Pst!!.
Der Nußheher.
(Siche das Bild auf Seite 185.)
VITit einem durchdringenden Gekrächz, das uns im eilten
^Augenblick zusammenfahren läßt, fliegt plötzlich ein vor-
herrschend weinroihgrau gefärbter Vogel, etwas kleiner wie
eine Elster, vor uns über den Waldweg. Es ist der all-
bekannte Nußheher, auch Holzschreier oder Margolf genannt
(Netze unser Bild ans S. 185, nach einem Gemälde von Marie
i-aux), der ja in Deutschland alle Waldungen, den Nadel-
uue den Laubivald, belebt. Die bezeichnenden Kennzeichen
dieses Vogels bilden der kurze kräftige Schnabel, die mäßig
hochlüufigen, mittellangze igen Füße mit spitzigen Nägeln,
die kurzen Flügel mit müßig langen! Schwanz und das
reiche, weiche und strahlige, auf dem Kopfe hollenartig ver-
längerte Gefieder. Wie schon bemerkt, ist die vorherrschende
Färbung ein schönes, oben dunkleres und unterseits lichteres
Weinrothgran; die Hollenfedern sind weiß, die Oberflügel-
decksedern innen schwarz, außen himmelblau, weiß und schwarz-
blau in die Quere gestreift, wodurch ein prachtvoller Schild
entsteht, und die Schwanzfedern endlich schwarz. Die Länge
des Vogels betrggt 34, die Breite bis 55, die Fittiglünge 17,
die Schwauzlänge 15 Centimcter. Wir begegnen ihm in allen
Waldungen Enropn's, mit Ausnahme der nördlichsten Ge-
biete. Im Frühjahre lebt der Nußheher paarweise, später
dagegen in ganzen Familien und Trupps. Er ist klug, ja
verschlagen, i,inner lebhaft und unruhig. Den Beobachter er-
götzt er durch die mannigfaltigsten Stellungen, die er zu seiner
Unterhaltung annimmt, ebenso weiß er die verschiedensten
Stimmen nachzumacheil, so daß er unbedingt der begabteste
unter unsren heimischen Spottvögeln ist. Sein gewöhnliches
Geschrei ist ein abscheuliches „Rätsch" oder „Näh", mitunter
ichreit er aber auch wie eine Katze „Miau" oder gurgelt das
Wort „Margolf", das mau ihm in manchen Gegenden des-
halb als Namen gegeben hat. Außer diesen Naturlauten
ahmt er auch alle Töne und Geräusche nach, die er in seinem
Revier überhaupt zu hören bekommt, so z. B. den Ruf des
Bussards, das Gekrächz der Elster, das Picken der Spechte,
aber auch das Gackern des Huhnes, das Wiehern eines Fül-
lens oder das Schärfen einer Säge. Leider besitzt der Nuß-
heher auch noch andere, weniger harmlose Eigenschaften, die
ihn zu einem geradezu schädlichen Bewohner unserer Wälder
machen. Er frißt zwar Früchte, Beeren, Nüsse, Eicheln und
allerlei Kerbthiere, verspeist aber mit besonderer Vorliebe
kleines Geflügel, so daß er der abscheulichste Nestzerstürer ist,
den unsere Forstleute kennen. „Der Sperber und die drei
Würger unserer Wälder," urtheilt Trinthammer, „sind zwar
ebenfalls schlimme Gesellen, aber sie Alle zusammen Hausen
noch lange nicht so arg unter den Sängern des Waldes, als
der Hetzer." Zu seinen Gunsten sei aber bemerkt, daß er nach
Penz auch ein Hauptvertilger der giftigen Kreuzotter ist. Das
Brutgeschäst des Hehcrs füllt in die ersten Frühlingsmonale,
das Weibchen legt bis zum Anfang des April fünf bis neun
Eier, denen nach etwa 16lägiger Bebrütung die Jungen ent-
schlüpfen.
Der Tod König Knrl's I. von Württemberg.
(Siehe das.PorInU auf Seite 188.)
