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Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 25.1890

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Heft 19
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https://doi.org/10.11588/diglit.51136#0479
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Heft 19.
aus den Banden des Interdikts frei zu sein. Sich
dann doch Jngeborg's wieder zu entledigen, war sein
fester Entschluß.
Denn kaum daß der Papst das Interdikt auf-
gehoben hatte, so beantragte Philipp abermals die Ehe-
scheidung von Jngeborg bei ihm, und die Unglückliche
wurde auch von Neuem der Freiheit beraubt. Philipp
ließ sie nach dem Schlosse Etampes führen und da in
enger Haft halten. Abermals begann der Papst die
Unterhandlungen zur Versöhnung, da er von den Schein-
gründen zu einer kirchlichen Auslosung der Ehe nichts
hören wollte und ihre Aufstellung durch Philipp's
Sippschajt für eine Komödie hielt. Nur widerwillig
ging er darauf ein, daß seine Gesandten der Versamm-
lung von Notablen in Soissons beiwohnen sollten, die
Philipp im März 1201 cinbernfen hatte, um nochmals
von ihnen die Berechtigung zur Ehescheidung von Jnge-
borg aussprcchen zu lassen. Diese selbst wurde dazu
hcrbeigeholt. Die Verhandlungen überzeugten die
päpstlichen Vertreter aber durchaus nicht. Weder
die behauptete Verwandtschaft leuchtete ihnen ein,
noch der neu vorgebrachte Grund, daß Philipp's Ab-
neigung gegen die Dänin auf „Verzauberung" beruhen
müsse.
Nach fünfzehn Tagen machte Philipp den nutzlosen
Verhandlungen ein plötzliches Ende. Er reiste ohne
Abschied ab und nahm Jngeborg mit sich. Er brachte
sie selbst in die Gefangenschaft zurück, und dem Papste
ließ er erklären, daß er die Scheidungsangelegenheit
bei dessen ersichtlicher Parteinahme für Jngeborg gar
nicht weiter verfolgen wolle.
Wenige Wochen darnach starb Agnes von Meran,
ohne daß jedoch in dem traurigen Geschicke Jngeborg's
dadurch eine Veränderung eintrat. Philipp wollte sie
durch harte Behandlung vielmehr bestimmen, nunmehr
selber die Scheidung von ihm zu verlangen. Doch
verrechnete er sich auch in dieser Beziehung. Sie ließ
ihr Recht nicht fahren. So schrieb sie an den Papst
zwei Jähre nach Agnes' Tode aus ihrer Gefangen-
schaft :
„Mich verfolgt mein Gatte Philipp, der erlauchte
König von Frankreich, der mich nicht nur nicht als
Gemahlin betrachtet, sondern der wünscht, daß durch
die Einsamkeit meines Kerkers meine Jugend mit Wider-
willen erfüllt werde, der nicht abläßt, durch seine
Helfershelfer mich durch Beschimpfung und Verleum-
dung zu bedrängen, damit ich gegen das Recht der
Ehe und das Gesetz Christi ihm den Willen thue. Er
erröthet nicht vor dem Versuch, durch Leute, die Mit-
leid heucheln und keines besitzen, auf mich einzuwirken."
Und daran knüvfte sie eine beredte Schilderung der
körperlichen Entbehrungen und seelischen Demnthigun-
gen, die ihr in der Gefangenschaft auferlegt würden.
Wieder verwendete-sich der Papst Jnnocenz für sic,
und Philipp ließ sie darauf in der That besser in ihrer
Haft behandeln. Er wollte es mit diesem Mittel
versuchen, ihren Sinn zu brechen. Umsonst; sie gab
von ihrem Rechte nicht ein Titelchen auf. Zwanzig
Jahre war sie schon eine Verstoßene und Gefangene.
Sie konnte nichts mehr hoffen; sie sah keinen Stern
mehr leuchten für sich. Da aber kam es doch noch
anders.
Philipp erklärte plötzlich am Palmsonntage 1213
seinem Hofe, daß er seine verstoßene Gattin wieder
aufnchmcn wolle. Auch über den Grund dieser neuen
Wandlung ist man nie klar geworden. Er hatte wieder
Eroberungsabsichten auf England und da mochte er
wohl mit der dänischen Prinzessin das „alte Recht der
Dänen auf England" auszuspielen wünschen.
