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0.5
1 cm

Hch Lj.
Wohlleben aufrsitteltc — mm dieser Skandal! Er
konnte nicht schlafen, kaum schlummern. Verstimmt
erhob er sich, mit zerrütteten Verven.
Und wie wohl hatte er sich gestern gefühlt, wie
angenehm berührte ihn die Bekanntschaft mit Irina
Walkow; das hatte ihn erfrischt, erhoben. Er wurde
bei dem Gespräche mit ihr gewahr, daß er doch ein
Mensch sei, eine Seele habe/ die mit Bewußtsein lebe,
ein Herz, das sich sehnte. In seinem von Genüssen
aller Art übersättigten Alltagsdasein kam er gar nicht
dazu, sich selbst zu genießen. Was würde Irina von
ihm denken? Er würde ihr so häßlich erscheinen, uue
sich selbst. Er hatte sich ihr enthüllt, ihr gestanden,
daß er im Grunde nichts war und nichts bedeutete.
Und nun hatte er etwas gethan — aber was?
Zunächst wollte er zu seinem Rechtsanwalt, um zu
erfahren, was er thuu könne, Marx zu entschädigen.
Aber der Anwalt war bei Gericht, erst Nachmittags
zu sprechen. Eugen ging frühstücken; aber das köst-
liche, auserlesene Mahl widerte ihn an... „Was die
Leute sich aus dem sogenannten guten Essen machen,
es ist mir unbegreiflich!" dachte er.
Nun war es Zeit, den Advokaten wieder aufzusuchen.
Doktor Raimann führte alle seine Geschäfte... Eugen
selbst verstand nichts, als Geld ausgeben; dasselbe zu
verwalten, sich etwa um die beiden großen Häuser zu
kümmern, die ihm gehörten, oder gar um sein Gut
draußen in der Mark, dazu war er nicht im Stande.
Für Doktor Raimann hatte er sich entschieden, weit
der Mann ihm sympathisch war. Ein junger, hübscher
Mensch mit angenehmen Manieren, ein Universitäts-
frennd, dazu ein witziges, leichtlebiges Kerlchen, mit
dem sich gut plaudern ließ.
Engen hatte diesen Anwalt sozusagen aus ästhetischen
Gründen gewählt. Heute zum ersten Male war ihm
die leichte Laune des Doktors, der ihn mit einem frisch-
gebackenen Kalauer empfing, lästig. Ein Rechtsanwalt
ist denn doch für ernste Dinge da. Aber wie hätte
Raimann ahnen sollen, daß es sich gerade heute nm
„ernste Dinge" handele! Und er zog eine höhnische
Grimasse, als Eugen ihm das Letztere versicherte.
„Es ist mir gestern eine böse Geschichte passirt.
Ich gab einem Menschen, der mir grob kam, einen
Stoß, nnd der Kerl flog die Treppe hinunter, zog sich
eine Kopfwunde zu, deren Heilung voraussichtlich sechs
Wochen in Anspruch nehmen wird. Was kann ich
thnn, nm mir Weiterungen, Unannehmlichkeiten zu
ersparen?"
Der Doktor machte eine geringschätzige Bewegung.
„Nach den« Gesetze haben Sie Kurkosten, Berdienstent-
gang zn ersetzen," sagte er, ohne sich weiter nach den
Einzelheiten zn erkundigen.
Doktor Raimann theilte mit vielen seiner Kollegen
die unangenehme Gewohnheit, unentwegt Aktenstücke zn
erledigen, Unterschriften ans die ihm vorliegenden Briefe
und Schriftsätze abzugeben, während er mit Jemand
konferirte; dabei rauchte er aus einer mächtig langen
Eigarrenspitze. die er nicht zn halten brauchte, weil
sie zu seiner linken Hand auf dem Pulte auflag. Eine
ganz häßliche Empfindung für den von seiner Ange-
legenheit erfüllten, vielleicht gemarterten Klienten, zn
sehen, Ivie sein Anwalt sich nut „Lehmann contra Müller",
„Wenzel contra Scholz" beschäftigt, und dabei behag-
lich schmaucht, indeß man ihm ein Stückchen Schicksal
anvertrant.
„Kurkosten zu erstatten, habe ich mich schon erboten.
Aber ich möchte gern weitere Entschädigung bieten
vielleicht ein Schmerzensgeld. Bitte, stellen Sie die
Summe fest und lassen Sie sie sogleich an den Mann
abgehen!" sagte Eugen.
Der Rechtsanwalt griff nach einem Bleistift und
begann auf den freien Rand des gerade vorliegenden
Aktenstücks zu schreiben. „Das wird ja leicht abzu-
schätzen sein," meinte er; „also zunächst Verdienstent-
gang . . . Wer wars? Ihr Bedienter, Ihr Portier?
Oder gar ein Briefträger?"
„Nein, es war ein Schriftsteller!"
„Eie halten mich zum Besten, Herr Baron!" Rai-
mann sah jetzt auf.
