Heft 24.
Freude und eine Gewähr für die Zukunft, was das ganze
Land mit mir empfinde» wird, denn als Mitglied meiner Fa-
milie könnte er eines Tages berufen werden, mein Werk zu
lewähren und meine Ucberlieferung fortzufetzen. Es ist a!fa
ein wichtiger Augenblick, der uns gegenwärtig lper vereinigt,
und in späteren Zeiten werden wir uns daran erinnern, das;
der 26. November eine hohe Bedeutung hatte." Nachdem er
inzwischen auf den Hochschulen Tübingen und Leipzig eifrig
den Studien obgelegen, und nachdem sein älterer Bruder Wu
Helm unter dem 22. November 1888 ausdrücklich anf^die
Thronfolge in Rumänien verzichtet hatte, wurde Prinz Fer-
dinand durch Dekret d:s Königs von Rumänien am 18. Marz
1889 zum Prinzen von Rumänien (d. h. dem verfassungs-
mässigen Thronerben) mit den; Titel „Königliche Hoheit er-
ernannt und an, 21. Mai feierlich zu Bukarest in den -Senat,
zii dessen Mitgliedern der jedesmalige Kronprinz gehört, cm-
gesührt. Im Sommer 1891 machte dann der kleine Roman
des Prinzen mit Fräulein Vacarescu, der Hofdame seiner
königlichen Tante (vergl. Heft 3 des lausenden Fahrgangs),
viel von sich reden, dein jedoch durch das energische Eingreifen
des Königs Karl ein rasches Ende gemacht wurde. Neuer-
dings tauchte das Gerücht auf, daß eine Verlobung des
Prinzen Ferdinand mit der Prinzessin Marie von Grotz-
brüannieb, ältesten Tochter des Herzogs von Edmburg, bevor-
stehe, doch hat dasselbe bisher noch keine amtliche Bestätigung
gefunden.
Leim Lachtisch.
(Siehe dos Bild auf Seite 572.)
^in allerliebstes Frühlingsidyll stellt unser Bild aus S. 572
dar. Es sind offenbar Freunde der Natur, die »inge
Mutter und ihr Töchterchen, davon zeugt ihr Lieblingsplätzcheu
unter den schattigen Bänmen des Parkes, mehr aber noch das
lustige Getümmel der Spatzenschaar in ihrer numittclbninn
Nähe. Sie betrachten Beide, die Mutter stillvergnügt, das
Kind mit Heller Freude dieses Treiben. Die Spatzen haben
sich über die aus dem Tische gebliebenen Reste hcrgemacht, sic
sind beim Nachtisch und es mundet ihnen ausgezeichnet. Immer
neue fliegen heran, unten suchen einige eifrig die verstreuten
Bröcklest; vom Erdboden ans, andere haben schon Händel air-
gefangen. Der Spatz ist ein durchtriebener Schlingel, ^u
ihm steckt ein Stück Reinekenatur. er ist der Proletarier der
Vogelwclt, aber ein verschmitzter, flinker und gewandter Kerl
und durch nichts aus der Fassung zu bringen. Umsonst ist
er nicht sein Lebenlang mit Menschen umgegangcnf er hat
Erfahrungen gesammelt und weiß recht gut, wer ihm wohl
will, und wo 'er auf der Hut sein muß. Ueberal! weiß er zu
ernten, obschon er nirgend gesäet, die erste Kirsche und die
beste Weintraube ist für ihn, die jungen Zuckererbsen, daS
süße milchende Getreide, das sind Leckerbissen. Er folgt den,
Säemanu aufs Feld, dem Pferde an die Krippe, ist der erste
auf dem Futtcrplatze der Hühner und der letzte, der ihn ver-
läßt. Daher sind es nur Wenige, die dem Landstreicher ge-
wogen sind, überall wird er verfolgt — aber ihn anszurotten,
das wird nicht gelingen. Nur schlauer, geriebener ist der Schelm
geworden. Bückt sich der Bube nur, einen Stein auszuheben,
im Nu ist er davon; das Gewehr kennt er aus weiter Ferne.
Und ist er einer Gefahr glücklich entronnen, dann macht er
gewaltigen Lärm, und alle Kameraden stimmen ans voller
Ueberzeugung in das Schelten und Schreien ein. Wo er aber
geduldet und gar gepflegt wird, wie auf unserem Bilde, da
kömmt Spätzle!» mit Kind und Kegel herbei nud fühlt sich
diirchaus heimisch.
Äus dem Leben der MMereeisen-en in Süd-
brasilien.
(Siehe das Bild auf Seite 573.)