Genug, das Martyrium Jngeborg's hatte Plötzlich
ein Ende. Sie erhielt von dem bekehrten Gemähte
ihre Rechte als Frau und Königin, die sie kaum einen
Tag lang bei ihrer Hochzeit gehabt, nach zwanzig-
jähriger Verstoßung zurück, obwohl der König auch
jetzt nicht mit ihr zusammen lebte. Er ließ sie gar
nicht nach Paris kommen, sondern sie mußte ihren Hof
in der Provinz halten, im Schloß zu Pontoise, in
St. Germain-en-Lahe. Mit den reichen Mitteln, welche
ihr nunmehr zur Verfügung gestellt worden waren,
machte sie fromme Stiftungen und Schenkungen an
Kirchen und Klöster.
Im Jahre 1223 starb Philipp, und sein Sohn
bestieg als Ludwig V111. den Thron. Jngeborg, seine
Stiefmutter, wurde von ihm in gebührenden Ehren
gehalten, und er ließ sie ungestört, ja wohlwollend in
ihrem stillen und frommen Dasein. Sie kam nun auch
nach Belieben nach Paris und nahm dort einmal mit
Ludwig's VIA. Gemahlin Bianca zusammen an einer
Prozession theil, welche den Sieg für die Waffen des
Königs über die Engländer bei der schwierigen Be-
lagerung von La Rochelle erflehte. Diese Thatsache
beweist, daß sie mit dem neuen Hofe in gutem Ein-
vernehmen lebte.
Auch als Ludwig > X. im Jahre 1226 seinem früh
verstorbenen Vater auf dem Thron folgte, verblieb sie
in freundlichen Beziehungen zum Hofe, so daß ihren:
Leben doch noch ein langes und freundliches Abcndroth
beschieden war. Erst 1237 starb sie in Eorbeil, und

DaS Buch fü r A l l c.
wurde in der Klosterkirche daselbst beigesetzt. Im
Jahre 1736 mußte ihr Grab verlegt werden wegen
Umbaues der Kirche; 1793 erbrachen es die Jakobiner
und fanden bei den Gebeinen eine Krone aus vergol-
detem Kupfer und eine Spindel, die, wie ihre Grab-
platte aus Kupfer, in's Arsenal nach Paris abgeliefert
wurden und da verschwanden.
Das Geheimniß, das über den Vorgängen ruht,
die sich unmittelbar nach der Hochzeit zwischen Philipp
und Jngeborg abgespielt und des Königs seltsames
Verhalten veranlaßt haben, wird wohl nie entschleiert
werden und daher Dichtern und Romanschrcibern stets
einen dankbaren Stoff bieten.

^IllllltilfflllfllfkS. (Nachdruck verboten.)
Ucbcr die Klapperschlange ist schon viel geschrieben
und — gefabelt worden. Allerdings gehört sie sicherlich zu
dem giftigsten und daher gefährlichsten Gewürm, doch wird
ihre Gefährlichkeit zum großen Theil dadurch verringert, daß
sie ihre Nähe durch das Geräusch der am Schwanzende be-
findlichen Klapper verräth. Während jahrelanger Erfahrung
habe ich die Wahrnehmung gemacht, daß diese Schlange nie
aus eigenen: Antriebe den Menschen angreift, im Gegentheil,
sie geht ihm aus dem Wege, wenn sic in Ruhe gelassen wird.
Dagegen seht sie sich zur Wehre und springt, sich aufrichtend,
auf den Menschen los, sobald dieser sie bedroht oder ihr
durch Zufall zu nahe kommt oder sie gar tritt.
Ganz unglaublich ist übrigens die Furcht der anderen
Thiere, namentlich der Pferde, vor der Klapperschlange, die
sie schon auf iveitere Entfernung wittern. Es ist mir z. B.
wiederholt passirt, daß mein Brauner plötzlich stehen blieb
und mit gespitzten Ohrei:, die Nüstern weit aufblähcnd, zu-
gleich Zeichen des heftigsten Schreckens an den Tag legend,
trotz Sporen und Peitsche nicht von der Stelle zu bringen
war. Ging ich der Sache ans den Grund, so sand sich
regelmäßig, daß in einiger Entfernung ein giftiges Reptil
sich befand, an welchem vorbei ich das Roß erst nach längerem
Bemühen zu bringe,: vermochte.
