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Haupt, Richard; Weysser, Friedrich
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Kreise Herzogtum Lauenburg (Band 1): Die Bau- und Kunstdenkmäler im Kreise Herzogtum Lauenburg — Ratzeburg, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.25183#0194

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Stecknitzfahrt. Steinhorst.

Delvenau, die nran jetzt auch Stecknitz nennt. Das Ganze heißt die Stecknitz-
fahrt. Die Stadt legte sie an, der Herzog leistete Beihilfe. Es sind 14 Stau-
und 3 Kastenschleusen vorhanden (vgl. Palmschleuse). Bei Anlegung des Schiff-
grabens war es Absicht, den Salzbezug von Lüneburg für die Ostseelande, der sonst
über Boitzenburg nach Wismar gieng, nach Lübeck zu leiten. Deshalb machten die
Mecklenburger der Anlage bedeutende Schwierigkeitcn. Von Kobbe 2, 105—7.

Rirchsp. 5andesneben, 20 km w. von Ratzeburg, an der Sachsengrenze.

Sachaus Archiv 3, 386—416. Lappenberg das. 1, 172 f. Nissen im Lauenb.
Archiv 1, 59—92. — Die Burg Steinhorst ward 1349 zerstört. Doch war der
Sitz wieder im Anfange des 15. Jahrh. übel berüchtigt und ward von den Ham-
burgern und Holsteinern besetzt, darauf, mit anderen Besitzungen der Nachbar-
schaft, vom Herzoge erworben (1408). Franz II. verkauste dieses Amt Stein-
horst 1575 an Herzog Adolf von Holstein (Gottorf), und es blieb holsteinisch
bis 1697, wo es Magnus von Wedderkop, der es 1691 teilweis erworben hatte,
ganz an sich brachte. Das Gut galt nun unter den Wedderkopen als reichsfrei;
1738 kam es darüber zu blutigem Zusammenstoße zwischen Dänen und Hannove-
ranern; Hannover erwarb es 1739 und vereinigte es wieder als Amt mit Lauen-
burg. Das Herrschaftshaus ward Amtssitz.

Es ist 1722 erbaut (Riß im Museum zu Mölln), ein schönes, nicht gar
großes Haus von rechteckigem Grundrisse. Es besteht aus hohem Kellergeschosse,
Haupt- und Halbgeschoß. Mansardendach. Sowol die Anßentreppe als besonders
die innere, eine gespaltene Treppe, zu der sich von der stattlichen Diele der Zu-
gang durch zwei Bogen eröffnet, während der dritte mitten zwischen diesen, der
Haustüre gegenüber, nach dem Garten hinführt, sind reich und prächtig an-
gelegt. Sparsame Stuckzier im Regence-Stil ist an der Treppe, sparsamere,
mit Figürlichem, in beiden Stuben zu den Seiten der Hausflur, welche auch ge-
zierte Kamine haben. Zwei friesische Schränke vom Ende des 17. Jahrh. stehen
auf der Hausdiele. Krästige Türprofile. Jm niedrigen Obergeschosse sind nur
die Balken profiliert. — Beschreibung des Hanses und Mitteilung der Jnschrist
über der Haustüre s. bei Nissen 79.

Das Haus liegt schön, vom Graben noch teilweis umgeben, im Garten, den
wieder ein Graben umgibt. Dem Hause gegenüber liegt am Hofe, geziert von
einem Dachreiter, wie solche die meisten älteren Torhäuser haben, das jetzige Ge-
fängnis, aus Fachwerk.

Daselbst eine Glocke 1788, I. G. Hautsch.

Auf dem in der Nähe liegenden Wirtschaftshofe sällt der Schafstall (um
1870?) durch die sehenswerte Abscheulichkeit des Daches auf, dagegen sich der
mehrstöckige Speicher (18. Jahrh.?) als ein ungewöhnlich hübscher Bau vorteil-
haft auszeichnet.

Jm Boden bei dem Amtshause haben sich viele Spuren des älteren
Schlosses gefunden. Es gibt auch in der Nähe an mehreren Stellen Wälle
 
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