/^iii Stück eigenartiger Romantik bildet das Lebe» der
deutschen „Musterreitcr" (Geschäftsreisenden) im brasst ia-
uischeli Staate Rio Grande do Sul. Es ist ei» Zigeuuer-
dasein voller Gegensätze: heute üppiges Schwelgen st» Kreise
fideler Genossen und morgen trübseliges Darben bei lang
weiligem Ritt durch die öde Steppe oder den düsteren
Urwald; heute ein fröhlicher Tanz mit holden Mädchen und
morgen vielleicht Todesgefahr auf einsamen Wegen. Des
Morgens in aller Frühe trabt au schönen Tagen der Muster-
reiter in die fröhliche Welt hinein; Lerchen jnbilire», die
Wälder und Blüthen wachen auf, Palme» säuseln neben
riesigen Pinie», lustige Bächlein rieseln murmelnd dahin, und
gar schmuck liegen die Häuschen und Pflanzungen an den
steilen Bergabhängen der deutschen oder auch italienischen
Kolonien im heiteren Sonnenschein da. Wie herrlich ist dies!
Aber wie mühsam ist es wiederum auch, in der heißen Mit-
tagsgluth diese Berge hinanzuklettern oder auf staubiger Land-
straße auf mattem Thier sich dahin zu schleppen oder aber in
Sturm und Regen durch Sümpfe zu waten und durch an-
geschwollene Bäche zn schwimmen. Und im Hanse des Kunden
wird dann dem Ermüdeten noch lange nicht gleich die ersehnte
Ruhe. Er muß Neuigkeiten erzählen, seine großen Lederrauze»
von dem keuchenden Thier abladeu, die darin befindlichen
Muster nud Probe» anspackeu und zeige»; er muß mipreiseii,
überreden, dabei tüchtig Bier bezahle», womöglich ausländisches,
sich von dem ost ungebildete» und grobe» Geschästsmauiic des
Dorfes manches gefallen lassen, und am Ende macht er viel-
leicht doch kein Geschäft. Es gibt aber auch Häuser auf dem
Laude, wo der Mnsterreiter mit Freude» begrüßt und wie ei»
Sohu ausgenommen wird. — Eine böse Sache ist es endlich
um die Konkurrenz. Wittert der Musterreitcr eine» Koiikur-
reiite» im Revier, so sattelt er sein Mcustthicr noch vor Tage
und sucht, Sparn und Peitsche reichlich aumendeiid, die
Geschäflshänscr der Gegend vor dem Nebenbuhler zu erreichen.
Freilich, nicht immer gelingt das. Auch der Andere hat Wind
von der Sache bekommen niid ist „noch früher aufgestaiideii",
Das Buch für Alle.
und jo kau» es dein eifrigen Musterreiter trotz aller Eile er-
gehe», wie es uns der vortreffliche deutsch-brasilianische Maler
P. Weingartner mit so viel Humor auf dcm von uns auf
S. 573 wiedergegebciien Bilde veranschaulicht hat. Der Muster-
reiter, der da eben zur Thüre herein kommt und so überrascht
mit seinen großen Musterranzen dasteht, ist, tue Nähe des
Konkurrente» ahnend, beim Morgengrauen nufgestandcn und
har sich vergnügt in's Fäustchen darüber gelacht, daß er dem
Andere» sicher de» Rang ablaufen werde. Aber sei es, daß
er sich mit dem Knüpfen seines Kravättchens, mit dem kunst-
gerechte» Aufsetzen seines Kneifers und dem Zurechlzupfe» des
losen Ponchos und der weiten Bombachos (Kniehosen) zn lang
anfgehalten hat, denn seine Toilette ist fast zu sei» für, eine»
richtigen Mnstecreiter, sei es, daß der Ändere doch noch früher
aus den Beinen war — jedenfalls ist er eben zu spät gekommen.
Der glückliche Sieger hat in richtiger Würdigung der Gesnhr,
daß die Thüre sich jeden Augenblick öffnen und seinen Ri-
valen einlassen könne, so schnell als möglich seine Muster aus-
gepackt und der Geschäftsfrau — den» Manufaktnrwanre»
kaufen in Brasilien meistens die Franc» — vorgclegt. Be-
reits ist er dabei, die Bestellungen derselben zu ncUiren, als
der geschlagene Konkurrent anlangt. Darum lieht er sich so
triumphirend um uach dem Neuangekommenen; auch die
Mulattin, die eben den MatsflParaguaythce), das brasilia-
nische Nationalgetränk, mit heiße»! Wasser anfgießt, lacht mit
dein ganzen Gesicht über den Vorfall, während die Tochter
des Hauses sich um den komischen Vorgang gar nicht be-
kümmert. So etwas kommt ja ost genug vor, imd sie ist
gerade eifrig beschäftigt, einem Farmer, der ein paar Speck-
seite» und vielleicht schwarze Bohnen und Milch oder Schmalz
und Butter gebracht hat, dafür Kattim und Bnnmwolltuch
zuzumessen. — Ucbrigens bleibe» die Konkurrenten gute Freunde;
sie werden, wenn der Sieger seine Bestellungen in Empfang
genommen hat, ein Glas Bier oder einen Cognac zusammen
stinken, und dann ohne Groll mit einem herzliche» „Glück-
liche Reise und gute Geschäfte!" auf verschiedenen Wege» da-
vcmreste». Wozu auch sich erzürnen? „Heute mir — morgen
Dir," das ist der Welt Laus, und der heute Besiegte hat viel-
leicht schon morgen an anderer Stelle Gelegenheit, die erlittene
Schlappe wieder auszuwetze».
