Das Buch für Alle.
Tanz der arabiſchen Slegreifdichterinnen.
M nen gta. und daß — gestatten mir Eure
!!CC\etat;, zu ſein ~ daß die Sache der Monarchie
raſch ihrem Untergange entgegendrängt. “ h
pm M hh i .eie ryd (.
iſt mir lieber, i Herr! Aber — es iſt gut ſo. Es
H s it tstzügz; ein offenes Wort, als
Miniſter. Daß mein ts. f: !hſUUt.. meiner
ich ſelbſt. Aber noch schütze ich ihn ehe 1910: j tt:
Und wenn U t, U .Perſon!
man zuerſt mich morden put t uu tl. U
lid z!os ſind Worte, die ganz dem hohen und ritter-
R . bre Mojcſät ertſpréthcn. Aber ich
im Volke nichts gegen Ihre Perjönlichteit ts ois
der
es mit dem
Lande e hr-
lich meint,
nur einer, der
hoch über dem
Getriebesteht,
das ſeit An-
einzuwenden hat, daß man Sie im Gegenteil
tauſendmal mehr liebt, ſchätt und achtet, als den
blutigen Juarez. Jch bin überzeugt“ ~ und nun
wurde die Sprache des Fremden plötzlich lang-
samer, als wolle er jedes Wort prüfen –~, daß
die Ruhe im Lande sehr bald hergeſtellt sein würde,
wenn Eure Majeſtät nicht Herrſcher des Kaiſer-
reich s, ſonderm ~ Präsident der Republik
Mexiko wären !“
Der Kaiſer ſprang auf. „Kommt diese Ansicht
von Ihnen ſelbſt, Herr Jimenez?“ fragte er mit
ſchneidender Stimme.
_ Auch der andere erhob ſich. „Sie iſt aller-
dings auch meine eigene, auf eine ziemlich genaue
und sorgfältige Kenntnis der Verhältnisse, vor allem
der Volksseele begründete Ansicht, “ erwiderte er
ruhig. „Wie die Union, ſo iſt auch Mexiko kein
Reich, für das sich die monarchiſche Regierungs-
form eignet. Jreilich darf an der Spitze des zer-
rütteten Mexiko als Präsident nur ein Mann
Jahrhunderts
unſer ſchönes Land zersleiſcht, den keine eigenen Inter-
eſſen an diese oder jene Partei feſſeln ~ ein Macht- | menez.
haber, dem das Wohl der Gemeinſamkeit über alles
| geht. Das sind Sie, Sire!“
Boulevard de la République.
Jimenez ſchwieg. Er sah et-
was bleich aus und tupfte ſich
mit seinem Tuche die Schweiß-
perlen von der Stirn. Er ſchien
mit banger Spannung nach dem
Eindruck zu forſchen, den ſeine
Worte auf den Kaiſer machen
würden.
„Ich bin überzeugt davon,“
antwortete der Kaiſer, „daß Sie
nur das Beſte im Sinne haben, Herr Ji-
Es scheint mir auch in der That,
als wüßten Sie in mancherlei Dingen besser
Bescheid, als ich ſelbſt.“
„Es erklärt ſich dies durch
das eigentümliche Dienſtverhält-
nis, " entgegnete Jimenez etwas
verlegen, „in dem ich zu meinem
Herrn und Wohlthäter ſtehe. Ih
bin nicht nur der Agent des
Mister Fleeps, sondern in ge-
wisſer Weiſe auch ſein Detektive,
der ihm über alle kleinen und
großen Geheimnisse in der Um-
gebung Jhror Allerhöchſten Per-
son zu berichten hat.“
„Geheim-
fie CN
dings, Ma-
jeſtät, und
ich ſtehe
Ihnen, laut
besonderer
Ordre des
Milter
Fleeps, je-
den Augen-
blicé mit
meinen
Rapporten
zur Verfü-
gung. Nur
einige Bei-
spiele, da-
mit Eure
Majestät
erſehenkön-
nen, wie
weitgehend
ich unter-
richtet bin.
