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Dis Buch für Alle.
sönlichkeit des alten Herrn ſteht aber sehr lebhaft in
meiner Erinnerung, denn ich war ſein letzter Vikar
und habe seine einzige Tochter geehelicht.
Es iſt miv nicht erinnerlich, daß der Verstorbene |
jemals Ihren Namen genannt hätte; da Sie indesſen
in Ihrem Briefe seines Namens Erwähnung thun,
ſo kann es wohl keinem Zweifel unterliegen, daß
| zwiſchen Paſtor Bode und Ihnen eine Beziehung be-
hh. ht Ec und verſchloſſener Mann ge-
Mein Schwiegervater iſt indeſſen von
weſen, der von den edlen Seiten seines Charakters niee.
mals viel Rühmens machte, und ich finde es daher be-
greiflich, daß er ſelbſt ſeinen nächſten Angehörigen gegen.
über niemals von einem Vorfall redete, der in Ihnen
eine dankbare Erinnerung hinterlaſſen zu haben ſcheint.
Heſt 23.
Alles still ~ weit und breit keine Menſchenſeele ! Wohlan,
ich wag's! Die Hitze iſt unerträglich und ein erfriſchendes
Bad muß eine köſtliche Wohlthat ſein!
Mutter, dieſe grauſame Lilli, die mich bisher mit ſo un-
letzte Hoſfnung dahin:
' warmherziger Gott, es iſt Fräulein Lilli mit ihre
barmherziger Gleichgültigkeit behandelt hat, obwohl ich ihre
ſo deutlich zu verſtehen gegeben habe, wie heiß. ich ſie liebe!
Wenn sie mich in dieſer Situation entdectt, iſt aue mene.
Sie liebt mich ~ und die Mutter segnet unſer Bünde
nis! O du glückbringendes Bad ! Aber nun heißt's eilen,
ratit Huy ihnen in einem anständigen Aufzuge prän
‘Humoriltifches: |
So! Nun mutig hinein ins kühle Naß!
Mutter: Was iſt das? Der Anzug eines Mannes?
Mein Gott, das können nur die Kleider eines Selbſtmörders
Hein, denn im See iſt nirgends etwas von einem Badenden
zu ſehen. .
j! Gcli: Entſetlich! Hier im Jackett stect ein Notiz-
buch, aus dem man vielleicht den Namen erſehen kann. Ha,
was entdecke ich! Ein Gedicht: An Lilli. Unterſchrieben:
Dein verzweifelter Adolar. Ach, ich Unglückliche! Was
habe ich gethan! Meine Härte hat ihn. in den Tod ge-
trieven. O, warum habe ich ihm nicht geſtanden, daß ich
ihn liebe! (Sie fällt in Ohnmacht.) j ;
So ! Hier ist die Stelle! Hier müßt ihr nach ihm quchen.
Wenn ihr ihn findet, iſt euch eine gute Belohnung gewiß. ~
Ach, du mein Goit, da iſt er jal Sie sind alſo noch am
Leben, Herr Adolar?! :
Das glück bring en d e Bad.
zu ſpät bemerkt, um noch das Ufer zu gewinnen. Nun,
hoffentlich gehen sie weiter.
herausfiſchen! Wir wollen ins Dorf hinüber eilen, um
_ Hilfe zu holen. Wenn er noch unter den Lebenden iſt,
gebe ich euch ohne Widerſpruch meinen Segen.
_ vernehmen durfte, angebetete Lilli, haben mich dem Leben
. wiedergegeben. Ich nehme Sie beim Wort, gnädige Frau,
und bitte um Ihren Segen
Um Gottes willen ~ zwei Damen! Und ich habe sie
So fasse dich doch, Kind ! Vielleicht kann man ihn noch
Die beſeligenden Worte, die ich aus deinem Munde
Mutter: Seid glücklich, meine geliebten Kindern.
Und nun gestatten Sie mir, den Gegenſtand zu
berühren, der die Veranlaſſung Ihres Schreibens war,
und der mich ſeitdem mit einiger Unruhe erfüllt hat.
Sie erbaten ſich einen Geburtsſchein Ihres am
H5. Januar 1860 geborenen Sohnes Richard. '
. Ein derartiger Geburtsſchein iſt indeſſen i
chenbüchern des Pfarrdorfs Ellrode nicht aufzufinden.
Wenn er darin enthalten wäre, dann müßte das
auf einen ganz absonderlichen Umstand zurückzuführen
n den Kir-
sein, denn der Name Baum ift. in der hiesigen Ge-
meinde gänzlich unbekannt, und ſelbſt die ältesten Leute
entsinnen sich nicht, daß eine Familie dieſes Namens
jemals in Ellrode gelebt hätte.
Dennoch ist Ihr Schreiben in einer ſo bestimmten
Form gehalten, und die namentliche Bezeichnung meines
Schwiegervaters ſchließt ſo sehr die Annahme eines
Irrtums aus, daß ich mich in einiger Bestürzung be-
finde und an der Zuverläſſigkeit meiner Kirchenbücher
|
zu zweifeln beginne. Um dieſe Zweifel zu beheben
wende ich mich an Sie, geehrter Herr, mit der Bitte
um Aufklärung, und ich glaube, daß Sie zur Beruhi-
gung eines gewissenhaften Beamten dieses Anfinret
auch dann gern erfüllen werden, wenn Ihnen an der
fraglichen Urkunde selbſt nichts mehr zu liegen ſchein
Ich bin mit vorzüglicher Hochaetin.
, Ihr ergebenſe. . .
; . Cramer, Paſtor..
