wenn er durch beſtehende Korpulenz
_ und Senken des ganzen Bruſtkorbes,
936
Das Buch für Alle.
Heft vL.
in höheren Jahren ohnehin eine Neigung zur Abnahme
tf. zee tt cru hs uttt Nets
Gefäßen, während die treibende Maſchine des ganzen,
das Herz, ſozuſagen an Blut darbt. .
Solange nun die Ernährung eine gute und reich-
liche iſt, und die Verdauungsapparate noch im ſtande
ind, aus dem ihnen Gebotenen ſich Nährſtoffe in ge-
nügender Menge anzueignen, geht die Sache noch
einigermaßen. Es. kommt nämlich zu einer Art Selbſt-
regulierung der Herzthätigkeit, zur Hypertrophie des
Herzens, das heißt, dieses nimmt in seiner Muskulatur
zu und wird dadurch zu erhöhter Arbeit befähigt. Dieſe
Ausgleichung der Kreislaufsſtörung hat aber ihre Gren-
zen; mit der zunehmenden Spannung in den Blut-
gefäßen wächſt die Gefahr, daß diese ſich erweitern oder
platzen; gefährlicher aber iſt es noch, wenn durch irgend
eine Krankheit oder andauernde Unverdaulichkeit die
Ernährung leidet. Es kommt dann zur Herzſchwäche,
welche eine Hauptplage des vorgerückten Lebensalters iſt.
Wenn bei etwas ſchnellerem Gehen Atemnot und
Bruſtbeklemmungen eintreten, wenn das Ersteigen einer
mäßigen Anhöhe oder einiger Treppen ernſtliche Be-
schwerden macht und zu Herzklopfen führt, wenn bei
ruhiger Bettlage der Schlaf zu den normalen Zeiten
nicht eintreten will, während der nach langer Bettruhe
an die Arbeit Gehende durch eine ihm unerklärliche
Müdigkeit an intensiver Arbeit gehindert wird, wenn
die Gelenke der Füße bei längerer aufrechter Haltung,
namentlich abends, die Neigung zur Anſchwellung zeigen,
die morgens wieder gänzlich ge- :
schwunden ist, dann iſt das Beſtehen
und der Notwendigkeit der Enthaltſamkeit hingiebt. | anfall iſt, auch wenn der Schaden äußerlich nach wenigen
Magen- und Darmkatarrhe ſind aber für die geſchwächten
Verdauungsorgane alter Perſonen nicht ohne Gefahr.
Von allen hierher gehörigen Erkrankungen ſind die
des Gehirnes mit Recht die am meiſten gefürchteten.
Kein Teil des Körpers iſt zarter und weicher gebaut
als die Gehirn- und Nervenſubstanz, und es iſt eine
weiſe Vorsicht der Natur, daß sie dieſe ſo leicht ver-
letlichen Organe in harte ſchützende Knochenmaſſen ein-
geſchloſſen hat. Sind dieſelben nun dadurch auch gegen
äußere Verlegungen einigermaßen geſchütt, so droht
ihnen doch von innen eine andere Gefahr, welche auf
den Blutbahnen einherſchreitet. Das Blut älterer Per-
ſonen neigt leicht zur Bildung von Gerinnſeln, welche
sich in den immer feiner veräſtelnden Blutgefäßen
ſchließlich irgendwo festlegen und die Urſache zur Ent-
stehung eines Blutpfropfes abgeben, welcher den da-
hinter gelegenen Körperbezirk der weiteren Zufuhr des
nährenden Blutes beraubt. Findet ein ſolcher Vorgang
beiſpielsweiſe im Beine statt, so tritt eine Lähmung
ein, welche, je nachvem der Blutpfropf wieder aufgeſaugt
wird oder in Eiterung übergeht, entweder allmählich
ſchwindet oder bleibende Zerſtörungen nach ſich zieht.
