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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 24.1889

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Heft 11
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https://doi.org/10.11588/diglit.51129#0273
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M II.
lodie in die klare Atmosphäre hinaussang, und der
kleine grüngelbe Papagei sinnlos plaudernd von Zweig
zu Zweig kletterte. Wie heiliger Friede ruhte es auf
den schattigen Gartenanlagen, wie ein Friede, nie ge-
stört durch die Eingriffe eines im steten Hader leben-
den Menschengeschlechts.
Still lag auch die Landstraße, welche zwischen dem
See und der Parkeinfriedigung sich erstreckt. Dem
weiter zurückliegenden Hause gegenüber befand sich das
Gitterthor, durch welches ein breiter Fahrweg nach der
Besitzung hinanfführte. Das Thor war geschlossen; die
neben demselben angebrachte Pforte stand dagegen offen.
Die Ankunft des Zuges, welcher gewöhnlich die Villen-
besitzer der Stadt entführte, hatte sich schon vor einer
Weile durch das weithin schallende dumpfe Rollen und
seltsame Heulen der Dampfpfeife bemerklich gemacht,
als eine schlanke Mädchengestalt in die Pforte trat
und gespannt nach der Eisenbahnstation hinüberspähte.
Ganz in Weiß gekleidet, mit der hellblauen Schärpe
und dem ähnlich geschmückten italienischen Strohhut
war sie gewiß geeignet, vor dem grünen Hintergründe
schon aus der Ferne die Aufmerksamkeit auf sich zu
ziehen. Wer aber näher trat, der fühlte sich gefesselt,
bezaubert durch die holde Anmuth, welche den jung-
fräulich üppig geformten Körper umwebte, durch das
liebliche Antlitz mit dem süßen, erwartungsvollen
Lächeln, den tiefen, dunklen Gluthaugen und den Lippen,
welche man mit einem sich eben erschließenden Röslein
hätte vergleichen mögen. Zu der beinahe durchsichtig zarten
Gesichtsfarbe kontrastirten scharf die ungewöhnlich starken
schwarzen Brauen, neben dem Weichen, wellenförmig
gelockten Rabenhaar nnd den exotischen Augen ein be-
strickendes Bild des Südens vervollständigend.
Nach einem langen Blick die Straße auswärts prägte
sich Enttäuschung in ihren Zügen aus. Sie begab sich
in den Park zurück, wandelte ein Weilchen nachdenklich
auf und ab, und abermals in die Pforte tretend, er-
neuerte sie ihr Spähen. Doch nur einige Sekunden,
dann schoß Helle Gluth in ihre Wangen und über-
schwängliches Glück strahlte ans ihren glanzvollen
Augen. Ohne die Richtung der Blicke zu ändern, ver-
harrte sie mehrere Minuten in der lauschenden Stellung;
zugleich spielte ein inniges Lächeln um die leicht ge-
öffneten Lippen, und abermals den Schutz des Parkes
suchend, ließ sie sich in der Nähe der Einfriedigung
auf eine Bank nieder, welche von einer Traueresche
derartig umhüllt wurde, daß sie vor einem in der
Pforte Auftauchenden verborgen blieb.
Minuten verrannen wiederum in tiefer Stille.
Endlich wurden auf der Straße Schritte vernehmbar;
gleich darauf trat ein junger Mann in die Pforte, wo
er, wie über die einzuschlagende Richtung in Zweifel,
stehen blieb. Kräftig gewachsen offenbarte sich in seiner
Haltung eher eine militärische Erziehung, als die Je-
mandes, dessen Thätigkeit auf Comptoirs und Konto-
bücher entfällt. So auch in seinem frischen, wohl-
gebildeten Antlitz mit dem blonden, krausen Aollbart
und zwei klugen, blauen Augen, in welchen eine ganze
Welt glücklicher Sorglosigkeit wohnte. Nach kurzem
Säumen leuchtete es plötzlich in denselben auf. Seine
Blicke waren auf einen Weißen Gegenstand gefallen,
der zwischen dem Gezweig der Eschenlaube hervor-
schimmerte, und mit schnellen Schritten nach deren
Eingänge herumcilend, sah er das holdselig erglühende
Mädchen vor sich stehen.
