Hrsl 1.
Napoleon besuchte jeden Ort, wo Karl gegangen war, gesessen,
geschlafen, geredet, gegessen hatte, in großer Feierlichkeit, und
immer schleppte er dabei die fremden Gesandten hinter, und
seine Gemahlin neben sich her.
Einem Bauer, der ihm einen Stein schenkte, woraus Karl
der Große gekniet haben sollte, gab er dafür 10,000 Franken;
einem Kaufmann besaht er 1000 Lonisd'or ausznzahlen für
ein Porträt von Karl, welches eine Tochter desselben gemalt
haben sollte; ein deutscher Professor wurde zum Mitglied der
Akademie ernannt, weil er eine Urkunde vorzeigtc, die Karl
unterzeichnet haben sollte, und den deutschen Baron Knigge
nahm er in die Ehrenlegion auf, weil er ihm einen Ring
übergab, welchen Karl einem seiner Borfahren geschenkt habe.
Aber wehe dem, der gegen das, was Napoleon glaubte
und geglaubt zu sehen wünschte, irgend einen Zweifel zu
äußern wagte. Der städtische Archivar in Aachen, weniger
klug als gelehrt, übergab ihm einen Aufsatz, in dem er über-
zeugend uachwies, daß die erwähnten Reliquien von Karl dcui
Großen nur neuere Machwerke zur Täuschung Leichtgläubiger
wären: daß das Porträt in diesem Jahrhundert gemalt, die
Urkunde im letzten Jahrhundert geschrieben, der Ring erst vor
zehn Jahren verfertigt worden wäre.
Die Nacht daraus, als Napoleon diesen Anfsntz gelesen
hatte, trat ein Polizeikommissär mit vier Gendarmen in die
Tas Buch für Alle.
Schlafstube des Archivars, uöthigte ihn, sich anzukleiden und
sich in ein Fuhrwerk zu setzen, worin er unter Eskorte aus
das andere Rheinufcr gebracht wurde, unter der Androhung,
sich bei Todesstrafe nicht wieder auf französischem Boden sehen
zu lassen. Dieser kurze Prozeß brachte alle Alterthumssorscher
zum Schweigen, und seitdem kamen Reliquien von Karl dem
Großen von allen Gegenden Frankreichs, von Italien, Deutsch-
lands und selbst von Dänemark in solcher Menge, daß Na-
poleon die Hoffnung hegte, ein Museum Karl's des Großen
errichten zu können. Eine in Latein geschriebene Ballade,
welche die Töchter und Mägde Karl's bei außerordentlichen
Festlichkeiten gesungen haben sollten, wurde Duroc von dem
dänischen Professor Cramer überreicht, wofür ihn Napoleon
mit einem Diamantriug beschenkte, der 12,000 Livres wcrth
war.
Gegen Schriftsteller, welche ihn in ihren Büchern belobten,
war er überaus freigebig. Riltersteiu, ein bayerischer Gcnea-
logist, bewies, daß der Stammbaum der Bonapartes bis zur
Zeit des ersten Kreuzzuges zurückgehe, und der Frcund von
Richard Löweuhcrz nicht Bloudel, sondern Bonaparte hieß,
daß er den letzteren Namen nur darum mit dem ersteren ver-
tauschte, um in die Plautagenctsche Familie zu heirathcu;
und daß also, da die letzten Zweige dieser Familie durch
Wechjelheirathen dem Hause Stuart einvcrlcibt wurden, Na-
27
poleou Bonaparte nicht nur mit den meisten Souveränen
Europa's verwandt sei, sondern auch mehr Recht auf den
Thron von England habe, als Georg Ul., indem er von dem
männlichen Zweig der Stuarts, Georg l l l. aber nur von dem
weiblichen Zweig dieses Hauses abstamme. Riltersteiu wurde
mit einer Dose, woraus sich Napoleou's Bild mit Diamanten
eingesaßt befand, beschenkt, deren Werth man auf 12,000
Frauken schätzte, und erhielt 2l,0o0 Franken bares Geld,
nebst eineni Jahrgehalt von 900 > Franken, bis er „besser
versorgt" werden könnte; auch wurde er zum Ritter der Ehren-
legion ernannt. C. T.