„Ganz gewiß nicht!" Und Eugen nannte und be-
schrieb die Person.
„Hm, hm," machte Doktor Raimann mit bedenk-
licher Miene; er ging an's Telephon, um Jemand zu
befragen, der kürzlich in einem ähnlichen Falle als
Vertheidiger fnngirt hatte. Die Auskunft lautete:
ein Mann wie Marr habe etwa viertausend Mark
Jahreseinkommen.
„Sagen wir also: fünfhundert Mark, die er an Ein-
nahmen verliert, etwa dreihundert Mark für die Kur
und zweihundert Mark Schmerzensgeld — in Summa
tausend Mark," meinte Raimann gelassen, sich Eugen
wieder zuwendend.
„Senden Sie ihm zweitausend Mark," entschied
Engen.
„Wo denken Sie hin, Verehrtester! Wer wird
denn so mit dem Gelbe nm sich werfen! Man soll in
derlei Dingen niemals über die gesetzliche Verpflichtung
hinausgehen. Schicken wir ihm also tausend Mark und
D a S B u ch s ü r A l l e.
stellen wir's ihm anheim, einen höheren Anspruch geltend
zu machen ... Ja, ja, glauben Sie mir, durch ein
Zuviel gewinnt solch' ein Fall sehr leicht ein durchaus
verändertes Gesicht," fügte er hinzu, als er sah, daß
Eugen zögerte. Erst als der Anwalt versicherte, es
sei ja noch immer Zeit, ein klebriges zu thnn, beruhigte
sich Eugen und ging. In der Thür noch meinte Rai-
mann, er wolle sich aus dem Polizeiburean über die
Geschichte informiren, damit Eugen ganz sicher keine
weiteren Unannehmlichkeiten habe.
Das war nur so hingeworfen und fand kaum noch
Beachtung. Denn Engcn's Gedanken waren nun glück-
lich über den widerwärtigen Zwischenfall hinaus.
Es hatte fünf Uhr geschlagen, und dabei war ihm ein-
gefallen, daß Irina, wie sie gestern sagte, zwischen
fünf und sechs Uhr für Kollegen zu treffen sei. „Ich bin
zwar kein Kollege," hatte er geantwortet, „würde aber
glücklich sein, als einer zu gelten!" Er mußte sein
ungebührliches Betragen gegen Jrina's Freund ent-
schuldigen.
'Fottschmig folgt.)
Loni'tantopulos, der neue griechische Minister-
Präsident.
(Siehe das Porträt auf Seite 545.)
)4Til dem jüngsten Regierungswechsel in Frankreich siel zeit-
Li r ljch Ministerkrisis in Athen zusammen, die dem Aus-
lände, wie in Griechenland selbst gleich überraschend kam
Das seit 1890 am Ruder befindliche Ministerium DelyauuiS
wurde, obwohl es über die parlamentarische Mehrheit ver-
tilgte, von dem sonst streng an den konstitutionellen Gepflogen-
heiten festhaltenden Könige Georg gewissermaßen gezwungen,
seine Entlassung zu nehmen, und an Ltelle Delyauuis' ist
diesmal nicht, wie sonst seit den letzten zehn Jahren regel-
mäßig, Trikupis, sondern der bisherige Kammerpräsident Kou-
stantopnlos getreten. Zwischen dem Könige und Delpannis
herrschten schon seit längerer Zeit scharfe Meinungsverschieden-
heiten in sinanziellen und militärischen Fragen, die mehrmals zu
Konflikten führten. Da schickte der König am 29. Februar 1892
seinen Sekretär zn dem Premierminister nnd ließ ihn aussorderu,
mit seinen Kollegen die Entlassung einzureichen. Der von
Delpannis einberusene Miuisterrath beschloß jedoch, im Ver-
trauen auf seine Mehrheit im Parlamente, dieser Aufforderung
nicht zu entsprechen und cs darauf ankommen zu lassen, das;
der König die Regierung absetze. Der Monarch empfand den
Ernst der Lage wohl und traf entsprechende militärische Vor-
bereitungen, ließ sich aber in seinem Vorhaben nicht beirren.
Er berief zunächst den Oppositionsführer Trikupis, der aber
den Auftrag, ein nettes Ministerium zn bilden, mit politischem
Takle nblehule nnd dem Könige rieth, ein mehr neutrales
Kabinet zn berufen L>o wurde denn nach seinem Rathe dem
Kammerpräsidenten Konstantopnlos, dem Führer der Mittel-
partei, die Bildung eines neuen Ministeriums übertragen.