„Jane!" rief er entzückt aus, der zu ihm Heraus-
tretenden beide Hände reichend, „ich wußte, daß Du
nicht weit sein konntest. Wo wären die guten Eigen-
schaften meiner Augen geblieben, hätte ich beim Heraus-
biegen aus der Station nicht sofort ein Weißes Kleid
erkannt."
„Und ich wußte, daß ich Dich nicht vergeblich er-
warten würde," versetzte Jane, sich der Umschlingung
des jungen Mannes sanft erwehrend, „nicht doch,
Charles —"""sie warf einen scheuen Blick um sich und
küßte ihn zärtlich, um von ihm stürmisch in die Arme
geschlossen zu werden. Dann zutraulich an einander
geschmiegt, vertieften sie sich in die schattigen Park-
gänge, um auf einem Umwege das Landhaus zu er-
reichen.
„Schon vor Stunden traf der Vater ein," erzählte
Jane im Lauf der Unterhaltung, „es beängstigt mich
förmlich, daß er, entgegengesetzt seinen früheren Ge-
wohnheiten, die Stadt jetzt immer so viel früher ver-
läßt."
„Weshalb sollte er nicht?" fragte Charles Bruce
sorglos, „gilt es mir doch als Beweis, daß er die
laufenden Geschäfte in meinen Händen als sicher ge-
borgen betrachtet. Freilich" — und seine Stimme
klang ein wenig ernster — „so gänzlich, wie zur Zeit
meiner ersten Bekanntschaft mit ihm, geht er jetzt nicht
mehr in seinem Berufe auf. Nachdenklicher ist er ge-
worden, zeitweise sogar bis zu einem gewissen Grade
finster, obwohl er nicht blind dafür sein kann, daß das
Glück ihn gewissermaßen suchte. Läßt sich doch be-
haupten, daß ihm kanm jemals ein Unternehmen fehl-
schlug. Was er beginnen mochte, so weit ich mich
entsinne, blieb der Erfolg nie aus, und so ist es

Das Buch für Alle.
heutigen Tages noch. Und wer dürfte sich rühmen,
innerhalb einer verhältnißmäßig kurzen Zeit — denn
was sind achtzehn, neunzehn Jahre für eine neu be-
gründete Firma von einem allerdings namhaften
Vermögen sich zum größten Reichthum emporgeschwungen
zu haben? , In der That, das Haus Wellingham er-
freut sich eines Weltrufs, wie nicht viele andere neben
ihm. Daher gewinne ich auch zuweilen den Eindruck,
als hätten gerade die erstaunlichen Erfolge ihn er-
müdet, oder als zagte er bei dem Gedanken an die
Launenhaftigkeit des Geschicks. Es wäre dies sehr
traurig, denn gerade die sich häufende Arbeit war es,
was ihn so lange rege und guter Dinge erhielt."
„Wenn nur keine tückisch schleichende Krankheit
seiner oft recht trüben Stimmung zu Grunde liegt,"
meinte Jane mit einem Ausdruck der Besorgniß.
„Darüber beruhige Dich," versetzte Bruce freundlich
beschwichtigend; „mit dem wachsenden Hange zur Be-
quemlichkeit, der in seinem Alter nicht befremden kann,
mehren sich auch die Gelegenheiten zum Grübeln, mehrt
sich die Neigung zur Einsamkeit, welche wiederum einer
gewissen Melancholie Vorschub leistet. Aber das wird
anders, glaube mir, es wird anders werden, spätestens
mit dem Tage, an welchem er seine einzige geliebte
Tochter gewissenhaften Händen auf ewig anvertraut."
Jane erröthete leicht. Befangen und doch glücklich
lächelnd sah sich vor sich nieder. Holde Bilder mochten
ihr Vorschweben, daß sie den heißen Blick nicht fühlte,
mit welchem der junge Mann ihr geneigtes reizvolles
Profil betrachtete. Nach einer kurzen Pause richtete sie
sich lebhaft empor, und zutraulich in des Geliebten
Augen schauend, bemerkte sie innig- „Möchten unsere
Hoffnungen sich erfüllen!"