V^ach 27jährigcr Regierung und im Alter von 68 Jahren
und 7 Monaten ist in der Morgenfrühe des 6. Oktober
1891 König Karl I. von Württemberg in seiner Residenzstadt
Stuttgart einem schmerzvollen Leiden erleget,. Man wußte
im Lande schon seit einiger Zeit, daß die Krankheit des Kö-
nigs in ein verhüngnißvvUes Stadium zu treten drohe Als
dann am 2. Oktober in Bebenhausen, wohin König Karl am
19. September von Friedrichshafen übcrgesiedclt war, eine
Benutzung von ärztlichen Autoritäten stattgefunden hatte,
worauf hin der schwerkranke Monarch nm nächsten Tage in
das Stuttgarter Residcnzschloß znrückkehrte, verbreitete sich
alsbald auch in weiteren Kreisen die Knnde, das; ärztliche
Kunst nichts mehr zn thnn vermöge. — Der entschlafene
Monarch war am 6. März 1823 als der erste und einzige
Sohn König Wilhelm's I. nnd als das zweite Kind desselben
ans seiner dritten Ehe mit der Königin Panline, geborenen
Herzogin von Württemberg, geboren. Er erhielt nnter den
Angen seiner königlichen Eltern eine durchaus mnstergiltige
Erziehung, siedelte daun nach seiner Konfirmation 1839 ans
einige Jahre nach Ludwigsburg als Zögling der dortigen
Kriegsschule über, nnd machte seine akademischen Studien ans
den Hochschulen von Tübingen und Berlin. In den nächsten
Jahren unternahm der Kronprinz verschiedene Reisen in das
Ausland, um seinen geistigen Gesichtskreis zn erweitern nnd
fremde Höfe kennen zu lernen. Im Dezember 1845 ging er
nach Italien, wo damals mit ihrer leidenden Mutter die
Großfürstin Olga, Tochter des Kaisers Nikolaus von Ruß-
land, weilte. Bereits am 16. Januar 1846 wurde die Ver-
lobung des jungen Paares verkündet, nnd am 13. Juli in
Schloß Peterhos die Vermählung gestiert. Am 25. Juni 1864
starb König Wilhelm hochbetagt und sein einziger Sohn
bestieg nun als König Karl 1. den Thron, begrüßt von
dem allgemeinen Vertrauen seiner Unterthanen. Die Re-
gierungsjahre des nun aus dem Leben geschiedenen Mo-
narchen fielen zusammen mit der großen Zeit der neueren
deutschen Geschichte, nnd es muß rühmend hervorgehoben
werden, daß König Karl nach 1866 in hohem patrioti-
schen Sinne die Schritte that, die er zum Heile Württem-
bergs nnd Deutschlands als nothwendig erkannt hatte, und
auch 1870 keinen Augenblick zögerte, gegen Frankreich mit
Volk und Heer unentwegt zur nationalen Sache zu stehen.
Er ist allezeit ein Neuer deutscher Bundesfürst gewesen, wie
er jederzeit das Muster eines konstitutionellen Monarchen war.
Württemberg hat unter seiner Regierung einen hohen Auf-
schwung ans allen Gebieten genommen, und wie dankbar dessen
Bewohner ihrem milden, edelherzigen Könige dafür waren,
das zeigte sich so recht, als dieser im Juni 1889 das Jubel-
fest seiner 25jährigen Regierung feiern konnte. Aufrichtig ist
Das Buch für Alle.
deswegen auch im Lande die Trauer um den Hingang des
Monarchen, der in ganz Deutschland ebenfalls lebhafte Theil-
nahme erregt hat.
Der FlUchlmchM bei Stachelberg.
(Siehe das Bild auf Seite 189.)
^"zer kleine Schweizer Kanton Glarus verdient seiner hohen
Natnrschönheiten halber von Touristen weit mehr besucht
zn werden, als es gegenwärtig noch der Fall ist. Das ganze,
blos 601 Quadratkilometer umfassende Ländchen besteht eigent-
lich nur aus einem großen Thale, das sich hinter dem Haupt-
orte Glarus in zwei Aeste spaltet: dem von dec Linth durch-
flossenen Haupt- oder Großlhal und dein östlichen Klein- oder
Sersthal. Mächtige Alpenhänpler schließen diese Thalverz rei-
guiigen ab, von denen die höchsten der Tödi mit 3623 Meter
und der Biserteustock mit 3421 Bieter sind. Wer sie besteigen
will, wühlt Aad Stachelberg zu seinem Standquartier, das
wegen seiner prächtigen Lage am Fuße des Brnunwaldbcrges
auch denen zu empfehlen ist, die weder Berge erklimmen,
noch die alkalische Lchweselquelle gebrauchen wollen, die
300 Nieter oberhalb aus einer Schlucht des Berges hervor-
tritt, sondern denen es in erster Linie darum zn thnn ist, in
Berg- und Waldabgeschiedenheit, an rauschenden Bergbächen
und auf grünen Matten einige Zeit zu weilen, nm Lunge und
Nerven zu neuer Arbecht zn stärken. Wer echtes Aelplerleben,
und zwar ini großen Style kennen lernen will, dem bietet der
an herrlichen Bildern und Naturgenüssen reiche Ausflug ans
den nur zwei Stunden entfernten Urnerboden die beste Ge-
legenheit. Man geht vom Stachelberger Bad zunächst thal-
auswärts über Enneflinth und den Frntbach, wendet sich dann
rechts bergan in den Wald nnd erreicht nach wenigen hundert
Schritten den schönen Fall des vom Urnerboden herabkom-
menden Fütschbaches (siehe unser Bild ans S. 18Z. Will
man den Fall, dessen Umgebung eine höchst romantische ist,
ganz in der Nähe sehen, so muß man vom Wege ab nnd eine
Strecke links hinauf. Aus unserem Bilde sicht man im Hinter-
gründe zwischen Tannen nnd Gestein nur den oberen Theil
des schäumenden Gewässers zu Thale stürzen, doch ist die Ge-
sammtwirkung des Bildes eine großartigere von dein Stand-
punkte aus, deu unser Zeichner eingenommen hat, als wenn
man dicht an den Fall herantritt. Man hat dann noch an-
derthalb Stunden zn steigen bis zum Urnerboden, der größten
und schönsten Alpe der nördlichen Schweiz, welche von den
gewaltigen Berghäuptern der Gemsfayer, Breit- nnd Roth-
nosßnfirn und der Zingel- und Jägerenstöcke umrahmt wird.
