nung des Geouver-
560
Die Hauptſtraße in Tſintau.
(Siehe das Bild auf Seite 561.)
m 2. September 1898 fand die feierliche Eröffnung des
Freihafengebietes im deutſch - chineſiſchen Pachtgebiete
Kiautschou statt, und nachdem im folgenden Monate auch die
schwierigen Landerwerbsverhältnisse geregelt worden ſind,
ſchreitet dieſe Kolonie einer günstigen und schnellen Entwicke-
lung entgegen. Handelshafen des Gebietes iſt Tſintau ganz
am Eingangeder Bucht
von Kiautsſchou, un-
D a s Buch f ür Alke.
Legationsrat Fritz Rose, deutſcher Generalkonſul
(Siehe das Porträt auf Seite 563.)
Zine überaus ſchwierige Aufgabe war während der jüngsten
Wirren auf Samoa dem dortigen Vertreter der deutſchen
Interessen, dem deutschen Generalkonſul in Apia, Legations-
| rat Frit Roſe, zugefallen, dessen Porträt wir unseren Lesern
auf S. 563 vorführen.
Im Jahre 1858 zu Höxter an der
mittelbar gelegen an .
der kleinen TMintau- .
Bucht. Dort wird nach
bereits fertiggeſstell-
ten Plänen auf dem
Gelände der alten
Chinesensſtadt gleichen
Namens sich die mo-
derne deutſche Stadt
Tsintau erheben. Das
Vorgebirge zwischen
der Tſinktaubucht und
der Klarabucht ist für
Villengrundstücke be-
stimmt, dicht dabei
wird sich die Woh-
neurs erheben; öſtlich
zieht sich die Strand-
promenade entlang,
nach Westen gelangt
man auf breitem Ufer-
wege zur alten Stadt
Tſintau, nördlich da-
von soll ein öffentli-
cher Park entstehen.
Sodann folgt in nord-
westlicher Richtung
das eigentliche Zen-
trumderneuen Stadt,
mit dem Geourver-
neursgebäude, dem
Lazarett, dem Bahn-
hof, der katholischen
Kirche, den Lager-
plätzen und Kasernen
und den Hafenanla-
gen. Alles das iſt
natürlich erſt im Ent-
stehen, wirklich vor-
handen ist zur Zeit
nur die alte Chineſen-
stadt, die 1/2 Kilo-
meter weiter nach
Nordwesten verlegt
werden soll. Dies
wird keine bedeuten-
den Schwierigkeiten
machen, denn Alt-
Tsintau ist nichts als
ein chinesiſches Dorf,
in dem die Deutſchen
sich vorläufig notdürf-
tig eingerichtet haben,
mit elenden chinesi-
schen Häuſern. Alle
haben nur ein Erdge-
schon. Die Haupt-
straße, die ſogenannte
Marktſtrasze, giebt
unsere Ansicht auf
S. 561 wieder. Der
Verkehr dort ist zeit-
weise ſehr lebhaft und
das Treiben hjöchſt
originell. Die Eigen-
tümer der armſeligen
Läden haben ſsich mit
chineſiſcher Geschäfts-
gewandheit bereits der
neuen Ordnung der
Dinge angepaßt, und
man lieſt Firmen-
ſchilder, wie: ,Ah
Muh und Comp., Ko-
lonial- und Kurzwa-
renhandlung“ ; oder:
„Di ching chang,
Schiffshändler und
Großkaufmann.'" An-
dere Schilder in den
Läden besagen: Gut
Rohſeide à Stück
8 Dollars von Tſchifu,
oder: Gut Zucker für 16 Cents 1 Pfund. Der chinesiſche
Schuhmacher in der Marktstraße nennt sich kurzweg „Schuſter
Pille“. Auch das Feilſchen auf den Straßen zwischen den dort
mit ihren Waren hockendeu Verkäufern iſt höchst ergötlich. Jeder
der Einheimischen weiß wenigstens seine Ware mik ,„guti, guti!/
anzupreiſen, und unsere Soldaten und Blaujacken handeln
in dem ergötlichſten Kauderwelsch munter darauf los. In der
Marktstraße iſt auch das „Kaiserliche Polizeiamt", kenntlich
durch ein großes weißes Schild mit Reichsadler. Poſt und Tele-
phon fehlen natürlich ebenfalls nicht, in der Poststraße liegen
auch die Comptoirs der beiden großen deutſchen. Firmen, die
ſich in Tſintau bereits niedergelaſſen haben. Das Haus im
Hintergrunde mit dem Flaggenmaſt iſt das „Hotel Aegir“.