(Fortsetzung folgt.)

Hermann Heiberg.
(Siche das Porträt auf Seite 281.)
Selten hat wohl ein Schriftsteller seine Laufbahn in so
späten Jahren begonnen und dann, unermüdlich schaffend, in
so kurzer Zeit die Gunst des Publikums gewonnen, wie Hel-
mann Heiberg, dessen Porträt wir unseren Lesern auf S. 261
vorführen. 1881 schrieb er im Alter von 41 Jahren sein erstes
Buch, und heute liegt nicht nur bereits eine lange Reihe von
Novellen und Romanen aus der Feder des fruchtbaren Schrift-
stellers vor, sondern derselbe gehört auch ohne Zweifel zu den
bekanntesten und meistgelesenen deutschen Erzählern der Gegen-
wart. Hermann Heiberg ist am 17. November 1840 in
Schleswig als Sohn des Rechtsanwalts Karl Friedrich Hei-
berg geboren, und besuchte anfangs das Gymnasium seiner
Vaterstadt in der Absicht, sich später an einer deutschen Hoch-
schule dem Studium der Rechten widmen. Indessen änderte
er infolge der trüben Familienverhältnisse, welche durch die
damaligen politischen Wirren herbcigeführt wurden, in die
sein Vater als mannhafter Kämpfer für das Deutschthum
verwickelt war, m seinem 17. Jahre seinen Entschluß.und
trat bei einem Buchhändler in Kiel in die Lehre. Nachdem
er seine Lehrzeit beendet und vorübergehend in Köln in
Stellung gewesen, übernahm er eine von seinem Vater be-
gründete Buchhandlung, die empor zu bringen er eifrig be-
strebt mar, und erzielte in der That mit seinem Schulbücher-
verlag bedeutende Erfolge. Als jedoch der österreichisch-
preußische Krieg beendet und der Norddeutsche Bund begründet
ivar, duldete es ihn nicht länger in seiner Heimath. Es zog
ihn nach dem mächtig aufblllheuden Berlin wo er mehr Ge-
legenheit hatte, als in Schleswig, den ihn erfüllenden Thätig-
keitsdrang würdig zu verwenden. Er fand dort in der That
bald einen ersprießlichen Wirkungskreis, indem er an die
Spitze der geschäftlichen Leitung der „Norddeutschen All-
gemeinen Zeitung" aAangte, und dann, nach kurzem Aufenthalt
iu Leipzig, in die^irektion der Preußischen Bankanstalt ein-
trat. Diese Stellung brachte ihn mit allen bedeutenden Per-
sönlichkeiten der Berliner Geschäftswelt in Verbindung, er-
öffnete ihm eine äußerst vielseitige und ausgebreitete Wirkungs-
sphäre und hätte ihn wohl für immer gefesselt, wäre nicht
die Bank durch die Zahlungseinstellung einer großen Stettiner
Firma zur Liquidation gezwungen worden. Heiberg machte
sich jetzt selbstständig, erlitt aber bei seinen Geschäftsunter-
nehmungen so viele Rückschläge und machte so böse Erfah-
rungen, daß er sich endlich, augewidert von Allem, was Geschäft
heißt, in's Privatleben zurückzog. In der unfreiwilligen Muße
des Jahres 1881 entstand, wie erwähnt, sein erstes Buch „Plau-
dereien der Herzogin von Seeland", ferner eine Reihe kleiner Auf-
sätze, Erzählungen und Novelletten, die so lebhaften Anklang
fanden, daß er beschloß, sich hinfort dem Schriftstellerberuse zu
widmen. An Glück und an Anerkennung fehlte es ihm in der
neuen Laufbahn ebenso wenig, wie au Schaffenslust und Schaf-
fenskraft. Es war, als Habs das reich veranlagte Gemüth und
der scharf beobachtende Geist des Erzählers Jahre lang nur
deshalb im Stillen gesammelt, um nun mit einem Male alle
seine Schätze zum Besten zu geben. Mit Vorliebe weilt er
bei den Erinnerungen und Eindrücken seiner Jugend, und die
Verhältnisse der norddeutschen Kleinstadt, die See nnd das
Leben und Treiben der Küstenbevölkerung, bilden die bevor-
zugten Stoffe für seine Erzählungen. Erst in jüngster Zeit
hat er den Schauplatz, seiner Novellen und Romane auch
mehrfach nach Berlin verlegt. Von den zahlreichen Erzeug-
nissen des talentvollen Schriftstellers nennen wir noch: „Ernst-
hafte Geschichten"; „Äusgetobt"; „Die goldene Schlange";
„Acht Novellen"; „Apotheker Heinrich" (offenbar sein reifstes
Werk); „Neue Novellen"; „Eine vornehme Frau"; „Esther's
Ehe"; „Der Jauuskops"; „Ein Weib"; „Liebeswerben und
andere Geschichten"; „Menschen unter einander"; „Kay's
Töchter". _

267

Himmelsgnbe.