Im Sommer bringen die Hirten von Uri ihr Vieh zur Weide
dorthin. Ringsum auf der grünen Alpe liegen die Hütten
zerstreut; in einigen derselben ist auch Wir.hschaft, und auf
einem Hügel inmitten der Alpe erhebt sich eine Bergkapelle,
in welcher zur Alpzeit ab und zu sür die Seunen Gottesdienst
abgehalten wird.
Der Wolfgangsttig in Steiermark.
(Sichc LciS Bild auf Scilc IW.)
-"in der schönsten Gegend des SalzkammerguteS liegt der
sehr alte Marktflecken St. Wolfgang, der seineil Namen
dem Heiligen gleichen Namens verdankt. Dieser war ursprüng-
lich Bischof von Regensburg, kam aber heimlich in jene Ge-
gend und führte am Falkenstein bei St. Wolfgang von 982
bis 987 ein Einsiedlerleben, bis er entdeckt nnd zurückgeführt
wurde. In der Zeit seines Aufenthaltes in jener Gegend
sammelte er die durch die Einfälle der Ungarn vertriebenen
Einwohner, veranlaßte ihre Niederlassung nnd hielt sie zur
Bodenkultur an. So entstand der nach ihm benannte Ort.
Die fromme Sage berichtet, daß Wolfgang einst an einen,
Sonntage auf einen, harten Felsen eingeschlasen sei, während
die Messe gelesen wurde. Zur Strafe erhob er selbst eine
Axt, um sich die Füße nbzuhauen — da schwand der Boden
plötzlich und vereitelte den Schlag. Zum Andenken wurde
die Kapelle gebaut, die heute neben der Kirche von St. Wolf-
gang steht; noch zeigt man glich den Stein, worin der gläu-
bige Wanderer die Eindrücke der mit dem Felsen sinkenden
Füße bemerkt. Der Heilige zog dann ferner auch nach Steier-
mark, nm dort das Christenthnm zu predigen. Er lehrte die
Einwohner Werkzeuge machen und den Boden bebauen, und
da? erste Werkzeug, das er als Muster sür sie fertigte, soll
eine Axt geweseu sein. Au dem Tage des heilige,, Wolfgaug,
der immer aus den 31. Oktober fällt, halten nun alljährlich
die steierischen Holzsäller ihm zu Ehren einen feierlichen Um-
zug, den unsere Jllnstintion ans S. 192 darstellt. Diese Leute
bleiben während der guten Jahreszeit die ganze Woche in
den Waldungen, wo sie gerade beschäftigt sind, kochen, essen
nnd schlasen in den sogenannten „Holzstuben", die in den
größeren Schlägen errichtet sind, und kommen nur am Sams-
tag Abend zu den Ihrigen, die sie Montags früh beim
ersten Morgengrauen wieder verlassen. Auch im Winter rasten
sie nicht, da dann das beschwerliche Geschäft beginnt, das Holz
auf Schlitten oder mittelst sogenannter Riesen Ihalabwürts zn
schaffen. Diese wetterharten Leute nm, halten am L-t. Wols-
gangstage in festtäglicher Tracht ihren Umzug. Vier Holz-
kuechte tragen die Bahre mit der sogenannten Axt des heiligen
Wolfgang, die in einem Glaskasten ruht nnd mit Blumen
und Bändern geschmückt ist; vier kleine Mädchen halten lange
Bänder, die an den vier oberen Ecken deS Kastens befestigt
sind. Andere Holzfäller tragen Sägen nnd Hacken, wieder
andere Kruzifixe, ferner schreiten Mädchen mit in Holz ge-
schnikten Figuren des heiligen Wolfgang nnd der heiligen
Maria mit dem Jesuskinde im Zuge, und Kinder mit kleinen
Holzkrenzen. Ans einen, weithin sichtbaren Felsvorspruugc
wird der Kasten mit der Axt niedergestellt nnd gebetet (siehe
das kleine Rundbild), dann geht der Zug wieder in's Thal
zurück. Musik und Tanz beschließt den Festtag.
Untor der Last der Krone.
Zeitgeschichtlicher Roman
von
Aterander PS in er.
(Fortsetzung.)
(Nachdruck verboten.)
erzogin Isidora warf ihrer Tochter einen
Blick zn, der i ie Prinzessin verstummen
machte. Auch Lisinka war verwundert.