Im Gehirne ſind aber derartige Vorgänge hochgefähr-
lich; denn wenn ein Bezirk desſelben längere Zeit von
der Blutversorgung ausgeschloſſen iſt, kommt es leicht
zur Entartung der Nervenſubſtanz und Abiſceßbildung,
bei welcher es sich oft um Leben und Sterben, immer
aber um ſchwere Störungen der Nerven- und Geiſtes-
funktionen handelt.
von Herzſchwäche ſehr wahrſcheinlich.
Dieser Zuſtand kann bei geeig- T
neter Lebensweiſe jahrelang fore. |©
dauern, ohne die Behaglichkeit des |
Individuums besonders zu stören; er
kann in leichten Fällen, namentlich
begünstigt wurde, durch eine ver-
nünftig und maßpvoll geleitete Ent-
fettungskur und entſprechende Be-
wegung gänzlich beseitigt werden;
die Zeichen der Herzſchwäche können
sich aber auch steigern und ſchließlich
entweder unter vollständigem Dar-
niederliegen der Körperfunktionen
zum Erschöpfungstode oder zu einer
plötzlichen Kataſtrophe führen.
Jedenfalls knüpfen sich an die
Herzſchwäche die meiſten Altersver
änderungen im Körper an; denn "
die geminderte Blutzufuhr zieht ſh|
überall Störungen nach sich. Zu-
nächſt tritt die ſchon erwähnte Ver-
knöcherung des Bruſtkorbes ein, in-
dem die Knorpelstücke, welche das
vordere Ende der Rippen mit dem
Brustbein und untereinander ver-
binden, verknöchern. Das Heben
wie es bei jedem Atemzuge stan.
findet, wird dadurch wesentlich beein-
trächtigt; dazu kommt das durch Verknöchern der Zwiſchen-
wirbelbandſcheiben verurſachte Kürzerwerden der Wirbel-
säule und eine mit dem Sinken der Ernährung Hand
in Hand gehende Schwächung der den Bruſtkorb be-
wegenden Atmungsmuskeln. JInfolgedeſſen wird nicht
nur die Lunge thatsächlich kleiner, sondern auch die
mit jedem Atemzuge erfolgende Durchlüftung derſelben
unzureichender. Die Menge der aus- und eingeatmeten
Luft sinkt, und die ungenügende Sauerstoffzufuhr hat
eine Anhäufung von Kohlensäure im Blute zur Folge,
welche alle jene bekannten Erscheinungen von Kurz-
atmigkeit bei alten Leuten hervorruft. Die Lunge,
welche sozuſagen nicht genügend ventiliert iſt, neigt
mehr als in jugendlichen Jahren zu Katarrhen und
Entzündungen, und in den ſiebenziger Jahren iſt ein
tüchtiger Bronchialkatarrh immer eine ſchwere Lebens-
gefahr, insofern derselbe überraschend schnell zur töd-
lichen Lungenentzündung werden kann.
Personen, welche ein hohes Alter erreichen, pflegen
_ entweder von Jugend an überaus mäßig gewesen zu
sein oder doch die Tugend der Mäßigkeit in Trank
und Speise in mittleren Lebensjahren sich angeeignet
zu haben. Diese Vorſicht iſt in der That auch ſehr
am Platze; denn die Verdauungsorgane nehmen mit
vorſchreitenden Jahren an der allgemeinen Schwächung
des Organismus teil. Das wird aber leider von vielen
nicht beachtet, und deshalb gehört es zu den häufigsten
Klagen, daß Dinge, die man vor Jahren mit Leichtig-
keit verdaut habe, nunmehr Beſchwerden machen. Der
Menſch iſt aber, was seine von Jugend auf gewöhnten
Leibgerichte betrifft, oft von einer geradezu kindiſchen
Schwäche und ſucht, wenn ihm ſchwerverdauliche, aber
gern genoſſene Gerichte nicht mehr bekommen, lieber
nach den unwahrſcheinlichſten Erklärungen, als daß er
sich der Erkenntnis von ihrer Unzuträglichkeit für ihn
Der Feſtzug
Derartige Verstopfungen von Blutgefäßen können
auch in anderen Organen zu einem oft ganz plötzlichen
Tode führen. Wenn die Lungenſchlagader oder einer
ihrer großen Aeste in dieser Weiſe verſtopft wird, kommt
es binnen wenigen Minuten unter Erſtickungsanfällen
und entsetzlichen Angstgesühlen zum tödlichen Lungen-
ſchlag, und der gleiche Vorgang an den Coronararterien,
Blutgefäßen, welche den Herzmuskel und seine Nerven-
ganglien mit Blut versehen, endet binnen noch kürzerer
Zeit mit Herzlähmung. ; ;
Blutstockungen im Gehirn, wie sie infolge der all-
gemeinen Verlangſamung des Blutumlaufes bei älteren
Leuten leicht eintreten, äußern ſich durch Ohnmachten,
Schwindelgefühle, Schlafsucht u. s. w. Sie geben häufig
auch die erſte Urſache zum Gehirnſchlag ab, insofern
ſie die ſchon beschriebenen Gefäßerkrankungen befördern.
