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Alter. Jägerstatue im Braccio nuovo. 239

Torlonia (8), in Toulouse (16), im brit. Museum (17), in Mün-
chen (21), in Dresden (22) und andern; und in besonders männ-
licher Fülle bei der'Halbfigur des Conservatorenpalastes (1),
welche denn auch nach den herculischen Attributen sicher erst aus
der späteren Zeit, wo er als Gladiator auftrat, herstammt. Auch
die geringe Büste in der Loggia scoperta (6) gehört seinen letzten
Regierungsjahren an.

Das besterhaltene und am sorgfältigsten ausgeführte Exemplar
ist die genannte Halbfigur mit der Löwenhaut, in ihrem statuarischen
Typus an gewisse Halbfiguren des Antinous erinnernd; ein ähn-
liches Meisterwerk der Tecknik wie der M. Aurels-Kopf von Acqua
Traversa, Haar und Bart von derselben detaillierten Arbeit, das
über den Kopf gezogene Fell mit staunenswerter Virtuosität unter-
höhlt, schliesslich aber doch von einer gewissen barocken Wirkung.

Wie steht es nun aber mit ein paar andern auf Commodus
bezogenen Bildnissen, die von diesem Typus abweichen, und die
wir proleptisch als unsicher oder falsch benannt von den übrigen
geschieden haben, wie namentlich die bekannte Jägerstatue des
Braccio nuovo (52), von der schon am Anfang die Rede war?
Meines Erachtens geht aus der Vergleichung der beiden im Vatican
sich gegenüberstehenden Denkmäler (3. 52) zur Genüge hervor, dass
wenn in der Büste (B) Commodus dargestellt ist, woran nicht mehr
gezweifelt werden kann, diese Bezeichnung für die Statue (52) ab-
zuweisen ist. Oder darf man zwei Bildnisse für identisch nehmen,
die in der Bildung der Augen so diametral verschieden sind? Das
eine (Jägerstatue) mit scharf gezogenen, eckig ansetzenden Brauen
und tief beschatteten Augen, das andere mit,hochgewölbtem, abge-
rundetem Superciliarbogen und vorquellenden Augäpfeln; von dem
Unterschied des Haares und des Bartes, welche bei dem Jäger viel
krauser sind (der Bart das ganze Kinn bedeckend), zu schweigen.
Hier handelt es sich nicht bloss um eine Altersdifferenz, wie Nibby
meint, der die Büste der Zeit seines Regierungsantritts (wofür sie
zu alt), die Statue der Zeit kurz vor seinem Tode zuschreiben
möchte, sondern Allem nach um verschiedene Personen. Die Aehn-
lichkeit beruht mehr nur auf der Gleichheit der Proportionen und
der allgemeinen Stilverwandtschaft als auf dem speciellen Formen-
charakter. — Möglich übrigens, dass auch bei dem Statuenkopf eine
historische Persönlichkeit zu Grunde liegt, wie aus dem, wenn ich
nicht irre, nochmaligen Vorkommen desselben (sogen. Aelius Cäsar
in Blundell Hall, Michaelis p. 363. 122)1 zu schliessen ist.

1 "Wo es heissen muss: Braccio nuovo Nr. 8 statt Nr. 1.
 
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