Ihrem unerfahrenen Gcuiüth erschien
es erst recht zweifellos, daß Prinz Ed-
gar's Thaten und der Volkswille ge-
nügen müßten, ihm den Thron zn
sichein, die Aeußernngen der Herzogin
sagten ihr seht, daß noch nichts ent
ichert sei. Auch der Prinzessin Glück
noch nicht. Seltsame Gefühle regten sich dabei in ihrem
Herzen. Sie erschrak fast vor denselben. War es nicht
wie ein milder Balsam des Trostes nach dem schrillen
scharfen Schmerz vorhin? Konnte sie ihm noch Hemm-
nisse wünschen, gönnte sie ihm nicht die glückliche Ber-
einigung mit der ihm erwählten Braut, die ihm die
nothwendigsten Güter zur Befestigung seiner Stellung
zubrachte? Prinzeß Ludmilla liebte ihn; Ivie sehr, das
hatte Lisinka heute gewahrt, wenn auch vielleicht mit
einer völlig andern Liebe, als Robert's Schwester sie
für ihn empfand; sic würde ihn glücklich machen, seine
Ehren theilcn, und die ebenbürtige passende Gefährtin
für ihn sein!
Mit festem Griff legte sie die Hand ans ihr zucken-
des Herz, und wünschte der Glücklichen Erfolg und
Gelingen.
Als der hohe Besuch sich verabschiedet hatte, galt
ihre erste Sorge dem Vater, der ungewöhnlich kraftlos
dalag. Das Wiedersehen der Herzogin hatte seine ge-
brochenen Kräfte erschöpft. Trotz seines „stumpfen"
Zustandes hatte er doch tief gefühlt, welch' eine Ver-
änderung mit ihm vorgcgangen war, wie er, ein Lebender
noch, schon zu den Todtcu gezählt ward. Er hatte sich
in seinen, zähen Egoismus bisher noch nicht mit dem
Gedanken vertraut machen können, ganz ansschciden
zu sollen, er hatte sich unentbehrlich geglaubt, au Ge-
nesung, an Wiederaufnahme seiner Aemtcr gedacht.
Die Art, wie die Herzogin zn ihm gesprochen hatte,
die Erwähnung seines Nachfolgers hatten ihm gezeigt,
daß man gar nicht daran dachte und ihn in keiner
Art vermißte.
Lisinka bettete ihn mit Hilfe der Diener auf sein
Lager und war liebevoll um ihn bemüht. Er war
wenig empfänglich dafür. Sein Sinn hatte von jeher
nach anderen Dingen getrachtet, die Liebe seines Kindes
konnte ihm jetzt nicht ersetzen, woran einzig seine kleine
Seele hing.
Die Zeitungen brachten fortan täglich lange Artikel
über die Ereignisse auf dem Kriegsschauplatz, dem
einzigen in Europa augenblicklich. Die Schlacht bei
B. ward als eine der glänzendsten Siegesthaten ge-
priesen, der Held derselben von allen Blättern nnd
Parteien gefeiert. Er hatte das Land von den ein-
dringenden Feinden gereinigt, das dankbare Volk erhob
ihn in einstimmiger Wahl ans den Thron. Er erließ
von seinem Palast in der Hauptstadt ans Proklamationen
nnd Dekrete nnd zeigte seine Besitzergreifung den Höfen
Enropa's an.
Jeder war in geheimnißvollcr Spannung, was ge-
schehen würde, ob das kühne Wagnis; den schleppenden
Verhandlungen der Kabinette ein rasches Ende machen,
den gordischen Knoten zerhauen werde.
Als der erste Begeisterungssturm vorüber, der erste
Jubel über die unerwartete, die langweilige Windstille
am politischen Himmel so angenehm unterbrechende,
Heldenthat verhallt war, wurden warnende, zagende
Stimmen laut. Plan stritt darüber, ob die viel ver-
schlungenen Interessen Aller ihre Rechnung bei dem
Handel fänden, ob man dem Kecken die eigenmächtige
Initiative so hingehen lassm werde. So tapfer er sich
auch zeigte, was war er, der Einzelne, mit seinem
kleinen Häuflein Unterthanen dem großen Staatenbnnde
gegenüber? Er schwamm in einer Nußschale auf offenem
Meer.
Lisinka las die Kunde der Begebenheiten, die ver-
schiedenen Preßstimmen mit fieberheißem Kopf. Sic
durfte mit Niemandem davon reden. Von Fürstin Olga
kam keine Nachricht mehr. Robert aber ließ endlich
von sich hören. Er war bis zum Prinzen durchgcdrnngen.
Zn spät, um noch an den ruhmvollen Kämpfen Theil
zu nehmen, aber rechtzeitig genug, um Berather zu fein.
Der Prinz war zu sehr Idealist, und die Situation
erforderte kluge, sehr nüchterne Berechnung. Da war
er, der Besonnene, an seinem Platz.
Aus Robert's Brief klang große Befriedigung, eine
Stimmung, wie man sie lange nicht bei ihm gewohnt ge-
wesen war. Lisinka's Herz wallte auf, ihr Bruder war bei
schieden und
Der Nußheher.
