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18Ü

Das Buch für Alle. Heft 7


ÄHWU

Irr Eykkon auf der Infek Martinique: Die Wadekeincstraße in Aort-dc-Arance. (S. 182)

„Nein, aber der Herr General-
auditeur Katsch frag nach Eurer
Durchlaucht, er will morgen wieder
kommen, in wichtiger Angelegenheit,
wie er sagte!"
„Der Mann betreibt sein Hand-
werk mit Eiser, seinem Adlerblick
entgeht nichts, die guten Berliner
werden ihn aber schwerlich lieben!"
„Eure Durchlaucht haben Recht,
der Herr Generalauditeur ist der ver-
haßteste Mann Berlins. Wie Viele
hat er schon unglücklich gemacht
durch seine rücksichtslose Strenge!"
Fürst Heinrich zog die Augen-
brauen zusammen. „Das Volk rai-
sonnirt natürlich immer, auch da,
wo das Recht sonnenklar zu Tage
liegt. König Friedrich Wilhelm ist
zu beglückwünschen, daß er solche
Leute wie Katsch zur Seite hat."
Der alte Diener neigte den Kopf,
seine Hand glitt sanft über das
kranke Bein seines Herrn.
„Aber Eure Durchlaucht sind
doch selber milde und vergeben gern,
dafür ist Ihr Andenken auch ge-
segnet bei uns daheim, und" — setzte
er leise hinzu — „ich bitte Gott, daß
Niemand Eurer Durchlaucht fluchen
möge, wenn wir diese Stadt ver-
lassen!"
Das war ein freies Wort; der
Fürst sah ihn überrascht an.
„Was nullst Du damit sagen,
Alter, willst Du etwa Stimmung
machen für einen Wahnwitzigen, der
die Hand erhob gegen einen Reichs-
fürsten, weil die Politik seines könig-
lichen Herrn nicht in seinen dicken
Schädel will? Wahrhaftig, die Welt
ginge aus den Fugen, wenn diese
Leute ungestraft blieben. Monsieur
Katsch wird ihm Zeit geben, in
Spandau über seine verwegene That
Betrachtungen anznstellen!"
Furchtlos sah Stiller in die
blitzenden Augen seines Herrn. „Hal-
ten zu Gnaden, Durchlaucht, aber

. , mit der Politik ! Gott soll mich bewahren, daß ich nur ein Wort der !
hat die unselige That des Obermeisters nichts zu thun. ! Fürbitte wagte für Einen, der in Vermessenheit die !

Hand erhob gegen meinen gnädigsten
Herrn. Doch hier handelt es sich
um keine Staatsaktion, sondern —
um eine Liebesgeschichte!"
„Rappelt's Dir im Oberstübchen,
oder hast Du heimlich Champagner
getrunken? Seit wann schreibt man
Liebesbetheurungen in Berlin mit
dem spanischen Rohr?"
Der Kammerdiener kannte seinen
Herrn zu gut, um nicht zu wissen,
daß jetzt sein Interesse für die Ent-
wickelung wach geworden. Er er-
wiederte: „Der Mann wollte Eure
Durchlaucht gar nicht treffen, die
Schläge waren dem Leopold zuge-
dacht. Der grüne Rock, die Aehn-
lichkeit hat die unselige Verwechs-
lung veranlaßt!"
Fürst Heinrich lehnte sich über-
rascht in den Sessel zurück, er be-
gann den Zusammenhang zu be-
greifen, aber seine Stirne war noch
umwölkt.
„Was treibst Du denn in meiner
Abwesenheit für Heimlichkeiten, wer
hat DirdieseGeschichtenzngctragcn?"
Während der Kammerdiener
Weiche Binden um das Bein schlang,
erzählte er den Hergang, wie er
ihn aus Helenens Munde wußte.
Namentlich die Verzweiflung des
schönen Mädchens machte Eindruck
auf den Zuhörer.
„Na, das muß ich sagen," rief
der hohe Herr halb lachend, „wenn
der Bengel, der Leopold, mit hübschen
Bürgertöchtern scharmirt, und dabei
in Händel geräth, so soll er seinen
Rücken Hinhalten, oder das Wetter
fährt ihm auf den Kopf! — Liebt
denn der Bursche das Mädchen?"
„O Durchlaucht, mehr wie sein
Leben!"
Die böse Falte auf der Stirn
des Fürsten war verschwunden, es
zuckte halb spöttisch, halb wohlwol-
lend um seinen Mund. Er erhob sich.
. , , . „ , ! „Bring'mich jetzt zu Bette, Stiller! So — lang-
Fürbitte wagte für Einen, der in Vermessenheit die ! sam! Ah — das Frottiren hat gut gethan!"

Aer Cykkon auf der Infek Martinique: Die Auinen der Affanzung ^errinekke Sei Saint Illerre. (S. 182)
 
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