Das Lesprihen der Leben.
(Siehe das Bild ans Seite 577.)
7>em energischen Vorgehen gegen die Neblausgesahr auf
Grund internationaler Verträge ist es zuzujchreibeu, wenn
ihre Verbreitung keinen größeren Umfang annimmt, so daß die
Hoffnung anstauchc» kaim, dieses Feindes allmälig gänzlich Herr
zu werden. Daneben ist jedoch neuerdings ei» anderer gefähr-
licher Feind der Neben aufgetancht, nämlich eine Pilzgattung
aus der Familie der Peronosporeen, falsches Oidium oder
falscher Mehlthau genannt. Von den dagegen angewandten
Mitteln hat sich bisher am besten das Bespritzen der Reben
mit der sogenannten Bordeauxbrühe (7 Kilogramm Kupfer-
vitriol und 7 Kilogramm Kalk auf 100 Liter Wasser) be-
währt, das sich sehr bequem mit einer selbstthätigen Patent-
spritze „Syphonia" vornehmen läßt, welche die Fabrik von
PH. Maysarth L Eomp. in Frankfurt a. M. herstellt. Diese
Spritze läßt sich auch zum Bespritzen von Bäumen, Kartoffeln
und sonstigen Pflanzen, wie als Hans-, Garten- und Feuer-
spritze benutzen, und ihre Anwendung ist auf dem Bilde S. 577
zur Anschauung gebracht. Unten links ist ein Durchschnitt
durch den leeren, nur mit komprstnirler Luft gefüllten, oben
rechts ein solcher durch den mit der Bespritzungsflüjsigkeit ge-
füllten Apparat zu sehen, während das Hanptbild das Füllen
desselben und das Bespritzen der Reben darstellt. Der Apparat
besteht nnS einem genieteten und im Innern verbleiten
Kessel, der zuvor einer Drmkprobc von 6 Atmosphären unter-
zogen worden ist. Auf dem Boden des Kessels befindet sich
ein sogenanntes Kugclventil, dessen schwimmende Gummikugel
den Austritt der Lust aus dem leeren Kessel verhindert, da-
gegen aus dem gefüllten den Austritt der Flüssigkeit gestatt t.
Unter dein Kesselboden befindet sich der Anslaufstutzen, au den
sich weiterhin der Schlauch mit Schlauchhahn, Strahlrohr
und Vertheilungsmundstück schließt. Ueber dem Kessel ist ein
kleines Manometer mit einem Zeiger nud den Bezeichnungen
U (leer) und V (voll) versehen angebracht, dessen Skala bis
auf 3 Atmosphären geht. Endlich hat der Kessel nach zwei
Gnrte, an denen er von einem Manne bequem auf dem
Rücken getragen werden kann. An d.r Arbeitsstelle wird nun
ein Bottich mit der Knpferlösung ausgestellt und die zum
Apparat gesondert gehörende Pumpe mittelst einer eisernen
Schraubenzwinge an dem Bottich festgeschraubt, und der Saug-
schlauch, der mit einem Saugtrichter versehen ist, nugesteckt.
Der Kessel wird, wie wir dies unten links ans dem Haupt-
bilde sehen, ans ein über den Bottich gelegtes Brett gestellt
und der an dem Kessel befindliche Schlauch durch den daran
befestigten Verjchraubnngshahn mit der Pumpe verbunden.
Zänächst erfolgt mm das Eiupmupen von Lust, indem man
den Snugschlanch in die Luft hängen läßt und nun pumpt,
bis der Manometerzeiger 1 Atmosphäre anzeigt. Diese ein-
malige Lnstzufnhr reicht nufZehr lauge Zeit ans und bildet
die treibende Kraft für das Spritze» der Lösung. Steckt man
hierauf das Saugrohr in die Flüssigkeit des Botlichs nnd
pumpt, bis der Zeiger 3 Atmosphären zeigt, so ist der Kessel
mit etwa 16 Liter Kupfcrlösuiig gestillt. Man schließt nun
de» Hahn und löst den Gummischlanch vom Drnckstutzcn der
Pumpe, verbindet ersteren mit dem Strahlrohr, und die Spritze
ist betriebsfertig. Sobald nämlich jetzt der Hahn geöffnet
wird, treibt die. eiugepreßte Lust die Lösung selbstthätig bis
zum letzten Trapsen als seinen Sprühregen heran?. Sobald
der Kessel leer ist, schliefst sich das Ventil von selbst wieder
und hindert die eiugejchlosseue Luft am Entweiche», jo daß sic
stets im Kessel bleibt u»d mit gleicher Krast vcn Neue»,
wirkt, sobald wieder neue Kupferlösung zugesührt worden ist.
Ein Gespenst.
Roman
Gregor Saurarow.