Hoßhbarr bei Zabern. Nach einer Photographie von Dr. E. Mertens & Co. in Berlin. (S. 559)
Weser als Sohn eines preußischen Richters geboren, trat
Roſe nach Beendigung seiner jurisſtiſchen Studien ebenfalls
in die richterliche Laufbahn ein. Nach einigen Jahren ging
er zur landwirtschaftlichen Verwaltung über, wurde der
Generalkommission in Münster zugeteilt und leitete als Re-
gierungsasseſſor längere Zeit die Zuſammenlegungs- und
Meliorationsarbeiten im Kreiſe Höxter. 1888 wurde er zum
Regierungsrat ernannt und als Hilfsarbeiter in das land-
wirtschaftliche Ministerium berufen. Als man einen Nach-
folger für den damaligen Landeshauptmann von Deutsch-
Neuguinea, Geheimen Rat Krättke, ſuchte, der bei Uebernahme
der Kolonieverwaltung durch das Reich zum Kommissar für
jenes Gebiet ernannt werden ſollte, fiel die Wahl auf Rose,
und im Herbsſt 1889 traf der neue Landeshauptmann in
Ö Finſchhafen ein.
Heft 23.
Drei Jahre lang weilte Roſe in Deutſch- .
Neuguinea, wo seine Thätigkeit namentlich durch die cholera-
artigen Epidemien, welche die Europäer furchtbar heimſuchten,
zu einer sehr schwierigen und aufopferungsvollen gemacht wurde.
Selbst stark vom Fieber mitgenommen , kehrte Roſe alsdann
in die Heimat zurück, nachdem er eine Zeit nötiger Erholung
zu einer Bereiſung Javas verwendet hatte, wo er die hol-
ländiſche Pflanzungs- und Kulturarbeit aus eigener Än-
ſchauung kennen lernte. Während er als Legationsrat in der
Kolonialabteilung des Berliner Auswärtigen Amtes beschäftigt
war, traf ihn die Auf-
gabe, die Unterfu-
chung der vielbespro-
<enen Vorgänge in
Kamerun (Affaire Leist
u.. w.) durchzuführen,
die einen längeren
Aufenthalt in jenem
wieſtafrikaniſchen
Schutzgebiet erheiſchte.
Anfangs 1896 wurde
Rose zum kaiserlichen
Generalkonsul in Apia
ernannt und begab ſich
abermals in das ihm
bereits vertraute Ge-
biet der Südsee.
Gegenüber den in
neuester Zeit von geg-
neriſcher Seite wider
ihn erhobenen An-
sſchuldigungen sei auf
die freimütige Zu-
ſchriſt hingewiesen,
die vor einiger Zeit
Mr. Ide, der ameri-
kaniſche Vorgänger
des jetzigen Oberrich-
ters von Samoa, an
Zeitungen seiner Hei-
mat gerichtet hat. Er
zollt darin der Ge-
schäftsführung wie den
amtlichen und persön-
lichen Eigenschaften
Roses warme Aner-
kennung, während er
auf Grund einer
langjährigen, in Apia
gesammelten Erfah-
rungen das Verhalten
und die Entscheidun-
gen seines Nachfolgers
Chambers als ver-
kehrt und ſchädlich
bezeichnet. Auch Mr.
Lloyd Osburne, der
lange amerikanischer
Vizegeneralkonſul in
Samoa war und die
dortigen Verhältnisse
genau kennt, erklärt
in einer Zuſchrift an
das Journal „Truth“
unumwunden: „Es
kann nicht nachdrück-
lich genug betont wer-
den, daß in der Sache
Mataafa-Tanu
Deutſchland im Rechte,
und die Haltung des
Herrn Rose durchweg
korrekt gewesen iſt."
Legationsrat Rose iſt
Hauptmann der Re-
serve des westfälischen
Infanterieregiments
î Nr. 55 und nicht ver-
heiratet. Er wird auch
nach Ankunft der von
den drei Mächten er-
nannten Kommission,
deren deutſches Mit-
glied bekanntlich Frei-
herr Speck v. Stern-
burg ist, fortfahren,
sein Amt auszuüben;
ebenſo die übrigen
Konsuln, der Ober-
richter und der Ge-
meindepräsident von
Apia. Sie alle treten
jedoch dann als Be-
amte unter die Ober-
aufsicht jener Kom-
mission, der es hoffent-
lich gelingen wird, eine der Gerechtigkeit und Billigkeit ent-
ſprechende Einigung der Intereſſen auf dem Samoa-Archipel
herbeizuführen. :
In der Prdensfabrik.
Bkizze von Lu dw. Ballentktien-Wewer.
(Nachdruck verboten.)
ls im Jahre 1802 Napoleon I. seinen Gesetzent-
M wurf, betreffend die Errichtung des Ordens der
Ehrenlegion im franzöſiſchen Senat einbrachte, miß-
billigte der Staatsrat Bertier die neue Einrichtung, die
560
Die Hauptſtraße in Tſintau.