Wenn nun die Entartung und Verkalkung eines Ge-
fäßes im Gehirn weit vorgeſchritten iſt, dann kommt
der Augenblick, wo es der Gewalt der unablässig an-
drängenden Blutwellen nicht mehr ſtandhalten kann.
Die Gefäßwandung platzt, und es tritt eine mehr oder
minder große Menge Blut in die Gehirnſubstanz aus.
Ist der Bluterguß nur ein geringer, ſo ſchließt ſich das
Gefäß von selbſt. Die eingedrungenen Blutmaſsen
werden von dem ſie umſpülenden Lymphstrome auf-
gelöst und fortgeſchwemmt, und in dem Maße, wie ſich
dieſe Aufsaugung vollzieht, gehen auch die mit dem
Bluterguß aufgetretenen Lähmungen zurück. Sind da-
ſttt: e Elutuertet queer l att res ulut
ura Druck rss: Bezirke des E aus,
daß nicht nur sofortige Bewußtlosigkeit eintritt, ſondern
auch entferntere lebenswichtige Nervenzentren in ihrer
Thätigkeit gehemmt werden, ſo daß nach Stunden oder
Tagen meiſt der Tod eintritt. Ein erſtmaliger Schlag-
in Eckernförde: Wagen z; Hchleswig-Holſltein.©' (S. 536)
Nach einer Photographie von Hans Breuer in Hamburg.
Wochen oder Monaten wieder gänzlich geheilt zu ſein
ſcheint, die ernſteste Warnung, welche die Natur einem
Menschen zuruft, seine bisherige Lebensweiſe auf alle
etwaigen Schädlichkeiten zu kontrollieren und dieſelben
mit Konsequenz zu meiden. :
Daß die Sinnesorgane mit zunehmenden Jahren
nicht mehr so gut arbeiten, wie in der Jugend, iſt zu
bekannt, um eingehender besprochen zu werden. Die
Mehrzahl der alten Leute leidet an Schwerhörigkeit,
ohne daß wir, wenn nicht bestehende Naſen- und
Rachenkatarrhe durch ihr Uebergreifen auf das Ohr
uns den Schlüſſel dazu geben, eine andere Erklärung
als die fortſchreitendhe Abnutzung der Gehörorgane
zur Erklärung anzugeben im stande wären. Eine echte
Alterserſcheinung ist ferner die meiſtens ſchon in den
vierziger Lebensjahren auftretende Fernsichtigkeit, welche
darauf beruht, daß die in der Jugend elaſtiſche Kryſtall-
linſe des Auges ihre Akkomodationsfähigkeit einbüßt
und starr und unnachgiebig wird. Ein Glück iſt es,
wenn es bei diesem durch Konvexbrillen leicht zu ver-
beſſerndem Zuſtande bleibt und nicht Trübungen im
Glaskörper des Auges oder in der Linſe hinzutreten.
Letztere werden, wenn sie ſich über große Teile der
Linse erstrecken, bekanntermaßen „grauer Star“ ge-
nannt, und sind eine häufige Plage der ſpäteren Lebens-
ahre.