Dis Buch für Alle.
sönlichkeit des alten Herrn ſteht aber sehr lebhaft in
meiner Erinnerung, denn ich war ſein letzter Vikar
und habe seine einzige Tochter geehelicht.
Es iſt miv nicht erinnerlich, daß der Verstorbene |
jemals Ihren Namen genannt hätte; da Sie indesſen
in Ihrem Briefe seines Namens Erwähnung thun,
ſo kann es wohl keinem Zweifel unterliegen, daß
| zwiſchen Paſtor Bode und Ihnen eine Beziehung be-
hh. ht Ec und verſchloſſener Mann ge-
Mein Schwiegervater iſt indeſſen von
weſen, der von den edlen Seiten seines Charakters niee.
mals viel Rühmens machte, und ich finde es daher be-
greiflich, daß er ſelbſt ſeinen nächſten Angehörigen gegen.
über niemals von einem Vorfall redete, der in Ihnen
eine dankbare Erinnerung hinterlaſſen zu haben ſcheint.
Heſt 23.
Alles still ~ weit und breit keine Menſchenſeele ! Wohlan,
ich wag's! Die Hitze iſt unerträglich und ein erfriſchendes
Bad muß eine köſtliche Wohlthat ſein!
Mutter, dieſe grauſame Lilli, die mich bisher mit ſo un-
letzte Hoſfnung dahin:
' warmherziger Gott, es iſt Fräulein Lilli mit ihre
barmherziger Gleichgültigkeit behandelt hat, obwohl ich ihre
ſo deutlich zu verſtehen gegeben habe, wie heiß. ich ſie liebe!
Wenn sie mich in dieſer Situation entdectt, iſt aue mene.
Sie liebt mich ~ und die Mutter segnet unſer Bünde
nis! O du glückbringendes Bad ! Aber nun heißt's eilen,
ratit Huy ihnen in einem anständigen Aufzuge prän
‘Humoriltifches: |
So! Nun mutig hinein ins kühle Naß!
Mutter: Was iſt das? Der Anzug eines Mannes?
Mein Gott, das können nur die Kleider eines Selbſtmörders
Hein, denn im See iſt nirgends etwas von einem Badenden
zu ſehen. .
j! Gcli: Entſetlich! Hier im Jackett stect ein Notiz-
buch, aus dem man vielleicht den Namen erſehen kann. Ha,
was entdecke ich! Ein Gedicht: An Lilli. Unterſchrieben:
Dein verzweifelter Adolar. Ach, ich Unglückliche! Was
habe ich gethan! Meine Härte hat ihn. in den Tod ge-
trieven. O, warum habe ich ihm nicht geſtanden, daß ich
ihn liebe! (Sie fällt in Ohnmacht.) j ;
So ! Hier ist die Stelle! Hier müßt ihr nach ihm quchen.
Wenn ihr ihn findet, iſt euch eine gute Belohnung gewiß. ~
Ach, du mein Goit, da iſt er jal Sie sind alſo noch am
Leben, Herr Adolar?! :
Das glück bring en d e Bad.
zu ſpät bemerkt, um noch das Ufer zu gewinnen. Nun,
hoffentlich gehen sie weiter.
herausfiſchen! Wir wollen ins Dorf hinüber eilen, um
_ Hilfe zu holen. Wenn er noch unter den Lebenden iſt,
gebe ich euch ohne Widerſpruch meinen Segen.
_ vernehmen durfte, angebetete Lilli, haben mich dem Leben
. wiedergegeben. Ich nehme Sie beim Wort, gnädige Frau,
und bitte um Ihren Segen
Um Gottes willen ~ zwei Damen! Und ich habe sie
So fasse dich doch, Kind ! Vielleicht kann man ihn noch
Die beſeligenden Worte, die ich aus deinem Munde
Mutter: Seid glücklich, meine geliebten Kindern.
Und nun gestatten Sie mir, den Gegenſtand zu
berühren, der die Veranlaſſung Ihres Schreibens war,
und der mich ſeitdem mit einiger Unruhe erfüllt hat.
Sie erbaten ſich einen Geburtsſchein Ihres am
H5. Januar 1860 geborenen Sohnes Richard. '
. Ein derartiger Geburtsſchein iſt indeſſen i
chenbüchern des Pfarrdorfs Ellrode nicht aufzufinden.
Wenn er darin enthalten wäre, dann müßte das
auf einen ganz absonderlichen Umstand zurückzuführen
n den Kir-
sein, denn der Name Baum ift. in der hiesigen Ge-
meinde gänzlich unbekannt, und ſelbſt die ältesten Leute
entsinnen sich nicht, daß eine Familie dieſes Namens
jemals in Ellrode gelebt hätte.
Dennoch ist Ihr Schreiben in einer ſo bestimmten
Form gehalten, und die namentliche Bezeichnung meines
Schwiegervaters ſchließt ſo sehr die Annahme eines
Irrtums aus, daß ich mich in einiger Bestürzung be-
finde und an der Zuverläſſigkeit meiner Kirchenbücher
|
zu zweifeln beginne. Um dieſe Zweifel zu beheben
wende ich mich an Sie, geehrter Herr, mit der Bitte
um Aufklärung, und ich glaube, daß Sie zur Beruhi-
gung eines gewissenhaften Beamten dieses Anfinret
auch dann gern erfüllen werden, wenn Ihnen an der
fraglichen Urkunde selbſt nichts mehr zu liegen ſchein
Ich bin mit vorzüglicher Hochaetin.
, Ihr ergebenſe. . .
; . Cramer, Paſtor..