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irte Familien-Zeitunag.

Jahrg. 1899.





Das Dorfkind.

Roman von Grorg Hartwing.

(Fortsetzung.)

(Nachdruck verboten.)
er Kleine nebenan begann zu weinen. „Das
F) Kind wacht auf, “ sagte Greta zu Klauſſen, aus
ihrer geſenkten Haltung auffahrend.
H.:. ihm!“ sagte Klauſſen hart. Es klang wie
ein Befehl.





„Gute Nacht, Hans!" Sie hielt ihm bittend die
Hand entgegen. Er beachtete es nicht, wandte ſich ab
und begann auf und nieder zu ſchreiten, als sich die
Thür hinter Greta geſchloſſen hatte.

Er verbarg sich nicht, daß er soeben hart gewesen
war, aber der Gedanke, ungerecht gehandelt zu haben,
kam ihm nicht, war ihm noch nie gekommen. Am
allerwenigsten maß er sich eine Schuld an dem klaffen-
den Mißverhältnis bei, welches die Wurzeln ſeiner
jungen Che ſchwer gelockert.

„Ich habe Wort gehalten,“ sagte er mit wachsender
Bitterkeit, „aber sie nicht mir.“



Die vorſchnellen Erwartungen, die er ſich selber
aufgedrängt, die unbegründete Zuversicht, in welcher
er ſich gewiegt, kamen dabei nicht in Betracht. Greta
hatte ſeine Liebesforderung, in die neuen Verhältnisse
talentvoll hineinzuwachsen, nicht erfüllt. Ihre anmutige
§qzuuci: konnte das Elend seiner Enttäuſchung nicht
ausgleichen.

Uhu as war er nachſichtig genug geweſen, sie
wegen ihrer Angst zu bedauern und zu tröſten. Dann
aber fraß ihm die verletzte Eitelkeit zu ſchmerzhaft im
Herzen, und ein Schamgefühl, welches er nie gekannt,
verdrängte raſch das Mitgefühl, als ſein ſcharfes Gehör







Das ſchweizeriſche Landesmuſeum in Zürich, Nach einer Photographie von R. Ganz in Zürich. (S. 91)


 
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