] hte s Leber, Milz, Nieren und Blase häufigen und
lästigen Erkrankungen ausgesetzt ſind, darf nach. allem
früher geſagten nicht wunder nehmen. Gänzlich uner-
klärlich dagegen iſt uns noch immer
die große Neigung des Alters zu
krebsartigen Erkrankungen. Der
Umstand, daß Teilchen einer Krebs-
geſchwulst, welche durch den Blut-
strom in einen bis dahin ganz ge-
ſunden Körperbezirk verſchwemmt
werden, im stande sind, dort einen
neuen Krebsherd hervorzurufen, legt,
obwohl wir dafür noch keine bün-
digen Beweiſe haben, die Ver-
imutung nahe, daß die Krebskrank-
heit infektiöser Natur iſt. Abgesehen
aber von den Erkrankungen der At-
mungsorgane ſind die Greiſenjahre
: gerade vor Infektionskrankheiten ge
| ſchütt, wie keine andere Periode
des menſchlichen Lebens. Typhus,
Rotlauf und andere ansteckende Krank-
heiten sind im Alter große Selten-
heiten, ja selbſt die Tuberkulose
ſcheint in hohen Lebensjahren keinen
Nährboden zu finden und, wo ſie
besteht, eine aus früheren Lebens-
perioden herſtammende Krankheit zu
sein, und Masern und Scharlach
vollends sind an alten Leuten über-
haupt noch nicht beobachtet worden.
_ Das iſt immerhin ein gewisser,
wenn auch nur negativer Troſt.
Für denjenigen, der nicht mit Nah-
rungsſorgen zu kämpfen hat und
, ; für den das Alter nicht gleichbedeu-
tend mit den bitterſten Entbehrungen ist, iſt übrigens
der späte Lebensabend durchaus nicht ſchrecthaft. Denn
in das Entfliehen der Jugend und ihrer Reizungen
und Vergnügungen pflegt sich der Greis leicht zu
finden, da nicht nur die Fähigkeit, sondern auch die
Neigung dazu entſchwunden ist, und körperliche Unbe:
quemlichkeiten, wenn sie nicht gar zu arg werden,
nimmt man ſchließlich auch noch in den Kauf. Ein
rüſtiges Greiſenalter aber bei ungeſchwächter Geiſteskraft
iſt kein Uebel, vielmehr ein Lebensſtadium, das, wie_
Jugend- und Mannesalter, seine besonderen Vorzüge
und Freuden hat.
Es drängt sich darum die Frage auf, was man
thun oder unterlassen ſoll, um sich ein rüſtiges Greisen-
alter zu sichern und seine Daſeinsſpanne bis an die
äußerſten Grenzen der Möglichkeit zu verlängern. Dieser
Punkt iſt vor und nach Hufelands berühmter Makro-
biotik hundertfach erörtert und hie und da in manch-
mal recht ſonderbarer, ja direkt komiſcher Weiſe beant-
wortet worden. Der eine glaubt sein Alter seiner bis
auf die Sekunde genau geregelten Lebensweise zu ver-
danken, ein zweiter der gänzlichen Enthaltſamkeit von
alkoholischen Getränken, ein dritter dem Umſtande, daß
er nur Pfeife, nie aber Zigarren oder Zigaretten rauchte,
ein vierter ſchreibt ſeine Langlebigkeit einem bestimmten
Magenbittern zu, an deſſen Gebrauch er ſich seit Jahr:
zehnten gewöhnt hat u. ſ. w. Speziell Mesſe Gesund-
heitsſchnäpſe standen und ſtehen noch heute vielfach in
hohem Anſehen und ſind unter dem Namen Lebens-
elixir“ auch unseren heutigen Apotheken nicht unbekannt.
Sie haben unzweifelhaft das eine Gute, daß sie die bei
alten Perſonen häufig darniederliegende Verdauunggz-
thätigkeit in milder Weise anregen, ein Lebenselixir ſind
ſie natürlich nicht, und die, welche ihnen ein friſches
und geſundes Alter zu verdanken glauben, vergessen,
_ und Senken des ganzen Bruſtkorbes,
936
Das Buch für Alle.
