J behalten.
Heft 26.
Da s Buch für Alle.
635
man die Angel vorsichtig in die Hand zu nehmen.
Weder die Schnur noch der Schwimmer darf bewegt
werden. Der Fiſch ſteht nämlich erst einen Augenblick
vor dem Köder, stößt ihn an und wartet wieder. Dann
“;!!! §Âu uu lite Heſhahentett su ptifcar Vet
auch etwas hinab, steigt aber so fcrt ue ue
. Nun ſchnappt der Fiſch erst wirklich nach dem Köder
und geht mit ihm ab, so daß der Schwimmer tief
untertaucht. Jett iſt der Moment da, den Fiſch an-
zuhauen. Man verſteht darunter das ruckweiſe, aber
nicht allzu starke Anziehen der Schnur, durch das der
Haken in die Mundteile des JFiſches hineingetrieben
wird. Vor dem Anhauen muß man darauf achten,
nach welcher Richtung der Fiſch schwimmt. Denn das
Anziehen des Hakens muß stets in der entgegengesetzten
Richtung vorgenommen werden, weil sich sonst der Haken
nicht einbohrt, sondern herausgezogen wird.
Beim Anhauen fühlt man ſogleich, ob der Haken
gefaßt hat, und ob man es mit einem kleinen oder
großen Fiſch zu thun hat. Einen kleinen Fiſch kann
man sofort auf das Land werfen. Ist es ein großer
Fiſch, der noch nicht recht festſitt, so ſucht er ſich von
dem Halen zu befreien und geht in die .
Tiefe. Infolge deſſen rollt sich die
Schnur von der Rolle ab. Man läßt
ihm anfänglich ſeinen Willen, hält aber
doch dadurch, daß man die Hand etwas
gegen die Rolle drückt, die Schnur so
ſtraff, daß er ſich nicht allzu weit ent-
fernen kann. Schon durch das Gewicht
der nachſchleppenden Schnur wird der
Haken tiefer hineingedrückt, und gleich-
zeitig erlahmen die Kräfte des Fisches.
Bemerkt man, daß ſein Widerſtand nach-
läßt, ſo rollt man die Schnur langſam
auf. Kommt der Fiſch an die Ober-
fläche und legt sich auf die Seite, so
hebt man ihn mehreremal so weit aus
dem Waſſer heraus, daß er Luft ſchnappen
muß. Bald wird er dann ſo matt sein,
fsh man ihn vollends an das Ufer ziehen
ann. ;
Zuweilen iſt es aber noch ſchwierig,
ihn aus dem Wasser zu heben. Hier
wird der erwähnte Kätſcher gute Dienste
leiſten, mit dem man unter den Fiſch
fährt und ihn herauswirft. Hat man
das Angeln beendet, so iſt abermals
Grundköder auszuwerfen, damit die Fiſche
weiter den Angelplat, in Erinnerung
Die Angelsſchnur iſt an der
Luft zu trocknen und darauf auf das
Stegbrett zu winden.
Ein jeder Angler ſollte sich ein klei-
nes Büchlein anlegen, in das er die
Plätze, an denen er geangelt hat, die
Art des Grundköders und Angelköders,
die Tageszeiten, die Witterung und das
Ergebnis des Fanges einträgt. Werden
dieſe Beobachtungen einige Zeit fortge-
setzt, ſo wird er ſich ſchnell einen Schatz
von Erfahrungen sammeln, die ihm bei
der weiteren Ausübung seiner Lieb-
haberei von weſentlichem Vorteil ſein
werden. Denn troy aller vortrefflichen
Weiſungen, welche die umfangreiche
Litteratur über diesen Gegenstand dem
Liebhaber giebt, bleiben die ſelbſtge-
uten Erfahrungen doch immer das Wertvollste und
Brauchbarſte.
Mannigfaltiges.
(Nacbdruck verboten.)
