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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1891

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Heft 1/2
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Die Persische Teppichweberei
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https://doi.org/10.11588/diglit.7907#0015

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füv den europäischen Markt geeigneten großen Stücke erzeugt werden
können. Den Umfang der Tepxicherzeugung hat die erwähnte Firma
sicherlich gehoben, doch ist es sehr fraglich, ob die Beeinflußung der
Form das freie Spiel des Geschmackes i»i Muster nicht nachtheilig
beeinflußt hat. Die meisten dieser großen Teppiche werden in der
Provinz Irak, besonders in der Stadt Sultanabad, gemacht.

Die Teppichindustrie Persiens läßt sich in drei ksauptklaffen ein-
theilen, und zwar in diejenige der großen, jene der kleinen Teppiche
und jene der sogenannten Ghilims, denen noch eine vierte Klasse, die
sogenannten Nemeds oder Filztcppiche, anzureihen wäre. Die meisten
für den Fußboden bestimmten Teppiche aller Größen werden in Sultana-
bad und mehreren Distrikten von Irak erzeugt, und diese Teppiche sind
im Handel unter der Bezeichnung „Ferahan" bekannt. Sie sind fester
nn stärker als die übrigen persischen Teppiche, dauerhaft und für
größere Räume geeignet. Seit zehn Jahren werden diese Teppiche in
immer größeren Mengen ausgeführt. Große persische Teppiche, welche

Spiegelrahmen.

tlus schmorzcm tzolz mit Silbereinliigen; bosnische Arbeit.

von der gewöhnlichen rechteckigen Form abw°'ch-U' 7adrat^ard^ weil
stellung gemacht und kosten 3-4 «"MS m k P ^ unb <&„.

deren Erzeugung mit Rücksicht auf die V h

richtungen schwieriger ist. n-e-euanisic von Ker-

Außer den F-rahantepp.ch-n werden auch o S ^

manschah, Ljamadan und aus dem Distrik c von demselben

bodenbelag verwendet. Auch Teppiche aus Khoraffan ^„man-

-Zwecke, obwohl sie minder dauerhaft sind. Ebenso
teppiche das Gefüge, welches für die Abnutzung auf n^^^ganer
nothwendig ist, doch sind sie, obwohl vielleicht stärker als F >l
Zu klein und verhältnißmäßig ZN thcucr. .

Der persische Teppich par excellence ist der kleine epp -
bei den Persern viel beliebter ist. Man belegt den Fuß o en
mit Schilfmatten, auf welche zahlreiche kleine Teppiche gelegt wer . -
*>ie die Matte völlig bedecken, lharmoniren diese kleinen Tcppi in
Farbe und Muster, so wirken sie sehr gefällig und kosten dabei weniger

als ein großer Teppich.

Die verschiedenen Abarten der kleinen Teppiche sind sehr zahl-
reich. Manche Arten, so die „Turkomans"3) haben große Ähnlichkeit
im Muster, obzwar zwei gleiche Muster kaum Vorkommen. Andere
Gattungen, wie die Kerman-, Dschouschegan- und Kurdistan-Teppiche
sind in Zeichnung und Farbe von endloser Mannigfaltigkeit.

3) D'°s° sind im europäischen tz^e,

unter dem Hamen Bucharateppiche bekannt.

\

Ls darf nicht außeracht gelassen werden, daß nicht Alles, was
den Namen Teppich führt, dazu bestimmt ist, „mit Füßen getreten zu
werden", vor Allem legen die Perser daheim die Schuhe ab und
darum dauern auch die schönsten und feinsten Teppiche jahrhunderte-
lang aus; ja sie werden bei solchem Gebrauche sogar immer schöner,
andererseits aber sind zahlreiche Galtungen von persischen Teppichen
ausschließlich zur Bedeckung von Divans oder Tischchen, ferner zur
Verwendung als Portieren und wandbehänge bestimmt.

Ans dieser Bestimmung erklärt sich auch die außerordentliche
Feinheit des Gewebes, die sammtartige (Oberfläche und die sonst
kaum begründete Fransenborte an einem Ende. Manche kleine Kerman-
Teppiche sind fast so fein wie Lachemir-Shawls. Das Muster dieser
Teppiche war ehemals groß^) und hatte meist rothen, weißen oder
sonst einfarbigen Grund mit Bordüren und kleinen Dessins, welche die
allgemeine Wirkung noch mehr hervorheben. Diese Muster sind von
hohem künstlerischem werthc. kseute ist zwar in dem Gewebe dieser
Erzeugnisse kein Unterschied zu konstatiren, doch ist das Streben nach
kleineren Mustern offenkundig, die viel an Wirkung verlieren, wenn
sie nicht ganz in der Nähe betrachtet werden. Allerdings sind diese
Muster in Europa und Amerika beliebter.

