Raphael und Bramante vor; in der plastischen Dekoration
sind als Vorläufer dieser Richtung bereits Rovszzano,
Antonio da S. Gallo, Simone ZlTosca und andere zu be-
trachten.
Unter Michelangelo's und seiner Nachahmer Ginfluß
gelangt dieser neue Stil der dekorativen Plastik zum vollen
Durchbruch. Gr ist es auch, der zuerst die architektonischen
(Ordnungen willkür-
lich dekorativ verwen-
det und umgestaltet
und insbesondere die
Volute, denSchnörkel,
sowie die stark ausge-
bauchten Profile mit
Vorliebe gebraucht.
In der Fontainen-
sculptur speziell kom-
men jetzt, neben der
ganzen zahlreichen
Sippe der antiken
Wassergottheiten, (die
noch vermehrt wird
durch neu gebildete
Personifikationen und
Allegorien von italie-
nischen Flüssen, Städ-
ten, Bergen, von Seg-
nungen des Wassers,
der jeweiligen Regier-
ungen und Fürsten),
der ganze Troß von
Seethieren und Un-
geheuern, Delphinen,
Seepferden, Tritonen
u.f.f.chowohlinhoch-
relies, wie als Frei-
figuren, zur Belebung
aller Theile der Fon- ,
taine in Verwendung.
Zugleich werden die
architektonischen
Theile in schwung-
vollen , energischen
Linien und Blassen,
wiewohl noch streng
symmetrisch, als halt
und Grundlage des
lebhaften Figurenge-
wimmels entsprechend
ausgebildet.
Der größere Auf-
herkules-Fontaine in der Villa Castells bei Florenz; von Nicolo Tribolo.
Nach Photographie gezeichnet von <£. Scicf.
Rom suchten die Päpste ihrem durch die Befestigung der
weltlichen Herrschaft gesteigerten Machtgefühl Ausdruck zu
geben, in Genua und Venedig fanden die herrschenden Pa-
trizierfamilien in ihren angehäuften Reichthümern die Mittel,
mit den Fürstenhöfen an Pracht zu wetteifern.
Giner der ersten unter den florentinischen Bildhauern,
welche in der Fontainensculptur diesem neuen Zeitgeschmack
huldigten, ist der schon
genannte Nicolo
Tribolo, einer der
bevorzugten Dekora-
teure Tosimos I., der
für denselben eine An-
zahl riesiger Festappa-
rate für Familienfeste
des Herrscherhauses,
sowie für den Em-
pfang fürstlicher Gä-
ste*) entwarf. Daß
er für denselben Mo-
narchen die herrliche
Gartenanlage der
Villa Tastello aus-
führte, erwähnten wir
schon. Für die näm-
liche Villa führte er,
außer der schon ge-
nannten Fontaine,
welche noch mehr der
vergangenen Aunst-
periode angehört, noch
eine ganze Reihe an-
derer, in Verbindung
mit großartigen
Wasserkünsten aus, in
denen bereits der neue
Stil zu Tage tritt. —
hierunter sind beson-
ders zwei große Fon-
tainen von ungemein
schlankem, elegantem
Aufbau und mit rei-
chem Schmuck figur-
irter und dekorativer
Plastik in Marmor
und Bronce hervor-
zuheben, welche in den
Hauptgliederungen
sich der älteren Fon-
taine des Tribolo noch
anschließen, jedoch die-
wand an figuraler Plastik für die Fontainen ging Hand in
Hand mit einer Steigerung ihrer Gesammtgrößenverhältnisse,
und diese künstlerische und materielle Erhöhung der Wirkungs-
mittel war wieder nur ein Ausdruck der Zeitumstände und
Aulturverhältnisse im Allgenreinen, wie sie sich inr verlaufe
des j6. Jahrhunderts in Italien ausgebildet hatten. Die
gediegene Einfachheit des florentinischen Bürgerthums war
von der Prachtliebe des medizäischen Hofes verdrängt worden,
in Neapel und Mailand herrschte spanische Grandezza,
m
selben bedeutend bereichert und erweitert und in ganz anderen
Ginzelfornren durchgeführt zeigen; die eine derselben ist neben-
stehend abgebildet.**)
*) Insbesondere für die vermählungsfeier des Alessandro de
Medici mit Margarethe von Gesterreich, sowie für den Einzug Karls V.
in Florenz ({556).
**) Beide Fontainen erheben sich aus achtseitigen, niedrigen Mar-
morbassins auf achtseitigem Sockel, hierüber zeigt die eine Fontaine
auf kräftig ausladender, kreisrunder Deckplatte vier auf Delphinen
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