YAm einen Buchſtaben. + Als im Dezember des Jahres
1809 die letzte heldenmütige Erhebung der Tiroler unter
Andreas Hofer von den Franzosen niedergeworfen worden
war, hielten der kaiserliche Oberkommandant Alois Baraguay
d'Hilliers und die unter ihm stehenden Generale ein furcht-
bares Strafgericht über alle, die einer Teilnahme an dem
verzweifelten Freiheitskampfe überführt oder verdächtig waren,
und die sich nicht rechtzeitig hatten in Sicherheit bringen
können. Einer der eifrigſten bei diesem blutigen Rachewerke
war der französiſche General Severoli, deſſen Juſtiz sich ganz
besonders durch ihre Kürze und Grauſamkeit auszeichnete.
Bei der erſtaunlichen Schnelligkeit, mit der die faſt immer
auf den Tod lautenden Urteile gefällt und vollstreckt wurden,
scheint es nicht wunderbar, wenn diesem Schreckensmanne
ein Versehen, wie das nachstehend erzählte, mit unterlaufen
konnte.
Severoli hatte unter den aufgefundenen Papieren des
Tiroler Schüteenanführers v. Kolb einen Brief entdeckt, der
von dem Priester Peter Spreng, Kurator von Vals, geschrieben
war. Aus dem Jnhalte dieſes Schreibens ging hervor, daß
die Gemeinde zum Ueberfall der Franzoſen in Brixen be-
reit ſei, und daß es wohl eine neue ſizilianiſche Vesper
_ geben könne. Natürlich wurde der Urheber dieses Briefes
ſofort auf die Liſte derer gesett, denen man den Prozeß
machen müſſe. Aber der mit der Sprache und den Ver-
hältniſſen des Landes vielleicht wenig vertraute Schreiber
verwechſelle den Ort Vals im Bezirk Rodeneck mit dem
Dorfe Völs unweit Bozen, und so geschah es, daß der
völlig ſchuldloſe Pfarrer von Völs, Johann Schneider , ein
altersſchwacher Greis von vierundſiebzig Jahren, mitten in
der Nacht von französſiſchen Soldaten aus seinem Bette ge-
riſſen und in Ketten nach Bozen abgeführt wurde. Dort
wurde ihm mit der üblichen Schnelligkeit und Oberflächlichkeit
der Prozeß gemacht und er wurde ungeachtet seiner Unschuldsbe-
teuerungen zum Tode durch Erschießen verurteilt. Am nächsten
Morgen ſchon sollte der Spruch vollstreckt werden, und der
unglückliche Pfarrer befand sich bereits auf dem Wege zur
Richtstätte, als durch einen Zufall der Irrtum entdeckt, und
der Befehl zum Ausſchub der Exekution erteilt wurde. Eine
Verzögerung von wenigen Minuten nur, und er wäre zu
ſpät gekommen.
Cin erneutes und etwas sorgfältigeres Verfahren ergab
jeßt die gänzliche Schuldlosſigkeit des Greises, der darauf
ſofort in Freiheit geseßt wurde. In feierlichem Zuge, mit
wehenden Fahnen und unter dem Geläute der Glocken kamen
ihm seine Pfarrkinder entgegen, um ihren Seelsorger festlich
einzuholen. Aber die ausgestandene Todesangst und die mit
dem jähen Wechsel seines Geschickes verbundene Erregung
hatten die schwache Körperbeſchaffenheit des alten Mannes
derart erſchüttert, daß er vor der Thür seiner Pfarrkirche,
vom Schlage getroffen, tot zuſammenbrach. R. O.
