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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1891

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Heft 1/2
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M., F. von: Paul Sayer
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https://doi.org/10.11588/diglit.7907#0017

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führen, der sie geschaffen. — Der Grund liegt nahe, was Anregung, Freude
oder Begeisterung auch auf Andere überträgt, das geht vom ganzen
Menschen aus, während sichtbar dem Auge nur erhalten bleibt, was
im Kampf mit äußeren Verhältnissen unter erschwerten Umständen
und gar oft ohne Befriedigung für den Schöpfer selbst entstanden ist.

So war es auch ein eigenartig Stückchen Poesie, das in dem
Künstler sich verkörpert fand, der voll Bescheidenheit doch so viel theil>
nahmsvollcs Interesse auf sich zog, so vieler Freund und Liebling wurde.

von seiner ersten Jugendzeit hatte er das einfache natürliche
Wesen sich erhalten. Jedem äußeren Formenwesen herzlich feind, war

Relief vom Altar in Sewen (Elsaß).

Entworfen und in Holz geschnitzt von f p. Sayer.

sein Umgang allen lieb, weil das, was a ^u.^,;ker Paul" könnt
tiefstem Inneren kam. So herzlich wie unser " in Hotte

sonst niemand lachen, und führte ihn eine f ^ meithit» rvlderhallb
tyrtiiätt Natur, so jauchzte er hinaus, daß cs ^ Anlaß

3n Gebärde, Mienenspiel und Wort druckte s N aderen mit au

friedigung und Freude so lebendig aus, daß er die a e

ihrem Gleichmuth riß und selbst erst zuin Bewußtsein ' «ünste
brachte. Unter dieser äußeren, jeden Eindruck wahr un
widerspiegelnden Hülle lag der Schatz verborgen, aus dem ^

schöpfte: Ein wahrhaft kindlich frommes, vornehmes cmu
seinen von innerster Ueber.

Zeugung getragenen Anschauungen selbst vc

Andersdenkenden geachtet, ging er den einfachen geraden weg, den
die Mutter ihn gelehrt. Ausweichend dem Dberflächlichen und gar
Gemeinen fand er Genuß an allem, was ihm edel schien in Wissen-
schaft und Kunst. Mit wahrer Andacht lauschte er den Tönen Beethoven'-
scher Musik und fehlte nie, wo Mozart's, Bach's oder anderer ernster
Meister werke dem Ghr vornehme Freude boten.

In den paar alten Schränken, die sein an sich schon kleines
Zimmer noch mehr beengten, hatte er einen Bücherschatz gesammelt,
darein er sich in langen Stunden der Einsamkeit vertiefte. Was aber
gar Schönes in alter wie in neuer Zeit die bildende Kunst geschaffen,
das blieb für ihn eine (Quelle stillen unerschöpflichen Genusses. Ein
 
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