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Belvedere: Kunst und Kultur der Vergangenheit; Zeitschrift für Sammler und Kunstfreunde — 8.1925

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Marle, Raimond van: Ein Gemälde von Francesco Traini
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https://doi.org/10.11588/diglit.52316#0158

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EIN GEMÄLDE VON FRANCESCO TRAINI
VON RAIMOND VAN MARLE
JVIeine Entdeckung des Gemäldes mit den Heiligen Cosmas und Damian von Francesco
Traini in der Sammlung des Prinzen Fabrizio Massimo zu Rom (Abb. i und 6) kam zu spät,
um sie, ihrer Bedeutung entsprechend, in den fünften Band meines »Development of Italian
schools of painting« aufnehmen zu können. Da dieses Buch bereits zum größten Teil aus-
gedruckt war, konnte ich die Tafel nur in einer kurzen Notiz erwähnen. Das außer-
ordentliche Interesse liegt nicht nur in dem Werte dieser Tafel als Kunstwerk, aber auch in
der Tatsache, daß uns von Traini, einem der bedeutendsten Meister der kleineren Lokal-
schulen des italienischen Trecento, bis jetzt nur drei Arbeiten bekannt waren : die signierte
Dominicustafel, von der ein Teil sich in der Galerie zu Pisa und das übrige im Seminar be-
findet, die Verherrlichung des hl. Thomas von Aquino in der Katharinenkirche (Abb. 3, 2, 5),
deren Zuschreibung an Traini nie bezweifelt wurde, und endlich ein großer Teil der
Fresken des Camposanto: Jüngstes Gericht, Triumph des Todes, Legenden der hl. Einsiedler.
Obgleich Supinos Zuschreibung dieser Fresken an Traini von anderen bestritten wurde,
halte ich sie für ganz wahrscheinlich. Doch wird eine letzte Gewißheit über den Künstler
wohl kaum mehr zu finden sein, da die Fresken zu sehr übermalt sind. Vasari schrieb sie
dem Orcagna, Buffalmaco und Lorenzetti zu, Cavalcaselle gab sie Lorenzetti, Milanesi dem
Bernardo Daddi, Venturi glaubte, sie wären von einem Lorenzetti-Schüler und Thode
endlich schuf ihnen einen speziellen Meister, den er den »Meister vom Triumph des
Todes« nannte. Es scheint mir kein eigentlicher Irrtum, diese Fresken dem Lorenzetti-Kreis
zuzuschreiben; ich glaube vielmehr, daß man auch von der signierten Tafel des hl. Domini-
cus von 1545 dasselbe behaupten könnte (Abb. 5). Mit anderen Worten: als Traini diese
Tafel malte, näherte er sich sehr der, lorenzettischen Art, ja, er wiederholte sogar die
grimassenähnlichen Gesichtszüge, welche so häufig bei Pietro Lorenzetti anzutreffen sind.
Doch ist solche Eigenschaft nur für diese Bilder charakteristisch; die Thomastafel dagegen
unterscheidet sich von ihnen ganz bedeutend, und dies kommt eben daher, daß der Meister
sich hier von Simone Martini beeinflußt zeigt. Der wohl etwas jüngere Traini könnte
Simone Martini im Jahre 1320 leicht bei der Arbeit gesehen haben, als Martini die große
Altartafel der Katharinenkirche ausführte, derselben Kirche, für welche auch Traini seine
zwei Bilder malte. Auch wird Traini schon 1322 in Pisa erwähnt. Wie in anderen Städten
gab es wohl auch in Pisa eine Art Martinischule, der die anonymen Meister angehörten,
welche die jetzt in der Galerie befindliche Tafel der Hl. Petrus, Paulus, Rosalia und des
Täufers sowie das Himmelfahrtsfresko im Camposanto ausführten, ferner auch der bis
1360 genannte Giovanni di Niccolb, dessen beste Bilder echt sienesisches Feingefühl
zeigen. Der Zusammenhang der Thomastafel mit Simone ist wohl allgemein bekannt;
die Thomasfigur Trainis scheint direkt inspiriert von der Darstellung desselben

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