Emilio Caſlekar +s (S. 632)
Gewitter im Arwalde. + Eine großartige Naturerschei-
nung im amerikanischen Urwalde bilden im Sommer die Ge-
witter. Ein Reisender, der von einem solchen Unwetter
überraſcht wurde, berichtet darüber folgendes: Der Himmel
bedeckt sich plötzlich mit Wolken, es wird dunkel, das Wetter
zieht herauf, und ein ſchwefelgelber Schein geht vor ihm
her. Schon seit geraumer Zeit hat sich keine Tierſtimme
mehr hören lassen. Alles hat sich verkrochen, selbst der
Specht hat sein Hämmern und Klopfen eingestellt. Und nun
bricht der Orkan los. Abgerissene grüne Blätter und Zweige
wirbeln in der Luft. Der Urwald, der vorhin in so feierlicher,
erwartungsvoller Stille stand, iſt in voller Bewegung, und
ſeine Wipfel tauchen auf und nieder wie Wellen. Schwarze Wolken
wälzen ſich über dieses wogende, zitternde, grüne Blätter-
meer hin. Faſt bis zur Erde biegen sich die ſchlanken Stämme
wie Gerten vor dem unsichtbaren Geiſte der Windsbraut,
und richten sich wieder empor. Da und dort bricht einer
mitten durch; größerer Widerstand scheint den Sturm nur
um so grimmiger zu machen. Es kracht von nah und fern,
vielhundertjährige Bäume stürzen nieder und kehren ihre
Wurzeln gen Himmel. Mitunter reißt ein solcher ein Dutzend
andere mit zu Boden. Die von Sturmesflügeln getragenen
Feuerwolken leuchten von Bliten, und das Brauſen und
Brüllen des Sturmes wird vom Krachen und immerwähren-
den Rollen des Donners übertönt. In jeder Pause, welche
die Heftigkeit des Orkans macht, ſchlagen und gießen Regen-
güſſe nieder, und aufs neue stürzt ſich aus der Höhe der
Sturm auf den Wald, wie ein wütendes Raubtier auf seine
Beute. Wehe demjenigen, der durch einen solchen Orkan
im Walde überraſcht wird. Er iſt jeden Augenblick in Ge-
fahr, von umgerissenen oder umgeknickten Bäumen oder von
herabgeworfenen NAeſsten erſchlagen zu werden
Nachdem das Wetter ausgetobt hat, kommt hie und
da wieder ein Cichhörnchen hervor und stößt kurze, rauhe
Töne aus, von denen es zweifelhaft ist, ob ſie Behagen oder
Verwunderung ausdrücken sollen; der himmelblaue Häher
ſchreit, der Specht beginnt wieder zu hämmern, und im
Vorwalde ſchütteln die Singvögel den Regen aus dem Ge-
fieder. Größere und kleinere Lücken unker den Bäumen
ſind entſtanden, kreuz und quer liegen gestürzte Riesen im
wüsten Gewirr übereinander. Niemand räumt ſie hinweg
als die allwaltende Zeit. Nach einigen Jahren drängt ſich
niederes Gebüſch durch die trocken gewordenen Aeste empor,
und junger Baummwuchs aller Art müht sich im jugendlichen
Beſtreben, die entſtandenen Lücken wieder auszufüllen. W. H.
Moderne Relkl»lame. ~ Es giebt in dem modernen Re-
klamewesen gewisse feststehende Grundsätze und Mittel, die
erfahrungsgemäß für ganz unfehlbar gelten. Indes kann es
vorkommen, daß diese Mittel verſagen, und es iſt nicht un-
intereſſant, in den Fach- und sonstigen Zeitungen zuweilen
Geständnisse von Geschäftsleuten zu lesen, welche diese un-
fehlbaren Mittel anwandten und statt des erwarteten Er-
folges das Gegenteil erreichten. So galt es bisher in der
Reklame für ein vortreffliches Mittel, sich auf das Alter
des Geschäfts zu beziehen, und in allen Ländern fügt der
Geschäftsmann mit Stolz seiner Reklame die Notiz hinzu:
„Das Geſchäft besteht seit 50 Jahren, seit 30 Jahren
oder seit 25 Jahren.“ : :
In der Hauptgeschäftssſtraße Liverpools
bestand ein großes Geschäft in Puyartikeln.
Gegenüber diesem Geſchäft etablierte sich ein
anderes, und der Inhaber des alten Ge-
ſchäfts ließ nun an seinem Hauſe eine Tafel
anbringen, deren Aufschrift lautete: „Dies
Geschäft iſt das älteſte und bewährteſte der
Stadt. Cs besteht seit 60 Jahren!“
Damit glaubte er seinen Konkurrenten ge-
ſchlagen zu haben. Dieser aber, ein kluger
Geschäftsmann, brachte an seinem Hauſe ein
Riesenplakat an, welches folgenden Wortlaut
hatte: „Dies Geschäft iſt das jüngste und
neueſte der Stadt. Es hat infolgedessen keine
Ladenhüter, die dem Publikum aufgehängt
werden. Es führt nur neue Waren, bringt
nur das Modernste zum Verkauf und wird
nur nach den neuesten Grundsätzen betrieben."
