Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Das Buch für alle: illustrierte Blätter zur Unterhaltung und Belehrung für die Familie und Jedermann — 42.1907

DOI Heft:
Heft 5
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.60738#0117
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
V^Luchfül-fM
Illustnette fgmilienreilung
5. lieft. 1907.

Watt ich geblieben doch!
Noman von
6eo>-g kiattcoig (Lmmg Xoeppel).

(rottsetzung.) -(Nachdruck oefbolen/.
elftes Kapitel.
n Abend vor der Hochzeit langte Richard
v. Mersbach mit vierwöchentlichem Urlaub
in Schloß Elbental an.
In der Zwischenzeit war er noch ein-
mal vor dem erbprinzlichen Paar erschie-
nen, als dieses seine Frühlingsfahrt antrat. Neben
Mutter und Braut, in Anwesenheit der ganzen



hoffähigen Gesellschaft, stand er auf dem Bahnsteig,
um fich von den Hohen Reisenden zu verabschieden.
Der Salonwagen der Erbprinzessin glich einem
Blumenhain Der Elbentaler Obergärtner hatte
die ganze Nacht an ferner Ausschmückung gear-
beitet
Nock hielt Mersbach rote, duftende Nelken in
der Hand. Da ging die Tür zum Fürstenzimmer
auf. Die gesamte herzogliche Familie erschien. Neben
dem Landesherrn betrat Alexandra Luise den Bahn-
steig. Sie sah durchsichtig bleich aus. Sonst verriet
nichts an ihr die Erregung, als sie Mersbach unter
den Anwesenden gewahrte.
Sie neigte, nach allen Seiten grüßend, das Haupt,
hier und da ein flüchtiges Wort wechselnd und überall
Blumen in Empfang nehmend.

Dann kam der Moment, wo die Maiglöckchen
in ihrer Hand wie im Winde nickten.
„Königliche Hoheit gestatten mir alleruntertänigst,
eine glückliche Fahrt zu wünschen —"
Sie sah ihn an. Nichts regte sich in ihren Zügen.
„Das ist hübsch von Ihnen, Mersbach, daß Sie
gekommen sind," sagte der Erbprinz freundlich.
Ohne die Wimpern zu heben, nahm Alexandra
Luise die Nelken aus seiner Hand und — übergab
sie der begleitenden Hofdame. Dann schritt sie
weiter, indes ihr das Herz wie im Fieber schlug.
„In Ungnade gefallen!" murmelte die Geheim-
rätin v. Sokmann schadenfroh der Medizinalrätin
Büchtner zu. „Ja, ja, es ist schon richtig: Gehe
niemals nicht zum Fürst, wenn du nicht aernfen
wirst."


V. 1907.

fm Seehafen. Nach einem öemälde von V. lardieu. (5.108)
 
Annotationen