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lichsten hatten verwerthen können; man begnügte sich
fortan lange Zeit mit langweiligen, nüchternen Nutz-
brunnen oder glaubte einer Fontaine nur durch eine gewalt-
same Verquickung mit dem Denkmal für einen großen
Mann monumentale Bedeutung geben zu können. Nur
in Frankreich erstarb nie ganz das Gefühl für den felb-
ftändigen Werth dieser Aunstgaltung, welches in Deutsch-
land, erst seit wenigen Jahrzehnten, wieder erwacht ist,
aber vielfach noch ziemlich unklar und rathlos herumtappt.
Versuchen wir nun, aus Grund unserer Ausführ-
ungen, die Grundelemente und Haupttypen, sowie die
bevorzugten und geeignetsten Dekorationsnwtive der Fon-
taine, wie sie im Laufe der Jahrhunderte sich ergaben,
noch einmal, kurz zusammenfassend, hervorzuheben und
dadurch zugleich auch den stilistischen Aon,Positionsgesetzen
der Fontaine näher zu treten.
wir sehen hiebei von Listernen und Ziehbrunnen
vollständig ab, da dieselben vermöge der Art ihrer
Wasserversorgung und Benützung und in Folge dessen auch
in ihrer monumentalen Entwicklung nichts nüt den Brunnen
mit siießendem und springendem Wasser zu thun haben,
denen unsere Darstellung gewidmet ist.
zunächst sind als zwei große Hauptgruppen die
Wandbrunnen, und die freistehenden Brunnen zu
unterscheiden. Erstere lassen in den meisten Fällen das
Wasser aus verzierten wand- oder Maueröffnungen in
einen darunter befindlichen Trog fallen, doch kommen auch
Ausnahmen vor, wie wir an der Wandfontaine vom
Palast Merode in Rom sahen. Die Wandbrunnen, mei-
stens architektonisch in Nischen oder naturalistisch von
Felsgrotten eingefaßt, waren in Griechenland sehr beliebt;
ebenso in der Renaissance, zumal in Rom, wie wir sahen.
Fast ausschließlich wurde der Wandbrunnen, aus nahe-
liegenden Gründen, für das Innere des Hauses, so z. B.
in der deutschen Renaissance-Wohnstube, in der Aüche,
sowie in der Sakristei verwendet. Ts ist bekannt, welch
reizende Lösungen besonders die Sakristeibrunnen der
Renaissance in Italien erfuhren.
Der freistehende Brunnen kann zunächst, als
Gießbrunnen, das Wasser ans Röhren bloß nach ab-
wärts in einen Trog stießen lassen; dieser Art sind fast
durchwegs die bloßen Nutzbrunnen in den deutschen
Dörfern, sowie häufig auch die einfacheren, städtischen
Aunstbrunnen Deutschlands, für welche das aus einem
hohlen Balken hergestellte Brunnenrohr des Dorfbrunnens,
nüt einer Heiligenfigur darauf, auch bei kunstreichen Aus-
führungen in Stein und Metall, das Vorbild lieferte. —
®cr nächste Schritt, einen solchen Gießbrunnen reicher zu
Anstalten, war eine symmetrisch concentrische An-
^3e desselben mit einem ringsherumgehenden Trog und
^hreren strahlenförmig vertheilten Abflußröhren. Dieser
* find die meisten gothischen Brunnen.
concentrische Grundriß ist nun aber auch die
5ie , , ^orm des eigentlichen Springbrunnens, der
Brunn^^ wichtigste Hauptart der freistehenden Hoch-
Rejz karftcllt und zu monumentalen, den lebendigen
geeignet^ -5^a^ers verwerthenden Anlagen ganz besonders
nothwendi- ®er senkrecht emporsteigcnde Strahl führt
^ er .erweise zu einem centralen Grundriß,
"le ^hrechte Axe bildet, um die herum die
Wassermassen, einen, Blumenstrauß vergleichbar, nach
allen Seiten herabfallen und also auch eine gleich-
mäßige radiale Vertheilung der vorspringenden Glieder
des Aufbaues oder aber eine kreisförmige oder viel-
eckige Grundform desselben verlangen. Der einfachste
Springbrunnen ist ein Teich oder Bassin, aus dessen Mitte
ein Rohr das Wasser emporsendet, damit es wieder zurück-
fällt, und welches, behufs der Fassung des Wassers und
zur Sicherheit, mit einer Brüstung umgeben wird, aus
der sich zugleich das erste inonumentale Motiv crgiebt.
Der nächste Schritt, die Aunstforn, reicher zu gestal-
ten, wenn inan sich nicht begnügt, die Mitte des Bassins
durch eine wasserspeiende Sculpturgruppe zu belebe», wie
an der Neptunsfontaine des Ammanati zu Florenz, geht
von der Wahrnehmung aus, daß ein wesentlicher Reiz des
aufsteigenden Wassers auch in dem plätschernden Geräusch
und Wellenspiel seines Zurückfallens in das Wasserbecken
besteht.