(Siche das Bild auf Seite 185.)
VITit einem durchdringenden Gekrächz, das uns im eilten
^Augenblick zusammenfahren läßt, fliegt plötzlich ein vor-
herrschend weinroihgrau gefärbter Vogel, etwas kleiner wie
eine Elster, vor uns über den Waldweg. Es ist der all-
bekannte Nußheher, auch Holzschreier oder Margolf genannt
(Netze unser Bild ans S. 185, nach einem Gemälde von Marie
i-aux), der ja in Deutschland alle Waldungen, den Nadel-
uue den Laubivald, belebt. Die bezeichnenden Kennzeichen
dieses Vogels bilden der kurze kräftige Schnabel, die mäßig
hochlüufigen, mittellangze igen Füße mit spitzigen Nägeln,
die kurzen Flügel mit müßig langen! Schwanz und das
reiche, weiche und strahlige, auf dem Kopfe hollenartig ver-
längerte Gefieder. Wie schon bemerkt, ist die vorherrschende
Färbung ein schönes, oben dunkleres und unterseits lichteres
Weinrothgran; die Hollenfedern sind weiß, die Oberflügel-
decksedern innen schwarz, außen himmelblau, weiß und schwarz-
blau in die Quere gestreift, wodurch ein prachtvoller Schild
entsteht, und die Schwanzfedern endlich schwarz. Die Länge
des Vogels betrggt 34, die Breite bis 55, die Fittiglünge 17,
die Schwauzlänge 15 Centimcter. Wir begegnen ihm in allen
Waldungen Enropn's, mit Ausnahme der nördlichsten Ge-
biete. Im Frühjahre lebt der Nußheher paarweise, später
dagegen in ganzen Familien und Trupps. Er ist klug, ja
verschlagen, i,inner lebhaft und unruhig. Den Beobachter er-
götzt er durch die mannigfaltigsten Stellungen, die er zu seiner
Unterhaltung annimmt, ebenso weiß er die verschiedensten
Stimmen nachzumacheil, so daß er unbedingt der begabteste
unter unsren heimischen Spottvögeln ist. Sein gewöhnliches
Geschrei ist ein abscheuliches „Rätsch" oder „Näh", mitunter
ichreit er aber auch wie eine Katze „Miau" oder gurgelt das
Wort „Margolf", das mau ihm in manchen Gegenden des-
halb als Namen gegeben hat. Außer diesen Naturlauten
ahmt er auch alle Töne und Geräusche nach, die er in seinem
Revier überhaupt zu hören bekommt, so z. B. den Ruf des
Bussards, das Gekrächz der Elster, das Picken der Spechte,
aber auch das Gackern des Huhnes, das Wiehern eines Fül-
lens oder das Schärfen einer Säge. Leider besitzt der Nuß-
heher auch noch andere, weniger harmlose Eigenschaften, die
ihn zu einem geradezu schädlichen Bewohner unserer Wälder
machen. Er frißt zwar Früchte, Beeren, Nüsse, Eicheln und
allerlei Kerbthiere, verspeist aber mit besonderer Vorliebe
kleines Geflügel, so daß er der abscheulichste Nestzerstürer ist,
den unsere Forstleute kennen. „Der Sperber und die drei
Würger unserer Wälder," urtheilt Trinthammer, „sind zwar
ebenfalls schlimme Gesellen, aber sie Alle zusammen Hausen
noch lange nicht so arg unter den Sängern des Waldes, als
der Hetzer." Zu seinen Gunsten sei aber bemerkt, daß er nach
Penz auch ein Hauptvertilger der giftigen Kreuzotter ist. Das
Brutgeschäst des Hehcrs füllt in die ersten Frühlingsmonale,
das Weibchen legt bis zum Anfang des April fünf bis neun
Eier, denen nach etwa 16lägiger Bebrütung die Jungen ent-
schlüpfen.
Der Tod König Knrl's I. von Württemberg.
(Siehe das.PorInU auf Seite 188.)
