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Von den glänzenden Festlichkeiten in Karlsruhe zur
Feier der goldenen Hochzeit des badischen Großherzogspaares
bringen nnsere Bilder zwei hervorragende Moments zur An-
schauung. Die Huldigung in der Festhalle am Vortage war von
herrlichem Wetter begünstigt, so daß bei der Auffahrt der groß-
herzoglichen Herrschaften die Schaulust des Publikums voll
auf ihre Rechnung kam. Dein Zuge voran ritt eine Schwa-
dron Dragoner; ihr folgte der Oberstallmeister. Im offenen
vierspännigen, mit goldenen Girlanden geschmückten Wagen
fuhr das Großherzogspaar, von einer tausendköpfigen spalier-
bildenden Volksmenge in den Landestrachten, sowie den Ver-
einen der Stadt und des Landes stürmisch begrüßt. An der
Festhalle empfing Oberbürgermeister Schnetzler das Fürsten-
paar, das er durch eine lebende Ehrenpforte weißgekleideter
junger Mädchen, die Blütenbogen hielten, zu den Sitzen ge-
leitete. Die Halle war bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach
einem Festmarsch von Franz Lachner, vorgetragen von dem
Jnstrumentalverein, hielt Oberbürgermeister Schnetzler an das
Jubelpaar eine Ansprache, auf die der Großherzog Friedrich in
längerer Rede erwiderte. Es folgte dann die Aufführung des
Festspiels „Badens Festgruß", das in einer feierlichen Huldigung
an das Jubelpaar ausklang. — Am Haupttage kam mittels
Sonderzug das deutsche Kaiserpaar in Karlsruhe an und fuhr
unter den Hochrufen einer ungeheuren Menschenmenge, die
alle Straßen füllte, nach dem großherzoglichen Schlosse, wo
nach Darbringung der Glückwünsche um '/- 1 Uhr für sämtliche
anwesenden Fürstlichkeiten Familientafel stattfand. Um 2 Uhr
Vie Huldigung in der vesthaiie.
In dem österreichischen Grenzstüdtchen Kufstein hat
die Enthüllung des Friedrich List-Denkmals
stattgefunden. Es erhebt sich an jener einsamen Stelle un-
terhalb des Durerköpfls, an dem der während seines Lebens
so sehr verkannte deutsche Patriot und Volkswirtschaftler in
Verzweiflung Hand an sich selbst legte. Das Dönkmal, ein
Werk des Bildhauers Norbert Pfretschner, eines geborenen
Kufsteiners, besteht aus einer halbkreisförmigen Säulenhalle
im griechischen Stil, unter der auf etwas erhöhtem Unterbau
das Bildwerk steht. Es zeigt List mit den durchgeistigten
Zügen des Gelehrten auf einem Sessel in sinnender Hal-
tung. Als Material für die Säulenhalle hat Arcokalkstein
gedient, während das Standbild aus karrarischem Marmor
gemeißelt ist. Der dunkle Fichtenwald im Hintergründe des
Denkmals bringt letzteres zu besonderer Wirkung. Bei der
Enthüllungsfeier waren außer einer Anzahl amtlicher Per-
sönlichkeiten und Abordnungen aus Deutschland und Öster-
reich, Männern der Wissenschaft, der Industrie und Ver-
ehrern des Verewigten auch zahlreiche Verwandte Lists zugegen.
Die Feier nahm einen einfachen und würdigen Verlauf.
Nach dem Vortrage von Rossinis „Ltabat irnrtsr" durch die
Kapelle des 1. Tiroler Kaiserjägerregiments und dem eines
Chors seitens des Reutlinger Liederkranzes, der aus des
Toten Geburtsort herbeigekommen war, hielt der Vorsitzende
Vas grostherrogiiche paar aus dem valkon des Schlosses.
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4.
von den Festlichkeiten in Karlsruhe. Nach Photographien von th. Schuhmann L Sohn, Hofphotographsn in Karlsruhe.
folgten Gesangsvorträge der vereinigten Männergesangvereine
vor dem Schlosse, denen die großherzoglichen Herrschaften mit
ihren Gästen vom Balkon aus zuhürten. Um 0 Uhr fand in
der Schlosskirche unter großem Gepränge dann die kirchliche
Einsegnung dos Jubelpaares statt. Die abendliche Festbe-
leuchtung der Stadt war geradezu feenhaft. —
des Denkmalausschusses, Professor Eheberg, die Festrede,
worauf Bürgermeister Egger von Kufstein das Denkmal in
die Obhut der Stadt übernahm. Die Niederlegung von
Kränzen am Fuße des Standbildes und ein Musikvortrag
aus „Lohengrin" bildete den Abschluß der Feierlichkeit.
Enthüllung des Friedrich List-Venkmals in Kufstein. Vach einer Photographie von Union Karg ln Kufstein.