Am 1. März kam es zu Zusammenrottungen nm das Parla-
mentsgebüude nnd das königliche Schloß, die aber ohne Mühe
zerstreut wurden, und noch an demselben Tage trat das neue
Ministerium zusammen und legte den Eid ab. In demselben
hat Konstantopnlos außer dem Präsidium auch noch das
Portefeuille des Innern übernommen. Seine Kollegen sind:
Deimczis, bisher Präsident des Rechnungshofes, Fiuanzmiuisler;
Meletopulos, ehemaliger Gesandter in Rom, Münster des
Aeußeru; Philaretos Justizmiuister; Pnpamichalopulos, Kultus
und Unterricht; Oberst Maslropas Kriegs-, und Schiffskapitän
sachturis Marineminister. — Der neue griechische Minister-
präsident, dessen Bildnis; wir ans «. 545 bringen, ist uu-
gesähr 56 Jahre alt. Er hat seine Rechtsstudieu in Deutschland
iiiid Frankreich gemacht und zählt zu den hervorragendsten
Jurftten seines Landes, wie er gleichzeitig auch zu den bedeu
tendsteu Parlamentariern gehört. Er ist auf politischem Gebiete
seit Langem thälig und hat sich als Jurist durch verschiedene
rechtswissenschaftliche Werke allgemeines Ansehen erworben.
Wegen seines energischen und makellosen Charakters erfreut
er sich allgemeiner Achtung.
Eine Lesttiguiig des Großglockners.
(Siehe das Bild auf Seite 548.)
Dsi'. hohen Tauern, früher von den Touristen vernachlässigt,
sind irr den letzten zwanzig Jahren in die Mode gekommen.
Dazu hat der deutsch-österreichische Alpenvercin durch Her-
stellung guter Wege und Erbauung von Uuterkuustshütten das
Meiste beigelrageu. Heutzutage kann Jeder, der nicht leidend
oder besonders schwächlich ist, die wundervollen Schönheiten
dieses Gebirgszuges ohne besondere Anstrengungen genießen;
hiuaufdriugen zu den gletscherumlagerten Hochthälcrn und bis
in die Eiswelt, ja, selbst eine Besteigung des Groß-Venedigers
(366!) Bieter) ist durch die Pragerhütte so leicht geworden,
das; sie selbst einigermaßen rüstige Dame» nut Ruhe unter-
nehmen können. Dem höchsten Gipfel der Tauernkelte freilich,
dem Großglockner, muß Jeder ferubleibeu, der nicht ganz
spauukräftige Kniekehlen , einen schwindelfreien Kops und Tine
bedeutende Ausdauer besitzt. Zwar sind auch hier durch den
Stüdlweg ^von Kals aus und durch Erbauung der Ltüdl-
hütte die Schwierigkeiten der Besteigung bedeutend ermäßigt
worden, allein immerhin bleiben die ohen genannten Eigen-
schasteu unerläßlich, denn die sehr steil ausragende Glöckner-
spitze läßt sich eben nicht durch eine Promenade nehmen. Vor
Auffindung des Kaiser Weges wurde die Besteigung des
Hochgipfels allein von Heiiigenblut unternommen. Dieser
kleine, herrlich gelegene Ort (siehe L-kizze ll auf unserem Bilde
S. 548) steht auch noch bei allen Freunden ves Bergsport?
in hohem Ansehen und ist jetzt im Hochsommer von Fremden
überfüllt, welche eine leichte und gefahrlose Tour in die Eis-
welt des Hochgebirges machen wollen. Alle aber lockt der von
ferne in's Thal hineinschauende, schlanke, firubedecktc Kegel
des Großglockners. Ein guter Reitweg sührt auch den Be-
quemen in 4V- Stunden über das Gloctüerhaus zur Elisabeth-
ruhc und bis zur Franz-Josephs-Höhe (2418 Bieter), von wo
aus mau einen wuubervollen Blick aus den Eisstrom des Paster-
zeuglelschers und die beiden Glocknerspihen hat, deren steile
Schieserwäudc hier 1009 Meter hoch abfallen. Zwischen
beiden bemerkt man deutlich den berüchtigten Grad, dessen
Ueberschreiten den; Glockuerbesteiger die meisten Lchwierigkeiteu
macht. Weiter als bis zur Frauz-Josephs-Höhe pflegt der
Durchschnittstourist nicht vorzudringeu. Der Bergsteiger geht
von hier aus in einer Stunde zur Hosmanushütte, übernachtet
dort, und erklimmt am nächsten Tage auf den; alten Hof-
manusweg (Skizze III) stets über Eis und Schnee in 5/- Stun-
den den Gipset. Kürzer aber und daher beliebter ist die Be-
steigung von Kals (Skizze IO) aus. Man steigt von diesem
stattlichen Alpendorfe im Köduitzthale auswärts zur Jörgen-
hülte und über die Lucknerhütte zur Stüdlhütte (Skizze V),
einem von dem Prager Kaufmann I. Stüdl 1868 erbauten,
wohleiugerichteken Unterkunstshaus, das im Sommer auch be-
wirthschaftet wird. Hier wird Nachtquartier gemacht. Am
anderen Morgen muß srüh aufgebrocheu werden, schon um
2, spätestens 3 Uhr, denn der schwierigste Theil der Ausgabe