(Fortsetzung.)
(Nachdruck Verbote».)
at Ihnen Herr Morris eine bestimmte
-sL-werncinende Antwort gegeben?" fragte
Müller den Baron v. Meiringen.
„Nein, er zögert," entgegnete der
Baron, „und da er das sonst nicht zu
thun pflegt, so begann ich an Ihre
Macht zu glauben. Dafür aber kommt
nun sein Sohn nnd will die Sache kurz
zu Ende führen. Er hat mich öffentlich beleidigt und
wird mich übermorgen zu einem kalten Mann ge-
macht haben."
„Teufel!" sagte Müller. „Das ist ein Schlag, der
außer der Berechnung steht."
„Ah," sagte Meiringen erbleichend, „Sic geben
die Sache auf?"
„Nein, Herr Baron, ich gebe sie nicht auf. Hat
meine Macht sich bis jetzt bewährt, so wird sie viel-
leicht auch noch länger ° Vorhalten nnd auch diesen
Schlag zu Parircn vermögen."
„Und was ist zu thnn?"
„Bon Ihrer Seite nichts weiter, als daß Sie ein
wenig Zeit gewinnen, denn dieser Kamps wird hart
sein. Wann soll das Duell stattfinden?"
„Meine Zeugen werden morgen den jungen Morris
anfsnchen. Das Duell wird also wohl für übermorgen
früh verabredet werden."
„Gut, so verlangen Sie einen Tag Zeit, um Ihre
Angelegenheiten zu ordnen. Das ist bei einer ernsten
Forderung nicht auffällig und kann nicht abgeschlagen
werden. Für das Ucbrige lassen Sie mich sorgen.
Thun Sie nichts, um der Sache auszuwcichcn, nur
zeigen Sie sich so versöhnlich als möglich, um eine
Verständigung nicht ausznschlicßen."
„Das habe ich gethan, und die Herren, welche
gegenwärtig waren, werden dafür wirken. Eine einfache
Entschuldigung und die Erklärung, daß ein Mißvcr--
ständniß vorlag, wird genügen. Doch scheint Morris
den Streit mit bestimmter Absicht herbeigeführt zn
haben."
„Wenn es so liegt, so hoffe ich ans Erfolg. Jetzt
darf man mich hier um keinen Preis sehen. Sie
werden bald erfahren, ob ich meiner Macht zu viel
zugetrant habe."
Er ging und ließ Meiringen schwankend zwischen
Furcht und Hoffnung, Fast schien es unmöglich, aus
diesem scharf zugespitzten Konflikt einen Ausweg zu
finden, nnd doch imponirte ihm die Sicherheit des
gcheimnißvollcn Menschen, der ohne Zweifel nicht das
war, was er zu sein schien.
Liftes Kapitel.
Am nächsten Morgen früh erschienen Weiringen's
Zeugen bei Georg, der sie erwartete. Die Unterhaltung
war kurz. Georg lehnte bestimmt jede Entschuldigung
ab nnd nahm die gestellte Forderung sogleich an.
Er erklärte sich mit dem von Meiringen geforderten
Aufschub einverstanden, der auch ihm erwünscht war;
denn auch er hatte ja für den Fall eines unglücklichen
Ausganges mit dem Leben abzurechnen.
Die Herren gingen, verstimmt über den fehlgc-
schlagcnen Versuch einer freundlichen Lösung dieses Kon-
fliktes, der so tief und verhanguißvoll in die Verhält-
nisse der ganzen Gesellschaft der Residenz einschnciden
mußte, und Georg versprach ihnen im Laufe des Tages
seine Zeugen zu senden.
Während er ausging, um zwei Freunde aufzusuchcu,
öffnete Morris, der sich immer mehr in unnahbare
Einsamkeit zurückzog nud bei dein Familieufrühstück
nicht mehr erschien, die eingelaufenen Briefe.
Ein Billet, dessen Adresse die ihm bekannte Hand-
schrift zeigte, lag darunter. Eine leise Hoffnung regte
sich in ihm, daß seine wiederholten Bitten bei dem
furchtbaren Unbekannten endlich Erhörnng gefunden
haben möchten, aber ein heiserer, verzwciflnugsvoller
Schmcrzenslaut klang von seinen Lippen, als er den
Inhalt gelesen hatte.
Die wenigen Zeilen lauteten:
„Der Sohn des Herrn Morris steht im Begriff,
sich mit dcm Baron v. Meiringen zn schießen. Wenn
dieses Duell stattfiudet, so wird am nächsten Tage die
bekannte Angelegenheit veröffentlicht werden."