Tine Steigerung dieses Motivs kaim bei einem ge-
gebenen Wasserstrahl aber nur durch eine Theilung und
Wiederholung seines Niederfalles geschehen. Diese läßt sich
am besten dadurch erzielen, daß über das untere Bassin
an, Boden ein zweites Becken gestellt wird, welches zunächst
die niederfalleuden Wassermassen empfängt, uni sie dann
ins untere Becken herabfallen zu lassen. Damit das
Wasser jedoch nicht über den Rand des unteren Bassins
fällt, muß das obere Becken einen geringeren Durchmesser
besitzen, als das untere, wodurch zugleich die für central
angelegte Monumente nothwendige Verjüngung nach Oben
erreicht wird.
Die. Absonderung des oberen Beckens von, unteren
kann nun entweder durch eine höhere Ausmauerung des
zweiten, inneren Beckens von, Grunde des untersten Bassins
aus geschehen, wie dieß uns die Fontaine des Neptun
von Montorsoli in, Garten des Palastes Doria zu Genua,
sowie die Fontaine der Latona zu Versailles und deren
Nachahmung vor dem Schlöffe von Herrenchiemsee zeigt,
oder das obere Becken wird auf einen, mehr oder
weniger fchlanken Stiel oder Stand frei emporragend von,
unteren isolirt, in welchem Falle es an eine Vase ge-
mahnt, aus welcher wie ein Blumenstrauß das Wasser
emporspringt. Oft wird in der Th.it in solchem Falle
über die Schale noch ein blumenstraußartiger Aufsatz ge-
stellt, aus welchem die Wasserstrahlen wie Binsenhalme
emporschießen, wie wir es z. B. an der Fontaine von
Piazza Scossacavalli zu Ron, sahen. Oder cs wird über
das Becken eii, pilz- oder schirmartiger Aufsatz gestellt, auf
welchen, das Wasser erst aufplätschert und kranzartig
davon hinabströnrend in die obere Schale fällt, uni von
dieser wieder in das untere Bassin abzulaufen. Diese natur-
gemäß sich ergebende und darum schöne Forn, zeiget, z. B.
die Fontainen von, Petersplatz*). Aber auch eine Statue
bildet an solchen Fontainen einen schönen Abschluß.
Sowohl bei der ersterwähnten, terassenförmig auf-
gebauten Fontaine, wie bei der Letzteren, kelch- oder can-
tharusartigen, wird durch eine Wiederholung derselben
Motive in stets sich verjüngender Gestalt, nicht bloß das Spiel
des Wassers, sondern auch die Schönheit der pyramidalen •*)
•*) Auch die Fontainen auf dem Universitätsplatz zu München
zeigen diese Ausbildung.
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lichsten hatten verwerthen können; man begnügte sich
fortan lange Zeit mit langweiligen, nüchternen Nutz-
brunnen oder glaubte einer Fontaine nur durch eine gewalt-
same Verquickung mit dem Denkmal für einen großen
Mann monumentale Bedeutung geben zu können. Nur
in Frankreich erstarb nie ganz das Gefühl für den felb-
ftändigen Werth dieser Aunstgaltung, welches in Deutsch-
land, erst seit wenigen Jahrzehnten, wieder erwacht ist,
aber vielfach noch ziemlich unklar und rathlos herumtappt.
Versuchen wir nun, aus Grund unserer Ausführ-
ungen, die Grundelemente und Haupttypen, sowie die
bevorzugten und geeignetsten Dekorationsnwtive der Fon-
taine, wie sie im Laufe der Jahrhunderte sich ergaben,
noch einmal, kurz zusammenfassend, hervorzuheben und
dadurch zugleich auch den stilistischen Aon,Positionsgesetzen
der Fontaine näher zu treten.
wir sehen hiebei von Listernen und Ziehbrunnen
vollständig ab, da dieselben vermöge der Art ihrer
Wasserversorgung und Benützung und in Folge dessen auch
in ihrer monumentalen Entwicklung nichts nüt den Brunnen
mit siießendem und springendem Wasser zu thun haben,
denen unsere Darstellung gewidmet ist.
zunächst sind als zwei große Hauptgruppen die
Wandbrunnen, und die freistehenden Brunnen zu
unterscheiden. Erstere lassen in den meisten Fällen das
Wasser aus verzierten wand- oder Maueröffnungen in
einen darunter befindlichen Trog fallen, doch kommen auch
Ausnahmen vor, wie wir an der Wandfontaine vom
Palast Merode in Rom sahen. Die Wandbrunnen, mei-
stens architektonisch in Nischen oder naturalistisch von
Felsgrotten eingefaßt, waren in Griechenland sehr beliebt;
ebenso in der Renaissance, zumal in Rom, wie wir sahen.
Fast ausschließlich wurde der Wandbrunnen, aus nahe-
liegenden Gründen, für das Innere des Hauses, so z. B.
in der deutschen Renaissance-Wohnstube, in der Aüche,
sowie in der Sakristei verwendet. Ts ist bekannt, welch
reizende Lösungen besonders die Sakristeibrunnen der
Renaissance in Italien erfuhren.
