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116

Rohrbran- in Südungarn.
(Siehe das Bild aus Seite 117.)
-kN Südungarn, namentlich in den Bezirken Draueck, Belye
und Darda, sowie in einigen Gegenden Kroatiens und
Slavoniens gibt es noch förmliche Wildnisse, prächtige, forst-

Dcrs Buch für Alle,
männisch noch wenig überwachte Wälder und steppcnartige !
Niederungen, in denen sich ein Wildstand hält, der die Freude !
eines jeden Jägers ist. Leider hat derselbe schwer unter den s
durch klimatische und andere, aus der Natur des Landes her- !
vorgehende Katastrophen zn leiden. Neben der verheerenden
Wirkung der alljährlich eintretenden Hochwässer und der !

Heft 5.

Kälte des Winters sind es die in der für das Wild ohnehin
s chlimmen Zeit des Vorfrühlings oft eintretenden grauenhaften
Rohrbrände, welche unter den Thieren aufräumen. In Jahren
mit besonders hohen Wasserständen wird nämlich das überall
aus den überschwemmten Strecken mächtig aufschießende Schilf-
rohr niedergedrückt, geblickt und für menschliche Bedürfnisse


Vor vielen Jahren lebt' ein Mann,
Der Tag und Nacht darüber sann,
Dnrch die Erfindung neuer Sachen
Der Menschheit nützlich sich zu machen.


Kumoristifches.

Die edle M u s i k a.


Das menschenfreundlichste Bestreben
Ist aussichtslos, wenn dicht daneben,
Nur durch 'ne dünne Wand getrennt.
Ein Geiger streicht sein Instrument.



Drum packt er seine Siebensachen
Und thut sich auf die Suche machen,
Bis eine Wohnung weltverloren
Er fand weit draußen vor den Thoren


Doch ach, schon in der ersten Nacht
Wird er nm seine Ruh' gebracht.
Denn ans dem mondbeglänzten Pfade
Ertönt der Klang der Serenade.

Jn's Giebelstübchen, nah dem Himmel,
Entflieht er ans dem Wcltgctümmcl,
Doch hier stört den Gedankengang
Vierstimm'ger Männerchorgcsang.

Des'Waldes Einsamkeit im Lauf
Sucht der gequälte Manu jetzt aus.
Erschöpft sinkt er in's kühle Moos,
Beklagend laut sein tragisch' Loos.


Doch selbst des Waldes hehrer Frieden
Ist dem Gehetzten nicht bcschicdcn,
Denn neben ihm ertönet leise
Ans der Schalmei die schrille Weise.


„Ha!" rnst er, „da die schnöde Welt
Mir jeden Augenblick vergällt.
So räche ich mich furchtbar hier!"
So sprach er und — ersand's Klavier


Seit jenem Tage schweiget nimmer
Das Dudeln, Klimpern und Gewimmer
Und heute noch fühlt Jeder mit,
Was damals jener Edle litt.

unbrauchbar. Die Bauern lassen es daher stehen. Ebenso
kann das Gras, welches ost bis zu Meterhöhe einporwächst,
nach einer längeren Ueberschwemmung weder zur Viehwaide
noch zum Abmähen benutzt werden. Es bleibt also, nachdem
das Wasser gefallen ist, eine nach Hunderltausenden von Meter-
centnern zu schätzende wirre Rohr- und Grasmasse zurück,
welche von den Frühlingswinden völlig ansgetrocknet wird,
und nun leicht durch jeden Funken, der etwa hineiufalleu
mag, Feuer fängt. Da die Bauern bei der Raubwirthfchaft,
die sie in jenen Gegenden in den Wäldern treiben, mit dem

Feuer sehr nachlässig umgehen, gerade so, wie die amerikani-
schen Ansiedler in den Wildnissen des Westens, so entstehen
häufig genug furchtbare Rohrbrände, die dem Wilde so ver-
derblich werden, wie die Prairie- oder Savannenbründe jen-
seits des Oceans. Vor dein vom Sturm getriebenen Flammen-
meer suchen die erschreckten Thiere des Waldes und der Ebene
ihr Heil in eiliger Flucht. Unser Bild auf S. 117 stellt eine
solche Katastrophe anschaulich dar. Gelingt es den Flüchtigen,
einen breiten Flußlauf zu erreichen und zu durchschwimmen,
den die Flammen nicht überspringen können, so sind sie ge-

rettet. Aber häufig genug findet inan Wildschweine, Füchse,
Dachse und andere Thierarten, die nicht so flüchtig sind, wie
Hirsch und Reh, nach einem solchen Brande mit versenglem
Pelze und verstümmelten Pfoten, so daß sie von den Bauern
leicht erlegt werden können. Diese Rohrbräude dehnen sich oft
über weite Gebiete aus und erlöschen erst, wenn ein Regenguß,
Mangel an Nahrung, ein Strom oder See ihr weiteres Fort-
schreiten verhindert.
 
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