liegt noch vor uns. Nach 2HO Stunden starken Steigens
kommt inan zur Adlersruh (3465 Meter) mit der Erzherzog
Johann-Hütte (Skizze l), der höchsten Uuterkunstshütte der
deutschen Alpen. Unmittelbar hinter derselben ragen steil die
beiden Glocknerspihen empor. Nun geht es zuerst über Schnee-
flächen, daun an einer schroffen Felswand empor zur vorderen
Spitze, dem Kleiuglocküer (3764 Meter), der von dein Groß-
glockner durch eine nur etwa 10 Schritte lauge, aber jo schmale
und völlig vereiste Schneide getrennt ist, daß Mancher, der
iiiuthig bis hierher ausgehalten hat, noch im letzten Augenblick
vor dcuu Uuternehmeu zurückschreckt uub umkehrt. Die Schneide
ist meist nur einen Fuß breit, au beiden Leiten stürzt die
Bergwand, rechts zur Pasterze, links zum Köduitzglctscher über
1000 Meter tief ab. Zwar ist — mehr zum moralischen als
physischen Halt - - über die Scharte ein Seil gespannt, doch
auch dieses schwache Hilfsmittel ist nicht immer benutzbar, und
viele Bergsteiger ziehen es vor, über die Scharte zu reiten,
hinten lind vorn von den Führern au dem unter den Armen
hefestigten Gletjcherseil gehalten. Ist auch diese böse Stelle
überwunden, so hedars es noch einer zwanzig Mimiken wäh-
renden, sehr erschöpfenden Felskletterei an Eisenstisteu, ehe der
Gipfel des Großglockners (3798 Bieter) erreicht ist. Oben, neben
dem vergoldeten Kreuz und dem trigonometrischen Signal, hat
man eine erhabene Aussicht, an der mau sich soweit stärken
kann, um den Rückweg zu bestehen, der noch unangenehmer
ist, als der Aufstieg.
Aestervortheilung.
lSiche des Bild aus Seite 540.1
?)er arme Junge hat Zahnschmerzen, und sie hören auch
nicht a»is, nachdem die Mutter ihm ein Tuch um die
Backen gebunden hat. Dann hat sie nothwendig daS Haus
verlassen müssen und den Kleinen seinen älteren Brüdern
übergebeii, damit sie mit ihm spielen und durch Zerstreuung
seinen Jammer stillen. In der Küche ist es kühl und an-
genehmer wie draußen im sommerlichen Sonnenbrand. Da
machen sich die Drei nun ein Spielplätzchen auf dem Herd
zurecht, holen die alten Karten, mit denen der Vater Abends
wohl sein Spiel mit dem Nachbar macht, und fangen mit
dein Kleinen eine Parthie au. Er versteht natürlich noch gar
nichts davon, aber mau unterrichtet ihn, und der eine Bruder
hilft ihm. Der.Kleine zeigt sich neugierig und auch gelehrig,
das läßt ihn schon die Zahnschmerzen vergessen, und die
Thräneu versiegen wenigstens. Es muckert nur noch im Kinn-
backen. Er begreift unter der schelmischen Anleitung, daß es
sich bei dem Spiel um Gewinn handeln soll, und zu gewinnen
erregt sein Begehr. Genau wird's mit dem Spiel ja auch
nicht genommen; es gilt nur, die Kartenbilder vom Anderen
zu erlangen, und damit der Kleine nicht schlecht gegen den
schlauen Mitspieler sichre, Hilst ihm der eine Brüder und
hesorgt sür ihn das Stichcuehmen. Ohne ein bischen „Mo-
geln" geht es dabei freilich nicht ab; aber diese Art der
Uebervortheilung wird ja nur als Scherz betrachtet. Unsere
Illustration aus S. 549 »ach dem hübschen Geurebilde von
M. Wunsch stellt diesen Vorgang aus dem Kiuderlebcu dar.
Das DlMmitattentllt auf dem Üonlevnrd
Magenta in Paris.
(Siche die 2 Bilder ans Seite <>ü3.)
seitdem am 30. März Ravachol in einem Restaurant am
? Boulevard Magenta verhaftet worden war, wurden V'ru,
der Besitzer dieser Wirthschaft, und jein Schwager, der Kellner
Lherot, der die Verhaftung veranlaßt hatte, mit Drohbriefen
der AuarchisteuJlberschütlet. Am 25. April bekam Lhörot u. a.
das folgende Schreiben: „Morgen kommt Ravachol vor Ge-
richt. Erfahren Sie, daß Sie noch vor Verkündigung des
Urtheils voll unserer Rache ereilt sein werden." Trotzdem
das Restaurant Bern ständig polizeilich bewacht wurde, ist es
den Anarchisten auch in der That gelungen, die augedrohte
Rache zu vollziehen und am Abend des 25. April einen Dy-
unmitauschlag gegen die Wirthschaft aus dem Boulevard Ma-
genta zur Ausführung zu bringen. Auch während der Ex-
plosion stand ein Polizist vor dem Hause, hatte aber diesem
in deui verhänguißvollen Augenblicke dell Rücken zugewendet
und wurde von dem Lustdruck umgeworseu. Wie gewöhnlich
Wohlleben aufrsitteltc — mm dieser Skandal! Er
konnte nicht schlafen, kaum schlummern. Verstimmt
erhob er sich, mit zerrütteten Verven.