Im gewöhnlichen Leben ist vielfach die Ansicht verbreitet,
der Blick der Klapperschlange übe auf andere Thiere, ja selbst
auf den Menschen einen Zauber aus, dem uicht zu wider-
stehen fei. Auf solche Weise soll es ihr auch meist gelingen,
sich ihrer Opfer zu be,nächtige». Wenn ich selbst auch ver-
schiedene derartige Bestien durch wohlgezielte Hiebe tüdtete,
so hatte ich doch nie Gelegenheit, die Schlange in maßloser
Wuth zu sehen; gerade in diesem Zustande aber soll der Blick
seine Gefahr besitzen. Auf meinen vielfachen Märschen und
Reifen durch alle Theile der Union hatte ich jedoch Gelegen-
heit, oftmals mit Menschen zusammenzutreffen, die ein völliges
Studium aus dem Leben und Treiben der Klapperschlangen
gemacht hatten und mir manches Interessante mittheilen konnten.
So erzählte mir ein alter Furnier, der sich zeitlebens in
Busch und Feld aufgehalten, das Folgende.
„Ich fischte," so begann er, „eines Tages in einem Flüßchen,
als ich plötzlich auf das seltsame Gebühren eines kleinen
Vogels aufmerksam wurde. Er flatterte und hüpfte beständig
über einer Stelle in der Nähe einer Steinmauer. Vorsichtig
trat ich naher, bis ich nur noch wenige Fuß von dem Vogel
entfernt war, der sich um mich übrigens gar nicht kümmerte,
sondern sich ohne Unterbrechung in mäßigem Halbkreise von
der Maner hin und her bewegte. Da entdeckte ich den Grund
dieser Erscheinung. In einer weiten Mauerritze, gerade gegen-
über dem Vogel, lag eine zusainmeugerollte Klapperschlange
mit hochaufgerichtetem Kopfe, dessen funkelnde Augen unaus-
gesetzt auf den flatternden Vogel gerichtet waren, während die
gespaltene Zunge wie eine Flamme aus dem Munde heraus-
schoß. Der Vogel machte mehrmals verzweifelte Versuche,
sortzufliegen, entfernte sich aber nie weiter, als höchstens einige
Fuß, so magnetisch wirkte das glühende Auge der Schlange,
welches ihn stets wieder an die Stelle zurückbrachte. Das
Thierchen befand sich offenbar vollständig in dem Banne dieses
Blickes. Obgl ich ich so nahe stand, daß ich die Klapper-
schlange zu berühren vermochte, schien mich diese doch nicht zu
bemerken, ihre ganze Aufmerksamkeit war ausschließlich auf
das ausersehene Opfer gerichret. Ich betrachtete kurze Zeit
das sonderbare Schauspiel, dann zog ich den Revolver und
zerschmetterte dem Reptil den Kopf. Der Vogel flatterte noch
eine Weile herum, dann flog er fort, jedenfalls aber befand
er sich noch unter dem Zauber. Denn nachdem er etwa zehn
Fuß geflogen war, ließ er sich auf einen Zweig nieder, wo
man alle Spuren grenzenloser Erschöpfung an ihm wahrzu-
nehmen vermochte. Erst nach ungefähr zehn Minuten erhob
er sich in dis Lüfte und verschwand.
Aehnlich," so fuhr mein Berichterstatter fort, „erging es
mir in einen: anderen Falle, wo ich ein Eichhörnchen nahe
daran sah, einer lauernden Klapperschlange zum Opfer zu
fallen. Nur durch meine Dazwischenkunft ward auch dieses
Thier gerettet, welches sicherlich nicht mehr lange den Blick
des Verfolgers ertragen hätte, denn es war nach Tvdtung
der Schlange dermaßen ermattet, daß fast eine halbe Stunde
erforderlich war, um ihm den Gebrauch seiner Glieder wieder
zu verleihen."