„Entsetzlich!" rief Morris. „O ich verstehe, das
ist der Weg, auf dcm mein Sohn mich zur Entscheidung
zwingen will. O, wenn er wüßte, wenn er ahnen
könnte, nm was es sich handelt. - lind wenn ich ihm
die ganze Wahrheit entdeckte nud ihm, nm dessen
Zukunft, uni dessen Ehre nnd Glück es sich handelt,
Freude und eine Gewähr für die Zukunft, was das ganze
Land mit mir empfinde» wird, denn als Mitglied meiner Fa-
milie könnte er eines Tages berufen werden, mein Werk zu
lewähren und meine Ucberlieferung fortzufetzen. Es ist a!fa
ein wichtiger Augenblick, der uns gegenwärtig lper vereinigt,
und in späteren Zeiten werden wir uns daran erinnern, das;
der 26. November eine hohe Bedeutung hatte." Nachdem er
inzwischen auf den Hochschulen Tübingen und Leipzig eifrig
den Studien obgelegen, und nachdem sein älterer Bruder Wu
Helm unter dem 22. November 1888 ausdrücklich anf^die
Thronfolge in Rumänien verzichtet hatte, wurde Prinz Fer-
dinand durch Dekret d:s Königs von Rumänien am 18. Marz
1889 zum Prinzen von Rumänien (d. h. dem verfassungs-
mässigen Thronerben) mit den; Titel „Königliche Hoheit er-
ernannt und an, 21. Mai feierlich zu Bukarest in den -Senat,
zii dessen Mitgliedern der jedesmalige Kronprinz gehört, cm-
gesührt. Im Sommer 1891 machte dann der kleine Roman
des Prinzen mit Fräulein Vacarescu, der Hofdame seiner
königlichen Tante (vergl. Heft 3 des lausenden Fahrgangs),
viel von sich reden, dein jedoch durch das energische Eingreifen
des Königs Karl ein rasches Ende gemacht wurde. Neuer-
dings tauchte das Gerücht auf, daß eine Verlobung des
Prinzen Ferdinand mit der Prinzessin Marie von Grotz-
brüannieb, ältesten Tochter des Herzogs von Edmburg, bevor-
stehe, doch hat dasselbe bisher noch keine amtliche Bestätigung
gefunden.
Leim Lachtisch.
(Siehe dos Bild auf Seite 572.)
^in allerliebstes Frühlingsidyll stellt unser Bild aus S. 572
dar. Es sind offenbar Freunde der Natur, die »inge
Mutter und ihr Töchterchen, davon zeugt ihr Lieblingsplätzcheu
unter den schattigen Bänmen des Parkes, mehr aber noch das
lustige Getümmel der Spatzenschaar in ihrer numittclbninn
Nähe. Sie betrachten Beide, die Mutter stillvergnügt, das
Kind mit Heller Freude dieses Treiben. Die Spatzen haben
sich über die aus dem Tische gebliebenen Reste hcrgemacht, sic
sind beim Nachtisch und es mundet ihnen ausgezeichnet. Immer
neue fliegen heran, unten suchen einige eifrig die verstreuten
Bröcklest; vom Erdboden ans, andere haben schon Händel air-
gefangen. Der Spatz ist ein durchtriebener Schlingel, ^u
ihm steckt ein Stück Reinekenatur. er ist der Proletarier der
Vogelwclt, aber ein verschmitzter, flinker und gewandter Kerl
und durch nichts aus der Fassung zu bringen. Umsonst ist
er nicht sein Lebenlang mit Menschen umgegangcnf er hat
Erfahrungen gesammelt und weiß recht gut, wer ihm wohl
will, und wo 'er auf der Hut sein muß. Ueberal! weiß er zu
ernten, obschon er nirgend gesäet, die erste Kirsche und die
beste Weintraube ist für ihn, die jungen Zuckererbsen, daS
süße milchende Getreide, das sind Leckerbissen. Er folgt den,
Säemanu aufs Feld, dem Pferde an die Krippe, ist der erste
auf dem Futtcrplatze der Hühner und der letzte, der ihn ver-
läßt. Daher sind es nur Wenige, die dem Landstreicher ge-
wogen sind, überall wird er verfolgt — aber ihn anszurotten,
das wird nicht gelingen. Nur schlauer, geriebener ist der Schelm
geworden. Bückt sich der Bube nur, einen Stein auszuheben,
im Nu ist er davon; das Gewehr kennt er aus weiter Ferne.
Und ist er einer Gefahr glücklich entronnen, dann macht er
gewaltigen Lärm, und alle Kameraden stimmen ans voller
Ueberzeugung in das Schelten und Schreien ein. Wo er aber
geduldet und gar gepflegt wird, wie auf unserem Bilde, da
kömmt Spätzle!» mit Kind und Kegel herbei nud fühlt sich
diirchaus heimisch.
Äus dem Leben der MMereeisen-en in Süd-
brasilien.
(Siehe das Bild auf Seite 573.)