Und wie wohl hatte er sich gestern gefühlt, wie
angenehm berührte ihn die Bekanntschaft mit Irina
Walkow; das hatte ihn erfrischt, erhoben. Er wurde
bei dem Gespräche mit ihr gewahr, daß er doch ein
Mensch sei, eine Seele habe/ die mit Bewußtsein lebe,
ein Herz, das sich sehnte. In seinem von Genüssen
aller Art übersättigten Alltagsdasein kam er gar nicht
dazu, sich selbst zu genießen. Was würde Irina von
ihm denken? Er würde ihr so häßlich erscheinen, uue
sich selbst. Er hatte sich ihr enthüllt, ihr gestanden,
daß er im Grunde nichts war und nichts bedeutete.
Und nun hatte er etwas gethan — aber was?
Zunächst wollte er zu seinem Rechtsanwalt, um zu
erfahren, was er thuu könne, Marx zu entschädigen.
Aber der Anwalt war bei Gericht, erst Nachmittags
zu sprechen. Eugen ging frühstücken; aber das köst-
liche, auserlesene Mahl widerte ihn an... „Was die
Leute sich aus dem sogenannten guten Essen machen,
es ist mir unbegreiflich!" dachte er.
Nun war es Zeit, den Advokaten wieder aufzusuchen.
Doktor Raimann führte alle seine Geschäfte... Eugen
selbst verstand nichts, als Geld ausgeben; dasselbe zu
verwalten, sich etwa um die beiden großen Häuser zu
kümmern, die ihm gehörten, oder gar um sein Gut
draußen in der Mark, dazu war er nicht im Stande.
Für Doktor Raimann hatte er sich entschieden, weit
der Mann ihm sympathisch war. Ein junger, hübscher
Mensch mit angenehmen Manieren, ein Universitäts-
frennd, dazu ein witziges, leichtlebiges Kerlchen, mit
dem sich gut plaudern ließ.
Engen hatte diesen Anwalt sozusagen aus ästhetischen
Gründen gewählt. Heute zum ersten Male war ihm
die leichte Laune des Doktors, der ihn mit einem frisch-
gebackenen Kalauer empfing, lästig. Ein Rechtsanwalt
ist denn doch für ernste Dinge da. Aber wie hätte
Raimann ahnen sollen, daß es sich gerade heute nm
„ernste Dinge" handele! Und er zog eine höhnische
Grimasse, als Eugen ihm das Letztere versicherte.
„Es ist mir gestern eine böse Geschichte passirt.
Ich gab einem Menschen, der mir grob kam, einen
Stoß, nnd der Kerl flog die Treppe hinunter, zog sich
eine Kopfwunde zu, deren Heilung voraussichtlich sechs
Wochen in Anspruch nehmen wird. Was kann ich
thnn, nm mir Weiterungen, Unannehmlichkeiten zu
ersparen?"
Der Doktor machte eine geringschätzige Bewegung.
„Nach den« Gesetze haben Sie Kurkosten, Berdienstent-
gang zn ersetzen," sagte er, ohne sich weiter nach den
Einzelheiten zn erkundigen.
Doktor Raimann theilte mit vielen seiner Kollegen
die unangenehme Gewohnheit, unentwegt Aktenstücke zn
erledigen, Unterschriften ans die ihm vorliegenden Briefe
und Schriftsätze abzugeben, während er mit Jemand
konferirte; dabei rauchte er aus einer mächtig langen
Eigarrenspitze. die er nicht zn halten brauchte, weil
sie zu seiner linken Hand auf dem Pulte auflag. Eine
ganz häßliche Empfindung für den von seiner Ange-
legenheit erfüllten, vielleicht gemarterten Klienten, zn
sehen, Ivie sein Anwalt sich nut „Lehmann contra Müller",
„Wenzel contra Scholz" beschäftigt, und dabei behag-
lich schmaucht, indeß man ihm ein Stückchen Schicksal
anvertrant.
„Kurkosten zu erstatten, habe ich mich schon erboten.
Aber ich möchte gern weitere Entschädigung bieten
vielleicht ein Schmerzensgeld. Bitte, stellen Sie die
Summe fest und lassen Sie sie sogleich an den Mann
abgehen!" sagte Eugen.
Der Rechtsanwalt griff nach einem Bleistift und
begann auf den freien Rand des gerade vorliegenden
Aktenstücks zu schreiben. „Das wird ja leicht abzu-
schätzen sein," meinte er; „also zunächst Verdienstent-
gang . . . Wer wars? Ihr Bedienter, Ihr Portier?
Oder gar ein Briefträger?"
„Nein, es war ein Schriftsteller!"
„Eie halten mich zum Besten, Herr Baron!" Rai-
mann sah jetzt auf.
„Ganz gewiß nicht!" Und Eugen nannte und be-
schrieb die Person.