V^ach 27jährigcr Regierung und im Alter von 68 Jahren
und 7 Monaten ist in der Morgenfrühe des 6. Oktober
1891 König Karl I. von Württemberg in seiner Residenzstadt
Stuttgart einem schmerzvollen Leiden erleget,. Man wußte
im Lande schon seit einiger Zeit, daß die Krankheit des Kö-
nigs in ein verhüngnißvvUes Stadium zu treten drohe Als
dann am 2. Oktober in Bebenhausen, wohin König Karl am
19. September von Friedrichshafen übcrgesiedclt war, eine
Benutzung von ärztlichen Autoritäten stattgefunden hatte,
worauf hin der schwerkranke Monarch nm nächsten Tage in
das Stuttgarter Residcnzschloß znrückkehrte, verbreitete sich
alsbald auch in weiteren Kreisen die Knnde, das; ärztliche
Kunst nichts mehr zn thnn vermöge. — Der entschlafene
Monarch war am 6. März 1823 als der erste und einzige
Sohn König Wilhelm's I. nnd als das zweite Kind desselben
ans seiner dritten Ehe mit der Königin Panline, geborenen
Herzogin von Württemberg, geboren. Er erhielt nnter den
Angen seiner königlichen Eltern eine durchaus mnstergiltige
Erziehung, siedelte daun nach seiner Konfirmation 1839 ans
einige Jahre nach Ludwigsburg als Zögling der dortigen
Kriegsschule über, nnd machte seine akademischen Studien ans
den Hochschulen von Tübingen und Berlin. In den nächsten
Jahren unternahm der Kronprinz verschiedene Reisen in das
Ausland, um seinen geistigen Gesichtskreis zn erweitern nnd
fremde Höfe kennen zu lernen. Im Dezember 1845 ging er
nach Italien, wo damals mit ihrer leidenden Mutter die
Großfürstin Olga, Tochter des Kaisers Nikolaus von Ruß-
land, weilte. Bereits am 16. Januar 1846 wurde die Ver-
lobung des jungen Paares verkündet, nnd am 13. Juli in
Schloß Peterhos die Vermählung gestiert. Am 25. Juni 1864
starb König Wilhelm hochbetagt und sein einziger Sohn
bestieg nun als König Karl 1. den Thron, begrüßt von
dem allgemeinen Vertrauen seiner Unterthanen. Die Re-
gierungsjahre des nun aus dem Leben geschiedenen Mo-
narchen fielen zusammen mit der großen Zeit der neueren
deutschen Geschichte, nnd es muß rühmend hervorgehoben
werden, daß König Karl nach 1866 in hohem patrioti-
schen Sinne die Schritte that, die er zum Heile Württem-
bergs nnd Deutschlands als nothwendig erkannt hatte, und
auch 1870 keinen Augenblick zögerte, gegen Frankreich mit
Volk und Heer unentwegt zur nationalen Sache zu stehen.
Er ist allezeit ein Neuer deutscher Bundesfürst gewesen, wie
er jederzeit das Muster eines konstitutionellen Monarchen war.
Württemberg hat unter seiner Regierung einen hohen Auf-
schwung ans allen Gebieten genommen, und wie dankbar dessen
Bewohner ihrem milden, edelherzigen Könige dafür waren,
das zeigte sich so recht, als dieser im Juni 1889 das Jubel-
fest seiner 25jährigen Regierung feiern konnte. Aufrichtig ist
Das Buch für Alle.
deswegen auch im Lande die Trauer um den Hingang des
Monarchen, der in ganz Deutschland ebenfalls lebhafte Theil-
nahme erregt hat.
Der FlUchlmchM bei Stachelberg.
(Siehe das Bild auf Seite 189.)
^"zer kleine Schweizer Kanton Glarus verdient seiner hohen
Natnrschönheiten halber von Touristen weit mehr besucht
zn werden, als es gegenwärtig noch der Fall ist. Das ganze,
blos 601 Quadratkilometer umfassende Ländchen besteht eigent-
lich nur aus einem großen Thale, das sich hinter dem Haupt-
orte Glarus in zwei Aeste spaltet: dem von dec Linth durch-
flossenen Haupt- oder Großlhal und dein östlichen Klein- oder
Sersthal. Mächtige Alpenhänpler schließen diese Thalverz rei-
guiigen ab, von denen die höchsten der Tödi mit 3623 Meter
und der Biserteustock mit 3421 Bieter sind. Wer sie besteigen
will, wühlt Aad Stachelberg zu seinem Standquartier, das
wegen seiner prächtigen Lage am Fuße des Brnunwaldbcrges
auch denen zu empfehlen ist, die weder Berge erklimmen,
noch die alkalische Lchweselquelle gebrauchen wollen, die
300 Nieter oberhalb aus einer Schlucht des Berges hervor-
tritt, sondern denen es in erster Linie darum zn thnn ist, in
Berg- und Waldabgeschiedenheit, an rauschenden Bergbächen
und auf grünen Matten einige Zeit zu weilen, nm Lunge und
Nerven zu neuer Arbecht zn stärken. Wer echtes Aelplerleben,
und zwar ini großen Style kennen lernen will, dem bietet der
an herrlichen Bildern und Naturgenüssen reiche Ausflug ans
den nur zwei Stunden entfernten Urnerboden die beste Ge-
legenheit. Man geht vom Stachelberger Bad zunächst thal-
auswärts über Enneflinth und den Frntbach, wendet sich dann
rechts bergan in den Wald nnd erreicht nach wenigen hundert
Schritten den schönen Fall des vom Urnerboden herabkom-
menden Fütschbaches (siehe unser Bild ans S. 18Z. Will
man den Fall, dessen Umgebung eine höchst romantische ist,
ganz in der Nähe sehen, so muß man vom Wege ab nnd eine
Strecke links hinauf. Aus unserem Bilde sicht man im Hinter-
gründe zwischen Tannen nnd Gestein nur den oberen Theil
des schäumenden Gewässers zu Thale stürzen, doch ist die Ge-
sammtwirkung des Bildes eine großartigere von dein Stand-
punkte aus, deu unser Zeichner eingenommen hat, als wenn
man dicht an den Fall herantritt. Man hat dann noch an-
derthalb Stunden zn steigen bis zum Urnerboden, der größten
und schönsten Alpe der nördlichen Schweiz, welche von den
gewaltigen Berghäuptern der Gemsfayer, Breit- nnd Roth-
nosßnfirn und der Zingel- und Jägerenstöcke umrahmt wird.
