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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1891

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Heft 7/8
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Heft 9/10
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Semper, Hans: Ueber Monumentalbrunnen und Fontainen, [3]: stilgeschichtlicher Ueberblick bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.7907#0057

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NeM ffiüituiiifiifülöninnl ufiü AmtaiM.

S>tilgeschichtlicher Ueberblick bis zum Lude des J8. Jahrhunderts.

von Daus Semper.

(Fortsetzung.)

Dieser florentinische Fontainenstil breitete sich, be-
sonders durch Landsleute und Schüler Giovanni
Bologna's, weit in: Norden aus. Dieser Schule
gehören vor Allem die herrlichen Fontaine» in
Augsburg an, der Augustusbrunnen von Hubert Ger-
hart aus dem Jahre ^593, der Merkur- und Herkules-
brunnen von Adriaen de Vries (söZs—f602), sowie der
Neptunsbrunnen. In ihnen finden wir den storentinisch-
belgischen Stil des Gian Bologna fast genau wieder; fei
es in der stilistischen Behandlung und in der herrschenden
Stellung der durchwegs aus Bronce gegossenen Figuren, sei
es im architektonischen Ausbau, in welchem, wie an der
Neptunsfontaine zu Bologna, der Gantharustypus mit den

Sroßen, durchgehenden kreisrunden Schalen verlassen und durch
euj° dreistöckige Gliederung mit seitlich und an den Gcken an-
^chten Figuren und Schalen ersetzt worden ist. Gs ist
23e, 3U leugnen, daß gerade vermöge ihrer architektonischen
diese Fontainen an das majestätische Bild der
^riliansstraße zu Augsburg sich wirkungsvoll anpassen.
Augsbur^^E Adriaen de Vries, der die Mehrzahl der
von tDalbf^°ntc”nen entwarf, stellte auch für den Fürsten
Prag eine groß'™ '^a*?re ^26 in seinem Lchloßpark zu
reichen anderen B.^°ntaine mit Neptun zuoberst und zahl-
Pferdeköpfen, ^oncefiguren von Faunen, Sirenen, Guten,

auf seinem Porträtstick ^ ®reifenföPfen 5er- Ebenso ist
^ hondius im Hintergründe eine

Fontaine mit großem Bassin und darauf sitzenden Figuren
und einer Diana aus dem architektonisch behandelten Brunnen-
kasten zu sehen, offenbar die Darstellung einer wirklich von
ihm ausgesührten Fontaine. Vielleicht war auch die söstO
bis 95 vor dem Altstädter Stadthaus in Prag ausgeführte
Apollo-Fontaine von rosafarbenem Marmor und mit
reichem Figurenschinuck sein Werk. Ueber einem Inseitigen,
mit den Reliefs der \2 Monate verzierten Bassin, erhob sich
ein reich mit Figuren, Masken und Laubwerk geschmückter
Aufbau, der die Statue des Apollo trug. Im Jahre des
heiles bereitete czechischer Vandalismus unter Führung
des Bürgermeisters diesem prachtwerk ein trauriges Gnde.

In München vertritt dieselbe Richtung Peter Gan-
did, eigentlich Pieter de wit, gleichfalls ein in Florenz
geschulter Belgier, welcher zu der zierlichen Fontaine des
Perseus und der Medusa (s585) im Grottenhöfchen,
sowie dem prächtigen, mit zahlreichen Broncefiguren ge-
schmückten Wittelsbacherbrunnen im Hof der herzog-
lichen Residenz zu München die Zeichnungen herstellte, wo-
nach Hubert Gerhart erstere ausführte. *)

*) Lrstere zeigt, ihrer geringen Größe und zarten Behandlung
entsprechend, wieder das Kelch- oder Lantharusmotiv. Ueber einem
steinernen Bassin trägt ein zierlicher Broncefuß eine mit Masken ver-
zierte Bronceschale, über welcher die Broncegruxxe des Perseus und
der Medusa, mit sichtlicher Anlehnung an Lellinis berühmtes Werk,
das Ganze abschließt.

Zeitschrift des barer. Kunstgewerbe-Vereins

München.

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