/^iii Stück eigenartiger Romantik bildet das Lebe» der
deutschen „Musterreitcr" (Geschäftsreisenden) im brasst ia-
uischeli Staate Rio Grande do Sul. Es ist ei» Zigeuuer-
dasein voller Gegensätze: heute üppiges Schwelgen st» Kreise
fideler Genossen und morgen trübseliges Darben bei lang
weiligem Ritt durch die öde Steppe oder den düsteren
Urwald; heute ein fröhlicher Tanz mit holden Mädchen und
morgen vielleicht Todesgefahr auf einsamen Wegen. Des
Morgens in aller Frühe trabt au schönen Tagen der Muster-
reiter in die fröhliche Welt hinein; Lerchen jnbilire», die
Wälder und Blüthen wachen auf, Palme» säuseln neben
riesigen Pinie», lustige Bächlein rieseln murmelnd dahin, und
gar schmuck liegen die Häuschen und Pflanzungen an den
steilen Bergabhängen der deutschen oder auch italienischen
Kolonien im heiteren Sonnenschein da. Wie herrlich ist dies!
Aber wie mühsam ist es wiederum auch, in der heißen Mit-
tagsgluth diese Berge hinanzuklettern oder auf staubiger Land-
straße auf mattem Thier sich dahin zu schleppen oder aber in
Sturm und Regen durch Sümpfe zu waten und durch an-
geschwollene Bäche zn schwimmen. Und im Hanse des Kunden
wird dann dem Ermüdeten noch lange nicht gleich die ersehnte
Ruhe. Er muß Neuigkeiten erzählen, seine großen Lederrauze»
von dem keuchenden Thier abladeu, die darin befindlichen
Muster nud Probe» anspackeu und zeige»; er muß mipreiseii,
überreden, dabei tüchtig Bier bezahle», womöglich ausländisches,
sich von dem ost ungebildete» und grobe» Geschästsmauiic des
Dorfes manches gefallen lassen, und am Ende macht er viel-
leicht doch kein Geschäft. Es gibt aber auch Häuser auf dem
Laude, wo der Mnsterreiter mit Freude» begrüßt und wie ei»
Sohu ausgenommen wird. — Eine böse Sache ist es endlich
um die Konkurrenz. Wittert der Musterreitcr eine» Koiikur-
reiite» im Revier, so sattelt er sein Mcustthicr noch vor Tage
und sucht, Sparn und Peitsche reichlich aumendeiid, die
Geschäflshänscr der Gegend vor dem Nebenbuhler zu erreichen.
Freilich, nicht immer gelingt das. Auch der Andere hat Wind
von der Sache bekommen niid ist „noch früher aufgestaiideii",
Das Buch für Alle.
und jo kau» es dein eifrigen Musterreiter trotz aller Eile er-
gehe», wie es uns der vortreffliche deutsch-brasilianische Maler
P. Weingartner mit so viel Humor auf dcm von uns auf
S. 573 wiedergegebciien Bilde veranschaulicht hat. Der Muster-
reiter, der da eben zur Thüre herein kommt und so überrascht
mit seinen großen Musterranzen dasteht, ist, tue Nähe des
Konkurrente» ahnend, beim Morgengrauen nufgestandcn und
har sich vergnügt in's Fäustchen darüber gelacht, daß er dem
Andere» sicher de» Rang ablaufen werde. Aber sei es, daß
er sich mit dem Knüpfen seines Kravättchens, mit dem kunst-
gerechte» Aufsetzen seines Kneifers und dem Zurechlzupfe» des
losen Ponchos und der weiten Bombachos (Kniehosen) zn lang
anfgehalten hat, denn seine Toilette ist fast zu sei» für, eine»
richtigen Mnstecreiter, sei es, daß der Ändere doch noch früher
aus den Beinen war — jedenfalls ist er eben zu spät gekommen.
Der glückliche Sieger hat in richtiger Würdigung der Gesnhr,
daß die Thüre sich jeden Augenblick öffnen und seinen Ri-
valen einlassen könne, so schnell als möglich seine Muster aus-
gepackt und der Geschäftsfrau — den» Manufaktnrwanre»
kaufen in Brasilien meistens die Franc» — vorgclegt. Be-
reits ist er dabei, die Bestellungen derselben zu ncUiren, als
der geschlagene Konkurrent anlangt. Darum lieht er sich so
triumphirend um uach dem Neuangekommenen; auch die
Mulattin, die eben den MatsflParaguaythce), das brasilia-
nische Nationalgetränk, mit heiße»! Wasser anfgießt, lacht mit
dein ganzen Gesicht über den Vorfall, während die Tochter
des Hauses sich um den komischen Vorgang gar nicht be-
kümmert. So etwas kommt ja ost genug vor, imd sie ist
gerade eifrig beschäftigt, einem Farmer, der ein paar Speck-
seite» und vielleicht schwarze Bohnen und Milch oder Schmalz
und Butter gebracht hat, dafür Kattim und Bnnmwolltuch
zuzumessen. — Ucbrigens bleibe» die Konkurrenten gute Freunde;
sie werden, wenn der Sieger seine Bestellungen in Empfang
genommen hat, ein Glas Bier oder einen Cognac zusammen
stinken, und dann ohne Groll mit einem herzliche» „Glück-
liche Reise und gute Geschäfte!" auf verschiedenen Wege» da-
vcmreste». Wozu auch sich erzürnen? „Heute mir — morgen
Dir," das ist der Welt Laus, und der heute Besiegte hat viel-
leicht schon morgen an anderer Stelle Gelegenheit, die erlittene
Schlappe wieder auszuwetze».
