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Fes IJUlmltrirte Familien-Zeitung.

Iahrg. 1899.







Das Dorfklind.
Roman von Georg Hartwig.

(Foriſetung.)

_ Aber Jolche endloſe
Schwätzerei! Hoffent-
lich haſt du etwas An-
genehmes zu hören be-
kommen?"

nv„Sehr Angeneh-
mes!" sagte die junge
Frau, und ihr heiteres
Antlit, bezeugte die

ahrheit.

Es wird ſchon lee-
rer. Du bleibſt doch
noch? Ich habe ja noch

r nichts von dir ge:
habt. Laß deinen Mann
| usſchlafen, eher iſt

och nicht genießbar. “

Ines beabsichtigte

ings, der inneren
regung, welche ſich
weder fortlachen noch
fortzwingen ließ, erſt
rr zu werden, bevor
nach Hauſe zurück. . |

eren rauchte.

Morgen muß ich
berühmten Mann
n lernen. Ich hoffe,
haſt ihn beſſer erzo-

| als ich Adolf. Ein-
l war Adolf närriſch
liebt, im Anfang.
vſeßt giebts immer
Krieg. So ſind die Män-
alle. Deiner auch,

brauche zu viel
oilette ~ und bin
ie chic. So geht's
einſt du, es
imt mich? Nicht so
l! — Franz, bringen
e mir noch einen
warzen und einen
schino !“

(Nachdruck verboten.)

I2nes wandte dem Marquis den Rücken und ging
; aus dem Zimnmirer.
J Juliette Tronkstein kam ihr ungeduldig ent-

gegen. Die Unterredung währte ihr zu lange.



Ines nickte gleichgültig. Sie dachte daran, daß mit
den letten, welche den Salon verließen, auch der Mar-
quis hinausſchlich, auf den Arm eines Fremden ge-
stützt, ~ und auch daran, daß ſie für Abwechslung
sorgen müsse, damit Klauſſen ſich nicht langweile.

„CEhßt morgen mit uns !“ sagte die Baronin gähnend.

Jnes beſann ſich einen Moment. „Ja! Wir wer-
den kommen."

„Das iſt geſcheit! Ich wußte so nicht, was ich
morgen mit dem ganzen Tag anfangen sollte. Adolf
iſt ſo ſchwerfällig. Immer die Kinder! ~ Wie lang-



Nimm den Apfel! Nach einem Gemälde von Rosa Hohenber g. (S. 210) |



weilig! Da habe ich zu morgen nachmittag eine Person
herbeſtellt, die ich als Bonne für die Kinder mieten
will. Es iſt wirklich nötig. Der Poldl wird so schon
ein Range, und Adolf ſchimpft immer.“ u
f t iſt dein Mann?“ sagte Ines. „Ich muß jetzt
ort!‘ : :
Die Baronin richtete sich träge in die Höhe, und
winkte dem Baron Tronkſtein, der höflich näher trat
und feiner ſchönen Verwandten den Arm reichte, um
ſie hinaus zu geleiten.
Wenige Minuten ſpäter rollte der Wagen fort. Jnes
. zog den Vorhang über
die tropfenden Scheiben,
als ſchaſfe ſie dadurch
eine Schranke zwiſchen
ſich und . unsichtbaren
Gefolgſchaften, die auf
Windesflügeln hinter ihr
dreinjagten.

Florence stand har-
rend am Treppenaufe
gang. Ihr Gesicht war
blaß vor Müdigkeit.

„Madame befiehlt
vielleicht noch Thee in
Monsieurs Zimmer?“

„Und weshalb dort ?"
fragte Jnes raſch.

„Monsieur erwartet
Madame. Er hat noch
nicht zu Nacht geſpeiſt. “

Er erwartete ſie!
Heiße Freude ſchwellte
ihre Bruſt. Sie warf
ihre Umhüllungen bei-
ſeite und ſchritt haſtig
den Gang hinab nach
Klauſſens Gemach.

Die bläuliche Helle,
welche von der Decke
niederſchwebte und das
ganze Zimmer klar er-
leuchtete, zeigte ihr

Klauſſens Geſtalt, re-
gungslos vor dem
Schreibtiſch in ſich zu-
sammengeſunken.

Zorn, Ungeduld und
Liebe ließen Jnes an
seine Seite eilen.

„Hältſt du so dein

DVerſprechen, Hans ? Oder
war es nur ein Vor-
wand, mich los zu wer-
den? Sprich! Und sage
mir, ob du die Sehn-
sucht verdienſt, die mich
den ganzen Abend nicht
verlaſſen hat. “

Beim Klange ihrer
Stimmemwar er heftig zue
sammengefahren. „Du?"
sagte er, ſich das wirre


 
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