Thiere, vor denen nun andererseits wieder die Klapper-
schlange entsetzliche Furcht hat, sind die Fledermaus, das
Schwein und Rothwikd. In Betreff der ersteren Thiergattung
erzählte mir Jemand als Beleg für die Behauptung folgen-
den Vorgang. Er hatte einen dichten Käsig mit einer Klapper-
schlange, und in diese,: that er eines Tages eine Fledermaus.
Sobald dieselbe hineinkam, huschte die Schlange in den ent-
ferntesten Winkel des Käfigs, rollte sich zusammen und ver-
steckte ängstlich den Kopf. Wenn die Fledermaus bei ihrem
Umherschwärmen in dem großen Käfig die Schlange berührte,
klapperte dieselbe wohl, biß jedoch nicht, sondern rollte sich
noch krampfhafter zusammen.

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Wenn Schweine in Gegenden gehalten werden, wo es
Klapperschlangen gibt, so vertreiben sie dieselben in kürzester
Frist; dies bestätigt Jeder, der in Amerika sich mit Land-
wirthschaft beschäftigt. Das Schwein verfolgt diese Reptile
unermüdlich, tritt sie unter die Füße und zerreißt sie mit den
Zähnen. Merkwürdigerweise schadet der giftige Biß der Schlange
dem Rüsselthier nicht.
Das Gleiche ist bei dem Rothwilde der Fall; auch dieses
vertilgt unablässig die Schlangenbrut, indem es dieselbe mit
den scharfen Husen zertritt und zersetzt. O. v. Briesen.
Eine merkwürdige Polonaise. — Die Lorbeeren,
welche Fürst Potemkin durch die Eroberung von Oczakow an:
17. Dezember 1788 geerntet, erwarben ihm von seiner Kaiserin,
Katharina II., außer dem Orden des heiligen Georg und einer
großartigen Gelddotation den Titel eines Koiaken-Hetmans
und einen mit Lorbecrzweigen von Brillanten besetzten Mar-
schallstab. Bei seiner Rückkunft in die Hauptstadt hatte die
Pracht und der Jubel feines Empfanges kaum ihresgleichen,
und feine kaiserliche Gönnerin überhäufte ihn, den sie mit dem
Namen des „Tauriers" beehrte, mit weiteren, werthvollen
Geschenken, darunter auch den sogenannten Tanrischen Palast
in St. Petersburg. Hier gab nun der Fürst zu Ehren der
Monarchin ein Fest, 1)as in den Annalen Rußlands einzig
dasteht. Der Saal des Taurischen Palastes war mit einer
Anzahl von den Türken eroberter Trophäen dekorirt worden
und seine lange Säulenreihe niit Edelsteinen geziert. Bei dem
Eintritte der Herrscherin sank der Fürst auf ein Knie, um
sie zur Königin des Festes zu proklamiren, dann eröffnete er
mit ihr die Polonaise, wclche er eigens zu dieser Veranlassung
hatte komponiren lassen. Fünfhundert Musiker führten sie
auf, und nach jeder Strophe wurden allo Feuerschlllnde einer
Fregatte von 40 Kanonen gelöst, welche unter den Fenstern
des Palastes lag, den die Newa bespült. Der galante Fest-
geber führte die Paare so, daß jeder Tänzer im Vorübergehen
einen Brillanten von einer der Säulen ablösen konnte, um
ihn seiner Tänzerin zu überreichen. Es läßt sich denk«:, daß
die Damen diese Art der Huldigung unvergleichlich und aller-
liebst fanden. E. K.
Getroffen. — Ter in den dreißiger Jahre:: lebende,
wegen feiner Grobheit in ganz Schlesien bekannte Mediciual-
rgth M. wollte eines Tages von Breslau aus mit der Post
nach Lieguitz fahren. Im Wartesaal waren schon mehrere
Herren versammelt, welche ebenfalls mitreifen wollten. Als-
bald kam Einer derselben auf die Idee, an dein Arzt seinen
Witz auszulassen.
„Sind Sie nicht der Doktor M.?" fragte er.
„Zu dienen," war die Antwort.
„Ei, das freut mich! Sic wissen ja Alles, da könnten
Sie mir wohl eine Frage beantwort«:."