Ich weiß,
daß in
sten Umgebung eine ſtarke Ge-
genſtrömung alle Ihre Maßnah-
men zu beeinfluſſen und zu hem-
men verſucht. Auf der öſterreichi-
schen Gesandtſchaft regiert nicht
Herr v. Thun, ſondern der Le-
gationsrat Baron Lago, der den
Mittelpunkt der mißvergnügten
Europäer an Eurer Majeſtät Hofe
bildet. Von dieſer Gruppe aus,
die das geſpannte Verhältnis zwiſchen der
ziehen ſich Fäden nach allen Richtungen hin.
Zunächſt nach dem Kloſter der
Grauen Büßerinnen, deren
Oberin die Schwester Ihres
Flügeladjutanten, des Ober-
sten Lopez, iſt, deſſen gehei-
mer Polizeiſpion, der Kapitän
Jablonski, wiederum in be-
sonderer Gunst bei der Mar-
schallin Bazaine steht. Die
Marſchallin iſt eine. sehr lie-
benswürdige Frau, stammt
aber aus einer Familie, deren
einzelne
Sprossen
Ihrer un-
mittelbar-
einſt hohe
Stellungen
im Reiche,
zumal un-
ter der Re-
gierung
Iturbides,
einnahmen,
und iſt der
„Fremd-
herrſchaft“
durchaus
nicht gün-
ſtiggeſinnt.
Ich weiß,
daß man
auchim Pa-
laſt Jtur-
bide zu in-
triguieren
verſucht,
wo Ma-
dame Ba-
zaine stets
freundlich
empfangen
wird. Und
der Mar-
Bilder aus Algier. Nach Photograpll?n von A.. Córoux in Algier. (S. 71)
Da s Buch für Alle.
schall selbſt + – Majestät, auch Ihnen, der
Sie mit Ihrem edlen und guten Herzen gern die
Schwächen der Menſchen verzeihen, dürfte es nicht
unbekannt geblieben ſein, daß in der Seele Ba-
zaines nur eine einzige kraftvolle Leidenschaft lebt: .
ſeine unbezähmbare Geldgier!"
„Sie übertreiben, mein Herr, Sie ſehen mit
vor Haß getrübtem Auge –~
„OD nein, Sire, ich haſſe weder den Marnſchall
noch sonst jemand auf der Welt = aber ich ver-
ehre Cure Majestät, und deshalb sieht mein Auge
scharf. Im November vorigen Jahres lag im
Hafen von Guaymas ein engliſches Transportſchisſf
vor Anker, angeblich mit Tuchen aus Mancheſter
befrachtet. Das war jedoch nur bedingt der Fall;
in den Tuchballen waren nämlich Waffen verſteckt,
die ein franzöſiſcher Agent auf dem Umwege über
England an die Juariſten lieferte und die im
Dunkel der Nacht nach der Hacienda eines ge-
wissen Don Palacio geſchafft wurden. Jener fran-
zöſiſche Agent aber ~ ich kann Jhnen auch den
w a
Arabiſches Theehaus.
Namen nen-
nen, er heißt
Beaurieux ~
itzuſee:
sar!nſer Ge-
„Ah!“ ~ und der Kaiſer fuhr zornig empor ~
auſtro-belgiſchen Legion und dem französischen | „Herr Jimenez, das sind Verdächtigungen, die be-
Corps nach Möglichkeit zu verſchärfen sucht, | wiesen werden müssen! Ich gebe zu, daß ich mich in
Bazaine bitter getäuſcht habe, aber daß er unter einer
Araberinnen im Straßenlikeide.
Decke mit meinen Feinden stecken sollte – das werde
ich nun und nimmer glauben!"
„Das allerdings würde auch, in dieſer Form we-
nigstens, ſchwer zu beweisen sein, “ entgegnete der Ver-
traute des Miſter Fleeps mit feinem Lächeln. „Jn-
deſſen iſt es Thatſache, daß zur Zeit, als jenes Schiff
in Guaymas eintraf, die geſamte franzöſiſche Beſatung
nach dem Inneren gezogen worden war ~ Thatsache
auch, daß Don Palacio für Rechnung des Marſchalls
Bazaine zweimalhunderttauſend Franken bei Beaurieux
einzahlen ließ. . .. Was mich dabei einigermaßen tröſtet,
iſt der Umſtand, daß Herr Jules Jacques Beaurieux
ein Spitzbube iſt, und noch mehr: ein allerdings ſehr
heimlicher, aber nichtsdeſtoweniger wütender Feind der
napoleonischen Dynaſtie, und daß er als solcher wohl
Algier von der Hafeneinfahrt aus geſehen.