Dies Plakat zog, es brachte die Lacher
auf die Seite des neuen Kaufmannes und
führte ihm einen derartigen Zulauf zu, daß
er in kurzer Zeit seinen alten Konkurrenten
aus dem Felde ſchlug. A. H. K. .
am Abend des Tages der Schlacht von Mars
la Tour König Wilhelm das Schlachtfeld be-
ritt, ſah er einen Küraſsier tot am Boden
liegen, der auffallend viel äußere Verletzungen
erlitten hatte. Der König ließ sich den Helm
des Gefallenen reichen, der in der That be-
wies, daß der Kürassier ſich gegen die An-
griffe von mindestens drei Gegnern hatte
wehren müssen. Der stark verbogene Helm
zeigte hinten zwei ſcharfe kreuzweise Hiebe,
vorn war die Spitze und an der rechten Seite
die Schraube mit der Schuppenkette abgehauen;
ein Stich, der den Vorderſchirm des Helmes
durchbohrt hatte, ſchien der Todesſtoß ge-
wesen zu sein. Der König befahl, den Helm
vom Schlachtfelde mitzunehmen, und er hat
ihn als Andenken neben anderen Kriegser-
innerungen in seinem Palais bis zu seinem
Tode aufbewahrt. Seitdem hat er in der Ge-
denkhalle im Zeughauſe zu Berlin seinen Platz
erhalten. E. K.
Eine reſolute Hausfrau. + Cornell, ein
reicher Fabrikbeſitzer in Philadelphia, bewarb
ſich um die Stelle als Senator für Penn-
ſylvanien im Kongreß zu Waſhington. Zu
dieſem Zwecke hatte er eine Anzahl der ein-
flußreichſten Wahlmänner zu einem Essen ein-
geladen. Einer der Herren, der Vertreter eines
ländlichen Bezirks, der wahrscheinlich wenig gewöhnt war,
ſich in Gesellſchaft zu bewegen, hatte das Mißgeschick, einen
Dessertteller von feinstem Sevresporzellan zu zerbrechen,
der einer königlichen Tafel zur Zierde gereicht haben würde
und sein Gewicht in Gold wert war. Als die Dame des
Hauſes die Beſtürzung und Verlegenheit ihres Gastes bemerkte,
tröſtete ſie ihn, trotßdem ihr ſelbstverſtändlich das Herz
blutete, mit den ruhigen Worten: „Nehmen Sie sich das
ja nicht zu Herzen, denn dieſe Ware ist sehr zerbrechlich,
ſehen Sie her!“ Dabei ergriff ſie gleichſam zur Illuſtration
ihrer Worte den vor ihr ſtehenden Teller und ſchlug ihn mit
einem Messer in Stücke, worauf sie dem Diener befahl, die
Scherben wegzuſchaffen und andere Teller zu bringen.
Der brave Wähler fühlte sich sehr erleichtert, auch die
übrigen Anweſenden zollten im stillen der tapferen Hausfrau
ihren vollſten Beifall, und deren Gatte wurde kurz darauf
einstimmig zum Senator gewählt. W. H.
Eine verſtändige Antwort. — Der bekannte Philosoph
îMoſes Mendelssohn war in seinen jüngeren Jahren längere
Zeit Buchhalter im Hauſe eines ziemlich beschränkten Ber-
liner Kaufmanns.
Darüber bemerkte eines Tages ein Bekannter teilnehmend
zu ihm: „Das Schickſal iſt doch recht ungerecht. Sie, ein
ſo gescheiter Mann, müssen einem so beschränkten Kopfe
dienen!"
„Das finde ich sehr verſtändig von dem Schicksal," ent-
gegnete Mendelssohn; „denn wenn ich der Herr wäre, ihn
könnte ich nicht brauchen !“. E. K.
Ein ſtummer Tapferkeitszenge. Als.
