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Heft 16.

Iahrg. 1899.







Ams Geld.

Roman aus dem Wiener Leben.

Von

Ö Guſkav Iohannes Krauf.

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§ 'Fortſezung.)

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V 1 I ; s r (Nachdruck verboten.)
OGS [L Uto befiel eine ungeheure Angst. „Herr
I Ftcvucitr t ilijterts §§ iu qu'ogteet zu,
G V . ch s mit leerem Blicke u
s M sicht. Dann glomm ein Funke ves Ver-

| » ſtändnisses in seinen Augen auf. ,„Alſo
U8 fortſchicken will sie mich!“ murmelte er.

" p,Fort ~ ~ einen anderen heiraten.“
Dann brach er plöglich los. Mit gedämpfter Stimme,
denn den wohlgezogenen jungen Mann und k. k. Beamten
verließ die Angst vor dem Aufsehen ſelbſt am Rande
des Wahnsinns nicht, aber in herzzerreißendem Tone rief
er aus: „Aber du lieber Gott im Himmet! — Das
kann ja gar nicht ſein! –~ Nein, nein, nein! + Sie
war doch so gut zu mir, ſo gut! + Vor ein paar
Tagen noch. “ : :

Seine Stimme brach ſich zu einem dumpfen Schluch-
zen. Dabei ſchoſſen ihm die hellen Thränen in die
Augen, hingen einen Augenblick zitternd an den Wim-
pern und rollten ihm dann über die Wangen herab.
Er ließ ſie bis hinab in den Bart rinnen, auf die ge-
ſteiſte Hemdbruſt tropfen, ohne es gewahr zu werden.

Fanny war so erſchüttert, daß sie am liebſten mit-
geweint hätte. „Lieber, guter Herr Neumeier!“ bat
ſie. „Weinen S' doch nicht. Sie ſind ja ein Mann.
Ein Mann darf gewiß auch weinen, aber nur, wenn's
etwas wert iſt. Und die Eva iſt's nicht wert, daß
ein Mann um ſie weint. Es ist hart, daß ich das
ſagen muß von der eigenen Schweſter. Aber 's is so.
Und noch weniger wär' sie's wert geweſen, Sie weinen
zu sehen. Darum bin ich Ihnen ja entgegen'gangen.
_ Danit Sie Ihren Schrecken erſt verwinden können und
ihr dann entgegentreten, wie ſie's verdient: ernſt, kalt,
ſtreng, und vor allem anderen mit Verachtung.“

Sie hatte sich, während ſie so ſprach, in Bewegung
gesetzt und ging langsam die Straße hinauf. Die Nach-
barn ſollten nicht neugierig werden, wenn sie das Paar
o lange ſtillſtehen ſahen. Neumeier ging neben ihr
her. Er hatte den Hut abgenommen und that, als
ob er ſich mit dem Taſchentuche die Stirne wiſche. Er
fuhr aber ein paarmal verſtohlen mit dem Tuche von
der Stirne herab über Augen und Wangen.
Endlich ſagte er trübe: „Mit Verachtung? ~ JZc<h?

. Der Eva? — Das kann ich nicht.“ ;
_ . Hanny braufte beinahe auf. „Sie können nicht? ~
Sie müsſensz! Denn ſie verdient's. Sie hat Sie
betrogen, Sie angesſchwindelt, in der allerſchändlichſten
Weis. Wie sie neben Ihnen g'standen ist im Prater,
bei der Maifahrt, hat sie die G ſchicht mit dem an-
deren ang’ fangen. In der Nacht drauf hat sie aller-
hand Reden g führt, von den Höhen des Lebens und
ſolche Redensarten, die heißen, daß einer viel Geld








Slraßenidylk in Kairo.

Nach einem Gemälde von W. Gent;. (S. 378)

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