Heft vL.
in höheren Jahren ohnehin eine Neigung zur Abnahme
tf. zee tt cru hs uttt Nets
Gefäßen, während die treibende Maſchine des ganzen,
das Herz, ſozuſagen an Blut darbt. .
Solange nun die Ernährung eine gute und reich-
liche iſt, und die Verdauungsapparate noch im ſtande
ind, aus dem ihnen Gebotenen ſich Nährſtoffe in ge-
nügender Menge anzueignen, geht die Sache noch
einigermaßen. Es. kommt nämlich zu einer Art Selbſt-
regulierung der Herzthätigkeit, zur Hypertrophie des
Herzens, das heißt, dieses nimmt in seiner Muskulatur
zu und wird dadurch zu erhöhter Arbeit befähigt. Dieſe
Ausgleichung der Kreislaufsſtörung hat aber ihre Gren-
zen; mit der zunehmenden Spannung in den Blut-
gefäßen wächſt die Gefahr, daß diese ſich erweitern oder
platzen; gefährlicher aber iſt es noch, wenn durch irgend
eine Krankheit oder andauernde Unverdaulichkeit die
Ernährung leidet. Es kommt dann zur Herzſchwäche,
welche eine Hauptplage des vorgerückten Lebensalters iſt.
Wenn bei etwas ſchnellerem Gehen Atemnot und
Bruſtbeklemmungen eintreten, wenn das Ersteigen einer
mäßigen Anhöhe oder einiger Treppen ernſtliche Be-
schwerden macht und zu Herzklopfen führt, wenn bei
ruhiger Bettlage der Schlaf zu den normalen Zeiten
nicht eintreten will, während der nach langer Bettruhe
an die Arbeit Gehende durch eine ihm unerklärliche
Müdigkeit an intensiver Arbeit gehindert wird, wenn
die Gelenke der Füße bei längerer aufrechter Haltung,
namentlich abends, die Neigung zur Anſchwellung zeigen,
die morgens wieder gänzlich ge- :
schwunden ist, dann iſt das Beſtehen
und der Notwendigkeit der Enthaltſamkeit hingiebt. | anfall iſt, auch wenn der Schaden äußerlich nach wenigen
Magen- und Darmkatarrhe ſind aber für die geſchwächten
Verdauungsorgane alter Perſonen nicht ohne Gefahr.
Von allen hierher gehörigen Erkrankungen ſind die
des Gehirnes mit Recht die am meiſten gefürchteten.
Kein Teil des Körpers iſt zarter und weicher gebaut
als die Gehirn- und Nervenſubstanz, und es iſt eine
weiſe Vorsicht der Natur, daß sie dieſe ſo leicht ver-
letlichen Organe in harte ſchützende Knochenmaſſen ein-
geſchloſſen hat. Sind dieſelben nun dadurch auch gegen
äußere Verlegungen einigermaßen geſchütt, so droht
ihnen doch von innen eine andere Gefahr, welche auf
den Blutbahnen einherſchreitet. Das Blut älterer Per-
ſonen neigt leicht zur Bildung von Gerinnſeln, welche
sich in den immer feiner veräſtelnden Blutgefäßen
ſchließlich irgendwo festlegen und die Urſache zur Ent-
stehung eines Blutpfropfes abgeben, welcher den da-
hinter gelegenen Körperbezirk der weiteren Zufuhr des
nährenden Blutes beraubt. Findet ein ſolcher Vorgang
beiſpielsweiſe im Beine statt, so tritt eine Lähmung
ein, welche, je nachvem der Blutpfropf wieder aufgeſaugt
wird oder in Eiterung übergeht, entweder allmählich
ſchwindet oder bleibende Zerſtörungen nach ſich zieht.
