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Das Buch für Alle.
Hrst 3.
Nach einer
erfahren.
sächlichste Beruf des Weibes, Gattin und
Mutter zu werden, aber eine ganze Menge
von Ursachen haben veranlaßt, daß ein großer
Theil der Frauen nie eine Ehe schließen
kann, sondern gezwungen ist, auf Erwerb
nuszugchen. Die Statistik zeigt uns, in den
europäischen Staaten wenigstens, eine be-
ständige Zunahme der weiblichen Bevölke-
rung. Gewöhnlich stellt sich die Rechnung
so, daß auf 104 bis 105 Frauen 100 Männer
kommen; wenn also selbst alle Männer sich
verheirathen würden, müßten fünf Frauen
vom Hundert von der Ehe ausgeschlossen sein.
Von hundert Männern heirathet aber ein
gewisser Bruchtheil nicht, denn die Neigung
zum Heiratheu hat sich beim männlichen
in den modernen Kulturstaaten mehr und
mindert.
und die nur dazu führt, erhöhte Ansprüche
an das Leben zu stellen, wahrend die Fran
nichts von Kenntnissen in die Ehe mitbringt,
durch die sie dem Manne das Heim behag-
lich und seine Wirthschaft billiger machen
könnte, als er sie als Junggeselle führt.
Diesen Verhältnissen trägt man in vielen
tausend Familien auch in Deutschland Rech-
nung und erzieht die Mädchen vernünftiger-
weise so, daß sie die Kenntnisse erwerben,
die sie als zukünftige Hausfrau brauchen,
läßt ihnen aber gleichzeitig eine Ausbildung
zu Theil werden, die sie befähigt, im Noth-
falle sich selbst durch das Leben zu helfen. Auf
der anderen Seite freilich gibt es zahlreiche
Familien, in denen die jungen Mädchen zu
nichts Anderem, als zu einer Heirath er-
zogen, gewissermaßen dazu dressirt werden.
In manchen Familien werden die Töchter
förmlich dazu angehalten, einen Mann an-
zulocken und zur Ehe einzufangen. Man
stürzt sich in Schulden, weil mau es für
nothwendig hält, allerlei Lustbarkeiten, Bälle.
Festlichkeiten, Badereisen u. s. w. mitzu-
machen, damit die Töchter Gelegenheit haben,
einen Mann zu kapern. Weder die Töchter,
noch ihre unvernünftigen Eltern denken daran,
daß ein junges Mädchen, um eine ordeut-
liche Hausfrau zu werden, Kenntnisse in
der Hauswirthschaft, der Kochkunst u. s. w.
besitzen muß, und trotzdem wundern sich diese
Lenke, wenn ihre Töchter, die nichts in die
Ehe mitbringen als Ansprüche, die für den
Mann, der sie heirathen würde, nur eine
Last sein würden, sitzen bleiben. Wir wollen
von dieser verkehrten Erziehung hier absehen
und unsere Betrachtung vielmehr auf die
sogenannten „Berufe" lenken, welche heute
den jungen Mädchen offen stehen und es
ihnen ermöglichen, auch ohne einen Mann
zu bekommen, sich anständig erhalten zu
können.
Auch auf dem Gebiete der Berufswahl
gibt es Moden, und so hat sich seit einigen
Jahrzehnten als ein sehr moderner weib-
licher Beruf derjenige der Lehrerin entwickelt.
Wenn man sich heute in den Familien des
Geschlecht
mehr vcr-
Der Kampf nm's Dasein, der immer schlim-
Frankreich und Italien. Seine Werke bieten
jedoch keine Verschmelzung jener drei Style zu
einem einheitlichen Ganzen, sondern nur eine
Verwendung der dramatischen Effekte derselben in
ganz gesonderten Partien. Dieser seiner Neigung
znm Arbeiten „auf den Effekt" hin entsprachen
auch durchaus dis von ihm bevorzugten Text-
bücher Scribe's. Heutzutage liebt man den musika-
lischen Eklektizismus nicht mehr so, wie vor fünfzig
Jahren, und der Glanz der Meyerbeer'fchen Opern
erscheint uns daher au vielen Stellen verblaßt.
Immerhin aber gebührt dem Meister, der den
vierten Akt der „Hugenotten" geschrieben hat, ein
Ehrenplatz unter den großen dramatischen Ton-
dichtern.
Carmen Sylva (Königin von Rumänien) und Helene Vacarescu. (S. 79)
Illustration aus dem Werke: „Elizabeth of Rournania", von Blanche Roosevelt.
mer wird, hält eine Menge von Männern ab, sich zur Mittelstandes darnach erkundigt, was die Töchter ler-
Ehe zu entschließen, dann aber auch die falsche Er- . s ' f j" ' h ' . ' ß 7
ziehung, welche die jungen Mädchen heute erhalten Lehrerinnenexamen gemacht haben, oder daß sie sich
nen, so erfährt man fast ausnahmslos, daß sie ihr
Weißliche Wernle.
Eine moderne Lebensfrage,
von
Mr. Myers.
(Nachdruck verbalen.)
er natürliche Beruf des Weibes
ist Gattin und Mutter zu werden.
Dies hat jahrtausendelang bei
allen Volkern gegolten, in den
letzten Jahrzehnten aber hat diese
Anschauung in Amerika und Eu-
ropa eine gewisse Einschränkung
Noch heute ist es ja der haupt-
Hlnter den „ßichen" in Kar»öurg. Originalzeichnung von vr. Rob. Geißler. (S. 7N
Das Buch für Alle.