„Hm, hm," machte Doktor Raimann mit bedenk-
licher Miene; er ging an's Telephon, um Jemand zu
befragen, der kürzlich in einem ähnlichen Falle als
Vertheidiger fnngirt hatte. Die Auskunft lautete:
ein Mann wie Marr habe etwa viertausend Mark
Jahreseinkommen.
„Sagen wir also: fünfhundert Mark, die er an Ein-
nahmen verliert, etwa dreihundert Mark für die Kur
und zweihundert Mark Schmerzensgeld — in Summa
tausend Mark," meinte Raimann gelassen, sich Eugen
wieder zuwendend.
„Senden Sie ihm zweitausend Mark," entschied
Engen.
„Wo denken Sie hin, Verehrtester! Wer wird
denn so mit dem Gelbe nm sich werfen! Man soll in
derlei Dingen niemals über die gesetzliche Verpflichtung
hinausgehen. Schicken wir ihm also tausend Mark und
D a S B u ch s ü r A l l e.
stellen wir's ihm anheim, einen höheren Anspruch geltend
zu machen ... Ja, ja, glauben Sie mir, durch ein
Zuviel gewinnt solch' ein Fall sehr leicht ein durchaus
verändertes Gesicht," fügte er hinzu, als er sah, daß
Eugen zögerte. Erst als der Anwalt versicherte, es
sei ja noch immer Zeit, ein klebriges zu thnn, beruhigte
sich Eugen und ging. In der Thür noch meinte Rai-
mann, er wolle sich aus dem Polizeiburean über die
Geschichte informiren, damit Eugen ganz sicher keine
weiteren Unannehmlichkeiten habe.
Das war nur so hingeworfen und fand kaum noch
Beachtung. Denn Engcn's Gedanken waren nun glück-
lich über den widerwärtigen Zwischenfall hinaus.
Es hatte fünf Uhr geschlagen, und dabei war ihm ein-
gefallen, daß Irina, wie sie gestern sagte, zwischen
fünf und sechs Uhr für Kollegen zu treffen sei. „Ich bin
zwar kein Kollege," hatte er geantwortet, „würde aber
glücklich sein, als einer zu gelten!" Er mußte sein
ungebührliches Betragen gegen Jrina's Freund ent-
schuldigen.
'Fottschmig folgt.)
Loni'tantopulos, der neue griechische Minister-
Präsident.
(Siehe das Porträt auf Seite 545.)
)4Til dem jüngsten Regierungswechsel in Frankreich siel zeit-
Li r ljch Ministerkrisis in Athen zusammen, die dem Aus-
lände, wie in Griechenland selbst gleich überraschend kam
Das seit 1890 am Ruder befindliche Ministerium DelyauuiS
wurde, obwohl es über die parlamentarische Mehrheit ver-
tilgte, von dem sonst streng an den konstitutionellen Gepflogen-
heiten festhaltenden Könige Georg gewissermaßen gezwungen,
seine Entlassung zu nehmen, und an Ltelle Delyauuis' ist
diesmal nicht, wie sonst seit den letzten zehn Jahren regel-
mäßig, Trikupis, sondern der bisherige Kammerpräsident Kou-
stantopnlos getreten. Zwischen dem Könige und Delpannis
herrschten schon seit längerer Zeit scharfe Meinungsverschieden-
heiten in sinanziellen und militärischen Fragen, die mehrmals zu
Konflikten führten. Da schickte der König am 29. Februar 1892
seinen Sekretär zn dem Premierminister nnd ließ ihn aussorderu,
mit seinen Kollegen die Entlassung einzureichen. Der von
Delpannis einberusene Miuisterrath beschloß jedoch, im Ver-
trauen auf seine Mehrheit im Parlamente, dieser Aufforderung
nicht zu entsprechen und cs darauf ankommen zu lassen, das;
der König die Regierung absetze. Der Monarch empfand den
Ernst der Lage wohl und traf entsprechende militärische Vor-
bereitungen, ließ sich aber in seinem Vorhaben nicht beirren.
Er berief zunächst den Oppositionsführer Trikupis, der aber
den Auftrag, ein nettes Ministerium zn bilden, mit politischem
Takle nblehule nnd dem Könige rieth, ein mehr neutrales
Kabinet zn berufen L>o wurde denn nach seinem Rathe dem
Kammerpräsidenten Konstantopnlos, dem Führer der Mittel-
partei, die Bildung eines neuen Ministeriums übertragen.