(Siehe das Bild auf Seite 561.)
m 2. September 1898 fand die feierliche Eröffnung des
Freihafengebietes im deutſch - chineſiſchen Pachtgebiete
Kiautschou statt, und nachdem im folgenden Monate auch die
schwierigen Landerwerbsverhältnisse geregelt worden ſind,
ſchreitet dieſe Kolonie einer günstigen und schnellen Entwicke-
lung entgegen. Handelshafen des Gebietes iſt Tſintau ganz
am Eingangeder Bucht
von Kiautsſchou, un-
D a s Buch f ür Alke.
Legationsrat Fritz Rose, deutſcher Generalkonſul
(Siehe das Porträt auf Seite 563.)
Zine überaus ſchwierige Aufgabe war während der jüngsten
Wirren auf Samoa dem dortigen Vertreter der deutſchen
Interessen, dem deutschen Generalkonſul in Apia, Legations-
| rat Frit Roſe, zugefallen, dessen Porträt wir unseren Lesern
auf S. 563 vorführen.
Im Jahre 1858 zu Höxter an der
mittelbar gelegen an .
der kleinen TMintau- .
Bucht. Dort wird nach
bereits fertiggeſstell-
ten Plänen auf dem
Gelände der alten
Chinesensſtadt gleichen
Namens sich die mo-
derne deutſche Stadt
Tsintau erheben. Das
Vorgebirge zwischen
der Tſinktaubucht und
der Klarabucht ist für
Villengrundstücke be-
stimmt, dicht dabei
wird sich die Woh-
neurs erheben; öſtlich
zieht sich die Strand-
promenade entlang,
nach Westen gelangt
man auf breitem Ufer-
wege zur alten Stadt
Tſintau, nördlich da-
von soll ein öffentli-
cher Park entstehen.
Sodann folgt in nord-
westlicher Richtung
das eigentliche Zen-
trumderneuen Stadt,
mit dem Geourver-
neursgebäude, dem
Lazarett, dem Bahn-
hof, der katholischen
Kirche, den Lager-
plätzen und Kasernen
und den Hafenanla-
gen. Alles das iſt
natürlich erſt im Ent-
stehen, wirklich vor-
handen ist zur Zeit
nur die alte Chineſen-
stadt, die 1/2 Kilo-
meter weiter nach
Nordwesten verlegt
werden soll. Dies
wird keine bedeuten-
den Schwierigkeiten
machen, denn Alt-
Tsintau ist nichts als
ein chinesiſches Dorf,
in dem die Deutſchen
sich vorläufig notdürf-
tig eingerichtet haben,
mit elenden chinesi-
schen Häuſern. Alle
haben nur ein Erdge-
schon. Die Haupt-
straße, die ſogenannte
Marktſtrasze, giebt
unsere Ansicht auf
S. 561 wieder. Der
Verkehr dort ist zeit-
weise ſehr lebhaft und
das Treiben hjöchſt
originell. Die Eigen-
tümer der armſeligen
Läden haben ſsich mit
chineſiſcher Geschäfts-
gewandheit bereits der
neuen Ordnung der
Dinge angepaßt, und
man lieſt Firmen-
ſchilder, wie: ,Ah
Muh und Comp., Ko-
lonial- und Kurzwa-
renhandlung“ ; oder:
„Di ching chang,
Schiffshändler und
Großkaufmann.'" An-
dere Schilder in den
Läden besagen: Gut
Rohſeide à Stück
8 Dollars von Tſchifu,
oder: Gut Zucker für 16 Cents 1 Pfund. Der chinesiſche
Schuhmacher in der Marktstraße nennt sich kurzweg „Schuſter
Pille“. Auch das Feilſchen auf den Straßen zwischen den dort
mit ihren Waren hockendeu Verkäufern iſt höchst ergötlich. Jeder
der Einheimischen weiß wenigstens seine Ware mik ,„guti, guti!/
anzupreiſen, und unsere Soldaten und Blaujacken handeln
in dem ergötlichſten Kauderwelsch munter darauf los. In der
Marktstraße iſt auch das „Kaiserliche Polizeiamt", kenntlich
durch ein großes weißes Schild mit Reichsadler. Poſt und Tele-
phon fehlen natürlich ebenfalls nicht, in der Poststraße liegen
auch die Comptoirs der beiden großen deutſchen. Firmen, die
ſich in Tſintau bereits niedergelaſſen haben. Das Haus im
Hintergrunde mit dem Flaggenmaſt iſt das „Hotel Aegir“.