Merkwürdige Berechnung. — Ein Naturforscher hat
Untersuchungen darüber angestellt, wie laut die menschliche
Stimme sein würde, wenn sic verhällnißmäßig ebenso stark
>vie die der Heuschrecke wäre. Er hat Folgendes gesunden:
Die Heuschrecke ist auf eine Entscrunng von '/. Meile noch
zu hören. Ein Mensch wiegt im Durchschnitt so viel, wie
26,000 von diesen Insekten; wenn also jein Stimmapparat
im Verhältnis; ebenso stark wirkte, wie der der Heuschrecke,
ja könnte der Mensch sich auf eine Entfernung von 1000
Meilen verständlich machen. Bon Hamburg z. B. reichte
seine Stimme über Konstantinopel hinaus bis Kleinasien,
und ein Hamburger Rheder würde mündlich von seinem Hanse
ans sich mit einem seiner Kapitäne, der eben den Kanal von
Nekrntenvorstell'iing im Beisein Kaiser Mkhekm's in Serkin. Nach einer Originalskizze von E. Ho sang. (S.23)
Suez durchfahren, unterhalten können. Freilich wäre der
Ucbelstaud dabei, daß, wenn Jemand in seinem eigenen Hanse
nieste, dasselbe von dem Schalle Zusammenstürzen müßte.
—du—
Eine englische Charlotte Corday. — Die Stadt
Loudon hatte dem Lord-Protektor Oliver Cromwell zu Ehren
ein prunkvolles Bankett veranstaltet, zu welchem der 18. Fe-
bruar des Jahres 1654 bestimmt war. Cromwell begab sich
in seinem Staatswagen dahin, von den Parlamentsmitgliedern,
Staatsräthen und dem Gencralstabe seiner Land- und See-
macht begleitet. Da fiel aus dem Fenster eines Eckhauses der
Esscxstraße ein Schuß, die Kugel fuhr durch den Wagen und
traf das Roß, auf dem des Protektors Sohn Heinrich, aus
der entgegengesetzten Seite des Wagens, ritt. Diesen Schuß
hatte ein junges Mädchen, Lncretia Gremoit, gewagt. Sic
war die Tochter eines Baronets und Brant des Herzogs von
Buckingham, den Cromwell in der Schlacht bei Naseby mit
eigener Hand erstochen hatte. Seit dem Tode ihres Bräuti-
gams hatte Lncretia einen glühenden Haß gegen den Pro-
tektor gefaßt, und ihm blutige Rache geschworen. Sic übte
sich geraume Zeit im Pistolenschießen, wobei ihr des Pro-
tektors Bild zur Zielscheibe diente, und hatte, da der Ge-
fürchtete sich nur höchst selten öffentlich zeigte, drei Jahre lang
Zeit, sich ans ihr Attentat vorzubcreitcn. Au jenem Tage
nun stand Lucrcüa niit mehreren Damen am Erkerfenster, und
als Croinwcll's Wagen sich ihr hinreichend genähert hatte,
zog sic ihre Pistole unter dem Mantel hervor, und schoß.
Der Schuß würde auch sein Ziel nicht verfehlt haben , hätte
nicht die neben Lncretia stehende Dame sie im Abdrücken an-
gestoßen. Als der Schuß gefallen war, blickte Cromwell nach
dem Fenster hinauf, der Wagen hielt, Bestürzung hatte das
ganze Gefolge ergriffen. Die Damen oben waren ans Schreck
ans die Knice niedergesnnken, nur Lncretia stand und blickte,
ihre Pistole weit hinausstrcckend, mit flammendem Ange auf
den Verhaßten nieder.
„Tyrann," ries sie, „ich habe geschossen! Untröstlich
bin ich, statt eines Tigers nur ein armes Roß getroffen zu
haben!"
Cromwell schickte Soldaten in's Hans. Lucrcticns Eltern
gaben zwar vor, ihre Tochter sei seit dem Tode ihres Bräuti-
gams zu Zeilen ihres Verstandes nicht mächtig, allein Crom-
w.ll ließ sic dennoch verhaften. Späterhin verschwand das
Mädchen, und man erfuhr ihr Schicksal nie. C T.
WaS anS den allen Kleidungsstücken wird. —
Nichts geht von den alten Kleidungsstücken verloren. Der
elegante Anzug des Modegecken, wie die Toilette einer Löwin des
Tages, welche diese nicht mehr tragen wollen, werden über
das Meer verschifft, um dort neuen Effekt zu machen, neuen
Neid und neue Bewunderung zu erregen. Die eiujachcrcn
Kleidungsstücke gehen nach den Vereinigten Staaten, wo dic
Auswanderer sie mit Freuden kaufen, als wenn sie ihnen eine
Erinnerung böten au das Europa, welches sie sür immer ver-
lassen haben. Dic Uniformen und Epaulclten finden im süd-
lichen Amerika und dem ganzen Meerbusen von Mexiko ent-
lang einen sicheren Absatz. Für alte Hüte ist Haiti der
Hauptmarkt. Es ist dic größte Eitelkeit des dortigen Negers,
einen in Europa gefertigten Hut aus seinen Wollkopf zu setzen,
namentlich einen weißen. Ans die Fayon kommt es gar nicht
s an, sie erhöht weder, noch verringert sie den Reiz dieses ge-
! suchten Kopfschmuckes.
