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Hkft 4. Iltnstvrvto Fttirrilieir-Deiturrg. Ächrg. IW


Die goldene Gan-
Roman

Georg Kartwig.

IFortsetznilg.)
- sNochdrnck verboten.)
^^rofessor Lohmann betrachtete Gertrud überrascht.
) Dann lächelte er spöttisch. „Wie cs Ihnen be--
liebt .kdier ist der Wein. Nun den Wagen! Eie
sind zn Heisig nm Lei den, kalten Winde zn gehen.
Sic netzte flüchtig die Lippen und setzte das (blas

dann auf den Tisch zurück. „Ich bin an keinen
Wein gewöhnt. Es würde sich auch für uns schlecht
schicken."
„Sie müssen sich jetzt doch so leidlich durchschlagen
können/' sagte er gleichmüthig.
„L/ ich klage nicht!" siel sie mit stolzem Lächeln
ein. „Wenn ich mir etwas mehr wünschte, so geschähe
es nur, um alte Schulden abtragen zu können."
Er blickte auf. „Etwa an mich? Sehr gut! Sie
sind wirklich ein Kind. Wie können Sie überhaupt
noch daran denken!"
„Ich würde es nicht thun, wenn —" sie brach
hastig ab.
„Wenn was nicht wäre? Nun, zu Ende doch! Es
ist immer eine Thvrheit, Satze anzufangen und nicht

zn beenden. Thorheit und Koketterie zugleich. Man
will aufmerlsam machen."
„Nein!" sagte Gertrud, ihre aranbranuen Augeu
voll überzeugender Wahrheit ans ihn heftend. „Diese
Schulden, wollte ich sagen, würden mich nicht quälen,
konnte ich meinen Dank dafür beweisen."
„Ach was, Dank! Was Uerstehen Sic unter diesen
Dankesbeweisen?"
Sie verstummte. Ja, was verstand sie darunter?
„Sehen Sie, Sic wissen's nicht! Gerade Ihr Ge-
schlecht ist hervorragend dazu geneigt, den Begriff der
Dankbarkeit zu entstellen. Dder wünschen Sie etwa,
mir ein Paar Mvrgenschuhe zn sticken? Lächerlich!
Zu solchem Unsinn schreiben Sie eine viel zu schöne
Handschrift"


Aus der s^ürklüe. Nach einem Gemälde von H. Nettig. (S. 9l)
 
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