Die früher in der persischen Teppichweberei verwendeten Farben
waren unvergänglich, Hundert Jahre alte Teppiche zeigen keinerlei
Mangel an Farbenfrische, sondern eher weiche Töne, wie alte Del-
gemälde. Die Einführung von Anilinfarben drohte seinerzeit die
persische Teppichindustrie zu vernichten, doch wird nunmehr das seither
erlassene Gesetz, welches die Verwendung von Anilinfarben verbietet,
ziemlich strenge gehandhabt. Die Turkoman-Tepxiche, welche in Bezug
auf Gewebe und Schönheit der Muster unerreicht dastche», werden
leider nicht im Bereiche der persischen Regierung, sondern jenseits der
Grenze hergestellt und die Turkmenen sind sehr geneigt, Anilinfarben
zu verwenden, da Roth die Hauptfarbe ihrer Erzeugnisse bildet. Es
ist dies außerordentlich beklagenswerth. Der Betrug — es kann der
Vorgang in Bezug auf feine Teppiche kauin anders bezeichnet werden —
läßt sich, wenn man seinen Augen nicht traut, sehr leicht mittelst eines
nassen Tuches entdecken, wenn man mit diesem den Teppich reibt.

Eine Art von Teppichen, die in Bezug auf das Gewebe aus-
schließlich persisch ist, sind die sogenannten „Ghilims", welche eher ge-
wirkt als gewebt zu nennen sind. Das Muster ist auf beiden Seiten
gleich, so daß der Teppich auf beiden Seiten gebraucht werden kann.
Die meisten dieser Teppiche werden in Kurdistan erzeugt. Die Farben
sind kräftig und leuchtend, die Muster oft von wunderbarer Schönheit.
Das leichte Gewicht und die Geschmeidigkeit dieser Teppiche macht
dieselben besonders für Portiärcn, Tisch- und Divandeckc» geeignet und
leicht transportirbar. Ls gehen daher auch große Mengen davon
nach Europa. Für Portieren sind die Ghilims von Schuschter vor-
zuziehen, welche im vergleich zu ihrer Schönheit sehr billig sind. Die
Ghilims von Geruß eignen sich als Vorhänge, jene von Loristan und
Zerend (bei Teheran) sind als eigentliche Teppiche verwendbar während
jene von Kermanschah in Griginalität und Schönheit der Muster alle
anderen übertreffen.

Die Nemed's oder Filztepxiche verdienen, wenngleich sie eigentlich
kein Gewebe sind, doch eine Erwähnung. Sie werden in der weise
hergestellt, daß man entweder einen Rahmen auf den Boden legt,
dessen Tiefe der beabsichtigten Dicke des Teppichs entspricht, oder
indem man im Erdboden eine entsprechende Vertiefung gräbt. In
den leeren Raum werden die Haare geschüttet und mit hämmern so
lange geklopft, bis die verfilzten Haare die im ausgegrabenen Raume
oder im Rahmen vorgezeichnete Form annehmen. In die (Oberseite
werden bunte Fäden hineingeklopft, die ein bestimmtes Muster ergeben.
Diese Teppiche zeichnen sich durch ihre außergewöhnliche Weichheit aus.
und sind für Schlafzimmer von unvergleichlichem Komfort.

Selbstverständlich gibt es auch hier Qualitätsunterschiede, doch
sind die theuersten Nemed's immer noch billiger als die gewebten
Teppiche. Ihr großes Gewicht und ihr Uinfang sind ein Hinderniß
für die Ausfuhr. Die besten werden in Ispahan, die dicksten in
Hezd erzeugt. Sie können in jeder Größe sogar in einem Stück zum
Belag eines ganzen Zimmers gemacht werden und der Berichterstatter
sah ein Stück von 75 Fuß Länge und 40 Fuß Breite.

4) So sind die in den alten Seffevidenpalästen von Ispahan aufbewahrten Reste
alter Teppiche riesiger Dimensionen sämmtlich großmustrig.

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