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Haupt, Richard; Weysser, Friedrich
Die Bau- und Kunstdenkmäler im Kreise Herzogtum Lauenburg (Band 1): Die Bau- und Kunstdenkmäler im Kreise Herzogtum Lauenburg — Ratzeburg, 1890

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https://doi.org/10.11588/diglit.25183#0185

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Schnakenbeck.

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auch deren Mängel in übertriebener Behandlung der Gewänder und rnanierierter
Haltung der Gestalten. — Die kleine unzngängliche Glocke ist urn 1830 zu
Harnburg gegossen.

Tem jetzigen Artlenburg gegennber, das zum Herzogtum gehörte (s. S. 14.
16), und dessen Kirchspiel, wenigstens wie es jetzt ist, von der Elbe durchschnitten
wird, liegt, nicht weit von Schnakenbeck hart arn rechten Steilufer der Elbe, den
Flußlans und weithin das linke Ufer überschanend, ein ebener, von ziemlich wol-
erhaltenem Walle und Graben nmgebener länglich runder Platz, die alte
Ertene-, jetzt Striexenburg H. Den Namen will man so erklären, daß hier
einst die Göttin Hertha oder Ertha verehrt worden sei, was sich hören läßt (s.
Manecke 85). Jn der Burg sind keine Spuren von Mauerwerk; dennoch läßt
sich angesichts der Oertlichkeit durchaus nicht zweifeln, daß dieser Punkt auch im
Mittelalter, so oft Artlenburg von Wichtigkeit war, eine Rolle gespielt haben
muß. „Die Burg Erteneburg war jedenfalls früh schon bedeutend. Ob sie
schon zu Karls d. Gr. Zeit vorhanden war, ist nicht sicher; gewis aber war,
nachdem die Billungschen Herzoge die wendischen Marken zu beherrschen ange-
fangen hatten, die Anlage einer Burg hier an dem Elbübergange eine entschie-
dene Notwendigkeit, und so wird, wenn nicht früher, die Bnrg durch sie ent-
standen sein" (v. Hammerstein a. a. O.). Ganz besonders im 12. Jahrh. ist
Artlenburg bis zur Gründung von Lauenburg Hauptpunkt dieser Gegend ge-
wesen, ein geeigneter und häufig benutzter Platz auch für Fürstenzusammenkünfte
und Landesversammlungen (Manecke 85). Jn seiner Burg hierselbst starb 1106
Herzog Magnus von Sachsen. Der Elbübergang, den die Striepcnburg beherrscht,
ist seit uralter Zeit der wichtigste der Gegend, ja fast der alleinige, und verlor
die Bedeutung auch nicht nach Lauenburgs Gründung, da es dem Herzoge Bern-
hard nicht gelang, die Führe und Landstraße zu verlegen. Jn den Waldungen
bei Glüsing finden sich noch erhebliche Spuren von bedeutenden alten Befestigungen,
und hier wird ein lebhaster Jahrmarkt des Kirchspiels abgehalten. Ueberhaupt
trägt diese ganze Gegend den Stempel der geschichtlichen Bedeutsamkeit. Freilich
bleibt unklar, ob der Ort und das Schloß, wo Heinrich d. L. seine Zusammen-
künfte hielt, wo er gelegentlich mit seiner Gemahlin wohnte, ob das Artlenburg, das
er 1182 bei seinem Äbzuge in Brand stecken ließ (Arnold 2, 10), das Bernhard
1182 zerstörte, der doch hier dann die erste Landesversammlung hielt, das Walde-
mar 1206 eroberte, 1207 schleiste — woneben auch noch erzählt wird, daß aus
den Mauern die Lauenbnrg gebaut war (S. 87), ein und derselbe Platz ist.
Es wird anch ohne Zweifel in der Niederung bei dem Städtchen selbst, das Novum
Ertheneborg hieß (v. Hammerstein 369), eine Burg gewesen sein, deren Platz das
spätere Amtsvogteihans bezeichnet. Wenn nun wieder 1361 Herzog Wilhelm
von Lüneburg sich Artlenburgs bemächtigte und daneben die „Vigenburg" zurecht

9 Vgl. 4. Ber. vat. Alt. 82 f. Handelmann, vorgefch. Befest. 16. Manecke 89 ff. von
Duve 46. v. Hammerstein-Loxten, d. Bardengau 364 ff. Dührsen, Lauenb. Arch. 1, 297—305.
 
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