Hrst 3.
Nach einer
erfahren.
sächlichste Beruf des Weibes, Gattin und
Mutter zu werden, aber eine ganze Menge
von Ursachen haben veranlaßt, daß ein großer
Theil der Frauen nie eine Ehe schließen
kann, sondern gezwungen ist, auf Erwerb
nuszugchen. Die Statistik zeigt uns, in den
europäischen Staaten wenigstens, eine be-
ständige Zunahme der weiblichen Bevölke-
rung. Gewöhnlich stellt sich die Rechnung
so, daß auf 104 bis 105 Frauen 100 Männer
kommen; wenn also selbst alle Männer sich
verheirathen würden, müßten fünf Frauen
vom Hundert von der Ehe ausgeschlossen sein.
Von hundert Männern heirathet aber ein
gewisser Bruchtheil nicht, denn die Neigung
zum Heiratheu hat sich beim männlichen
in den modernen Kulturstaaten mehr und
mindert.
und die nur dazu führt, erhöhte Ansprüche
an das Leben zu stellen, wahrend die Fran
nichts von Kenntnissen in die Ehe mitbringt,
durch die sie dem Manne das Heim behag-
lich und seine Wirthschaft billiger machen
könnte, als er sie als Junggeselle führt.
Diesen Verhältnissen trägt man in vielen
tausend Familien auch in Deutschland Rech-
nung und erzieht die Mädchen vernünftiger-
weise so, daß sie die Kenntnisse erwerben,
die sie als zukünftige Hausfrau brauchen,
läßt ihnen aber gleichzeitig eine Ausbildung
zu Theil werden, die sie befähigt, im Noth-
falle sich selbst durch das Leben zu helfen. Auf
der anderen Seite freilich gibt es zahlreiche
Familien, in denen die jungen Mädchen zu
nichts Anderem, als zu einer Heirath er-
zogen, gewissermaßen dazu dressirt werden.
In manchen Familien werden die Töchter
förmlich dazu angehalten, einen Mann an-
zulocken und zur Ehe einzufangen. Man
stürzt sich in Schulden, weil mau es für
nothwendig hält, allerlei Lustbarkeiten, Bälle.
Festlichkeiten, Badereisen u. s. w. mitzu-
machen, damit die Töchter Gelegenheit haben,
einen Mann zu kapern. Weder die Töchter,
noch ihre unvernünftigen Eltern denken daran,
daß ein junges Mädchen, um eine ordeut-
liche Hausfrau zu werden, Kenntnisse in
der Hauswirthschaft, der Kochkunst u. s. w.
besitzen muß, und trotzdem wundern sich diese
Lenke, wenn ihre Töchter, die nichts in die
Ehe mitbringen als Ansprüche, die für den
Mann, der sie heirathen würde, nur eine
Last sein würden, sitzen bleiben. Wir wollen
von dieser verkehrten Erziehung hier absehen
und unsere Betrachtung vielmehr auf die
sogenannten „Berufe" lenken, welche heute
den jungen Mädchen offen stehen und es
ihnen ermöglichen, auch ohne einen Mann
zu bekommen, sich anständig erhalten zu
können.
Auch auf dem Gebiete der Berufswahl
gibt es Moden, und so hat sich seit einigen
Jahrzehnten als ein sehr moderner weib-
licher Beruf derjenige der Lehrerin entwickelt.
Wenn man sich heute in den Familien des
Geschlecht
mehr vcr-
Der Kampf nm's Dasein, der immer schlim-
Frankreich und Italien. Seine Werke bieten
jedoch keine Verschmelzung jener drei Style zu
einem einheitlichen Ganzen, sondern nur eine
Verwendung der dramatischen Effekte derselben in
ganz gesonderten Partien. Dieser seiner Neigung
znm Arbeiten „auf den Effekt" hin entsprachen
auch durchaus dis von ihm bevorzugten Text-
bücher Scribe's. Heutzutage liebt man den musika-
lischen Eklektizismus nicht mehr so, wie vor fünfzig
Jahren, und der Glanz der Meyerbeer'fchen Opern
erscheint uns daher au vielen Stellen verblaßt.
Immerhin aber gebührt dem Meister, der den
vierten Akt der „Hugenotten" geschrieben hat, ein
Ehrenplatz unter den großen dramatischen Ton-
dichtern.
Carmen Sylva (Königin von Rumänien) und Helene Vacarescu. (S. 79)
Illustration aus dem Werke: „Elizabeth of Rournania", von Blanche Roosevelt.
mer wird, hält eine Menge von Männern ab, sich zur Mittelstandes darnach erkundigt, was die Töchter ler-
Ehe zu entschließen, dann aber auch die falsche Er- . s ' f j" ' h ' . ' ß 7
ziehung, welche die jungen Mädchen heute erhalten Lehrerinnenexamen gemacht haben, oder daß sie sich
nen, so erfährt man fast ausnahmslos, daß sie ihr
Weißliche Wernle.
Eine moderne Lebensfrage,
von
Mr. Myers.
(Nachdruck verbalen.)
er natürliche Beruf des Weibes
ist Gattin und Mutter zu werden.
Dies hat jahrtausendelang bei
allen Volkern gegolten, in den
letzten Jahrzehnten aber hat diese
Anschauung in Amerika und Eu-
ropa eine gewisse Einschränkung
Noch heute ist es ja der haupt-
Hlnter den „ßichen" in Kar»öurg. Originalzeichnung von vr. Rob. Geißler. (S. 7N