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Commodus als Hercules. Reiterfiguren, 243

Die Halbfigur des Conservatorenpalastes (1), wo die Löwen-
haut breit über der Brust verknotet ist und 'mantelartig über den
Rücken fällt, hat dann noch weitere herculische Attribute, in der
Rechten die Keule, schräg über die Schulter gelegt, in der vorge*
streckten Linken die Hesperidenäpfel, und ist ausserdem wegen der
zierlichen Basis bemerkenswert. P. Erc. Visconti erklärt die Ama-
zonen, welche die Füllhörner stützen, nicht ohne Wahrscheinlichkeit
aus dem Beinamen Amazonius1, den Commodus seiner Bublerin
Marcia zu lieb angenommen. Die Himmelskugel und die Füllhörner
sollen die Ewigkeit der Glücksgüter bezeichnen, welche der neue
Hercules Rom gebracht hat. Dagegen scheint die von Visconti
versuchte Deutung der drei auf dem Zodiaeas angebrachten Zeichen
(Stier, Steinbock und Skorpion) nicht als endgiltig betrachtet werden
zu können.

Weniger sicher als die Herculesdarstellungen sind die hie und
da auf Commodus bezogenen Reiterfiguren, von denen die be-
kannteste die unterlebensgrosse Marmorstatuette im Saal der Tiere
des Vaticans (53). Kleine Bronzen ähnlicher Art bei Depoletti in
Rom (64) und in Stanmore Hill (06), Reliefs im brit. Museum
(70) und im Palazzo Mattei (68). Auch die 1796 zerstörte Bronze-
statue auf dem Domplatz von Pavia, Regisole genannt (vgl. oben
p. 218), wurde von Einigen für Commodus gehalten. Der Reiter
erscheint bald gepanzert (Depoletti, brit. Museum), bald wie der
Marc Aurel auf dem Capitolsplatz in der gegürteten Tunica (Va-
tican, Stanmore Hill, Pal. Mattei). wonach es sich jedenfalls nicht
um lauter Wiederholungen des gleichen Urbilds handelt. Doch
könnte zwischen der Statuette des Vaticans und der Figur des mattei-
schen Sarkophagreliefs wegen des als Sattel dienenden Luchsfells
und der sonstigen Uebereinstimmung wohl eine künstlerische Be-
ziehung angenommen werden. Der Kopf der vaticanischen Statue hat
grade so viel Aehnlichkeit mit Commodus, dass man die Möglichkeit
dieser Bedeutung zugeben kann, obwohl er zunächst mehr an den
Jäger des Braccio nuovo, den wir ausgeschieden, als an die authen-
tischen Bildnisse erinnert. Es mag sein, dass die früheren Be-
nennungen M. Aurel (Venuti) und Hadrian (Maffei) noch weniger
zutreffend sind. Wenn man sich aber später auf Commodus einigte,
so scheint noch ein anderer Grund mitgewirkt zu haben, nämlich
der, dass Commodus auf den Münzen verschiedentlich beritten dar-
gestellt ist. Man vergleiche den galoppierenden Löwenjäger auf
dem Medaillon vom Jahre 183 (bei Lenormant Ieonogr. pl. 39. 1)

1 Dio 72. 22; Lamprid. C'omm. cap. U.
 
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