Im Sommer bringen die Hirten von Uri ihr Vieh zur Weide
dorthin. Ringsum auf der grünen Alpe liegen die Hütten
zerstreut; in einigen derselben ist auch Wir.hschaft, und auf
einem Hügel inmitten der Alpe erhebt sich eine Bergkapelle,
in welcher zur Alpzeit ab und zu sür die Seunen Gottesdienst
abgehalten wird.
Der Wolfgangsttig in Steiermark.
(Sichc LciS Bild auf Scilc IW.)
-"in der schönsten Gegend des SalzkammerguteS liegt der
sehr alte Marktflecken St. Wolfgang, der seineil Namen
dem Heiligen gleichen Namens verdankt. Dieser war ursprüng-
lich Bischof von Regensburg, kam aber heimlich in jene Ge-
gend und führte am Falkenstein bei St. Wolfgang von 982
bis 987 ein Einsiedlerleben, bis er entdeckt nnd zurückgeführt
wurde. In der Zeit seines Aufenthaltes in jener Gegend
sammelte er die durch die Einfälle der Ungarn vertriebenen
Einwohner, veranlaßte ihre Niederlassung nnd hielt sie zur
Bodenkultur an. So entstand der nach ihm benannte Ort.
Die fromme Sage berichtet, daß Wolfgang einst an einen,
Sonntage auf einen, harten Felsen eingeschlasen sei, während
die Messe gelesen wurde. Zur Strafe erhob er selbst eine
Axt, um sich die Füße nbzuhauen — da schwand der Boden
plötzlich und vereitelte den Schlag. Zum Andenken wurde
die Kapelle gebaut, die heute neben der Kirche von St. Wolf-
gang steht; noch zeigt man glich den Stein, worin der gläu-
bige Wanderer die Eindrücke der mit dem Felsen sinkenden
Füße bemerkt. Der Heilige zog dann ferner auch nach Steier-
mark, nm dort das Christenthnm zu predigen. Er lehrte die
Einwohner Werkzeuge machen und den Boden bebauen, und
da? erste Werkzeug, das er als Muster sür sie fertigte, soll
eine Axt geweseu sein. Au dem Tage des heilige,, Wolfgaug,
der immer aus den 31. Oktober fällt, halten nun alljährlich
die steierischen Holzsäller ihm zu Ehren einen feierlichen Um-
zug, den unsere Jllnstintion ans S. 192 darstellt. Diese Leute
bleiben während der guten Jahreszeit die ganze Woche in
den Waldungen, wo sie gerade beschäftigt sind, kochen, essen
nnd schlasen in den sogenannten „Holzstuben", die in den
größeren Schlägen errichtet sind, und kommen nur am Sams-
tag Abend zu den Ihrigen, die sie Montags früh beim
ersten Morgengrauen wieder verlassen. Auch im Winter rasten
sie nicht, da dann das beschwerliche Geschäft beginnt, das Holz
auf Schlitten oder mittelst sogenannter Riesen Ihalabwürts zn
schaffen. Diese wetterharten Leute nm, halten am L-t. Wols-
gangstage in festtäglicher Tracht ihren Umzug. Vier Holz-
kuechte tragen die Bahre mit der sogenannten Axt des heiligen
Wolfgang, die in einem Glaskasten ruht nnd mit Blumen
und Bändern geschmückt ist; vier kleine Mädchen halten lange
Bänder, die an den vier oberen Ecken deS Kastens befestigt
sind. Andere Holzfäller tragen Sägen nnd Hacken, wieder
andere Kruzifixe, ferner schreiten Mädchen mit in Holz ge-
schnikten Figuren des heiligen Wolfgang nnd der heiligen
Maria mit dem Jesuskinde im Zuge, und Kinder mit kleinen
Holzkrenzen. Ans einen, weithin sichtbaren Felsvorspruugc
wird der Kasten mit der Axt niedergestellt nnd gebetet (siehe
das kleine Rundbild), dann geht der Zug wieder in's Thal
zurück. Musik und Tanz beschließt den Festtag.
Untor der Last der Krone.
Zeitgeschichtlicher Roman
von
Aterander PS in er.
(Fortsetzung.)
(Nachdruck verboten.)
erzogin Isidora warf ihrer Tochter einen
Blick zn, der i ie Prinzessin verstummen
machte. Auch Lisinka war verwundert.