Am 1. März kam es zu Zusammenrottungen nm das Parla-
mentsgebüude nnd das königliche Schloß, die aber ohne Mühe
zerstreut wurden, und noch an demselben Tage trat das neue
Ministerium zusammen und legte den Eid ab. In demselben
hat Konstantopnlos außer dem Präsidium auch noch das
Portefeuille des Innern übernommen. Seine Kollegen sind:
Deimczis, bisher Präsident des Rechnungshofes, Fiuanzmiuisler;
Meletopulos, ehemaliger Gesandter in Rom, Münster des
Aeußeru; Philaretos Justizmiuister; Pnpamichalopulos, Kultus
und Unterricht; Oberst Maslropas Kriegs-, und Schiffskapitän
sachturis Marineminister. — Der neue griechische Minister-
präsident, dessen Bildnis; wir ans «. 545 bringen, ist uu-
gesähr 56 Jahre alt. Er hat seine Rechtsstudieu in Deutschland
iiiid Frankreich gemacht und zählt zu den hervorragendsten
Jurftten seines Landes, wie er gleichzeitig auch zu den bedeu
tendsteu Parlamentariern gehört. Er ist auf politischem Gebiete
seit Langem thälig und hat sich als Jurist durch verschiedene
rechtswissenschaftliche Werke allgemeines Ansehen erworben.
Wegen seines energischen und makellosen Charakters erfreut
er sich allgemeiner Achtung.
Eine Lesttiguiig des Großglockners.
(Siehe das Bild auf Seite 548.)
Dsi'. hohen Tauern, früher von den Touristen vernachlässigt,
sind irr den letzten zwanzig Jahren in die Mode gekommen.
Dazu hat der deutsch-österreichische Alpenvercin durch Her-
stellung guter Wege und Erbauung von Uuterkuustshütten das
Meiste beigelrageu. Heutzutage kann Jeder, der nicht leidend
oder besonders schwächlich ist, die wundervollen Schönheiten
dieses Gebirgszuges ohne besondere Anstrengungen genießen;
hiuaufdriugen zu den gletscherumlagerten Hochthälcrn und bis
in die Eiswelt, ja, selbst eine Besteigung des Groß-Venedigers
(366!) Bieter) ist durch die Pragerhütte so leicht geworden,
das; sie selbst einigermaßen rüstige Dame» nut Ruhe unter-
nehmen können. Dem höchsten Gipfel der Tauernkelte freilich,
dem Großglockner, muß Jeder ferubleibeu, der nicht ganz
spauukräftige Kniekehlen , einen schwindelfreien Kops und Tine
bedeutende Ausdauer besitzt. Zwar sind auch hier durch den
Stüdlweg ^von Kals aus und durch Erbauung der Ltüdl-
hütte die Schwierigkeiten der Besteigung bedeutend ermäßigt
worden, allein immerhin bleiben die ohen genannten Eigen-
schasteu unerläßlich, denn die sehr steil ausragende Glöckner-
spitze läßt sich eben nicht durch eine Promenade nehmen. Vor
Auffindung des Kaiser Weges wurde die Besteigung des
Hochgipfels allein von Heiiigenblut unternommen. Dieser
kleine, herrlich gelegene Ort (siehe L-kizze ll auf unserem Bilde
S. 548) steht auch noch bei allen Freunden ves Bergsport?
in hohem Ansehen und ist jetzt im Hochsommer von Fremden
überfüllt, welche eine leichte und gefahrlose Tour in die Eis-
welt des Hochgebirges machen wollen. Alle aber lockt der von
ferne in's Thal hineinschauende, schlanke, firubedecktc Kegel
des Großglockners. Ein guter Reitweg sührt auch den Be-
quemen in 4V- Stunden über das Gloctüerhaus zur Elisabeth-
ruhc und bis zur Franz-Josephs-Höhe (2418 Bieter), von wo
aus mau einen wuubervollen Blick aus den Eisstrom des Paster-
zeuglelschers und die beiden Glocknerspihen hat, deren steile
Schieserwäudc hier 1009 Meter hoch abfallen. Zwischen
beiden bemerkt man deutlich den berüchtigten Grad, dessen
Ueberschreiten den; Glockuerbesteiger die meisten Lchwierigkeiteu
macht. Weiter als bis zur Frauz-Josephs-Höhe pflegt der
Durchschnittstourist nicht vorzudringeu. Der Bergsteiger geht
von hier aus in einer Stunde zur Hosmanushütte, übernachtet
dort, und erklimmt am nächsten Tage auf den; alten Hof-
manusweg (Skizze III) stets über Eis und Schnee in 5/- Stun-
den den Gipset. Kürzer aber und daher beliebter ist die Be-
steigung von Kals (Skizze IO) aus. Man steigt von diesem
stattlichen Alpendorfe im Köduitzthale auswärts zur Jörgen-
hülte und über die Lucknerhütte zur Stüdlhütte (Skizze V),
einem von dem Prager Kaufmann I. Stüdl 1868 erbauten,
wohleiugerichteken Unterkunstshaus, das im Sommer auch be-
wirthschaftet wird. Hier wird Nachtquartier gemacht. Am
anderen Morgen muß srüh aufgebrocheu werden, schon um
