Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1891

DOI Heft:
Heft 1/2
DOI Artikel:
Falke, Otto von: Bosnische Tauschierarbeiten
DOI Artikel:
Die Persische Teppichweberei
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7907#0014

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Bestecke und Aleingeräthe waren wieder vertreten, da-
neben aber eine große Anzahl von Spiegel- und Bilder-
rahmeu, Taburettischen, Schmuckkassetten, Lampen und
Etageren, deren Flächen ganz mit den feinen Linienver-
schlingungen in Gold, Silber und Rupfer bedeckt waren.

Man war hierauch
mit Recht über die
Filigranmotive
hinausgegangen
und hatte zur Ver-
zierung größerer
Flächen dem persi-
schen Flachmuster
entnommene Ele-
mente mit den:
glücklichsten Erfolg
verwerthet. Die
Wirkung dieser Ar-
beiten war eine so
vornehme u. künst-
lerische, daß es zu
bedauern wäre, wenn die Anwendung der an sich nicht
schwierigen Technik auf Bosnien beschränkt bliebe. Sie scheint
sehr geeignet, die Ziermittel der Marketerie auch im europä-
ischen Aunstgewerbe zu bereichern. Es ist zwar nicht anzu-
nehmen, daß dieses bald die auf altorieutalischer Handwerks-
Überlieferung fest gegründete bosnische Industrie an Feinheit

Schließen.

Aus schwarzen! Holz mit Silbereinlagen ; bosnische Arbeit.

erreichen wird. Aber die Technik ist hier einer weiteren,
vielseitigeren Entfaltung fähig, wo sie nicht an die an und
für sich ja musterhaften, orientalischen Formen gebunden ist.
Bei dem Aleingeräth, wo die äußerste Feinheit der Durch-
bildung Bedingung ist, wäre ein Wettstreit gewiß aussichts-
los. In unserem Aunstgewerbe müßte sich die Mctall-
intarsia niit der farbigen Marketerie in Holz in Verbindung
setzen. Dieser letzteren kann es zeitweise sehr zuni vortheil
gereichen, wenn ihre Wirkung durch den Glanz des Metalles
erhöht wird. Die Anfänge zu dieser Ausnützung der Metall-
einlage in der Aunsttischlerei sind auch bereits, unabhängig
von Bosnien, vorhanden. Durch einen Engländer wurde
die auch in Indien geübte Aunst im Jahre ^88^ dem
k. k. Werkmeister I. Lacedelli in Tortina d'Ampezzo in
Tirol mitgetheilt, der im Verein mit dem Zeichenlehrer
de Zanna sie weiter für den heimischen Gebrauch umge-
bildet hat. Die aus diesen: Atelier hervorgegangenen Möbel
haben Beifall gefunden und werden nun mit bestem geschäft-
lichen Erfolge auch für den Export gearbeitet. Ich n:ache
hier noch auf ein Werk aufmerksam, in welchen: nicht nur
das technische Verfahren und die Werkzeuge für die Metall-
intarsia genau beschrieben werden, sondern das auch auf
<\2 Tafeln eine Fülle von zum großen Theil guten Muster-
vorlagen dafür enthält. Es ist dies die „Anleitung zun:
Einlegen der Metalle in Holz. Von I. Matthias. Leipzig
f889. E. Zehl's Verlag, E. haberland."

ALb) dein vorbilde früherer Untersuchungen, die von der
Regierung der vereinigten Staaten Nordamerikas durch
ihre Konsularorgane über einzelne Industriezweige rc.
des Auslandes mit Erfolg veranstaltet wurden, hat das
States äeparremem von Washington iin vorigen Jahre
eine Erhebung über die Tcppichfabrikation der Welt eingeleitet. Das
Ergebniß derselben aus Grund bestimmter von dem Staatsdepartement
forrnulirter Fragcpnnkte liegt nun in einem die Lonsularberichte aus
Gesterreich (Wien), Belgien (Brüssel), Frankreich (Paris, St. Ltienne),
Deutschland (Aachen, Barmen, Gera), England (Leeds, Leith, Tunstall),
Holland (Amsterdam, Rotterdam), Italien (Florenz, Mailand, Rom),
Schweiz (mit negativem Resultate), Türkei (Smyrna, Beirut), Persien
(Teheran), Egypten (Eairo), Britisch-Indien (Lalcutta) enthaltenden
Bändchen i) vor.