Das Lesprihen der Leben.
(Siehe das Bild ans Seite 577.)
7>em energischen Vorgehen gegen die Neblausgesahr auf
Grund internationaler Verträge ist es zuzujchreibeu, wenn
ihre Verbreitung keinen größeren Umfang annimmt, so daß die
Hoffnung anstauchc» kaim, dieses Feindes allmälig gänzlich Herr
zu werden. Daneben ist jedoch neuerdings ei» anderer gefähr-
licher Feind der Neben aufgetancht, nämlich eine Pilzgattung
aus der Familie der Peronosporeen, falsches Oidium oder
falscher Mehlthau genannt. Von den dagegen angewandten
Mitteln hat sich bisher am besten das Bespritzen der Reben
mit der sogenannten Bordeauxbrühe (7 Kilogramm Kupfer-
vitriol und 7 Kilogramm Kalk auf 100 Liter Wasser) be-
währt, das sich sehr bequem mit einer selbstthätigen Patent-
spritze „Syphonia" vornehmen läßt, welche die Fabrik von
PH. Maysarth L Eomp. in Frankfurt a. M. herstellt. Diese
Spritze läßt sich auch zum Bespritzen von Bäumen, Kartoffeln
und sonstigen Pflanzen, wie als Hans-, Garten- und Feuer-
spritze benutzen, und ihre Anwendung ist auf dem Bilde S. 577
zur Anschauung gebracht. Unten links ist ein Durchschnitt
durch den leeren, nur mit komprstnirler Luft gefüllten, oben
rechts ein solcher durch den mit der Bespritzungsflüjsigkeit ge-
füllten Apparat zu sehen, während das Hanptbild das Füllen
desselben und das Bespritzen der Reben darstellt. Der Apparat
besteht nnS einem genieteten und im Innern verbleiten
Kessel, der zuvor einer Drmkprobc von 6 Atmosphären unter-
zogen worden ist. Auf dem Boden des Kessels befindet sich
ein sogenanntes Kugclventil, dessen schwimmende Gummikugel
den Austritt der Lust aus dem leeren Kessel verhindert, da-
gegen aus dem gefüllten den Austritt der Flüssigkeit gestatt t.
Unter dein Kesselboden befindet sich der Anslaufstutzen, au den
sich weiterhin der Schlauch mit Schlauchhahn, Strahlrohr
und Vertheilungsmundstück schließt. Ueber dem Kessel ist ein
kleines Manometer mit einem Zeiger nud den Bezeichnungen
U (leer) und V (voll) versehen angebracht, dessen Skala bis
auf 3 Atmosphären geht. Endlich hat der Kessel nach zwei
Gnrte, an denen er von einem Manne bequem auf dem
Rücken getragen werden kann. An d.r Arbeitsstelle wird nun
ein Bottich mit der Knpferlösung ausgestellt und die zum
Apparat gesondert gehörende Pumpe mittelst einer eisernen
Schraubenzwinge an dem Bottich festgeschraubt, und der Saug-
schlauch, der mit einem Saugtrichter versehen ist, nugesteckt.
Der Kessel wird, wie wir dies unten links ans dem Haupt-
bilde sehen, ans ein über den Bottich gelegtes Brett gestellt
und der an dem Kessel befindliche Schlauch durch den daran
befestigten Verjchraubnngshahn mit der Pumpe verbunden.
Zänächst erfolgt mm das Eiupmupen von Lust, indem man
den Snugschlanch in die Luft hängen läßt und nun pumpt,
bis der Manometerzeiger 1 Atmosphäre anzeigt. Diese ein-
malige Lnstzufnhr reicht nufZehr lauge Zeit ans und bildet
die treibende Kraft für das Spritze» der Lösung. Steckt man
hierauf das Saugrohr in die Flüssigkeit des Botlichs nnd
pumpt, bis der Zeiger 3 Atmosphären zeigt, so ist der Kessel
mit etwa 16 Liter Kupfcrlösuiig gestillt. Man schließt nun
de» Hahn und löst den Gummischlanch vom Drnckstutzcn der
Pumpe, verbindet ersteren mit dem Strahlrohr, und die Spritze
ist betriebsfertig. Sobald nämlich jetzt der Hahn geöffnet
wird, treibt die. eiugepreßte Lust die Lösung selbstthätig bis
zum letzten Trapsen als seinen Sprühregen heran?. Sobald
der Kessel leer ist, schliefst sich das Ventil von selbst wieder
und hindert die eiugejchlosseue Luft am Entweiche», jo daß sic
stets im Kessel bleibt u»d mit gleicher Krast vcn Neue»,
wirkt, sobald wieder neue Kupferlösung zugesührt worden ist.
Ein Gespenst.
Roman
Gregor Saurarow.