lSiehe das Bild aus Seite 284.)
In der Weihnachtszeit schauen die Kinder wohl um die
Abendstunde zum Himmel empor, in der Hoffnung, vielleicht
das Christkind erblicken zu können, wenn es, von Engeljchaaren
begleitet, aus den sich öffnenden Wolken »iederschwebt, um
auf Erden seine mit Sehnsucht erwarteten Gaben auszutheilen.
An diese poetische Ausfassnugsweise knüpft auch das schöne
Bild „Himmelsgabe" von dem Altmeister religiöser Malerei,
Professor B. Plockhorst, an, von dem wir auf S. 264 unseren
Lesern eine Holzschnittnachbildung vorlegen. Auch hier wird
ein Geschenk vom Himmel auf die Erde herniedcrgetrage»:
ein allerliebstes Kindlein, das sein Schutzengel sorglich in den
Armen häl>, bis er es in einem Hause des Städtchens, dessen
dämmernde Umrisse wir dort unten gewahren, in die schon
hergerichtete Wiege legen wird. Ein rosenstreuender Engel
schwebt ihm zur Seite, während im Hintergründe eine Schaar
von Englein dem Kinde, das aus den lichten Höhen scheidet,
nachwinkt. Drunten aber wird die Ankunft des neuen Erden-
bürgers große Freude erregen und als ein Pfand ehelichen
Glückes, als eine wahre Himmelsgabe betrachtet werden. Daß
eine solche Anschauung dem religiösen Sinn von jeher nicht
fremd gewesen, zeigen deutlich auch manche Namen, die direkt
daraus Hinweisen, wie z. B. die dem Griechischen entlehnten:
Theodor und Theodora, welche nichts anderes als „Gottes-
gabe" bedeuten. Der Maler hat diese fromme Vorstellung in
tiefpoetischer Weise zu verkörpern verstanden; sein Bild wirkt
besonders anziehend durch die Nebeneinanderstelluug der Hehren
Gestalt des Schutzengels und der zierlich behandelten Kinder-
figuren.

Das entdeckte Liebesgeheimniß.
lSiehe das Bild auf Seite 265.)