Ihrem unerfahrenen Gcuiüth erschien
es erst recht zweifellos, daß Prinz Ed-
gar's Thaten und der Volkswille ge-
nügen müßten, ihm den Thron zn
sichein, die Aeußernngen der Herzogin
sagten ihr seht, daß noch nichts ent
ichert sei. Auch der Prinzessin Glück
noch nicht. Seltsame Gefühle regten sich dabei in ihrem
Herzen. Sie erschrak fast vor denselben. War es nicht
wie ein milder Balsam des Trostes nach dem schrillen
scharfen Schmerz vorhin? Konnte sie ihm noch Hemm-
nisse wünschen, gönnte sie ihm nicht die glückliche Ber-
einigung mit der ihm erwählten Braut, die ihm die
nothwendigsten Güter zur Befestigung seiner Stellung
zubrachte? Prinzeß Ludmilla liebte ihn; Ivie sehr, das
hatte Lisinka heute gewahrt, wenn auch vielleicht mit
einer völlig andern Liebe, als Robert's Schwester sie
für ihn empfand; sic würde ihn glücklich machen, seine
Ehren theilcn, und die ebenbürtige passende Gefährtin
für ihn sein!
Mit festem Griff legte sie die Hand ans ihr zucken-
des Herz, und wünschte der Glücklichen Erfolg und
Gelingen.
Als der hohe Besuch sich verabschiedet hatte, galt
ihre erste Sorge dem Vater, der ungewöhnlich kraftlos
dalag. Das Wiedersehen der Herzogin hatte seine ge-
brochenen Kräfte erschöpft. Trotz seines „stumpfen"
Zustandes hatte er doch tief gefühlt, welch' eine Ver-
änderung mit ihm vorgcgangen war, wie er, ein Lebender
noch, schon zu den Todtcu gezählt ward. Er hatte sich
in seinen, zähen Egoismus bisher noch nicht mit dem
Gedanken vertraut machen können, ganz ansschciden
zu sollen, er hatte sich unentbehrlich geglaubt, au Ge-
nesung, an Wiederaufnahme seiner Aemtcr gedacht.
Die Art, wie die Herzogin zn ihm gesprochen hatte,
die Erwähnung seines Nachfolgers hatten ihm gezeigt,
daß man gar nicht daran dachte und ihn in keiner
Art vermißte.
Lisinka bettete ihn mit Hilfe der Diener auf sein
Lager und war liebevoll um ihn bemüht. Er war
wenig empfänglich dafür. Sein Sinn hatte von jeher
nach anderen Dingen getrachtet, die Liebe seines Kindes
konnte ihm jetzt nicht ersetzen, woran einzig seine kleine
Seele hing.
Die Zeitungen brachten fortan täglich lange Artikel
über die Ereignisse auf dem Kriegsschauplatz, dem
einzigen in Europa augenblicklich. Die Schlacht bei
B. ward als eine der glänzendsten Siegesthaten ge-
priesen, der Held derselben von allen Blättern nnd
Parteien gefeiert. Er hatte das Land von den ein-
dringenden Feinden gereinigt, das dankbare Volk erhob
ihn in einstimmiger Wahl ans den Thron. Er erließ
von seinem Palast in der Hauptstadt ans Proklamationen
nnd Dekrete nnd zeigte seine Besitzergreifung den Höfen
Enropa's an.
Jeder war in geheimnißvollcr Spannung, was ge-
schehen würde, ob das kühne Wagnis; den schleppenden
Verhandlungen der Kabinette ein rasches Ende machen,
den gordischen Knoten zerhauen werde.
Als der erste Begeisterungssturm vorüber, der erste
Jubel über die unerwartete, die langweilige Windstille
am politischen Himmel so angenehm unterbrechende,
Heldenthat verhallt war, wurden warnende, zagende
Stimmen laut. Plan stritt darüber, ob die viel ver-
schlungenen Interessen Aller ihre Rechnung bei dem
Handel fänden, ob man dem Kecken die eigenmächtige
Initiative so hingehen lassm werde. So tapfer er sich
auch zeigte, was war er, der Einzelne, mit seinem
kleinen Häuflein Unterthanen dem großen Staatenbnnde
gegenüber? Er schwamm in einer Nußschale auf offenem
Meer.
Lisinka las die Kunde der Begebenheiten, die ver-
schiedenen Preßstimmen mit fieberheißem Kopf. Sic
durfte mit Niemandem davon reden. Von Fürstin Olga
kam keine Nachricht mehr. Robert aber ließ endlich
von sich hören. Er war bis zum Prinzen durchgcdrnngen.
Zn spät, um noch an den ruhmvollen Kämpfen Theil
zu nehmen, aber rechtzeitig genug, um Berather zu fein.
Der Prinz war zu sehr Idealist, und die Situation
erforderte kluge, sehr nüchterne Berechnung. Da war
er, der Besonnene, an seinem Platz.
Aus Robert's Brief klang große Befriedigung, eine
Stimmung, wie man sie lange nicht bei ihm gewohnt ge-
wesen war. Lisinka's Herz wallte auf, ihr Bruder war bei
schieden und