Heft 26.
Da s Buch für Alle.
635
man die Angel vorsichtig in die Hand zu nehmen.
Weder die Schnur noch der Schwimmer darf bewegt
werden. Der Fiſch ſteht nämlich erst einen Augenblick
vor dem Köder, stößt ihn an und wartet wieder. Dann
“;!!! §Âu uu lite Heſhahentett su ptifcar Vet
auch etwas hinab, steigt aber so fcrt ue ue
. Nun ſchnappt der Fiſch erst wirklich nach dem Köder
und geht mit ihm ab, so daß der Schwimmer tief
untertaucht. Jett iſt der Moment da, den Fiſch an-
zuhauen. Man verſteht darunter das ruckweiſe, aber
nicht allzu starke Anziehen der Schnur, durch das der
Haken in die Mundteile des JFiſches hineingetrieben
wird. Vor dem Anhauen muß man darauf achten,
nach welcher Richtung der Fiſch schwimmt. Denn das
Anziehen des Hakens muß stets in der entgegengesetzten
Richtung vorgenommen werden, weil sich sonst der Haken
nicht einbohrt, sondern herausgezogen wird.
Beim Anhauen fühlt man ſogleich, ob der Haken
gefaßt hat, und ob man es mit einem kleinen oder
großen Fiſch zu thun hat. Einen kleinen Fiſch kann
man sofort auf das Land werfen. Ist es ein großer
Fiſch, der noch nicht recht festſitt, so ſucht er ſich von
dem Halen zu befreien und geht in die .
Tiefe. Infolge deſſen rollt sich die
Schnur von der Rolle ab. Man läßt
ihm anfänglich ſeinen Willen, hält aber
doch dadurch, daß man die Hand etwas
gegen die Rolle drückt, die Schnur so
ſtraff, daß er ſich nicht allzu weit ent-
fernen kann. Schon durch das Gewicht
der nachſchleppenden Schnur wird der
Haken tiefer hineingedrückt, und gleich-
zeitig erlahmen die Kräfte des Fisches.
Bemerkt man, daß ſein Widerſtand nach-
läßt, ſo rollt man die Schnur langſam
auf. Kommt der Fiſch an die Ober-
fläche und legt sich auf die Seite, so
hebt man ihn mehreremal so weit aus
dem Waſſer heraus, daß er Luft ſchnappen
muß. Bald wird er dann ſo matt sein,
fsh man ihn vollends an das Ufer ziehen
ann. ;
Zuweilen iſt es aber noch ſchwierig,
ihn aus dem Wasser zu heben. Hier
wird der erwähnte Kätſcher gute Dienste
leiſten, mit dem man unter den Fiſch
fährt und ihn herauswirft. Hat man
das Angeln beendet, so iſt abermals
Grundköder auszuwerfen, damit die Fiſche
weiter den Angelplat, in Erinnerung
Die Angelsſchnur iſt an der
Luft zu trocknen und darauf auf das
Stegbrett zu winden.
Ein jeder Angler ſollte sich ein klei-
nes Büchlein anlegen, in das er die
Plätze, an denen er geangelt hat, die
Art des Grundköders und Angelköders,
die Tageszeiten, die Witterung und das
Ergebnis des Fanges einträgt. Werden
dieſe Beobachtungen einige Zeit fortge-
setzt, ſo wird er ſich ſchnell einen Schatz
von Erfahrungen sammeln, die ihm bei
der weiteren Ausübung seiner Lieb-
haberei von weſentlichem Vorteil ſein
werden. Denn troy aller vortrefflichen
Weiſungen, welche die umfangreiche
Litteratur über diesen Gegenstand dem
Liebhaber giebt, bleiben die ſelbſtge-
uten Erfahrungen doch immer das Wertvollste und
Brauchbarſte.
Mannigfaltiges.
(Nacbdruck verboten.)