Das hübsche Genrebild von F. Ortlieb, betitelt „Das
entdeckte Liebesgeheimniß", welches unser Holzschnitt auf S. 265
wiedergibt, führt uns eine kleine Scene aus dem ländlichen
Familienleben vor, über deren Bedeutung wir bei der treff-
lichen Charakteristik der verschiedenen Figuren keinen Augen-
blick im Zweifel sein können. Bei der Hausfrau, einer ehr-
samen Wittwe mit zwei Töchtern, sind zwei Verwandte
anwesend, die zur Stadt müssen, aber nicht unterlassen
wollten, unterwegs bei der Frau Base vorzusprechen, um zu
sehen, wie es ihr und den Kindern geht. Da hat nun die
gestrenge Mutter nichts Eiligeres zu thun, als dem Besuch
Mlttheilnng von dem entdeckten Liebesgeheimniß ihrer Aeltesten
zu machen. Sie hat nämlich jüngst eine an diese adressirte
Postsendung abgefangen, die von dem Nachbarssohne kam, der
jetzt in der Stadt seiner Militärpflicht genügt, und nicht nur
eine eingerahmte Photographie des jungen VaterlandsvertW
digcrs, sondern auch einen vier Seiten laugen Liebesbrief
enthielt. Beide Beweisstücke werden den Verwandten zur
Ansicht vorgelegt, und die Tante, welche gleich ihre Brille
aufgesetzt hat, ist natürlich ganz außer sich darüber, daß ein
so junges Ding schon einen „Schatz" haben will, während
der im Sorgenstuhle sitzende Onkel bedächtig die Photographie
anschaut und vielleicht im Stillen denkt, es sei am Ende gar
nicht zu verwundern, wenn ein so schmucker Bursch dem Mäd-
chen gefalle. Die Sünderin steht zwar recht verschämt da-
neben, aber von Zerknirschung ist in den Zügen des schmucken
Mädchens nichts wahrzunehmeu, und auch das Schwesterchen
faßt die Angelegenheit augenscheinlich durchaus nicht tragisch
auf — eine Anschauungsweise, zu der das Liebespaar mit
der Zeit hoffentlich auch die übbigen Familienmitglieder be-
kehren wird.

Das neue Gewandhaus in Leipzig.
(Siche das Bild auf Seite 26S.)
Im Jahre 1780 wurde in Leipzig in einem mit dem so-
genannten Gewandhause verbundenen, als Zeughaus benutzten
Gebäude ein großer Saal für Mustkansführungen eingerichtet,
in dem fortan während des Winters regelmäßige Konzerte
veranstaltet wurden. Diese Gewandhauskonzerte haben seit-
dem einen europäischen Ruf erlangt, und naturgemäß war der
alte Saal für den Andrang des Publikums längst zu klein
geworden. Man beschloß daher, ein neues, geräumigeres
Haus zur Pflege der Musik zu erbauen, das in seiner äußeren
Erscheinung der idealen Bestimmung würdig sein und in seiner
inneren Einrichtung auf der Höhe der Zeit stehen sollte. Beiden
Anforderungen entspricht das neue Gewandhaus in Leipzig
(siehe unser Bild aus S. 269), dem man diesen altüberliefer-
ten Namen pietätvoll belassen hat, in jeder Richtung. Zur
Erlangung geeigneter Entwürfe war im Jahre 1881 eine
öffentliche Konkurrenz ausgeschrieben worden, bei welcher den,
Entwürfe von Gropius und Schmieden in Berlin einstimmig
der erste Preis zugeiprochen wurde. Kurz darauf starb Gro-
pius, und nun verband sich Schmieden zur weiteren Durch-
arbeitung des Projektes mit dem Architekten Giesenberg. Die
Leitung der Bauausführung lag in der Hand des Regierungs-
baumeisters Goldschmidt und seines Assistenten Altgelt, wäh-
rend die künstlerische Ausschmückung der Meisterhand Schil-
ling's überwiesen war. Als Gesammtbausumme stand ein Ka-
pital von 1,300,000 Mark zur Verfügung, das theils der
Grassi'schen Stiftung entnommen, theils durch Stiftungs- und
Antheilscheine aufgebracht wurde. Man begann mit dem Bau
im Frühjahr 1882, und bereits am 11. Dezember 1884 konnte
im Beifein des sächsischen Köuigspaares die feierliche Ein-
weihung des neuen Gewandhauses stattfinden. Der im Rc-
naisfancestyle gehaltene Bau, von dem uns Skizze 1 eine
Außenansicht gibt, liegt im südwestlichen Theile Leipzigs, wo
sich auch das neue Konservatorium (siehe Heft 20 des Jahr-
gangs 1888) erhebt und jetzt das Reichsgerichtsgebände (siehe
Hest 10) gebaut wird, und wird von der Mozart- und Beetho-
venstraße begrenzt. Er zeigt aus allen vier Seiten weit
 
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