Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Haupt, Richard; Weysser, Friedrich
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Kreise Herzogtum Lauenburg (Band 1): Die Bau- und Kunstdenkmäler im Kreise Herzogtum Lauenburg — Ratzeburg, 1890

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.25183#0070

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
52

Franzhagen. Friedrichsruhe.

Franz II. schenkte es 1592 sciner Gemahlin, und dicse nahm nach scinem Tode
(1619) hier ihren Sitz. Jn die 1608 am Schlosse erbaute „fürstliche Hofkirche"
hakte der Herzog 1609 Pötrau und aus den Kirchspielen Lütau und Gültzow
Witzeeze und Bertelsdorf eingepfarrt, um dem Hofprediger eine Gemeinde und
Einkünfte zu schaffen (a. d. Staatsarchiv 1603). Von der Herzogin erbte Franz
Heinrich den Besitz und vererbte ihn weiter auf seine Tochter, die den Herzog von
Sonderbnrg heiratete (s. S. 23). Die Witwe von dessen Sohne trat das Gut
nach dem Tode ihrer Söhne (1709) an die Landesherrschaft 1710 käuflich ab.

Die damals angestellte Abschützung ergibt, daß das Haus, geschätzt zu
2238 Thlrn. (zu 3,60 M.), 129' (37 m) lang, 33 (9 m) breit war, dreistöckig,
mit 2 achteckigen kupfergedeckten Erkern, 2 hölzernen Wendeltreppen. Das Tor-
hans hatte eine Wendeltreppe. Die an das Haus stoßende Kirche (mit Aus-
stattung 209 Thlr.) war 50' (14 m) lang, 28 (8 m) breit, mit Holzgewölbe,
2 Priechen (24 Thlr.), der herzoglichen Prieche mit 8 Schubfenstern (2 Thlr.),
Altar (6 Thlr.), Kanzel (3 Thlr.), Taufstein (2 Thlr.); sie hatte je 4 Fach Fenster
östlich und Westlich.

Da die Gebäude „dem Gute, das nur Schäferei nnd Vorwerk war, nicht
proportioniert, sondern nur zur Kommodität derjenigen Herren, so vordem be-
regtes Vorwerk gehabt und gebraucht haben, gebaut" war, ward in den nächsten
Jahren das Schloß abgebrochen. Die Kirche blieb vorläufig stehen, weil sie nicht mit
angekauft ward und die Prinzessin keine Neigung gehabt zu haben scheint, sie ab-
zureißen. Jn den letzten Zeiten hatte das Gebäude übrigens, da die Besitzer
katholisch waren, dem katholischen Gottesdienste gedient, und die Pötrauer Kirche
war sür die evangelische Gemeinde wieder in Benutzung genommen worden. 1704
hatte Pastor Remmers zu Büchen die Gemeinde Pötrau zu der Büchens hinzu-
erhalten. Für die so vergrößerte Gemeinde wurden 1712 mehrere damals auf
42 Thlr. geschätzte Gegenstände aus der Hoskirche der zu Büchen überwiesen
(Staatsarch. v, 1,9, 85). wo sie sich als wertvoller Besitz noch befinden: Altar,
Priechen, Kanzel, Geftühl. Die Altargeräte (Kelch, Dose, Patene, Kanne) hatte
die Prinzessin an sich genommenH. 1716 war die Kirche noch vorhanden, aber
ein elender Anblick; sie war schon durch den Abbruch des Schlosses schwer be-
schädigt, fensterlos, ohne Tür und Schloß und drohte den Einfall. Damals
führte man die Leichen aus der Gruft nach Büchen; und bald darauf wird der
letzte Rest des Schlosses verschwunden sein.

Kirchsx. Brunstorf, 22 km n.w. von Lauenburg, im Sachsenwalde.

Nach vielen Streitigkeiten zwischen den Herzogen und den Städten Lübeck
uud Hamburg kam der Sachsenwald dauernd 1716 zum Herzogtum. Vgl.
v. Binzer, Geschichtliches vom S. und Friedrichsruhe, L. Arch. 2, 3, 1—21. Jn
der Mitte des 18. Jahrh. pachtete sich Graf Friedrich zur Lippe (Biesterfeld) die

0 Diesc Altargerate stammten von Franz II. her.
 
Annotationen