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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1891

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Heft 7/8
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Hofmann, Albert: Zur Teppich-Ausstellung des k. k. Handelsmuseums in Wien
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G, ...: Die Geschenke-Ausstellung in der kgl. Residenz zu München
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https://doi.org/10.11588/diglit.7907#0055

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’h 51 -4

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losen Aunstfertigkeit sprechen nur noch die Sammlungen
ihrer holländischen Bezwinger. Die großen Kulturvölker
Asiens werden sich etwas länger gegen den Einfluß
Europas sträuben, aber in Persien und in dem ganzen
Kaukasus hat durch das Vordringen der russischen Macht,
der Eisenbahnen und des Telegraphen die Abgeschlossen-
heit aufgehört, der Zauberring ist gebrochen, die euro-
päische Aultur dringt ein mit Maschinen, Anilinfarben
und Schoddytuchen, die griinmige chungersnoth führt die
guten, alten persischen Schätze in die Hände der Händler
und weit hinaus in die Antiquitätenläden von Wien,
London und Paris. Vielleicht genügen einige Jahrzehnte,
um eine Aultur zu vernichten, die Jahrtausende unver-
ändert bestanden. Es ist jetzt vielleicht zum letzten Male,
daß die europäischen Aunstgewerbe einen Trunk aus dieser
reinen Quelle thun dürfen, die dann für immer versiegt."
Die Londoner Aolonial-Ausstellung hat dieser Voraussage
Recht gegeben, denn schon hier war cs geboten, „jedes
Stück sorgfältig, auf feine Griginalität zu prüfen, und
wenn man sich darüber freute, wahrzunehmen, wie der

Menschengeist am Ganges dieselben Blüthcn der Aunst-
formen getrieben wie in Hellas, so muß man jetzt zunächst
fragen, ob nicht dieses griechische Muster einem englischen
Musterbuche uachgedruckt ist." Diese Gefahr nun droht
in noch viel höherem Maße dem persischen Teppich, der
den leider in dieser Beziehung wirksamsten Faktoren des
occidentalen Aulturfortschritts verfallen ist. Wenn sich auch
die Behörden der vorder- und inittelasiatischen Stämme
gezwungen sehen, Schutzmaßregeln zur Wahrung der
Qualität der heimischen Teppichproduktion zu ergreifen, so
kann doch dem unbefangenen Auge der allmälige Zcr-
fetzungs- und Auflösungsprozeß der orientalischen Aunst, bei
welchem der Aulturfortschritt des Occidents das Ferment
bildet, nicht entgehen. Mb wir in späteren Zeiten wieder
jemals solche Schätze beisammen sehen werden, wie sie
heute die Teppichausstellung birgt, ist sehr zweifelhaft.
Auch in dieser Beziehung, nicht nur in ihrem Reichthume,
hat die Ausstellung insofern epochalen Werth und Eha-
rakter, als sie der letzte Sonnenblick einer untergehenden
reichen Aunst ist.

öS-

-Alk WkMlike-NusMiA in M kgl. Wßi>kitz fli WüriM

'M \2. März feierte Bayern das vo. Geburtsfest seines
geliebten Regenten, Sr. Kgl. ljoheit Prinz Luitpold.
Aus allen Theilen des Landes kamen dem hohen Jubilar
Geschenke zu, welche zu einem nicht geringen Theil einen
hervorragenden künstlerischen Werth haben; um dem
großen Publikum diese zahlreichen Zeichen inniger Verehrung vor
Augen zu führen, waren dieselben wenige Wochen nachher in den
viel zu wenig bekannten, und für eine solche Gelegenheit trefflich ge-
eigneten Räumen des Antiquariums in der kgl. Residenz ausgestellt.
Es war eitie schwierige Aufgabe, die vielfach ähnlichen Gabelt nach
den einzelnen Kreisen zn ordnen und denttoch eine künstlerische Wirkung
damit zu erzielen — eine Aufgabe, welche Prof. Manuel geschickt
gelöst hatte.

Ls ist natürlich, daß bei einer solchen Gelegenheit sich allerlei
zusammenfindet, was weder der Würde des Tages, noch der des Be-
schenkten entspricht, oder was dem Willen des Gebers eilt besseres
Zeugniß ausstellt als dem geistigen utid künstlerischen Vermögen des-
selben. Wir beschränken uns selbstverständlich hier darauf, von der
Ansstellutig das kunstgewerbliche Facit zu ziehen; durch das Lntgegen-
kommen des hohett sZubilars, für welches wir auch an dieser Stelle
unfern unterthänigsten Dank aussprechen, sind wir in der Lage, unfern
lLesern eine Reihe der schönsten Geschenke im Bilde vorzuführen.

Eilt großer Theil der Gaben gehörte detn Gebiet der reinen Kunst
u»; daran reihten sich zahllose Glückwunschadressen und zuletzt jette
Geschenke, welche dem Kunsthandwerk und dem Nutzgewerbe ent-
^am,nen. Die ideell werthvollsten Gabett, jette zahlreichen Aquarelle,
^bi'dchen re., welche die Künstlergenossenschaft Münchens darbrachte,
Üch damals der Betrachtung, da sie noch in ihrem kostbaren
Aunst'"/"^°wahrt waren. Sie sind zur Zeit in der internationalen
Guben 2'l-ung im Glaspalast zu sehen, zugleich mit deit werthvollsten

Ans-^ ^usistgewerblichem Gebiet (Tafel 2\ & 22 und Tafel 2q).
und £an^ ^icfc" waren jedoch noch zahlreiche Bildchen aus Stabt
lebenden hollK ' insbesondere die Aquarelle der in München
in ganze,, Keil* ^^ier, die Aquarelle und Velbildchen, welche

Berchtesgadner «- Darstellungen die Reize der Vberpfalz utid des

N°ch ganz ^ schilderten.

Dir. F. A. von KanIbNoden der hohen Kunst stand die von
bildenden Künste, welch ^ hertührende Adresse der Akademie der
Bildhauerei und Bauktt„st""° herrlich gemalte Gruppe der Malerei,
enlhielt; ihr zunächst stattd die Adresse der

Stadt München von Prof. Rud. S c i 13, in welcher die llebergabe der
Luitpold -Stiftung versinnbildlicht erschien. Jm Allgemeinen bildeten
die Adressen, die so recht der Ausdruck unseres schreibseligen Zeitalters

Aus den Sr. Agl. Hoheit dem ssrinzregenten Luitpold zu allerhöchst dessen 70. Geburts-
tag dargebrachten Ehrengaben.

Adresse der Stadt München; Einbanddecke.

Entworfen von Professor A u d. Seift; das Veschläg ausgeführt von L)of-Goldfchnned
Th. Heiden, München.

sind, eitie wahre Musterkarte verschiedenster Stile, und in der Regel
waren dabei die llmhllllungen als Kuttstwerke für sich anzusehen. Vor-
züglich im Tharakter inittelalterlicher Miniaturmalereien gehalten
 
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