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672

Da s B u < f ü rx A ll e.

Heft 28.













fuhren ſie beide in ihrer Arbeit fort — der junge
Buchhalter allerdings in einer etwas unbehaglichen
Stimmung, da die durch Schikoras Andeutungen her-
vorgerufenen Gedanken ihm gegen ſeinen Willen immer
wieder zwiſchen ſeine Aufstellungen und Berechnungen
nen.
tur. zum nächsten Tage freilich wirkte dieſer üble
Eindruck nicht nach, und Fritz Hartwigs Laune war



Dierre Marie René Erneſt Waldeck-Rouſſseau,
der neue franzöſiſche Miniſterpräſident. (S. 666)

ebenso heiter wie der Himmel des schönen Sommer-
sonntags, als er zwiſchen der stattlichen Frau Rummler
und ihrem allerliebſten blonden Töchterchen den Garten
des am blauen Schlattwalder See gelegenen Ver-
gnügungslokals betra. War die Witwe auch über
ihres Lebens Maienblüte ſchon um ein Beträchtliches
hinaus, so konnte sie doch noch immer für eine ganz



| Würdiges gab, war er plötzlich auf die kleine Gruppe

Schikora erwies ſich als ein angenehmer Geſellſchafter,

















ansehnliche Frau gelten. Nur mochte man bei ihrem
Anblick wohl die Empfindung haben, daß es nicht rat-
sam sei, ihren Unwillen auf ſich zu ziehen, da ihr
ſtark entwickeltes Kinn und ihre maſſige Stirn auf
Eigensinn und große Willenskraft hindeuteten.
Augenblicklich freilich befand sich Frau Rummler in
gnädigſter Stimmung. Sie belohnte Hartwigs lustige

Bemerkungen wiederholt mit einem freundlichen Lächeln, |

und über ihr lebhaft gerötetes Antlitz breitete es ſich
wie ein verklärender Schimmer, als das aufwartende
Mädchen die dampfende Kaffeekanne und den hoch mit
lieblich duftendem Topfkuchen bepackten Teller brachte.

Der Bureauvorſteher Franz Schikora hätte unmög-
lich einen günstigeren Moment sür die Anknüpfung
seiner Bekanntſchast mit Marthas Mrzter wählen können.
In einem eleganten Sommeranzuge, desſſen Schnitt
seiner Erscheinung zugleich etwas ſehr Solides und

zugetreten und hatte nach einer artigen Verbeugung
gegen die beiden Damen seiner Freude Ausdruck ge-
geben, den „lieben Kollegen“ hier zu treffen.

„Ich muß meinen Bekannten verfehlt haben, “ fügte
er hinzu, „denn seit einer Stunde erwarte ich ihn ver-
geblich, und da ich mich in meiner Einſamkeit nach-
gerade zu langweilen begann, war ich eben im Begriff,
nach Neuenburg zurückzukehren. “

Es war natürlich, daß Hartwig ihn ſeinen Beglei-
terinnen vorſtellte und ebenſo natürlich, daß Frau
Rummler ihn einlud, an ihrem Tiſche Platz zu nehmen.

der bei aller Zuvorkommenheit gegen Fräulein Martha
doch seine Aufmerkſamkeit vornehmlich ihrer Mutter

widmete und mit großem Geſchick für die Unterhaltung
nur ſolche Gegenstände wählte, die eine Frau in den |
gesetßten Jahren der stattlichen Witwe interessieren

konnten. Als Martha den Wunſch nach einer Boot-
fahrt auf dem See zu erkennen gab, und Frau
Rumnmler ſich für hochgradig waſſerſcheu erklärte, legte
er in väterlich wohlwollendem Tone ein gutes Wort
für die jungen Leute ein und bat die Witwe, inzwiſchen
mit seiner unbedeutenden Person vorlieb zu nehmen.
Ein kräftiger Händedruck Hartwigs, und ein dankbarer











M des jungen Mädchens lohnten ihm die erfolgreiche
surf gs. Witwe ſah sehr geſchmeichelt aus, als er,
den beiden nachblickend, sagte: „Wahrhaftig, ein reizen-



Generak Gaſton Alexandre Auguſte de Gallifet,

der neue französiſche Kriegsminister. (S. 666)

des Mädchen, Ihre Fräulein Tochter, und Ihnen wie
aus dem Gesicht geſchnitten. Wäre mir Ihr Ver:
wandtſchaftsverhältnis nicht bekannt gewesen, so würde
ich ſie für Ihre jüngere Schweſter gehalten haben. “
„Wirklich? Und ich denke immer, man hält mich
für eine alte Frau. “
„Ach, das iſt nicht Jhr Ernſt. Wenn man ſo friſch



Austauſch von Nachrichten zwiſchen zwei Schiffen mittels Drachen. Originalzeichnung von W. St öw er. (S. 666)








 
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