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Heft 8.



Das Dorfkind.

Roman von Gerorgn Hartwig.

(Fortſetzung.)

Zwskftes Kapitel (Nachdruck verboten.)
M d ormittags war die Dienersſchaft eingetroffen.
Y (C Mit dem Orientexpreßzug, von Konstantinopel
C tr; q o te e Lauer
war gar kein U Cc hr. daß die Erhebung




des Künſtlers in den Adelstand in naher Aussicht ſei.

Die Freunde der ehemaligen Marquiſe v. Beauremont
betrieben die Förderung dieser Angelegenheit mit un-
ermüdlichem Eifer, im voraus entzückt, die ſchöne Frau,
welcher die Laune ihrer Wahl längst verziehen war,
wieder in den Mittelpunkt der Saiſon geſtellt zu ſehen.
Am Pariſer Platz, nächſt dem Brandenburger Thor,
hatte Jnes diesmal eine ſselbſt ihren Ansprüchen ge-
nügende Wohnung mieten und einrichten laſſen.

deine Nerven haben.





. Illuſtrirte Kamilien-Zeitung. .

Unter den Linden, deren Baumreihen buntes Herbſt-
laub trugen, durch welches die Bogenlampen ihr flüſ-
ſiges Blaulicht goſſen, zwiſchen farbenſtrahlenden Schau-
fenſtern und gaffenden Menſchen, im Strome des rol-
lenden Wagenverkehrs, eilte die Equipage, die Klauſſen
und ſeine Gattin ihrer Wohnung zuführte, dem Thore zu.

Tageshelle lag im Veſtibül des Hauſes, vor deſſen

Auffahrt der Wagen mit unmerklichem Ruck hielt. Die
granatfarbige Plüſchbekleivung derTreppenſtufen dämpfte
jeden Schall. Jnes ſchritt, mit zärtlichem Blick ihren

Arm in den ihres Gatten legend, die Treppe empor.
eit du müde, Hans?" .
„Ach ja..

„Du haſt ſchon zweimal gegähnt –~
Ihr herrliches Profil hob ſich von dem rötlichen

Marmor des Treppenhauſes leuchtend wie Alabaſter ab.
Er lächelte. „Was du nicht alles ſiehſt! Ich möchte

| Ich habe im Schlafwagen kein

Auge zuthun können, und freue mich auf Ruhe.“

Sie waren droben angelangt. Florence und der

Kammerdiener ſtanden am Eingang.

Klauſsſen ließ ſeinen Mantel von der Schulter gleiten.



Jahrg. 1899..

Den schwarzen Schlapphut warf er dem Diener in die
ausgeſtreckte Hand. Jnes behielt den kleinen Sammethut

auf dem Kopf, nur den weißen Schleier ſchlug ſie zurück. s

„Laß uns jetzt die Wohnung anſehen, das Neue
macht mir immer Spaß." . ; :
Wieder legte sie ihre Hand zärtlich auf ſeinen Arm
und durchſchritt mit ihm unter Florences Führung die

licht- und glanzſchimmernden Räume ihres neuen Heims.

. „Da iſt dein Zimmer!“.
Florence hatte den türkiſchen Vorhang beiseite ge-
schlagen. Ein mit vornehniſter Pracht ausgestatteter Raum

| lag vor ihnen. Jnes drückte Klauſſens Arm an ihre Bruſt.

„Hufrieden, Hans? Ich will's hören.
es laut sagen.“
Trotz des

Du mußt
längſtgewöhnten Luxus doch überraſcht,

hatte Klauſſen mit künſtleriſcher Befriedigung Umſchaan.

gehalten. „Du biſt eine Zauberin !“ Dann kam die Nerven
abſpannung aber zwiefach wieder über ihn. Er mußle

sich zwingen, seiner Gattin Aufmerksamkeit zu schenkten.

_ pr Den Zauber kennen wir ja beide, “ fluiſterte ie
Ut ot gu e det guru!





E 255







Hönig Alöert und Königin Karola von Sachſen. (S. 186)

















o entzückend wäre wie das in Kairo! Weißt du noch,
wie du mich als Kleopatra heraussſtaffierteſt? Wie wir
beide lachten? Ach, was für Kinder waren wir! Im

naächſten Jahr überwintern wir wieder dort.“

einmal hier heimiſch werden !“



zittern. „Jch war stets dagegen, hierher zu gehen,







„Zigeunerin !“ ſcherzte er. „Laß uns jett erſt

Ihre Naſenflügel begannen vor Ungeduld leise zu



und habe nur deinem Wunſch nachgegeben. Du haſt
hier zu thun. Alles ſchön. Aber ich will nicht büßen
für meine Nachgiebigkeit." ; :

„Ich bitte dich, ‘“ lächelte Klauſſen abwehrend, „wie


 
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