Schmutzige, getragene Handschuhe werden gereinigt, par
fümirt und dann nach den Philippinen oder nach Jamaika
geschickt. Tie seinen, weißen seidenen Damenschuhe, welche
während einer Balluacht den kleinen Fuß einer hübschen Dame
gesclunüclt, enden erst in Südamerika ihre ephemere Existenz, und
Massen von Stieseln und gröberen Schuhen werden mit bedeu-
tendem Gewinn in Australien und Kalifornien verkauft. W. H.
DaS Ende eines BatleS. — Während des sranzösisch-
spanischcn Krieges in den Jahren 1808 bis 1814 erhielt ein
Schneider zu Berga in Katalonien von dem General D'Espana
den Auftrag, eine Anzahl Uniformen anznsertigen, konnte diese
jedoch znr festgesetzten Zeit nicht liescrn, weil, wie er sagte,
nicht genug Fraueu zum Nähen gesunden worden waren.
Espana ließ hieraus durch den Alkalden an einem bestimmten
i Tage einen großen Ball ankündigeu. Der Abend desselben
erschien, nnd fast alle Damen der Stadt waren im Ballsaale
versammelt, als plötzlich das Hans umzingelt wurde, Sol-
daten in den Saal traten, dic Herren hinanswiejen nnd den
erstaunten Damen erklärten, sie dürften das Haus nicht früher
verlassen, als bis eine bestimmte Anzahl Uniformen genäht
sei. Gleich darauf erschien der Schneider mit seinen Leuten,
welche dic zngeschnittenen Unisormstücke trugen, und fünf Mi-
nuten später waren alle Damen, statt zu tanzen, eisrig mit
Nähen beschäftigt. So mußten sie drei Tage lang bei Wasser
nnd Brod, dasür aber im vollsten Ballstaate, die Nadel
führen. _ _ M. L—l.
Napoleon besuchte jeden Ort, wo Karl gegangen war, gesessen,
geschlafen, geredet, gegessen hatte, in großer Feierlichkeit, und
immer schleppte er dabei die fremden Gesandten hinter, und
seine Gemahlin neben sich her.
Einem Bauer, der ihm einen Stein schenkte, woraus Karl
der Große gekniet haben sollte, gab er dafür 10,000 Franken;
einem Kaufmann besaht er 1000 Lonisd'or ausznzahlen für
ein Porträt von Karl, welches eine Tochter desselben gemalt
haben sollte; ein deutscher Professor wurde zum Mitglied der
Akademie ernannt, weil er eine Urkunde vorzeigtc, die Karl
unterzeichnet haben sollte, und den deutschen Baron Knigge
nahm er in die Ehrenlegion auf, weil er ihm einen Ring
übergab, welchen Karl einem seiner Borfahren geschenkt habe.
Aber wehe dem, der gegen das, was Napoleon glaubte
und geglaubt zu sehen wünschte, irgend einen Zweifel zu
äußern wagte. Der städtische Archivar in Aachen, weniger
klug als gelehrt, übergab ihm einen Aufsatz, in dem er über-
zeugend uachwies, daß die erwähnten Reliquien von Karl dcui
Großen nur neuere Machwerke zur Täuschung Leichtgläubiger
wären: daß das Porträt in diesem Jahrhundert gemalt, die
Urkunde im letzten Jahrhundert geschrieben, der Ring erst vor
zehn Jahren verfertigt worden wäre.
Die Nacht daraus, als Napoleon diesen Anfsntz gelesen
hatte, trat ein Polizeikommissär mit vier Gendarmen in die
Tas Buch für Alle.
Schlafstube des Archivars, uöthigte ihn, sich anzukleiden und
sich in ein Fuhrwerk zu setzen, worin er unter Eskorte aus
das andere Rheinufcr gebracht wurde, unter der Androhung,
sich bei Todesstrafe nicht wieder auf französischem Boden sehen
zu lassen. Dieser kurze Prozeß brachte alle Alterthumssorscher
zum Schweigen, und seitdem kamen Reliquien von Karl dem
Großen von allen Gegenden Frankreichs, von Italien, Deutsch-
lands und selbst von Dänemark in solcher Menge, daß Na-
poleon die Hoffnung hegte, ein Museum Karl's des Großen
errichten zu können. Eine in Latein geschriebene Ballade,
welche die Töchter und Mägde Karl's bei außerordentlichen
Festlichkeiten gesungen haben sollten, wurde Duroc von dem
dänischen Professor Cramer überreicht, wofür ihn Napoleon
mit einem Diamantriug beschenkte, der 12,000 Livres wcrth
war.