von den hauptsächlichsten tepxicherzeugenden Ländern Europas
fehlt in der Reihe dieser Berichte nur Schweden und Norwegen, Ruß-
land, Spanien und die Balkanländer; von außereuropäischen Ländern
Vstasien, die holländischen Besitzungen in Asien und die nordasrikani-
schen teppicherzeugenden Gegenden (Marokko, Tunis, Tripolis); dann
die von den Turkmenen, welche ausgezeichnete Teppichweber sind, be-
wohnten mittelasiatischen Gebiete von Merw, Ehiwa rc.

Mas die europäische Teppicherzeugung anlangt, so ist es den
anfragenden Konsuln nach ihrem eigenen Geständnisse nicht immer
gelungen, sich genaue Informationen zu verschaffen, da in einzelnen
Fällen ihnen der Zutritt in die betreffenden Etablissements verwehrt,
in vielen anderen jegliche Auskunft über die Einzelheiten der Industrie
(deren Kosten, Umsatz, Betriebsmethode) verweigert worden ist.

Man ist eben mißtrauisch geworden gegen die Auskundschaftung
amerikanischer offizieller und nicht offizieller Agenten, wobei der Miß-
muth und Aerger über die horrenden Schutzzölle der vereinigten
Staaten nicht zum geringen Theile mitgewirkt haben mögen.

i) Carpet Manufacture in Foreign Countries. Report from the Consuls etc.
Washington 1890.

cpgiMfert.

Trotzdem ist der, wenn auch nicht immer aus zuverlässiger ÜZuelle
stammende und oft auf Umwegen gesammelte Stoff ein reichhaltiger
und interessanter, der einen allgemeinen Ueberblick über die heutige
Erzeugung von Teppichen, die verschiedenen Gattungen derselben,
sowie über die Arbeitsbedingungen dieser Industrie, die Löhne rc. ge-
stattet.

Einer der interessantesten unter diesen Berichten ist der vom
nordamerikanischen Generalkonsul aus Teheran erstattete über die
persische Teppichweberei, welche auch heute noch durch die
Schönheit und den unerschöpflichen Reichthum ihrer Muster, sowie die
Dauerhaftigkeit des Materials vor allen anderer: Teppichindustrien
den Vorrang behaupter. Derselbe lautet:

Es ist allgemein bekannt, daß die persischen Teppiche nicht im
eigentlichen Sinne des Wortes „sabrizirt" werden; sie werden nämlich
nicht durch eine komplizirte Maschine hergestellt, die in der Lage wäre,
dasselbe Muster beliebig oft zu wiederholen. Das Weben dieser Teppiche
ist vielmehr ausschließlich Handarbeit, bei welcher der Arbeiter
mit vielem Schönheitssinn seiner Phantasie die Zügel schießen läßt
und kleine Unregelmäßigkeiten im Einzelnen gerne übersieht, wenn
das allgemeine Bild des Teppichs angenehm und künstlerisch wirkt.

Die persischen Teppiche sind selten groß und werden zunächst von
Frauen und Kindern in den Dörfern verfertigt. Der Bauer, der
sonach den Teppich im eigenen Hause erzeugt hat, bringt denselben
nach der Stadt, wo er ihn nach langem Feilschen verkauft. Die Zimmer
der Dorfbewohner sind klein und dies wirkt auf den Flächeninhalt der
persischen Teppiche mit ein. Doch macht eine Firma in Manchester
so große Bestellungen in Persien, daß seit einigen Jahren die nach
Europa ausgeführten Teppiche größer sind, als eigentlich dem persischen
Gebrauche entspricht. Die genannte Firma bezahlt nicht nur 2 — 5 Kraus
mehr für das tlZuadratyard ^), sondern gibt den Arbeitern sogar Vor-
schüsse. Mittelst dieser Vorschüsse waren einzelne derselben in der Lage,
besondere Räume von größerer Ausdehnung zu erbauen, in denen die

3) ( Krem = ca. 50 /&. — (2 t)ard — z: Meter.
 
Annotationen