Hoßhbarr bei Zabern. Nach einer Photographie von Dr. E. Mertens & Co. in Berlin. (S. 559)
Weser als Sohn eines preußischen Richters geboren, trat
Roſe nach Beendigung seiner jurisſtiſchen Studien ebenfalls
in die richterliche Laufbahn ein. Nach einigen Jahren ging
er zur landwirtschaftlichen Verwaltung über, wurde der
Generalkommission in Münster zugeteilt und leitete als Re-
gierungsasseſſor längere Zeit die Zuſammenlegungs- und
Meliorationsarbeiten im Kreiſe Höxter. 1888 wurde er zum
Regierungsrat ernannt und als Hilfsarbeiter in das land-
wirtschaftliche Ministerium berufen. Als man einen Nach-
folger für den damaligen Landeshauptmann von Deutsch-
Neuguinea, Geheimen Rat Krättke, ſuchte, der bei Uebernahme
der Kolonieverwaltung durch das Reich zum Kommissar für
jenes Gebiet ernannt werden ſollte, fiel die Wahl auf Rose,
und im Herbsſt 1889 traf der neue Landeshauptmann in
Ö Finſchhafen ein.
Heft 23.
Drei Jahre lang weilte Roſe in Deutſch- .
Neuguinea, wo seine Thätigkeit namentlich durch die cholera-
artigen Epidemien, welche die Europäer furchtbar heimſuchten,
zu einer sehr schwierigen und aufopferungsvollen gemacht wurde.
Selbst stark vom Fieber mitgenommen , kehrte Roſe alsdann
in die Heimat zurück, nachdem er eine Zeit nötiger Erholung
zu einer Bereiſung Javas verwendet hatte, wo er die hol-
ländiſche Pflanzungs- und Kulturarbeit aus eigener Än-
ſchauung kennen lernte. Während er als Legationsrat in der
Kolonialabteilung des Berliner Auswärtigen Amtes beschäftigt
war, traf ihn die Auf-
gabe, die Unterfu-
chung der vielbespro-
<enen Vorgänge in
Kamerun (Affaire Leist
u.. w.) durchzuführen,
die einen längeren
Aufenthalt in jenem
wieſtafrikaniſchen
Schutzgebiet erheiſchte.
Anfangs 1896 wurde
Rose zum kaiserlichen
Generalkonsul in Apia
ernannt und begab ſich
abermals in das ihm
bereits vertraute Ge-
biet der Südsee.
Gegenüber den in
neuester Zeit von geg-
neriſcher Seite wider
ihn erhobenen An-
sſchuldigungen sei auf
die freimütige Zu-
ſchriſt hingewiesen,
die vor einiger Zeit
Mr. Ide, der ameri-
kaniſche Vorgänger
des jetzigen Oberrich-
ters von Samoa, an
Zeitungen seiner Hei-
mat gerichtet hat. Er
zollt darin der Ge-
schäftsführung wie den
amtlichen und persön-
lichen Eigenschaften
Roses warme Aner-
kennung, während er
auf Grund einer
langjährigen, in Apia
gesammelten Erfah-
rungen das Verhalten
und die Entscheidun-
gen seines Nachfolgers
Chambers als ver-
kehrt und ſchädlich
bezeichnet. Auch Mr.
Lloyd Osburne, der
lange amerikanischer
Vizegeneralkonſul in
Samoa war und die
dortigen Verhältnisse
genau kennt, erklärt
in einer Zuſchrift an
das Journal „Truth“
unumwunden: „Es
kann nicht nachdrück-
lich genug betont wer-
den, daß in der Sache
Mataafa-Tanu
Deutſchland im Rechte,
und die Haltung des
Herrn Rose durchweg
korrekt gewesen iſt."
Legationsrat Rose iſt
Hauptmann der Re-
serve des westfälischen
Infanterieregiments
î Nr. 55 und nicht ver-
heiratet. Er wird auch
nach Ankunft der von
den drei Mächten er-
nannten Kommission,
deren deutſches Mit-
glied bekanntlich Frei-
herr Speck v. Stern-
burg ist, fortfahren,
sein Amt auszuüben;
ebenſo die übrigen
Konsuln, der Ober-
richter und der Ge-
meindepräsident von
Apia. Sie alle treten
jedoch dann als Be-
amte unter die Ober-
aufsicht jener Kom-
mission, der es hoffent-
lich gelingen wird, eine der Gerechtigkeit und Billigkeit ent-
ſprechende Einigung der Intereſſen auf dem Samoa-Archipel
herbeizuführen. :
In der Prdensfabrik.
Bkizze von Lu dw. Ballentktien-Wewer.
(Nachdruck verboten.)
ls im Jahre 1802 Napoleon I. seinen Gesetzent-
M wurf, betreffend die Errichtung des Ordens der
Ehrenlegion im franzöſiſchen Senat einbrachte, miß-
billigte der Staatsrat Bertier die neue Einrichtung, die