„Vielleicht weiß ich es, lassen Sie hören."
„Ja, sehen Sie, mein Schnurrbart ist schon ganz grau
und meine Kopfhaare sind noch ganz schwarz; wie kommt
das wohl?"
Ohne sich lange zu besinnen, entgegnete Al.: „Das kommt
einfach daher, weil Sie stets Ihren Mund viel mehr gebraucht
haben, wie Ihren Kopf." —dn-
Der Kammerdiener Napoleon's I. hatte einen schwe-
ren Stand, denn wie manche andere großen Männer war
auch Napoleon, trotz seiner Vorliebe für einfache Kleidung, eine
wahre Plage für seinen unglücklichen Kammerdiener. — Er
that nämlich Alles mit Hast, war sehr heftig, brüsk und
ungeduldig, und zerbrach und zerriß Alles, was ihn am
Anzuge belästigte. Sobald er also einmal, statt in der ge-
wöhnlichen schlichten Gardeuniform, im großen Kostüm erschien
bei großen, ceremoniellen Gelegenheiten, hatten Diejenigen,
welche ihn umkleiden mußten, ihre liebe Noth mit ihm.
Auch sonst befaß er Gewohnheiten, die feine Toilette durch-
aus nicht erleichterten, oder seinen Anzug konservirten. Er
hatte selbst eigentlich 40,000 Franken für feine jährliche
persönliche Toilette angesetzt, welche Summe jedoch gewöhn-
lich von ihm überschritten wurde, da er nichts schonte, und
schnell Alles, was er trug, verdarb, außerdem aber Lei
der geringsten Unbequemlichleit ein Kleidungsstück in's Feuer
oder sonst fortwarf. Aehnlich so verfuhr er, wenn ihm das
Tuch seiner Uniformen weniger fein wie sonst erschien. Wohl
wiederholte er immer, daß er nur gekleidet fein wolle, wie
ein simpler Gardeosfizier, und war stets ungehalten über die
großen Rechnungen, doch er vergaß dabei s.ine Vorliebe für
feine Leibwäsche und seine eigene Nachlässigkeit, welche eine
fortwährende Erneuerung feiner Toilettengegenstände erfor-
derten. — So besaß er unter Anderem auch die unangenehme
Angewohnheit, stets mit den Füßen das Feuer im Kamin
umher zu stoßen, namentlich wenn er erregt und zornig war;
er pflegte alsdann mit wahrer Energie darin umherzuarbeiten
und zu schüren, und die Folge war natürlich, daß er die
Spitzen feiner Schuhe und Stiefel sümmtlich verbrannte und
untauglich machte. — Beim Rnsiren pflegte Bonaparte so
unruhig und nervös zu sein, daß es ein wahres Kunststück
war, fein Gesicht zu glätten, bis er diese Arbeit endlich selber
übernahm. — Eine ganz besondere Aufmerksamkeit widmete er
der Pflege seiner schönen, kleinen Hände und der Fingernägel,
zu welchem Zwecke er eine förmliche Sammlung fiiner Scheeren
besaß. — Von Essenzen und Parfüms dagegen verwendete er
nichts als Kölnisches Wasser, weil er dies für so gesund er-
klärte, daß er sich oft ganz damit begoß; natürlich ist es da
kein Wunder, wenn er zuweilen an sechzig Flaschen monatlich
gebrauchte. , K. N.
Kaufmännisch. — Der seiner Zeit ebenso sehr wegen
seines Reichthums als seiner Genauigkeit in Gsschäftssachen
bekannte Pariser Bankier Bouvet verheirathete seine Tochter
und gab ihr eine Mitgift von 400,000 Franken. Ain Tage
nach der Hochzeit schrieb er seinem Eidam: „Mein Herr
Schwiegersohn! Ich habe Ihnen mit der Hand meiner Tochter
400,000 Franken gegeben, jedoch die Geldsäcke mitzurechnen
vergessen. Wollen Sie mir daher dieselben sogleich zurück-
schicken oder mir den Betrag dafür zukommen lassen. Mein
Kassier hat das Stück mit 25 Centimes bezahlt." Kl.
 
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