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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 24.1889

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Heft 11
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https://doi.org/10.11588/diglit.51129#0274
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268

Das Buch für Alle.

Heft U.

ausladende Vorsprünge, in denen sich die Zugangs- und Neben-
räume befinden, welche den Kern des Ganzen, den Haupt-
saal, umschließen. Dieser bildet oben eine mit mäßig steilem
Dache geschlossene, von Rundbogenfenstern durchbrochene Attika.
Der Haupteingang befindet sich an der östlichen, nach der
Stadt zu gelegenen Schmalseite, die ans nnserer Skizze zn
sehen ist, in dem unten durch Pfeiler, im Obergeschoß durch

Säulen gegliederten und mit einem Giebel bekrönten Risalit.
Dieser Giebel trägt drei große allegorische Fignreu, die In-
strumental-, die Vokal- und die kirchliche Musik darstellend,
und in seinem dreieckigen Felde eine ebenfalls allegorische
Relieskomposition, Apollo unter den Hirten. Der Haupt-
eingang führt in eine großartige Halle, die als Gar-
derobe dient und von mächtigen Pfeilern getragen wird, auf

denen der darüber befindliche Hauptsaal ruht. Rechts und
links führen der ganzen Länge der Halle nach einige Stufen
in das große Hanpttreppenhans (Skizze 3), das ebenso durch
glückliche architektonische Anordnung und Gliederung, wie
durch passende Malerei und das kostbare Material die Be-
wunderung des Eintretendcn erregt. Die Treppenaufgänge
sind von bronzegrüneu Säulen mit eben solchen Kapitälen

Kumoristisches.

Der Freier in t an send llöthen.


Herr Zierlich geht auf Freiersfüßcn. — Der große
Tag, an dem er sich seiner Auserkorenen erklären will,
ist gekommen, und ein letzter Blick in den Spiegel sagt
ihm, daß er mit seinem Acußcren zufrieden sein kann.

Aber die Götter haben sich gegen ihn verschworen.
Kaum ist Herr Zierlich aus der Straße angclangt, wird
schon ein Gassenkehrer seiner eleganten Toilette ge-
fährlich.

und bei der ersten Straßcnbicgung vermeidet er nur
durch seine große Gewandtheit einen unangenehmen Zu-
sammenstoß mit einem sacktragcndcn Müller.


Ein kleiner Schusterjunge bedroht Herrn Zierlich's
Helle Unaussprechliche, doch auch diese Klippe wird
glücklich umschifft.

Aus einem Schlächterhause ergießt sich ein Schwall
Wassers auf die Straße, welchem Herr Zierlich nur
durch große Geistesgegenwart und durch einen mächtigen
Sprung entgeht.

Nachdem er schließlich noch durch einen Kohlcnträgcr
in eine höchst peinliche Lage versetzt worden ist,


und Scylla und Charybdis in Gestalt eines weißen
Gipsfigurenhändlers und eines schwarzen Schornstein-
fegers glücklich passirt hat.

gelangt er schließlich, nachdem er so viele Fährlichkeiten
überwunden hat, hoch anfathmcnd in die Wohnung
seiner Angebeteten.


Armer Zierlich! Schon im Hafen, soll er noch Schiff-
bruch leiden, denn die Dame seines Herzens bereitet dem
unerwarteten Ankömmling einen kühlen Empfang und
seinen Bewerbungen ein rasches Ende.

flankirt und theilen sich von einem bequemen Podest aus in
zwei nach rechts und links greifende Arme. Der breite Kor-
ridor, zu welchem man auf beiden Seiten durch die Treppe
gelangt und in welchen Eingangsthüren zum großen Saale
münden, führt am östlichen Ende in den geräumigen Foyer
(Skizze 5), in welchem sich 900 Personen ergehen können,
und der als besonderen Schmuck drei Marmorbüsten hat,
welche Robert Schumann, Sebastian Vach und vr. Karl
Reinecke, den gegenwärtigen Kapellmeister des Gewandhauses,
darstellen. Der sich an den Foyer, dessen prächtiges Portal

uns Skizze 4 vorführt, anschließende Hauptsaäl (Skizze 2)
hat eine Länge von 42,5 Meter, eine Breite von 19 Bieter
und eine Höhe von 14,6 Meter und ist auf das Reichste
mit malerischem Schmuck und Verzierungen aller Art aus-
gestattet. Der Grundton der von Professor Schalter in Berlin
gemalten Decke, welche in sieben Feldern mythologische Dar-
stellungen enthält, ist grau auf blau, der Saal selbst in
feinem grünlichen Kolorit abgetönt, lieber dem mit steigenden
Sitzreihen angeordneten Orchester erhebt sich eine im Prospekt
reich angeordnete Orgel. Der Saal faßt bei großem Orchester

1450 Plätze und bei kleinem Orchester 1520 Plätze. Hinter
demselben liegt endlich noch der kleine Konzertsaal für
Kammermusik, welcher Raum für 700 Personen gewährt i er
ist dunkler gehalten, als der große Saal, und macht in
feiner ganzen Ausstattung einen höchst vornehmen Eindruck.
Die in beiden Sälen angebrachten Sitze, wie die Orchester-
podien lassen sich entfernen, so daß auch die Möglichkeit ge-
boten ist, das gesammte Haus für festliche Zwecke zu ver-
wenden.
 
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