Im Gehirne ſind aber derartige Vorgänge hochgefähr-
lich; denn wenn ein Bezirk desſelben längere Zeit von
der Blutversorgung ausgeschloſſen iſt, kommt es leicht
zur Entartung der Nervenſubſtanz und Abiſceßbildung,
bei welcher es sich oft um Leben und Sterben, immer
aber um ſchwere Störungen der Nerven- und Geiſtes-
funktionen handelt.
von Herzſchwäche ſehr wahrſcheinlich.
Dieser Zuſtand kann bei geeig- T
neter Lebensweiſe jahrelang fore. |©
dauern, ohne die Behaglichkeit des |
Individuums besonders zu stören; er
kann in leichten Fällen, namentlich
begünstigt wurde, durch eine ver-
nünftig und maßpvoll geleitete Ent-
fettungskur und entſprechende Be-
wegung gänzlich beseitigt werden;
die Zeichen der Herzſchwäche können
sich aber auch steigern und ſchließlich
entweder unter vollständigem Dar-
niederliegen der Körperfunktionen
zum Erschöpfungstode oder zu einer
plötzlichen Kataſtrophe führen.
Jedenfalls knüpfen sich an die
Herzſchwäche die meiſten Altersver
änderungen im Körper an; denn "
die geminderte Blutzufuhr zieht ſh|
überall Störungen nach sich. Zu-
nächſt tritt die ſchon erwähnte Ver-
knöcherung des Bruſtkorbes ein, in-
dem die Knorpelstücke, welche das
vordere Ende der Rippen mit dem
Brustbein und untereinander ver-
binden, verknöchern. Das Heben
wie es bei jedem Atemzuge stan.
findet, wird dadurch wesentlich beein-
trächtigt; dazu kommt das durch Verknöchern der Zwiſchen-
wirbelbandſcheiben verurſachte Kürzerwerden der Wirbel-
säule und eine mit dem Sinken der Ernährung Hand
in Hand gehende Schwächung der den Bruſtkorb be-
wegenden Atmungsmuskeln. JInfolgedeſſen wird nicht
nur die Lunge thatsächlich kleiner, sondern auch die
mit jedem Atemzuge erfolgende Durchlüftung derſelben
unzureichender. Die Menge der aus- und eingeatmeten
Luft sinkt, und die ungenügende Sauerstoffzufuhr hat
eine Anhäufung von Kohlensäure im Blute zur Folge,
welche alle jene bekannten Erscheinungen von Kurz-
atmigkeit bei alten Leuten hervorruft. Die Lunge,
welche sozuſagen nicht genügend ventiliert iſt, neigt
mehr als in jugendlichen Jahren zu Katarrhen und
Entzündungen, und in den ſiebenziger Jahren iſt ein
tüchtiger Bronchialkatarrh immer eine ſchwere Lebens-
gefahr, insofern derselbe überraschend schnell zur töd-
lichen Lungenentzündung werden kann.
Personen, welche ein hohes Alter erreichen, pflegen
_ entweder von Jugend an überaus mäßig gewesen zu
sein oder doch die Tugend der Mäßigkeit in Trank
und Speise in mittleren Lebensjahren sich angeeignet
zu haben. Diese Vorſicht iſt in der That auch ſehr
am Platze; denn die Verdauungsorgane nehmen mit
vorſchreitenden Jahren an der allgemeinen Schwächung
des Organismus teil. Das wird aber leider von vielen
nicht beachtet, und deshalb gehört es zu den häufigsten
Klagen, daß Dinge, die man vor Jahren mit Leichtig-
keit verdaut habe, nunmehr Beſchwerden machen. Der
Menſch iſt aber, was seine von Jugend auf gewöhnten
Leibgerichte betrifft, oft von einer geradezu kindiſchen
Schwäche und ſucht, wenn ihm ſchwerverdauliche, aber
gern genoſſene Gerichte nicht mehr bekommen, lieber
nach den unwahrſcheinlichſten Erklärungen, als daß er
sich der Erkenntnis von ihrer Unzuträglichkeit für ihn
Der Feſtzug
Derartige Verstopfungen von Blutgefäßen können
auch in anderen Organen zu einem oft ganz plötzlichen
Tode führen. Wenn die Lungenſchlagader oder einer
ihrer großen Aeste in dieser Weiſe verſtopft wird, kommt
es binnen wenigen Minuten unter Erſtickungsanfällen
und entsetzlichen Angstgesühlen zum tödlichen Lungen-
ſchlag, und der gleiche Vorgang an den Coronararterien,
Blutgefäßen, welche den Herzmuskel und seine Nerven-
ganglien mit Blut versehen, endet binnen noch kürzerer
Zeit mit Herzlähmung. ; ;
Blutstockungen im Gehirn, wie sie infolge der all-
gemeinen Verlangſamung des Blutumlaufes bei älteren
Leuten leicht eintreten, äußern ſich durch Ohnmachten,
Schwindelgefühle, Schlafsucht u. s. w. Sie geben häufig
auch die erſte Urſache zum Gehirnſchlag ab, insofern
ſie die ſchon beschriebenen Gefäßerkrankungen befördern.