Tanz der arabiſchen Slegreifdichterinnen.
M nen gta. und daß — gestatten mir Eure
!!CC\etat;, zu ſein ~ daß die Sache der Monarchie
raſch ihrem Untergange entgegendrängt. “ h
pm M hh i .eie ryd (.
iſt mir lieber, i Herr! Aber — es iſt gut ſo. Es
H s it tstzügz; ein offenes Wort, als
Miniſter. Daß mein ts. f: !hſUUt.. meiner
ich ſelbſt. Aber noch schütze ich ihn ehe 1910: j tt:
Und wenn U t, U .Perſon!
man zuerſt mich morden put t uu tl. U
lid z!os ſind Worte, die ganz dem hohen und ritter-
R . bre Mojcſät ertſpréthcn. Aber ich
im Volke nichts gegen Ihre Perjönlichteit ts ois
der
es mit dem
Lande e hr-
lich meint,
nur einer, der
hoch über dem
Getriebesteht,
das ſeit An-
einzuwenden hat, daß man Sie im Gegenteil
tauſendmal mehr liebt, ſchätt und achtet, als den
blutigen Juarez. Jch bin überzeugt“ ~ und nun
wurde die Sprache des Fremden plötzlich lang-
samer, als wolle er jedes Wort prüfen –~, daß
die Ruhe im Lande sehr bald hergeſtellt sein würde,
wenn Eure Majeſtät nicht Herrſcher des Kaiſer-
reich s, ſonderm ~ Präsident der Republik
Mexiko wären !“
Der Kaiſer ſprang auf. „Kommt diese Ansicht
von Ihnen ſelbſt, Herr Jimenez?“ fragte er mit
ſchneidender Stimme.
_ Auch der andere erhob ſich. „Sie iſt aller-
dings auch meine eigene, auf eine ziemlich genaue
und sorgfältige Kenntnis der Verhältnisse, vor allem
der Volksseele begründete Ansicht, “ erwiderte er
ruhig. „Wie die Union, ſo iſt auch Mexiko kein
Reich, für das sich die monarchiſche Regierungs-
form eignet. Jreilich darf an der Spitze des zer-
rütteten Mexiko als Präsident nur ein Mann
Jahrhunderts
unſer ſchönes Land zersleiſcht, den keine eigenen Inter-
eſſen an diese oder jene Partei feſſeln ~ ein Macht- | menez.
haber, dem das Wohl der Gemeinſamkeit über alles
| geht. Das sind Sie, Sire!“
Boulevard de la République.
Jimenez ſchwieg. Er sah et-
was bleich aus und tupfte ſich
mit seinem Tuche die Schweiß-
perlen von der Stirn. Er ſchien
mit banger Spannung nach dem
Eindruck zu forſchen, den ſeine
Worte auf den Kaiſer machen
würden.
„Ich bin überzeugt davon,“
antwortete der Kaiſer, „daß Sie
nur das Beſte im Sinne haben, Herr Ji-
Es scheint mir auch in der That,
als wüßten Sie in mancherlei Dingen besser
Bescheid, als ich ſelbſt.“
„Es erklärt ſich dies durch
das eigentümliche Dienſtverhält-
nis, " entgegnete Jimenez etwas
verlegen, „in dem ich zu meinem
Herrn und Wohlthäter ſtehe. Ih
bin nicht nur der Agent des
Mister Fleeps, sondern in ge-
wisſer Weiſe auch ſein Detektive,
der ihm über alle kleinen und
großen Geheimnisse in der Um-
gebung Jhror Allerhöchſten Per-
son zu berichten hat.“
„Geheim-
fie CN
dings, Ma-
jeſtät, und
ich ſtehe
Ihnen, laut
besonderer
Ordre des
Milter
Fleeps, je-
den Augen-
blicé mit
meinen
Rapporten
zur Verfü-
gung. Nur
einige Bei-
spiele, da-
mit Eure
Majestät
erſehenkön-
nen, wie
weitgehend
ich unter-
richtet bin.