YAm einen Buchſtaben. + Als im Dezember des Jahres
1809 die letzte heldenmütige Erhebung der Tiroler unter
Andreas Hofer von den Franzosen niedergeworfen worden
war, hielten der kaiserliche Oberkommandant Alois Baraguay
d'Hilliers und die unter ihm stehenden Generale ein furcht-
bares Strafgericht über alle, die einer Teilnahme an dem
verzweifelten Freiheitskampfe überführt oder verdächtig waren,
und die sich nicht rechtzeitig hatten in Sicherheit bringen
können. Einer der eifrigſten bei diesem blutigen Rachewerke
war der französiſche General Severoli, deſſen Juſtiz sich ganz
besonders durch ihre Kürze und Grauſamkeit auszeichnete.
Bei der erſtaunlichen Schnelligkeit, mit der die faſt immer
auf den Tod lautenden Urteile gefällt und vollstreckt wurden,
scheint es nicht wunderbar, wenn diesem Schreckensmanne
ein Versehen, wie das nachstehend erzählte, mit unterlaufen
konnte.
Severoli hatte unter den aufgefundenen Papieren des
Tiroler Schüteenanführers v. Kolb einen Brief entdeckt, der
von dem Priester Peter Spreng, Kurator von Vals, geschrieben
war. Aus dem Jnhalte dieſes Schreibens ging hervor, daß
die Gemeinde zum Ueberfall der Franzoſen in Brixen be-
reit ſei, und daß es wohl eine neue ſizilianiſche Vesper
_ geben könne. Natürlich wurde der Urheber dieses Briefes
ſofort auf die Liſte derer gesett, denen man den Prozeß
machen müſſe. Aber der mit der Sprache und den Ver-
hältniſſen des Landes vielleicht wenig vertraute Schreiber
verwechſelle den Ort Vals im Bezirk Rodeneck mit dem
Dorfe Völs unweit Bozen, und so geschah es, daß der
völlig ſchuldloſe Pfarrer von Völs, Johann Schneider , ein
altersſchwacher Greis von vierundſiebzig Jahren, mitten in
der Nacht von französſiſchen Soldaten aus seinem Bette ge-
riſſen und in Ketten nach Bozen abgeführt wurde. Dort
wurde ihm mit der üblichen Schnelligkeit und Oberflächlichkeit
der Prozeß gemacht und er wurde ungeachtet seiner Unschuldsbe-
teuerungen zum Tode durch Erschießen verurteilt. Am nächsten
Morgen ſchon sollte der Spruch vollstreckt werden, und der
unglückliche Pfarrer befand sich bereits auf dem Wege zur
Richtstätte, als durch einen Zufall der Irrtum entdeckt, und
der Befehl zum Ausſchub der Exekution erteilt wurde. Eine
Verzögerung von wenigen Minuten nur, und er wäre zu
ſpät gekommen.
Cin erneutes und etwas sorgfältigeres Verfahren ergab
jeßt die gänzliche Schuldlosſigkeit des Greises, der darauf
ſofort in Freiheit geseßt wurde. In feierlichem Zuge, mit
wehenden Fahnen und unter dem Geläute der Glocken kamen
ihm seine Pfarrkinder entgegen, um ihren Seelsorger festlich
einzuholen. Aber die ausgestandene Todesangst und die mit
dem jähen Wechsel seines Geschickes verbundene Erregung
hatten die schwache Körperbeſchaffenheit des alten Mannes
derart erſchüttert, daß er vor der Thür seiner Pfarrkirche,
vom Schlage getroffen, tot zuſammenbrach. R. O.