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Von den glänzenden Festlichkeiten in Karlsruhe zur
Feier der goldenen Hochzeit des badischen Großherzogspaares
bringen nnsere Bilder zwei hervorragende Moments zur An-
schauung. Die Huldigung in der Festhalle am Vortage war von
herrlichem Wetter begünstigt, so daß bei der Auffahrt der groß-
herzoglichen Herrschaften die Schaulust des Publikums voll
auf ihre Rechnung kam. Dein Zuge voran ritt eine Schwa-
dron Dragoner; ihr folgte der Oberstallmeister. Im offenen
vierspännigen, mit goldenen Girlanden geschmückten Wagen
fuhr das Großherzogspaar, von einer tausendköpfigen spalier-
bildenden Volksmenge in den Landestrachten, sowie den Ver-
einen der Stadt und des Landes stürmisch begrüßt. An der
Festhalle empfing Oberbürgermeister Schnetzler das Fürsten-
paar, das er durch eine lebende Ehrenpforte weißgekleideter
junger Mädchen, die Blütenbogen hielten, zu den Sitzen ge-
leitete. Die Halle war bis auf den letzten Platz gefüllt. Nach
einem Festmarsch von Franz Lachner, vorgetragen von dem
Jnstrumentalverein, hielt Oberbürgermeister Schnetzler an das
Jubelpaar eine Ansprache, auf die der Großherzog Friedrich in
längerer Rede erwiderte. Es folgte dann die Aufführung des
Festspiels „Badens Festgruß", das in einer feierlichen Huldigung
an das Jubelpaar ausklang. — Am Haupttage kam mittels
Sonderzug das deutsche Kaiserpaar in Karlsruhe an und fuhr
unter den Hochrufen einer ungeheuren Menschenmenge, die
alle Straßen füllte, nach dem großherzoglichen Schlosse, wo
nach Darbringung der Glückwünsche um '/- 1 Uhr für sämtliche
anwesenden Fürstlichkeiten Familientafel stattfand. Um 2 Uhr
Vie Huldigung in der vesthaiie.
In dem österreichischen Grenzstüdtchen Kufstein hat
die Enthüllung des Friedrich List-Denkmals
stattgefunden. Es erhebt sich an jener einsamen Stelle un-
terhalb des Durerköpfls, an dem der während seines Lebens
so sehr verkannte deutsche Patriot und Volkswirtschaftler in
Verzweiflung Hand an sich selbst legte. Das Dönkmal, ein
Werk des Bildhauers Norbert Pfretschner, eines geborenen
Kufsteiners, besteht aus einer halbkreisförmigen Säulenhalle
im griechischen Stil, unter der auf etwas erhöhtem Unterbau
das Bildwerk steht. Es zeigt List mit den durchgeistigten
Zügen des Gelehrten auf einem Sessel in sinnender Hal-
tung. Als Material für die Säulenhalle hat Arcokalkstein
gedient, während das Standbild aus karrarischem Marmor
gemeißelt ist. Der dunkle Fichtenwald im Hintergründe des
Denkmals bringt letzteres zu besonderer Wirkung. Bei der
Enthüllungsfeier waren außer einer Anzahl amtlicher Per-
sönlichkeiten und Abordnungen aus Deutschland und Öster-
reich, Männern der Wissenschaft, der Industrie und Ver-
ehrern des Verewigten auch zahlreiche Verwandte Lists zugegen.
Die Feier nahm einen einfachen und würdigen Verlauf.
Nach dem Vortrage von Rossinis „Ltabat irnrtsr" durch die
Kapelle des 1. Tiroler Kaiserjägerregiments und dem eines
Chors seitens des Reutlinger Liederkranzes, der aus des
Toten Geburtsort herbeigekommen war, hielt der Vorsitzende
Vas grostherrogiiche paar aus dem valkon des Schlosses.
l V
4.
von den Festlichkeiten in Karlsruhe. Nach Photographien von th. Schuhmann L Sohn, Hofphotographsn in Karlsruhe.
folgten Gesangsvorträge der vereinigten Männergesangvereine
vor dem Schlosse, denen die großherzoglichen Herrschaften mit
ihren Gästen vom Balkon aus zuhürten. Um 0 Uhr fand in
der Schlosskirche unter großem Gepränge dann die kirchliche
Einsegnung dos Jubelpaares statt. Die abendliche Festbe-
leuchtung der Stadt war geradezu feenhaft. —
des Denkmalausschusses, Professor Eheberg, die Festrede,
worauf Bürgermeister Egger von Kufstein das Denkmal in
die Obhut der Stadt übernahm. Die Niederlegung von
Kränzen am Fuße des Standbildes und ein Musikvortrag
aus „Lohengrin" bildete den Abschluß der Feierlichkeit.
Enthüllung des Friedrich List-Venkmals in Kufstein. Vach einer Photographie von Union Karg ln Kufstein.