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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1891

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Heft 5/6
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Semper, Hans: Ueber Monumentalbrunnen und Fontainen, [1]: stilgeschichtlicher Ueberblick bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
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Mayr, Georg von: Ueber die Grenzen zwischen Kunst und Gewerbe: Vortrag, gehalten im bayerischen Kunstgewerbe-Verein am 25. Februar 1891
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https://doi.org/10.11588/diglit.7907#0037

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architektonisch als zierlich durchbrochene, reichlich mit
Skulpturen geschmückte Pyramide komponirt, die sich in
drei übereckgestellten Absätzen erhebt und in einem Pfeil
mit Areuzblume ausläuft. Das Wasser rinnt sehr be-
scheiden aus den am Socfel angebrachten Ausgüssen in das
achteckige Becken, so daß der ganze Aufbau eigentlich nicht
organisch mit der Funktion eines Brunnens zusammen-
hängt, sofern man ihn nicht als kirchenartiges heiliges
Brunnenhaus für das heilige Wasser betrachten will.

In Italien erhielt sich im Mittelalter, soweit wir
es noch verfolgen können, wesentlich der röinische, etwas
schwere und inassive Typus für öffentliche Fontainen, wie
ihn uns das schon erwähnte röinische Relief zeigt. Einen
diesem ganz ähnlichen Aufbau zeigt z. B. die berühmte
Fontaine, welche Niccolü und Giovanni Pisano
in den Jahren (37^ bis (380 in Perugia herstellten.
Auf einem treppenförmigen Unterbau ruht ein reich mit
Reliefplatten und dazwischenstehenden Säulchen geschmücktes
vieleckiges Becken, in dessen Mitte ein Aranz von kurzen
Säulen ein zweites, mit Lckfiguren verziertes Becken trägt,
aus dem auf kräftigem Stamm ein drittes, kelchförmiges

Becken emporragt. In diesem stehen drei Broncefiguren
und tragen eine Platte, auf der vier Greifen Wasser speien,
während ein mittlerer Aufsatz einen senkrechten Strahl
cmporsendet. Der ganze Aufbau ist noch ganz römisch-
monumental in der Aonzeption, aber etwas schwer; auch
fließt das Wasser aus dem zweiten Becken nicht nach außen
über, sondern nach innen ab, was der Idee eines Beckens
nicht entspricht (Abbildung hierbei). — Auch die berühmte
Fontegaia aus dem Stadtplatz von Siena, von Giacomo
della Quercia zu Anfang des (3. Jahrhunderts hergestellt,
zeigt noch ganz den massigen, monumentalen Bau, der
an römische Ueberlieferung erinnert, wiewohl im Einzelnen
gothisches Beiwerk daran vorkommt.*) (Fortsetzung folgt.)

*) Sie besteht ans einem länglich-viereckigen, von Marmor-
brüstungen eingefaßten und Meter unter das Lrdniveau einge-
ticften Bassin mit erhöhter Rückwand. Letztere ist an ihrer Innen-
seite mit einer Statue der Madonna, umgeben von Tugendallegorien
in gothischen Nischen, geschmückt; darunter stehen auf Aonsolen vier
wasserspeieude Wölfinnen. Die inneren Seitenwände sind mit bibli-
scheu Reliefs und die Eckpfeiler der Front mit Statuen der Laritas
geschmückt. Nach außen sind die Brüstungen durch ornamentirte
Pilaster, Friese und Gesimse abgetheilt.

Marktbrunnen zu Perugia von Niccolü und Giovanni Pisauo.

Nach Photographie gezeichnet von Maxim, wintersteil,.

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Vortrag, gehalten im bayerischen Aunstgewerbe-Verein am 23. Februar (8s)(, von Or. Georg von Mapr.

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amen in^ Ihren eigenen EnF-^ Krnnd Ursprung
Diese Empfindungen, wie sie in uns "^hat bcabü V
lidjer Veranlagung, und mit gewamg ^ Eindrücke,

tigter Belehrung und unbeabsichtigter Z Mdet haben,
weiche der Gang des Lebens bringt, ffG " .^^Fchft einmal
lassen uns keinen Zweifel darüber, daß 2 zwei

im Großen und Ganzen Aunst und freilich

verschiedeire Dinge zu betrachten sind. ^

üer Sadje weiter nach und sucht man sich diese Verschieden-
heit durch einfache Gegenüberstellung der Begriffe von
Aunst und Gewerbe klar zu machen, so findet man sofort,
daß die Begriffsfeststellung selbst recht schwer ist. wir
brauchen uns nicht zu schämen dies einzugestehcn; denn
der moderne Gesetzgeber hat dieselbe Erfahrung gemacht.
An den Begriff der Aunst hat er sich wohl überhaupt
noch nicht gemacht, aber das Gewerbe hat von Altersher
eine so bedeutende vcrwaltungsrechtliche Seite gehabt, daß
der Gesetzgeber nicht umhin konnte, eine „Gewerbe-
Grdnung" zu schaffen; aber — merkwürdigerweise
 
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