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Zeitschrift des Bayerischen Kunstgewerbe-Vereins zu München: Monatshefte für d. gesammte dekorative Kunst — 1891

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Heft 7/8
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Heft 9/10
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Semper, Hans: Ueber Monumentalbrunnen und Fontainen, [3]: stilgeschichtlicher Ueberblick bis zum Ende des 18. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.7907#0062

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Aus derselben Zeit dürfte eine Fontaine irn Belvedere
des Vatican stammen, wo jedoch die allzukräftige Sockelform
des Fußes das Ganze schwer erscheinen läßt. Die Greifen
am Sockel weisen auf Paul V. Zeit (s60ö—(62s) hin, dem
wohl auch die elegante Aelchfontaine von Piazza del popolo
ihre Entstehung verdankt.*)

kowLvL de! Tritone in Rom, von Bernint.

Reicheren plastischen Schmuck zeigt die schöne Schild-
krötenfontaine auf Piazza Mattei, welche noch int (6. Jahr-
hundert von Giacomo della Porta entworfen ward und von
Landini ihren Figurenschmuck erhielt. Sie zeigt vier schöne,
broncene Jünglinge, welche den einen Fuß hoch entporheben
und auf Delphine setzen, die Wasser in runde Muscheln

*) (Eine mit sehr phantastischen Zuthaten geschmückte Aelch-
fontaine steht vor einem Eingang des Palastes Montegiordano der
Leerzüge von Bracciano, wo über zwei Wannen auf schlanken Füßen
sich zwei Reiche über einander erheben, die vierfach ausgerundet sind
und von deren Rändern geschweifte Akanthusschnörkel sich frei herab-
senken, deren Blätter als kleine Becken ausgehöhlt sind, von denen
aus einem in das andere cascadenförmig Wasser abfließt. Zu oberst
speit eine Blattstaude einen senkrechten Strahl empor. Zwei wappen-
haltende Bären stehen seitlich auf den Portalpfeilern und speien eben-
falls Wasser in die Fontaine.

speien, während die Jünglinge zugleich Schildkröten noch
oben halten und damit den Rand des oberen Beckens be-
rühren, welches zwischen ihnen sich auf einem eleganten
Ballusterfuß erhebt. Ihr einigermassen verwandt durch die
Verwendung von vier nackten Zünglingsgestalten ist die
schöne Fontaine der Villa Lante, die von Vignola, dem Er-
bauer dieser Villa, herrühren dürfte. Die Jünglinge stehen
inmitten des unteren Bassins auf einem achtseitigen Sockel
und tragen die Bergpyramide mit dem Stern darüber, das
Emblem Sixtus V. Zwischen den Jünglingen stehen noch
wasserspeiende Löwen. Auch hier, wie in einer zweiten
Fontaine des Giacomo della Porta, der Tritonenfontaine
auf Piazza Ravona, herrscht die figurale Plastik durchaus vor.

Dasselbe gilt von der Tritonenfontaine des Bernini
auf Piazza Barberini, die sich trotz ihrer Figurenfülle durch
stilvolle Klarheit der Tomposition auszeichnet, was Berninis
Schöpfungen nicht durchwegs nachgerühmt werden kann.
Vier prächtige Delphine tragen mit ihren Schwänzen eine
aufgeklappte Muschel, auf bereit inneren Rändern ein zwei-
schwänziger, kräftiger Triton reitet und übermüthig das
Wasser aus einer Muschel in die Höhe bläst. (Abbildung
nebenstehend.) Aehnlich behandelte int Jahre (7(SBizac-
cheri die schöne Tritonenfontaine auf der Piazza della
bocoa della veritä zu Rom.

Zn der Mehrzahl der Fontainen Bernini's überwuchert
dagegen, feincnt sonstigen Sculpturstil entsprechend, das pla-
stische, naturalistische und barocke Element fast allzusehr.
Unter den freistehenden Fontainen, welche am bezeichnendsten
hiefür sind, heben wir die Fontaine der sog. »Barcaccia«
auf Piazza di Spagna, sowie die große Vbeliskenfontaine
auf Piazza Navona hervor. Erstere zeigt als Hauptmotiv
inmitten eines sehr niedrigen Bassins ein ebenfalls niedriges,
in den Fornten barock geschweiftes Schiff, in dessen Mitte
aus einein niederen pilzförmigen Aufsatze ein dicker, jedoch
nicht hoher Wasserstrahl springt und das Schiff überschwemmt.
Noch barocker, jedoch von großartiger Wirkung ist seine
Fontaine auf Piazza Ravoua. Znmitten des Bassins thürmt
sich ein mächtiger Felsenbau auf, aus dessen Höhlen Löwen,
Pferde, Schlangen Hervorkommen, während auf dem Gestein
in bewegten Stellungen vier mächtige Flußgötter lagern und
in der Mitte ein gewaltiger, altägyptischer Obelisk emporragt.

Diese Obeliskeitfontainen waren in Rom, wo ttoch aus
dcnt Alterthume eine Reihe herrlicher (Obelisken vorhaitden
waren, zum Theil erst ausgegraben wurden, sehr beliebt;
solche finden sich noch auf Piazza del popolo, mit vier
wasserspeienden Löwen ringsheruni; sowie int kleinen Maß-
stab im Kloster 3. Agostino wieder mit vier Löwen.

Aeußerst barock-naturalistisch ist sodann die Fontaine
auf 3. Pietro in Montorio, aus der Zeit Pauls V., wo
aus einem achteckigen Bassin sich ein Thurm erhebt, mit
vier Portalen, in welchen wasserspeiende Löwen liegen;
während eine Krone ihn als Zinnenkranz umgiebt. Auf
dessen Plattform stehen drei kleinere wasserspeiende Thürme,
sowie in der Mitte ein Felsen, auf dent ein Adler sitzt, der
eine kleine Springbrunnenschale trägt. (Schluß folgt.)
 
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