Ich weiß,
daß in
sten Umgebung eine ſtarke Ge-
genſtrömung alle Ihre Maßnah-
men zu beeinfluſſen und zu hem-
men verſucht. Auf der öſterreichi-
schen Gesandtſchaft regiert nicht
Herr v. Thun, ſondern der Le-
gationsrat Baron Lago, der den
Mittelpunkt der mißvergnügten
Europäer an Eurer Majeſtät Hofe
bildet. Von dieſer Gruppe aus,
die das geſpannte Verhältnis zwiſchen der
ziehen ſich Fäden nach allen Richtungen hin.
Zunächſt nach dem Kloſter der
Grauen Büßerinnen, deren
Oberin die Schwester Ihres
Flügeladjutanten, des Ober-
sten Lopez, iſt, deſſen gehei-
mer Polizeiſpion, der Kapitän
Jablonski, wiederum in be-
sonderer Gunst bei der Mar-
schallin Bazaine steht. Die
Marſchallin iſt eine. sehr lie-
benswürdige Frau, stammt
aber aus einer Familie, deren
einzelne
Sprossen
Ihrer un-
mittelbar-
einſt hohe
Stellungen
im Reiche,
zumal un-
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gierung
Iturbides,
einnahmen,
und iſt der
„Fremd-
herrſchaft“
durchaus
nicht gün-
ſtiggeſinnt.
Ich weiß,
daß man
auchim Pa-
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bide zu in-
triguieren
verſucht,
wo Ma-
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zaine stets
freundlich
empfangen
wird. Und
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Bilder aus Algier. Nach Photograpll?n von A.. Córoux in Algier. (S. 71)
Da s Buch für Alle.
schall selbſt + – Majestät, auch Ihnen, der
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unbekannt geblieben ſein, daß in der Seele Ba-
zaines nur eine einzige kraftvolle Leidenschaft lebt: .
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„Sie übertreiben, mein Herr, Sie ſehen mit
vor Haß getrübtem Auge –~
„OD nein, Sire, ich haſſe weder den Marnſchall
noch sonst jemand auf der Welt = aber ich ver-
ehre Cure Majestät, und deshalb sieht mein Auge
scharf. Im November vorigen Jahres lag im
Hafen von Guaymas ein engliſches Transportſchisſf
vor Anker, angeblich mit Tuchen aus Mancheſter
befrachtet. Das war jedoch nur bedingt der Fall;
in den Tuchballen waren nämlich Waffen verſteckt,
die ein franzöſiſcher Agent auf dem Umwege über
England an die Juariſten lieferte und die im
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wissen Don Palacio geſchafft wurden. Jener fran-
zöſiſche Agent aber ~ ich kann Jhnen auch den
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Namen nen-
nen, er heißt
Beaurieux ~
itzuſee:
sar!nſer Ge-
„Ah!“ ~ und der Kaiſer fuhr zornig empor ~
auſtro-belgiſchen Legion und dem französischen | „Herr Jimenez, das sind Verdächtigungen, die be-
Corps nach Möglichkeit zu verſchärfen sucht, | wiesen werden müssen! Ich gebe zu, daß ich mich in
Bazaine bitter getäuſcht habe, aber daß er unter einer
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„Das allerdings würde auch, in dieſer Form we-
nigstens, ſchwer zu beweisen sein, “ entgegnete der Ver-
traute des Miſter Fleeps mit feinem Lächeln. „Jn-
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in Guaymas eintraf, die geſamte franzöſiſche Beſatung
nach dem Inneren gezogen worden war ~ Thatsache
auch, daß Don Palacio für Rechnung des Marſchalls
Bazaine zweimalhunderttauſend Franken bei Beaurieux
einzahlen ließ. . .. Was mich dabei einigermaßen tröſtet,
iſt der Umſtand, daß Herr Jules Jacques Beaurieux
ein Spitzbube iſt, und noch mehr: ein allerdings ſehr
heimlicher, aber nichtsdeſtoweniger wütender Feind der
napoleonischen Dynaſtie, und daß er als solcher wohl
Algier von der Hafeneinfahrt aus geſehen.