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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1891

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Heft 7/8
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Semper, Hans: Ueber Monumentalbrunnen und Fontainen, [2]: stilgeschichtlicher Ueberblick bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.7907#0049

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■h ^5 H-

21Tü diesen Fontainen, welche in den letzten Lebens-
jahren Tribolo's, vor (550, entstanden, legte er den Grund
zu einer ganz neuen Richtung dieses Zweiges dekorativer
Plastik, welche lang fortdauerte und sich weit verbreitete,
sowie die großartigsten Werke in's Leben rief.

Zhm zunächst ist es der Florentiner Bartolommeo
Ammanati (\ö\\—(592), gleichfalls wie Tribolo ein
Schüler Zacopo Sansovino's, doch ebenfalls hauptsächlich
von Michel-Angelo's Geist beeinflußt, welcher zur Aus-
bildung dieses neuen Fou-
tainenstiles beitrug, Sein
berühmtestes Werk dieser
Gattung ist die große Nep-
tuns-Fontaine auf der
Piazza della Signoria zu
Florenz, welche er um (57 (
ausführte. Zn dieser ist die
inythologische Figuren-
plastik, welche dieser
neuen Richtung eigen
ist, schon völlig zur perr-
schaft gelangt und macht sich
in äußerst kräftigen Formen
und kühnen Bewegungen
geltend. Ebenso ist die Ber-
einigung von Bronce
u n d M a r m o r, welche
schon Tribolo liebte, hier
mit vermehrter Be-
tonung des ersteren
Materials durchgeführt,
was gleichfalls eine dau-
ernde Eigcnthümlich-
keit dieser toskanischen

Spätrenaissauce-Richt-

ung in der Fontainen-
kunst bleibt.

Diese bekannte Fontaine
mit ihren triefenden Figuren
und dem mächtigen Schwall
von Wasserstrahlen, den die
Mittelgruppe kranzförmig
emporsendet, ist von groß-
artiger Wirkung, wenn auch
an den etwas schweren For-
men der Pauptstatue Man-
ches auszusetzen wäre.

Tine noch mehr im Geist
^es tribolo gehaltene hoch-
^^^gant^ Fontaine, welche über einem achtseitigen, mit Kinder-

welche mit erhobenen Armen eine elegante, krater-
plitten nü'l ""^ladende Vase, mit einem Fries von Festons tragenden
mornes Rand, stützen. Daraus wächst ein schlankes, mar-

pilastern, s’mP‘>r, das mit widderköpfen, hermenartigen

ceUtnifdjer Feink,"^ sitzen, Masken, Guirlanden u. dergl. von

Spätrenaissancestil>,b^'"ückt ’ß' worin sich der michelangeleske

Löwenköpfe und kan"^ charakteristisch äußert. Zn oberst tragen
verzierten! Sockel die^c" ° ?utten ein jdilzdach, über dein auf reich-
auswindenden, Florenti/s?','^ ^ronzefigur der, ihr triefendes ljaar
flüffe des Arnothales). m ^ K i'”*1 ^"fP'dung auf die zahlreichen Zu-
l0j ^cr schon willkürlich gebildeten Formen

Neptunsbrunnen in Bologna; von Giovanni da Bologna.

Nach Photographie gezeichnet von e. Sack.

gruppen und Muscheln verzierten Bassin einen zierlichen, niit
Tritoneit und Eirenen geschitiückten Ausbau von zwei Schalen
übereinander zeigt, führte derselbe Ammanati um (565 auf
einer Terrasse über dem l)of der von ihm erbauten Rück-
seite des Palastes pitti aus. Bon dieser Terrasse fließt
das Wasser in eine im l)of darunter gelegene, nicht minder
schöne Fontäne ab.*)

Ein anderer Schüler des Michel-Angelo, Raffaels
da Montelupi, schuf im Zahre (55H eine Fontaine für

den Kardinal Bernardo Tle-
sio int Trientiner Schloß,
wovon nur noch Bruchtheile
vorhanden, sowie (538 eine
Fontaine in der Billa des
Batican für Paul III.

Einer der hervorragend-
sten und einflußreichsten
Fontainen - Bildhauer, der
aus dieser florentinischen
Schule hervorging und deren
plastische Richtung ent-
schieden betonte, war der
Belgier Giovanni da
Bologna ((52*(— 99),
von welchem die großartige,
architektonisch einfach, aber
plastisch imposante Nep-
tuns-Fontaine im Giar-
dino Boboli, mit Neptun
oben, an den Seiten Nil,
Donau, Ganges und Eu-
phrat über einer mächtigen
Porphyrschale (Abbildung
S. <((); ferner die gigan-
tische, aus Stein und Tuff
gemauerte Statue des lagern-
den Appenin (cigentlich Zu-
piter Pluvius) in Billa pra-
tolino bei Florenz, aus dessen
Arne und Bart Wasser in
einen vorliegenden Teich
fließt, endlich die Bronce-
siguren an der schönen Fon-
taine in Bologna herrühren,
deren Architektur zwar von
Tominaso Laurenti
(doch höchst wahrscheinlich
nach Angaben Giovanni
Bolognas) stammt, währ-
end die Marmor-Drnamentik von Antonio Lupi ist ((56^).

und Motive an dieser Fontaine erinnert die Zartheit ihrer Durchführ-
ung noch an den edelsten ksochrennaissancestil. — Schon kräftiger ist
das plastische Detail der zweiten Fontaine von Tribolo, gekrönt von der
Marmorgruxpe des Herkules und Autaeus, von Ammanati, und mit
sitzenden Bronzekindern von pierino da Vinci auf der Schale; deren
nähere Schilderung erspart uns beistehende Abbildung. Ueber Tribolos
Garten- und Fontainenkunst siehe auch noch: ^.nguillesi, Notizie storiche
dei palazzi e ville appartenend alla I. e R. Corona di Toscana. Pisa 1815.

*) Ueber Ammanati siehe Register zu Vasari, ed. Sansoni, sowie
Baldinucci, Notizie dei professori del disegno etc. per cura die Ranalli
II. p. 334 f. Firenze 1847.

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