2, spätestens 3 Uhr, denn der schwierigste Theil der Ausgabe
liegt noch vor uns. Nach 2HO Stunden starken Steigens
kommt inan zur Adlersruh (3465 Meter) mit der Erzherzog
Johann-Hütte (Skizze l), der höchsten Uuterkunstshütte der
deutschen Alpen. Unmittelbar hinter derselben ragen steil die
beiden Glocknerspihen empor. Nun geht es zuerst über Schnee-
flächen, daun an einer schroffen Felswand empor zur vorderen
Spitze, dem Kleiuglocküer (3764 Meter), der von dein Groß-
glockner durch eine nur etwa 10 Schritte lauge, aber jo schmale
und völlig vereiste Schneide getrennt ist, daß Mancher, der
iiiuthig bis hierher ausgehalten hat, noch im letzten Augenblick
vor dcuu Uuternehmeu zurückschreckt uub umkehrt. Die Schneide
ist meist nur einen Fuß breit, au beiden Leiten stürzt die
Bergwand, rechts zur Pasterze, links zum Köduitzglctscher über
1000 Meter tief ab. Zwar ist — mehr zum moralischen als
physischen Halt - - über die Scharte ein Seil gespannt, doch
auch dieses schwache Hilfsmittel ist nicht immer benutzbar, und
viele Bergsteiger ziehen es vor, über die Scharte zu reiten,
hinten lind vorn von den Führern au dem unter den Armen
hefestigten Gletjcherseil gehalten. Ist auch diese böse Stelle
überwunden, so hedars es noch einer zwanzig Mimiken wäh-
renden, sehr erschöpfenden Felskletterei an Eisenstisteu, ehe der
Gipfel des Großglockners (3798 Bieter) erreicht ist. Oben, neben
dem vergoldeten Kreuz und dem trigonometrischen Signal, hat
man eine erhabene Aussicht, an der mau sich soweit stärken
kann, um den Rückweg zu bestehen, der noch unangenehmer
ist, als der Aufstieg.
Aestervortheilung.
lSiche des Bild aus Seite 540.1
?)er arme Junge hat Zahnschmerzen, und sie hören auch
nicht a»is, nachdem die Mutter ihm ein Tuch um die
Backen gebunden hat. Dann hat sie nothwendig daS Haus
verlassen müssen und den Kleinen seinen älteren Brüdern
übergebeii, damit sie mit ihm spielen und durch Zerstreuung
seinen Jammer stillen. In der Küche ist es kühl und an-
genehmer wie draußen im sommerlichen Sonnenbrand. Da
machen sich die Drei nun ein Spielplätzchen auf dem Herd
zurecht, holen die alten Karten, mit denen der Vater Abends
wohl sein Spiel mit dem Nachbar macht, und fangen mit
dein Kleinen eine Parthie au. Er versteht natürlich noch gar
nichts davon, aber mau unterrichtet ihn, und der eine Bruder
hilft ihm. Der.Kleine zeigt sich neugierig und auch gelehrig,
das läßt ihn schon die Zahnschmerzen vergessen, und die
Thräneu versiegen wenigstens. Es muckert nur noch im Kinn-
backen. Er begreift unter der schelmischen Anleitung, daß es
sich bei dem Spiel um Gewinn handeln soll, und zu gewinnen
erregt sein Begehr. Genau wird's mit dem Spiel ja auch
nicht genommen; es gilt nur, die Kartenbilder vom Anderen
zu erlangen, und damit der Kleine nicht schlecht gegen den
schlauen Mitspieler sichre, Hilst ihm der eine Brüder und
hesorgt sür ihn das Stichcuehmen. Ohne ein bischen „Mo-
geln" geht es dabei freilich nicht ab; aber diese Art der
Uebervortheilung wird ja nur als Scherz betrachtet. Unsere
Illustration aus S. 549 »ach dem hübschen Geurebilde von
M. Wunsch stellt diesen Vorgang aus dem Kiuderlebcu dar.
Das DlMmitattentllt auf dem Üonlevnrd
Magenta in Paris.
(Siche die 2 Bilder ans Seite <>ü3.)
seitdem am 30. März Ravachol in einem Restaurant am
? Boulevard Magenta verhaftet worden war, wurden V'ru,
der Besitzer dieser Wirthschaft, und jein Schwager, der Kellner
Lherot, der die Verhaftung veranlaßt hatte, mit Drohbriefen
der AuarchisteuJlberschütlet. Am 25. April bekam Lhörot u. a.
das folgende Schreiben: „Morgen kommt Ravachol vor Ge-
richt. Erfahren Sie, daß Sie noch vor Verkündigung des
Urtheils voll unserer Rache ereilt sein werden." Trotzdem
das Restaurant Bern ständig polizeilich bewacht wurde, ist es
den Anarchisten auch in der That gelungen, die augedrohte
Rache zu vollziehen und am Abend des 25. April einen Dy-
unmitauschlag gegen die Wirthschaft aus dem Boulevard Ma-
genta zur Ausführung zu bringen. Auch während der Ex-
plosion stand ein Polizist vor dem Hause, hatte aber diesem
in deui verhänguißvollen Augenblicke dell Rücken zugewendet
und wurde von dem Lustdruck umgeworseu. Wie gewöhnlich