Gegen Schriftsteller, welche ihn in ihren Büchern belobten,
war er überaus freigebig. Riltersteiu, ein bayerischer Gcnea-
logist, bewies, daß der Stammbaum der Bonapartes bis zur
Zeit des ersten Kreuzzuges zurückgehe, und der Frcund von
Richard Löweuhcrz nicht Bloudel, sondern Bonaparte hieß,
daß er den letzteren Namen nur darum mit dem ersteren ver-
tauschte, um in die Plautagenctsche Familie zu heirathcu;
und daß also, da die letzten Zweige dieser Familie durch
Wechjelheirathen dem Hause Stuart einvcrlcibt wurden, Na-
27
poleou Bonaparte nicht nur mit den meisten Souveränen
Europa's verwandt sei, sondern auch mehr Recht auf den
Thron von England habe, als Georg Ul., indem er von dem
männlichen Zweig der Stuarts, Georg l l l. aber nur von dem
weiblichen Zweig dieses Hauses abstamme. Riltersteiu wurde
mit einer Dose, woraus sich Napoleou's Bild mit Diamanten
eingesaßt befand, beschenkt, deren Werth man auf 12,000
Frauken schätzte, und erhielt 2l,0o0 Franken bares Geld,
nebst eineni Jahrgehalt von 900 > Franken, bis er „besser
versorgt" werden könnte; auch wurde er zum Ritter der Ehren-
legion ernannt. C. T.
Merkwürdige Berechnung. — Ein Naturforscher hat
Untersuchungen darüber angestellt, wie laut die menschliche
Stimme sein würde, wenn sic verhällnißmäßig ebenso stark
>vie die der Heuschrecke wäre. Er hat Folgendes gesunden:
Die Heuschrecke ist auf eine Entscrunng von '/. Meile noch
zu hören. Ein Mensch wiegt im Durchschnitt so viel, wie
26,000 von diesen Insekten; wenn also jein Stimmapparat
im Verhältnis; ebenso stark wirkte, wie der der Heuschrecke,
ja könnte der Mensch sich auf eine Entfernung von 1000
Meilen verständlich machen. Bon Hamburg z. B. reichte
seine Stimme über Konstantinopel hinaus bis Kleinasien,
und ein Hamburger Rheder würde mündlich von seinem Hanse
ans sich mit einem seiner Kapitäne, der eben den Kanal von
Nekrntenvorstell'iing im Beisein Kaiser Mkhekm's in Serkin. Nach einer Originalskizze von E. Ho sang. (S.23)
Suez durchfahren, unterhalten können. Freilich wäre der
Ucbelstaud dabei, daß, wenn Jemand in seinem eigenen Hanse
nieste, dasselbe von dem Schalle Zusammenstürzen müßte.
—du—
Eine englische Charlotte Corday. — Die Stadt
Loudon hatte dem Lord-Protektor Oliver Cromwell zu Ehren
ein prunkvolles Bankett veranstaltet, zu welchem der 18. Fe-
bruar des Jahres 1654 bestimmt war. Cromwell begab sich
in seinem Staatswagen dahin, von den Parlamentsmitgliedern,
Staatsräthen und dem Gencralstabe seiner Land- und See-
macht begleitet. Da fiel aus dem Fenster eines Eckhauses der
Esscxstraße ein Schuß, die Kugel fuhr durch den Wagen und
traf das Roß, auf dem des Protektors Sohn Heinrich, aus
der entgegengesetzten Seite des Wagens, ritt. Diesen Schuß
hatte ein junges Mädchen, Lncretia Gremoit, gewagt. Sic
war die Tochter eines Baronets und Brant des Herzogs von
Buckingham, den Cromwell in der Schlacht bei Naseby mit
eigener Hand erstochen hatte. Seit dem Tode ihres Bräuti-
gams hatte Lncretia einen glühenden Haß gegen den Pro-
tektor gefaßt, und ihm blutige Rache geschworen. Sic übte
sich geraume Zeit im Pistolenschießen, wobei ihr des Pro-
tektors Bild zur Zielscheibe diente, und hatte, da der Ge-
fürchtete sich nur höchst selten öffentlich zeigte, drei Jahre lang
Zeit, sich ans ihr Attentat vorzubcreitcn. Au jenem Tage
nun stand Lucrcüa niit mehreren Damen am Erkerfenster, und
als Croinwcll's Wagen sich ihr hinreichend genähert hatte,
zog sic ihre Pistole unter dem Mantel hervor, und schoß.
