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238 Commodus.

grabungen des Cardinais Albani in Nettuno zum Vorschein ge-
kommen sein: Brustbilder und Köpfe des Commodus, „an denen
das Gesicht mit dem Meissei abgeschlagen war, und die man nur
an einigen anderen Zeichen erkannte, wie man auf einem zerbro-
chenen Steine den Antinous an dem Kinn und Munde erkennt".
Indes weiss ich nicht, was aus den betreffenden Denkmälern geworden
ist. Ob etwa die Büste in Houghton Hall (18) dazu gehört,
welche Cardinal Albani dem General Churchill schenkte ? In Villa
Albani befinden sich nur zwei unbärtige (33. 34), die schwerlich
mit unter den Winckelmann'schen verstanden sind. Da man aber
zur Zeit des letzteren den bärtigen Comniodustypus eigentlich nur
von den Münzen kannte, so fragt es sich, ob Büsten mit abge-
schlagenen Gesichtern damals überhaupt mit einiger Sicherheit iden-
tifiziert werden konnten. Die Notiz hat daher für uns einstweilen
keinen grossen "Wert.

Die hier zunächst in Betracht kommenden bärtigen Bildnisse
gehen im Alter der Natur der Sache nach nicht sehr weit aus-
einander l, insofern sie alle dem letzten Decennium seines Lebens
angehören. Einer künftigen genauen Vergleichuug mag es vielleicht
gelingen, dieselben in aufsteigender Linie nach den fortschreitenden
Jahren zu ordnen; Einstweilen muss es genügen, zwei Gruppen
zu unterscheiden, eine mit kürzerem und eine mit längerem Bart,
wobei der kürzere das Zeichen der grösseren Jugend.

Der jüngeren Gruppe sind Köpfe wie die im Büstenzimmer
des Vaticans (4), die in Mantua (12), im Louvre (15), in
"Wien (20) zuzuweisen. Der Bart umrahmt bereits das ganze
Untergesicht, giebt ihm aber noch nicht jene länglichte Form wie
später; auch tritt er noch so wenig ins Gesicht, dass man sieht,
die Kürze beruht auf der Jugendlichkeit, nicht auf dem Schnitt. —
Den längeren Bart, der, wie man meinen sollte, auf Zurücklegimg
mindestens des 24. Lebensjahres deutet, obwohl den Münzen nach
auch schon das 23. mit eingeschlossen sein könnte 2, finden wir bei
den Köpfen im Capitol (2), im Braccio nuovo (3), im Museo

1 Ob sie bis an den Anfang seiner Regierung zurückreichen, kann ich
leider mit den mir jetzt zu Gebote stehenden numismatischen Hilfsmitteln nicht
entscheiden; Eckhel und Cohen geben über Bärtigkeit oder Unbärtigkeit keine
Auskunft. Aus den Abbildungen bei Lenormant ist nur so viel zu ersehen,
dass Commodus bis zum Jahre 179 (seinem 18. Lebensjahre) noch bartlos war,
im Jahr 183 aber (seinem 22.) bereits einen ganz stattlichen Bart trug. Hero-
dian hebt in der That gleich bei seinem Einzug in Rom diesen Schmuck der
Jugend an ihm hervor (Herod. I. 7).

2 Vgl. das Medaillon bei Lenormant Icon. pl. 38". 9. aus dem Jahr 184.
 
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