Emilio Caſlekar +s (S. 632)
Gewitter im Arwalde. + Eine großartige Naturerschei-
nung im amerikanischen Urwalde bilden im Sommer die Ge-
witter. Ein Reisender, der von einem solchen Unwetter
überraſcht wurde, berichtet darüber folgendes: Der Himmel
bedeckt sich plötzlich mit Wolken, es wird dunkel, das Wetter
zieht herauf, und ein ſchwefelgelber Schein geht vor ihm
her. Schon seit geraumer Zeit hat sich keine Tierſtimme
mehr hören lassen. Alles hat sich verkrochen, selbst der
Specht hat sein Hämmern und Klopfen eingestellt. Und nun
bricht der Orkan los. Abgerissene grüne Blätter und Zweige
wirbeln in der Luft. Der Urwald, der vorhin in so feierlicher,
erwartungsvoller Stille stand, iſt in voller Bewegung, und
ſeine Wipfel tauchen auf und nieder wie Wellen. Schwarze Wolken
wälzen ſich über dieses wogende, zitternde, grüne Blätter-
meer hin. Faſt bis zur Erde biegen sich die ſchlanken Stämme
wie Gerten vor dem unsichtbaren Geiſte der Windsbraut,
und richten sich wieder empor. Da und dort bricht einer
mitten durch; größerer Widerstand scheint den Sturm nur
um so grimmiger zu machen. Es kracht von nah und fern,
vielhundertjährige Bäume stürzen nieder und kehren ihre
Wurzeln gen Himmel. Mitunter reißt ein solcher ein Dutzend
andere mit zu Boden. Die von Sturmesflügeln getragenen
Feuerwolken leuchten von Bliten, und das Brauſen und
Brüllen des Sturmes wird vom Krachen und immerwähren-
den Rollen des Donners übertönt. In jeder Pause, welche
die Heftigkeit des Orkans macht, ſchlagen und gießen Regen-
güſſe nieder, und aufs neue stürzt ſich aus der Höhe der
Sturm auf den Wald, wie ein wütendes Raubtier auf seine
Beute. Wehe demjenigen, der durch einen solchen Orkan
im Walde überraſcht wird. Er iſt jeden Augenblick in Ge-
fahr, von umgerissenen oder umgeknickten Bäumen oder von
herabgeworfenen NAeſsten erſchlagen zu werden
Nachdem das Wetter ausgetobt hat, kommt hie und
da wieder ein Cichhörnchen hervor und stößt kurze, rauhe
Töne aus, von denen es zweifelhaft ist, ob ſie Behagen oder
Verwunderung ausdrücken sollen; der himmelblaue Häher
ſchreit, der Specht beginnt wieder zu hämmern, und im
Vorwalde ſchütteln die Singvögel den Regen aus dem Ge-
fieder. Größere und kleinere Lücken unker den Bäumen
ſind entſtanden, kreuz und quer liegen gestürzte Riesen im
wüsten Gewirr übereinander. Niemand räumt ſie hinweg
als die allwaltende Zeit. Nach einigen Jahren drängt ſich
niederes Gebüſch durch die trocken gewordenen Aeste empor,
und junger Baummwuchs aller Art müht sich im jugendlichen
Beſtreben, die entſtandenen Lücken wieder auszufüllen. W. H.
Moderne Relkl»lame. ~ Es giebt in dem modernen Re-
klamewesen gewisse feststehende Grundsätze und Mittel, die
erfahrungsgemäß für ganz unfehlbar gelten. Indes kann es
vorkommen, daß diese Mittel verſagen, und es iſt nicht un-
intereſſant, in den Fach- und sonstigen Zeitungen zuweilen
Geständnisse von Geschäftsleuten zu lesen, welche diese un-
fehlbaren Mittel anwandten und statt des erwarteten Er-
folges das Gegenteil erreichten. So galt es bisher in der
Reklame für ein vortreffliches Mittel, sich auf das Alter
des Geschäfts zu beziehen, und in allen Ländern fügt der
Geschäftsmann mit Stolz seiner Reklame die Notiz hinzu:
„Das Geſchäft besteht seit 50 Jahren, seit 30 Jahren
oder seit 25 Jahren.“ : :
In der Hauptgeschäftssſtraße Liverpools
bestand ein großes Geschäft in Puyartikeln.
Gegenüber diesem Geſchäft etablierte sich ein
anderes, und der Inhaber des alten Ge-
ſchäfts ließ nun an seinem Hauſe eine Tafel
anbringen, deren Aufschrift lautete: „Dies
Geschäft iſt das älteſte und bewährteſte der
Stadt. Cs besteht seit 60 Jahren!“
Damit glaubte er seinen Konkurrenten ge-
ſchlagen zu haben. Dieser aber, ein kluger
Geschäftsmann, brachte an seinem Hauſe ein
Riesenplakat an, welches folgenden Wortlaut
hatte: „Dies Geschäft iſt das jüngste und
neueſte der Stadt. Es hat infolgedessen keine
Ladenhüter, die dem Publikum aufgehängt
werden. Es führt nur neue Waren, bringt
nur das Modernste zum Verkauf und wird
nur nach den neuesten Grundsätzen betrieben."
