsprechend, in deren Wandung sie in ein
genau so großes, vorher eingeschliffenes Medaillonfeld eingekittet sind. Eingeschnittene
Perlenkränze bilden die Rahmen, die durch Louis XVI-Schleifen und klassizistische
Blümchengewinde bekrönt werden. — Der kleinere (gesprungene) dieser beiden Becher, der
unter dem Goldmundrand noch die in dieser Gruppe immer wiederkehrende vergoldete
Perlschnur aufweist, zeigt im Zwischengold-Medaillon den nach rechts gewendeten Kopf
des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. mit dem Schwarzen Adler-Orden beim
Armabschnitt (Abb. 2), ganz in derselben Art, wie auf anderen Gläsern derselben Werk-
statt. Ungleich wichtiger ist der größere Becher des Warmbrunner Schlosses, der in
ähnlicher Aufmachung fünf Silhouettenmedaillons — zwei vorne, drei rückwärts — des
Warmbrunner Herrschaftsbesitzers Grafen Schaffgotsch und seiner Gemahlin in hoher
Marie Antoinette-Frisur (Abb. 5) nebst einem Sohn und zwei Töchtern enthält, darunter
vorne sechszeilig eingeschnitten:
Copia
Des 1786
den igten Januar Lebenden
regierenden Erlauchten Hoch-Reichs-Gräflichen
Majorats Herrlichen Stames v. Schaffgotsch.
Fecit J. S. Menzel.
Damit erfahren wir den Namen der Werkstatt, aus der dieses und damit gewiß auch
alle anderen damit übereinstimmenden Gläser hervorgegangen sind. Der Name des Warm-
brunners M e n z e 11 als eines Goldglassilhouetteurs und Glasschneiders ähnlicher Louis XVI-
Medaillons war uns bereits bekannt. Beherbergt doch das Riesengebirgsmuseum von
Hirschberg ein kleines, alt gerahmtes Hinterglas-Silhouettenbild (Abb. 1) von ganz ähn-
licher Stimmung, wenngleich mit blauem Grund um das Goldmedaillon; und die Signatur
1 Ob und inwieweit dieser Menzel mit dem Leipziger Porträtkupferstecher Johann Georg Menzel (Mentzel),
1675—173Q, zusammenhängt oder mit dem preußischen Bauinspektor C. A. Menzel, von dem sich Stiche von
Hausfassaden und Arabesken (1826—1833) erhalten haben (Nagler, Lexikon IX, S. 129), ist nicht bekannt.
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freundeter Seite zur Verfügung gestellt wurden, bringen nun das wünschenswerte Licht
in dieses Kapitel. Im Warmbrunner Schloß stehen nämlich neben zahlreichen anderen,
namentlich geschnittenen Gläsern von hoher Qualität, deren Veröffentlichung den guten
Ruf der Glasveredlungskunst des Zackentales erheblich mehren könnte, auch zwei
Becher mit eingesetzten Silhouettenmedaillons, die sich sofort als Arbeiten jener Werk-
statt zu erkennen geben, die uns aus verschiedenen, sonst meist mit Deckeln versehenen
Bechern und Kelchgläsern in öffentlichen und privaten Sammlungen bekannt sind. Die
hochelliptischen Einsatzmedaillons mit goldradierten, schwarz hinterlegten Silhouetten-
köpfchen sind — im Gegensatz zu den längst vorausgegangenen Zwischengold-Ein- und
Aufsatzmedaillons der Barock- und Bandelwerkzeit — gekrümmt, und zwar genau der
Krümmung der Mantelfläche der Gefäße entsprechend, in deren Wandung sie in ein
genau so großes, vorher eingeschliffenes Medaillonfeld eingekittet sind. Eingeschnittene
Perlenkränze bilden die Rahmen, die durch Louis XVI-Schleifen und klassizistische
Blümchengewinde bekrönt werden. — Der kleinere (gesprungene) dieser beiden Becher, der
unter dem Goldmundrand noch die in dieser Gruppe immer wiederkehrende vergoldete
Perlschnur aufweist, zeigt im Zwischengold-Medaillon den nach rechts gewendeten Kopf
des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. mit dem Schwarzen Adler-Orden beim
Armabschnitt (Abb. 2), ganz in derselben Art, wie auf anderen Gläsern derselben Werk-
statt. Ungleich wichtiger ist der größere Becher des Warmbrunner Schlosses, der in
ähnlicher Aufmachung fünf Silhouettenmedaillons — zwei vorne, drei rückwärts — des
Warmbrunner Herrschaftsbesitzers Grafen Schaffgotsch und seiner Gemahlin in hoher
Marie Antoinette-Frisur (Abb. 5) nebst einem Sohn und zwei Töchtern enthält, darunter
vorne sechszeilig eingeschnitten:
Copia
Des 1786
den igten Januar Lebenden
regierenden Erlauchten Hoch-Reichs-Gräflichen
Majorats Herrlichen Stames v. Schaffgotsch.
Fecit J. S. Menzel.
Damit erfahren wir den Namen der Werkstatt, aus der dieses und damit gewiß auch
alle anderen damit übereinstimmenden Gläser hervorgegangen sind. Der Name des Warm-
brunners M e n z e 11 als eines Goldglassilhouetteurs und Glasschneiders ähnlicher Louis XVI-
Medaillons war uns bereits bekannt. Beherbergt doch das Riesengebirgsmuseum von
Hirschberg ein kleines, alt gerahmtes Hinterglas-Silhouettenbild (Abb. 1) von ganz ähn-
licher Stimmung, wenngleich mit blauem Grund um das Goldmedaillon; und die Signatur
1 Ob und inwieweit dieser Menzel mit dem Leipziger Porträtkupferstecher Johann Georg Menzel (Mentzel),
1675—173Q, zusammenhängt oder mit dem preußischen Bauinspektor C. A. Menzel, von dem sich Stiche von
Hausfassaden und Arabesken (1826—1833) erhalten haben (Nagler, Lexikon IX, S. 129), ist nicht bekannt.
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