(Fortsetzung.)
(Nachdruck Verbote».)
at Ihnen Herr Morris eine bestimmte
-sL-werncinende Antwort gegeben?" fragte
Müller den Baron v. Meiringen.
„Nein, er zögert," entgegnete der
Baron, „und da er das sonst nicht zu
thun pflegt, so begann ich an Ihre
Macht zu glauben. Dafür aber kommt
nun sein Sohn nnd will die Sache kurz
zu Ende führen. Er hat mich öffentlich beleidigt und
wird mich übermorgen zu einem kalten Mann ge-
macht haben."
„Teufel!" sagte Müller. „Das ist ein Schlag, der
außer der Berechnung steht."
„Ah," sagte Meiringen erbleichend, „Sic geben
die Sache auf?"
„Nein, Herr Baron, ich gebe sie nicht auf. Hat
meine Macht sich bis jetzt bewährt, so wird sie viel-
leicht auch noch länger ° Vorhalten nnd auch diesen
Schlag zu Parircn vermögen."
„Und was ist zu thnn?"
„Bon Ihrer Seite nichts weiter, als daß Sie ein
wenig Zeit gewinnen, denn dieser Kamps wird hart
sein. Wann soll das Duell stattfinden?"
„Meine Zeugen werden morgen den jungen Morris
anfsnchen. Das Duell wird also wohl für übermorgen
früh verabredet werden."
„Gut, so verlangen Sie einen Tag Zeit, um Ihre
Angelegenheiten zu ordnen. Das ist bei einer ernsten
Forderung nicht auffällig und kann nicht abgeschlagen
werden. Für das Ucbrige lassen Sie mich sorgen.
Thun Sie nichts, um der Sache auszuwcichcn, nur
zeigen Sie sich so versöhnlich als möglich, um eine
Verständigung nicht ausznschlicßen."
„Das habe ich gethan, und die Herren, welche
gegenwärtig waren, werden dafür wirken. Eine einfache
Entschuldigung und die Erklärung, daß ein Mißvcr--
ständniß vorlag, wird genügen. Doch scheint Morris
den Streit mit bestimmter Absicht herbeigeführt zn
haben."
„Wenn es so liegt, so hoffe ich ans Erfolg. Jetzt
darf man mich hier um keinen Preis sehen. Sie
werden bald erfahren, ob ich meiner Macht zu viel
zugetrant habe."
Er ging und ließ Meiringen schwankend zwischen
Furcht und Hoffnung, Fast schien es unmöglich, aus
diesem scharf zugespitzten Konflikt einen Ausweg zu
finden, nnd doch imponirte ihm die Sicherheit des
gcheimnißvollcn Menschen, der ohne Zweifel nicht das
war, was er zu sein schien.
Liftes Kapitel.
Am nächsten Morgen früh erschienen Weiringen's
Zeugen bei Georg, der sie erwartete. Die Unterhaltung
war kurz. Georg lehnte bestimmt jede Entschuldigung
ab nnd nahm die gestellte Forderung sogleich an.
Er erklärte sich mit dem von Meiringen geforderten
Aufschub einverstanden, der auch ihm erwünscht war;
denn auch er hatte ja für den Fall eines unglücklichen
Ausganges mit dem Leben abzurechnen.
Die Herren gingen, verstimmt über den fehlgc-
schlagcnen Versuch einer freundlichen Lösung dieses Kon-
fliktes, der so tief und verhanguißvoll in die Verhält-
nisse der ganzen Gesellschaft der Residenz einschnciden
mußte, und Georg versprach ihnen im Laufe des Tages
seine Zeugen zu senden.
Während er ausging, um zwei Freunde aufzusuchcu,
öffnete Morris, der sich immer mehr in unnahbare
Einsamkeit zurückzog nud bei dein Familieufrühstück
nicht mehr erschien, die eingelaufenen Briefe.
Ein Billet, dessen Adresse die ihm bekannte Hand-
schrift zeigte, lag darunter. Eine leise Hoffnung regte
sich in ihm, daß seine wiederholten Bitten bei dem
furchtbaren Unbekannten endlich Erhörnng gefunden
haben möchten, aber ein heiserer, verzwciflnugsvoller
Schmcrzenslaut klang von seinen Lippen, als er den
Inhalt gelesen hatte.
Die wenigen Zeilen lauteten:
„Der Sohn des Herrn Morris steht im Begriff,
sich mit dcm Baron v. Meiringen zn schießen. Wenn
dieses Duell stattfiudet, so wird am nächsten Tage die
bekannte Angelegenheit veröffentlicht werden."
„Entsetzlich!" rief Morris. „O ich verstehe, das
ist der Weg, auf dcm mein Sohn mich zur Entscheidung
zwingen will. O, wenn er wüßte, wenn er ahnen
könnte, nm was es sich handelt. - lind wenn ich ihm
die ganze Wahrheit entdeckte nud ihm, nm dessen
Zukunft, uni dessen Ehre nnd Glück es sich handelt,