Dies Plakat zog, es brachte die Lacher
auf die Seite des neuen Kaufmannes und
führte ihm einen derartigen Zulauf zu, daß
er in kurzer Zeit seinen alten Konkurrenten
aus dem Felde ſchlug. A. H. K. .
am Abend des Tages der Schlacht von Mars
la Tour König Wilhelm das Schlachtfeld be-
ritt, ſah er einen Küraſsier tot am Boden
liegen, der auffallend viel äußere Verletzungen
erlitten hatte. Der König ließ sich den Helm
des Gefallenen reichen, der in der That be-
wies, daß der Kürassier ſich gegen die An-
griffe von mindestens drei Gegnern hatte
wehren müssen. Der stark verbogene Helm
zeigte hinten zwei ſcharfe kreuzweise Hiebe,
vorn war die Spitze und an der rechten Seite
die Schraube mit der Schuppenkette abgehauen;
ein Stich, der den Vorderſchirm des Helmes
durchbohrt hatte, ſchien der Todesſtoß ge-
wesen zu sein. Der König befahl, den Helm
vom Schlachtfelde mitzunehmen, und er hat
ihn als Andenken neben anderen Kriegser-
innerungen in seinem Palais bis zu seinem
Tode aufbewahrt. Seitdem hat er in der Ge-
denkhalle im Zeughauſe zu Berlin seinen Platz
erhalten. E. K.
Eine reſolute Hausfrau. + Cornell, ein
reicher Fabrikbeſitzer in Philadelphia, bewarb
ſich um die Stelle als Senator für Penn-
ſylvanien im Kongreß zu Waſhington. Zu
dieſem Zwecke hatte er eine Anzahl der ein-
flußreichſten Wahlmänner zu einem Essen ein-
geladen. Einer der Herren, der Vertreter eines
ländlichen Bezirks, der wahrscheinlich wenig gewöhnt war,
ſich in Gesellſchaft zu bewegen, hatte das Mißgeschick, einen
Dessertteller von feinstem Sevresporzellan zu zerbrechen,
der einer königlichen Tafel zur Zierde gereicht haben würde
und sein Gewicht in Gold wert war. Als die Dame des
Hauſes die Beſtürzung und Verlegenheit ihres Gastes bemerkte,
tröſtete ſie ihn, trotßdem ihr ſelbstverſtändlich das Herz
blutete, mit den ruhigen Worten: „Nehmen Sie sich das
ja nicht zu Herzen, denn dieſe Ware ist sehr zerbrechlich,
ſehen Sie her!“ Dabei ergriff ſie gleichſam zur Illuſtration
ihrer Worte den vor ihr ſtehenden Teller und ſchlug ihn mit
einem Messer in Stücke, worauf sie dem Diener befahl, die
Scherben wegzuſchaffen und andere Teller zu bringen.
Der brave Wähler fühlte sich sehr erleichtert, auch die
übrigen Anweſenden zollten im stillen der tapferen Hausfrau
ihren vollſten Beifall, und deren Gatte wurde kurz darauf
einstimmig zum Senator gewählt. W. H.
Eine verſtändige Antwort. — Der bekannte Philosoph
îMoſes Mendelssohn war in seinen jüngeren Jahren längere
Zeit Buchhalter im Hauſe eines ziemlich beschränkten Ber-
liner Kaufmanns.
Darüber bemerkte eines Tages ein Bekannter teilnehmend
zu ihm: „Das Schickſal iſt doch recht ungerecht. Sie, ein
ſo gescheiter Mann, müssen einem so beschränkten Kopfe
dienen!"
„Das finde ich sehr verſtändig von dem Schicksal," ent-
gegnete Mendelssohn; „denn wenn ich der Herr wäre, ihn
könnte ich nicht brauchen !“. E. K.
Ein ſtummer Tapferkeitszenge. Als.