Der Schuß würde auch sein Ziel nicht verfehlt haben , hätte
nicht die neben Lncretia stehende Dame sie im Abdrücken an-
gestoßen. Als der Schuß gefallen war, blickte Cromwell nach
dem Fenster hinauf, der Wagen hielt, Bestürzung hatte das
ganze Gefolge ergriffen. Die Damen oben waren ans Schreck
ans die Knice niedergesnnken, nur Lncretia stand und blickte,
ihre Pistole weit hinausstrcckend, mit flammendem Ange auf
den Verhaßten nieder.
„Tyrann," ries sie, „ich habe geschossen! Untröstlich
bin ich, statt eines Tigers nur ein armes Roß getroffen zu
haben!"
Cromwell schickte Soldaten in's Hans. Lucrcticns Eltern
gaben zwar vor, ihre Tochter sei seit dem Tode ihres Bräuti-
gams zu Zeilen ihres Verstandes nicht mächtig, allein Crom-
w.ll ließ sic dennoch verhaften. Späterhin verschwand das
Mädchen, und man erfuhr ihr Schicksal nie. C T.
WaS anS den allen Kleidungsstücken wird. —
Nichts geht von den alten Kleidungsstücken verloren. Der
elegante Anzug des Modegecken, wie die Toilette einer Löwin des
Tages, welche diese nicht mehr tragen wollen, werden über
das Meer verschifft, um dort neuen Effekt zu machen, neuen
Neid und neue Bewunderung zu erregen. Die eiujachcrcn
Kleidungsstücke gehen nach den Vereinigten Staaten, wo dic
Auswanderer sie mit Freuden kaufen, als wenn sie ihnen eine
Erinnerung böten au das Europa, welches sie sür immer ver-
lassen haben. Dic Uniformen und Epaulclten finden im süd-
lichen Amerika und dem ganzen Meerbusen von Mexiko ent-
lang einen sicheren Absatz. Für alte Hüte ist Haiti der
Hauptmarkt. Es ist dic größte Eitelkeit des dortigen Negers,
einen in Europa gefertigten Hut aus seinen Wollkopf zu setzen,
namentlich einen weißen. Ans die Fayon kommt es gar nicht
s an, sie erhöht weder, noch verringert sie den Reiz dieses ge-
! suchten Kopfschmuckes.
Schmutzige, getragene Handschuhe werden gereinigt, par
fümirt und dann nach den Philippinen oder nach Jamaika
geschickt. Tie seinen, weißen seidenen Damenschuhe, welche
während einer Balluacht den kleinen Fuß einer hübschen Dame
gesclunüclt, enden erst in Südamerika ihre ephemere Existenz, und
Massen von Stieseln und gröberen Schuhen werden mit bedeu-
tendem Gewinn in Australien und Kalifornien verkauft. W. H.
DaS Ende eines BatleS. — Während des sranzösisch-
spanischcn Krieges in den Jahren 1808 bis 1814 erhielt ein
Schneider zu Berga in Katalonien von dem General D'Espana
den Auftrag, eine Anzahl Uniformen anznsertigen, konnte diese
jedoch znr festgesetzten Zeit nicht liescrn, weil, wie er sagte,
nicht genug Fraueu zum Nähen gesunden worden waren.
Espana ließ hieraus durch den Alkalden an einem bestimmten
i Tage einen großen Ball ankündigeu. Der Abend desselben
erschien, nnd fast alle Damen der Stadt waren im Ballsaale
versammelt, als plötzlich das Hans umzingelt wurde, Sol-
daten in den Saal traten, dic Herren hinanswiejen nnd den
erstaunten Damen erklärten, sie dürften das Haus nicht früher
verlassen, als bis eine bestimmte Anzahl Uniformen genäht
sei. Gleich darauf erschien der Schneider mit seinen Leuten,
welche dic zngeschnittenen Unisormstücke trugen, und fünf Mi-
nuten später waren alle Damen, statt zu tanzen, eisrig mit
Nähen beschäftigt. So mußten sie drei Tage lang bei Wasser
nnd Brod, dasür aber im vollsten Ballstaate, die Nadel
führen. _ _ M. L—l.