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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1891

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Heft 5/6
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Melani, Alfredo: Die Sammlung Carrand im Museo nazionale zu Florenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.7907#0043

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Trcppenspindcl aus dem Natioual-Museum, Müncheiu

In Eichenholz geschnitzt theilweise durchbrochen. — Gezeichnet von B. wenig.

lerischen oder dekorativen Standpunkt ausgeht.

Hier verflicht sich Foppa mit Fier Giacomo Ilario,

Moderno mit Briosco, Melioli mit Mondello;
wenn mait dekorativere Bronzen sehen will, so
sindet inan u. A. in den Landelabern der Samm-
lung vortreffliche Arbeiten des \b. Jahrhunderts,
welche jedes Lobes hinsichtlich der Liselierarbeit
würdig sind.

Und die Emails? Die Sammlung Larrand
besitzt alle Gattungen Schmelz, von dem byzan-
tinischen Zellenschmelz an bis zu dem Gruben-
und Relief-Schmelz (taille d'ipargne oder en basse
taille). Besonders beachtenswcrth ist ein Pastorale,
welches lange Zeit hindurch den ältesten Erzeugnissen
der Werkstätten zu Limoges beigezählt und dem
(0. Jahrhundert zugewiesen worden; wenn iiadj
unfern heutigen Kenntnissen dasselbe and) kaum
vor dem {2. Jahrhundert angenommen werden
darf, so gehört es nichtdestoweniger unter den
mittelalterlichen Schmclzarbciteu zu den werth-
vollsten. Um den zugemessenen Raum nicht zu
überschreiten, muß id) darauf verzichten, die
transluciden Emails und die Limousiner Schmelz-
malereien, von welchen sehr bedeutende Proben
vorhanden sind, näher zu beschreiben; doch machte
ich mich einer groben Nachlässigkeit schuldig,
wenn ich nicht einer herrlichen, R." (Pierre
Reymond) bezeichnetcn Schale gedächte, aus welcher
eine Weinlese dargestellt ist mit Medaillons,

Sphinxen, Arabesken, in dem eleganten Geschmack
der französischen Renaissance.

Unter dem Kirchen schmuck ragen —
abgesehen von den Werken der kirchlichen Gold
schmiedekunst — besonders die Stoffe hervor;
dieselben bilden nach Zahl und Bedeutung einen
ganz bedeutsamen Theil der Sammlung Larrand.

Ich übergehe die zahlreichen Stoffe der Renaissance-
Zeit — worunter einige ganz prachtvolle — da
fte verhältnißmäßig häufig sind; um so mehr
bietet eine Zusammenstellung mittelalterlicher
Stoffe Veranlassung zu eingehenden Studien: es
sind seltene Stoffe, gemäß der Stilperiode mit
allerlei Thierfiguren geschmückt. Aber die Samm-
lung Larrand ist in diesem Gebiet zu reich, um
bei einmaligem Besuch eine vollkommene Vor-
stellung von diesem Reichthum zu geben.

von kirchlichen Goldschmiedearbciten

ist bemerkenswerth ein emaillirtes Kreuz in vergoldetem Silber, jedenfalls
von der Hand eines bedeutenden Meisters des lö. Jahrhunderts; der
gleichen Zeit oder vielleicht eher dem folgenden Jahrhundert gehöit ein
sehr eleganter Leuchter von schlanker Gestalt an, dessen Lomposition von
anmuthiger Einfachheit und ein bewundcrnswerthes Beispiel von Feinheit
und Geschmack ist. Man weiß, daß dieser Leuchter jener bemerkenswcrthen
Goldschmiedeschule aus den Marken') angehört, über welche in den
letzten Monaten mancherlei geschrieben wurde. Dieser Leuchter tragt
die Jahreszahl ;5S2; seiner Gestalt tiad) scheint er aber älter zu sei».
— Im Anschluß an die kirchliche mag die profane Goldschmiede-
kunst besprochen werden. In derselben habe ich indessen Nichts ge-
funden, was mir einen tiefen Eindruck gemacht hätte. Damit soll
nicht gesagt sein, daß dieser Theil der Sammlung Larrand unbe-
deutend sei; ich erwähne z. B. zwei vergoldete Bronzen, zwei vene-
tianische Nachtlichter mit oricntalisirenden Ornamenten aus dem
iS- Jahrhundert, welche mir wahrscheinlich inehr Eindruck gemacht
hätten, wenn ich sie nicht nach einer solchen Fülle von Seltenheiten
gesehen hätte. Dieser Gruppe hat E)r. Rossi passend eine schöne und
große Reihe von Tischmesscrn angereiht, deren Hefte geschmückt sind
mit Emails, Gravierungen re.; sie wären es werth, mit Aufmerk-
samkeit studirt zu werden. Bei einem großen Theil derselben herrscht

>1 Die Marke» (le marche) bezeichnen jene Provinz Italiens, deren tzauxtftadr
Ancona ist, die Goldschmiedeschule, welche hier bestand, bereicherte Italien mit präch-
tigen hochgeschätzten Werken ihrer Aunst.

die Renaissance, theils die italienische, thcils (überwiegend) die fran-
jöfifdje oder die deutsche; die letztern zeichnen sich besonders aus durch
die vergoldeten und geätzten Klingen. Zwei oder drei derselben tragen
den Namen des Künstlers: „Andreas Möller f.\ — Heber die Iu-
welirarbeiten, welche zwar nicht zahlreich sind, ließe sich gleich,
wohl viel sagen; es genügt indeß zu wissen, daß Larrand dieser
Gruppe seine besondere Sorgfalt zugewendet hat und daß dieselbe also
ausgesucht schöne Beispiele enthält. Dazu gehören nicht wenige zum
Theil sehr originelle Ringe; in diesem Punkt ist die Sammlung selbst
jener von Spitzer überlegen.') Das kostbarste Stück dieser Gruppe
ist ein goldenes Ohrgehänge, welches von einigen Kennern dem
S. Jahrhundert zngeschrieben wird; auch ich stimme dieser Ansicht bei.

Ids unterlasse cs, mich bei den lvaffen aufzuhalteu, welche
inmitten solchen Reichthums einen vernachlässigten Theil der Samm-
lung Larrand ausinachcn, — ich übergehe auch die Gläser, welche
weder an Zahl hcrvorragen, noch von künstlerischem oder historischem
lverth sind. Nicht ganz das Gleiche läßt sich von den Majoliken
sagen; diese obgleich nicht zahlreiche Gruppe besitzt doch einige her-
vorragende Stücke aus den italienischen Fabriken von Pesaro, Dcruta,
Faenza re. Unbedeutend sind in der Sammlung ferner die Fayencen
fremder Herkunft, ebenso die Arbeiten in Holz — eine derselben, ein
Kniescheniel Ludwigs XV. wurde zurückgewicsen.

I) vgl. Iahrg. ^890 S. 77 ff., die Sammlung Spitzer.
 
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