Der freistehende Brunnen kann zunächst, als
Gießbrunnen, das Wasser ans Röhren bloß nach ab-
wärts in einen Trog stießen lassen; dieser Art sind fast
durchwegs die bloßen Nutzbrunnen in den deutschen
Dörfern, sowie häufig auch die einfacheren, städtischen
Aunstbrunnen Deutschlands, für welche das aus einem
hohlen Balken hergestellte Brunnenrohr des Dorfbrunnens,
nüt einer Heiligenfigur darauf, auch bei kunstreichen Aus-
führungen in Stein und Metall, das Vorbild lieferte. —
®cr nächste Schritt, einen solchen Gießbrunnen reicher zu
Anstalten, war eine symmetrisch concentrische An-
^3e desselben mit einem ringsherumgehenden Trog und
^hreren strahlenförmig vertheilten Abflußröhren. Dieser
* find die meisten gothischen Brunnen.
concentrische Grundriß ist nun aber auch die
5ie , , ^orm des eigentlichen Springbrunnens, der
Brunn^^ wichtigste Hauptart der freistehenden Hoch-
Rejz karftcllt und zu monumentalen, den lebendigen
geeignet^ -5^a^ers verwerthenden Anlagen ganz besonders
nothwendi- ®er senkrecht emporsteigcnde Strahl führt
^ er .erweise zu einem centralen Grundriß,
"le ^hrechte Axe bildet, um die herum die
Wassermassen, einen, Blumenstrauß vergleichbar, nach
allen Seiten herabfallen und also auch eine gleich-
mäßige radiale Vertheilung der vorspringenden Glieder
des Aufbaues oder aber eine kreisförmige oder viel-
eckige Grundform desselben verlangen. Der einfachste
Springbrunnen ist ein Teich oder Bassin, aus dessen Mitte
ein Rohr das Wasser emporsendet, damit es wieder zurück-
fällt, und welches, behufs der Fassung des Wassers und
zur Sicherheit, mit einer Brüstung umgeben wird, aus
der sich zugleich das erste inonumentale Motiv crgiebt.
Der nächste Schritt, die Aunstforn, reicher zu gestal-
ten, wenn inan sich nicht begnügt, die Mitte des Bassins
durch eine wasserspeiende Sculpturgruppe zu belebe», wie
an der Neptunsfontaine des Ammanati zu Florenz, geht
von der Wahrnehmung aus, daß ein wesentlicher Reiz des
aufsteigenden Wassers auch in dem plätschernden Geräusch
und Wellenspiel seines Zurückfallens in das Wasserbecken
besteht.
Tine Steigerung dieses Motivs kaim bei einem ge-
gebenen Wasserstrahl aber nur durch eine Theilung und
Wiederholung seines Niederfalles geschehen. Diese läßt sich
am besten dadurch erzielen, daß über das untere Bassin
an, Boden ein zweites Becken gestellt wird, welches zunächst
die niederfalleuden Wassermassen empfängt, uni sie dann
ins untere Becken herabfallen zu lassen. Damit das
Wasser jedoch nicht über den Rand des unteren Bassins
fällt, muß das obere Becken einen geringeren Durchmesser
besitzen, als das untere, wodurch zugleich die für central
angelegte Monumente nothwendige Verjüngung nach Oben
erreicht wird.
Die. Absonderung des oberen Beckens von, unteren
kann nun entweder durch eine höhere Ausmauerung des
zweiten, inneren Beckens von, Grunde des untersten Bassins
aus geschehen, wie dieß uns die Fontaine des Neptun
von Montorsoli in, Garten des Palastes Doria zu Genua,
sowie die Fontaine der Latona zu Versailles und deren
Nachahmung vor dem Schlöffe von Herrenchiemsee zeigt,
oder das obere Becken wird auf einen, mehr oder
weniger fchlanken Stiel oder Stand frei emporragend von,
unteren isolirt, in welchem Falle es an eine Vase ge-
mahnt, aus welcher wie ein Blumenstrauß das Wasser
emporspringt. Oft wird in der Th.it in solchem Falle
über die Schale noch ein blumenstraußartiger Aufsatz ge-
stellt, aus welchem die Wasserstrahlen wie Binsenhalme
emporschießen, wie wir es z. B. an der Fontaine von
Piazza Scossacavalli zu Ron, sahen. Oder cs wird über
das Becken eii, pilz- oder schirmartiger Aufsatz gestellt, auf
welchen, das Wasser erst aufplätschert und kranzartig
davon hinabströnrend in die obere Schale fällt, uni von
dieser wieder in das untere Bassin abzulaufen. Diese natur-
gemäß sich ergebende und darum schöne Forn, zeiget, z. B.
die Fontainen von, Petersplatz*). Aber auch eine Statue
bildet an solchen Fontainen einen schönen Abschluß.
Sowohl bei der ersterwähnten, terassenförmig auf-
gebauten Fontaine, wie bei der Letzteren, kelch- oder can-
tharusartigen, wird durch eine Wiederholung derselben
Motive in stets sich verjüngender Gestalt, nicht bloß das Spiel
des Wassers, sondern auch die Schönheit der pyramidalen •*)
•*) Auch die Fontainen auf dem Universitätsplatz zu München
zeigen diese Ausbildung.
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