Wenn nun die Entartung und Verkalkung eines Ge-
fäßes im Gehirn weit vorgeſchritten iſt, dann kommt
der Augenblick, wo es der Gewalt der unablässig an-
drängenden Blutwellen nicht mehr ſtandhalten kann.
Die Gefäßwandung platzt, und es tritt eine mehr oder
minder große Menge Blut in die Gehirnſubstanz aus.
Ist der Bluterguß nur ein geringer, ſo ſchließt ſich das
Gefäß von selbſt. Die eingedrungenen Blutmaſsen
werden von dem ſie umſpülenden Lymphstrome auf-
gelöst und fortgeſchwemmt, und in dem Maße, wie ſich
dieſe Aufsaugung vollzieht, gehen auch die mit dem
Bluterguß aufgetretenen Lähmungen zurück. Sind da-
ſttt: e Elutuertet queer l att res ulut
ura Druck rss: Bezirke des E aus,
daß nicht nur sofortige Bewußtlosigkeit eintritt, ſondern
auch entferntere lebenswichtige Nervenzentren in ihrer
Thätigkeit gehemmt werden, ſo daß nach Stunden oder
Tagen meiſt der Tod eintritt. Ein erſtmaliger Schlag-
in Eckernförde: Wagen z; Hchleswig-Holſltein.©' (S. 536)
Nach einer Photographie von Hans Breuer in Hamburg.
Wochen oder Monaten wieder gänzlich geheilt zu ſein
ſcheint, die ernſteste Warnung, welche die Natur einem
Menschen zuruft, seine bisherige Lebensweiſe auf alle
etwaigen Schädlichkeiten zu kontrollieren und dieſelben
mit Konsequenz zu meiden. :
Daß die Sinnesorgane mit zunehmenden Jahren
nicht mehr so gut arbeiten, wie in der Jugend, iſt zu
bekannt, um eingehender besprochen zu werden. Die
Mehrzahl der alten Leute leidet an Schwerhörigkeit,
ohne daß wir, wenn nicht bestehende Naſen- und
Rachenkatarrhe durch ihr Uebergreifen auf das Ohr
uns den Schlüſſel dazu geben, eine andere Erklärung
als die fortſchreitendhe Abnutzung der Gehörorgane
zur Erklärung anzugeben im stande wären. Eine echte
Alterserſcheinung ist ferner die meiſtens ſchon in den
vierziger Lebensjahren auftretende Fernsichtigkeit, welche
darauf beruht, daß die in der Jugend elaſtiſche Kryſtall-
linſe des Auges ihre Akkomodationsfähigkeit einbüßt
und starr und unnachgiebig wird. Ein Glück iſt es,
wenn es bei diesem durch Konvexbrillen leicht zu ver-
beſſerndem Zuſtande bleibt und nicht Trübungen im
Glaskörper des Auges oder in der Linſe hinzutreten.
Letztere werden, wenn sie ſich über große Teile der
Linse erstrecken, bekanntermaßen „grauer Star“ ge-
nannt, und sind eine häufige Plage der ſpäteren Lebens-
ahre.
] hte s Leber, Milz, Nieren und Blase häufigen und
lästigen Erkrankungen ausgesetzt ſind, darf nach. allem
früher geſagten nicht wunder nehmen. Gänzlich uner-
klärlich dagegen iſt uns noch immer
die große Neigung des Alters zu
krebsartigen Erkrankungen. Der
Umstand, daß Teilchen einer Krebs-
geſchwulst, welche durch den Blut-
strom in einen bis dahin ganz ge-
ſunden Körperbezirk verſchwemmt
werden, im stande sind, dort einen
neuen Krebsherd hervorzurufen, legt,
obwohl wir dafür noch keine bün-
digen Beweiſe haben, die Ver-
imutung nahe, daß die Krebskrank-
heit infektiöser Natur iſt. Abgesehen
aber von den Erkrankungen der At-
mungsorgane ſind die Greiſenjahre
: gerade vor Infektionskrankheiten ge
| ſchütt, wie keine andere Periode
des menſchlichen Lebens. Typhus,
Rotlauf und andere ansteckende Krank-
heiten sind im Alter große Selten-
heiten, ja selbſt die Tuberkulose
ſcheint in hohen Lebensjahren keinen
Nährboden zu finden und, wo ſie
besteht, eine aus früheren Lebens-
perioden herſtammende Krankheit zu
sein, und Masern und Scharlach
vollends sind an alten Leuten über-
haupt noch nicht beobachtet worden.
_ Das iſt immerhin ein gewisser,
wenn auch nur negativer Troſt.
Für denjenigen, der nicht mit Nah-
rungsſorgen zu kämpfen hat und
, ; für den das Alter nicht gleichbedeu-
tend mit den bitterſten Entbehrungen ist, iſt übrigens
der späte Lebensabend durchaus nicht ſchrecthaft. Denn
in das Entfliehen der Jugend und ihrer Reizungen
und Vergnügungen pflegt sich der Greis leicht zu
finden, da nicht nur die Fähigkeit, sondern auch die
Neigung dazu entſchwunden ist, und körperliche Unbe:
quemlichkeiten, wenn sie nicht gar zu arg werden,
nimmt man ſchließlich auch noch in den Kauf. Ein
rüſtiges Greiſenalter aber bei ungeſchwächter Geiſteskraft
iſt kein Uebel, vielmehr ein Lebensſtadium, das, wie_
Jugend- und Mannesalter, seine besonderen Vorzüge
und Freuden hat.
Es drängt sich darum die Frage auf, was man
thun oder unterlassen ſoll, um sich ein rüſtiges Greisen-
alter zu sichern und seine Daſeinsſpanne bis an die
äußerſten Grenzen der Möglichkeit zu verlängern. Dieser
Punkt iſt vor und nach Hufelands berühmter Makro-
biotik hundertfach erörtert und hie und da in manch-
mal recht ſonderbarer, ja direkt komiſcher Weiſe beant-
wortet worden. Der eine glaubt sein Alter seiner bis
auf die Sekunde genau geregelten Lebensweise zu ver-
danken, ein zweiter der gänzlichen Enthaltſamkeit von
alkoholischen Getränken, ein dritter dem Umſtande, daß
er nur Pfeife, nie aber Zigarren oder Zigaretten rauchte,
ein vierter ſchreibt ſeine Langlebigkeit einem bestimmten
Magenbittern zu, an deſſen Gebrauch er ſich seit Jahr:
zehnten gewöhnt hat u. ſ. w. Speziell Mesſe Gesund-
heitsſchnäpſe standen und ſtehen noch heute vielfach in
hohem Anſehen und ſind unter dem Namen Lebens-
elixir“ auch unseren heutigen Apotheken nicht unbekannt.
Sie haben unzweifelhaft das eine Gute, daß sie die bei
alten Perſonen häufig darniederliegende Verdauunggz-
thätigkeit in milder Weise anregen, ein Lebenselixir ſind
ſie natürlich nicht, und die, welche ihnen ein friſches
und geſundes Alter zu verdanken glauben, vergessen,