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Silberne Kanne; moderne tnbifcfye Arbeit.
(Nordböhmisches Gewerbemuseum in Reichenberg).
indischen Rattune so populär in Indien und der
Wunsch, Rleider aus ihnen zu machen, so allgemein
wurden, daß eine diesbezügliche Vorschrift erlassen
werden mußte, die Lokalmanufakturcn Englands
zu schützen." sjournal of indian art.)
In einer gewissen national-ökonomischen Ein-
sicht spielt Indien eine Rolle von höchster Be-
deutung: Seit Jahrtausenden absorbirt es die Edel-
metalle der ganzen Welt. Ein auffallender Zug
des Silbers und Goldes nach Osten wurde schon
seit den Zeiten der Römer wahrgenommen. Die
angesammelte Wenge Edelmetall, welche allein für
unser Jahrhundert die hohe Summe von ^7 000
Millionen Mark beträgt, war für die materielle
Entwicklung der indischen Metallindustrie von
großem Einfluß. Zu einem großen Theile zu
Schmuck, welchen der Indier bis zum Aeußersten
liebt, verarbeitet, erfreuen sich auch zahlreiche Ge-
brauchsgeräthe der Deeoration mit edlen Metallen.
Die Metallotechnik nimm in Indien neben der webe-
technik vielleicht die bedeutendste Stufe ein. Auch sie
ist Hausindustrie, auch sic wird in ländlichen Ge-
meinden und Völkerschaften geübt, welche sich noch
in durchaus communistischem Zustande befinden,
Völkerschaften, bei denen ganze Gemeinden gemein-
schaftliches Ligenthum haben, alle Dienste durch
Antheil anr gemeinschaftlichen Eigenthum bezahlt
werden. Auch die Vollendung der Metallindustrie
ist ein Resultat jahrhundertelanger gleichförmiger
Thätigkeit der Hausindustrie.
hervorragend in der indischen Metallindustrie
ist die Messing- und Rupferwaare im Punjab
und in Rafchmir. Es ist ein alter Brauch in
Indien, einer Braut für ihren zukünftigen Haushalt
messingene und kupferne Schüsseln zu schenken. All-
gemeine Regel ist das Rochen und Essen aus mes-
singenen Schüsseln; die Mohamedaner der Städte
verwenden hierzu verzinnte Rupferschalen, während
der ärmere Mohamedaner des Landes mit den
Hindus die Messingschüsseln theilt. In diesem con-
fessionellen Gebrauchsunterschiede liegt auch eine Theilung
in der praktischen Erstellung der Waare begründet. Der
Hindu bearbeitet gewöhnlich das Messing, der eingewanderte
Muhammedaner dagegen ist Rupferschmied und Zinn-
arbeiter. Das mohammedanische Wassergefäß mit hand-
habe und Ausgußrohre ist oft persischen Formen nachgebildet,
während die spezifisch indische Form etwas gedrückter und
zierlicher und oft in grotesker Weife mit Vögeln geziert ist.
Nächst den Wasser- und Rochgesäßen ist die hookah
oder Wasserpfeife im ausgedehntesten Gebrauch und erfreut
ffch der auserlesensten Dccorationsweise. Gold- und Silber-
Schmiede, Emailleurc, Graveure, wetteifern in der Aus-
schmückung dieses Geräthes, welches in den reicheren und
Inneren Rlaffen gleichmäßig verbreitet ist, init dein einzigen
nterschiede, daß die ärmeren Rlaffen sich der metallbe-
lchlagenen Lederhookah bedienen. Die hpokah selbst ist ein
^Eitbauchjges, fußloses, metallenes oder ledernes Waffer-
mit kurzer enger Mündung, in welche ein zweifach
urchstochener Stöpsel gesteckt wird, dessen eine Veffnung
öie Röhre mit dem tabakgefüllten Pfeifenkopf trägt, die
andere aber mit dein Schlauch in Verbindung steht, wel-
cher den über dem Wasser abgekühlten Rauch zum Munde
des Rauchers führt. Der Behälter, welcher den Tabak
aufnimmt, ist bisweilen in schöner weise durchbrochen, in der
Forin umgekehrt birnförmig. In Raschmir erfreut sich
die hookah oft eines schönen Emaildecors aus opakem,
vorherrschend blauem und weißem Einail in edler Linien-
führung.
Rupfer und Messing dienen zu zahlreichen anderen
Gegenständen: Thürbcschlägen, persönlichen: Schmuck,
Glocken, Tintenzeugen und Federkasten, Betelnußmessern,
ornamentirten Lampen rc. Rafchmir und Amritsar ver-
wenden Lampen aus verzinntem Rupfer mit einer Decoration
der Arumblätter. Auch hier hat die persische Runst sich
eines großen Einflusses auf die metallo-technifche Vrnamen-
tation bemächtigt.
Der Decor der indischen Metallarbeiten ist ein sehr
mannigfaltiger. Die einfachste Technik ist das Gravieren
und Punzen. Das Ornament wird in feinen Lontouren
mit dem Grabstichel aus der Fläche herausgehoben und
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Silberne Kanne; moderne tnbifcfye Arbeit.
(Nordböhmisches Gewerbemuseum in Reichenberg).
indischen Rattune so populär in Indien und der
Wunsch, Rleider aus ihnen zu machen, so allgemein
wurden, daß eine diesbezügliche Vorschrift erlassen
werden mußte, die Lokalmanufakturcn Englands
zu schützen." sjournal of indian art.)
In einer gewissen national-ökonomischen Ein-
sicht spielt Indien eine Rolle von höchster Be-
deutung: Seit Jahrtausenden absorbirt es die Edel-
metalle der ganzen Welt. Ein auffallender Zug
des Silbers und Goldes nach Osten wurde schon
seit den Zeiten der Römer wahrgenommen. Die
angesammelte Wenge Edelmetall, welche allein für
unser Jahrhundert die hohe Summe von ^7 000
Millionen Mark beträgt, war für die materielle
Entwicklung der indischen Metallindustrie von
großem Einfluß. Zu einem großen Theile zu
Schmuck, welchen der Indier bis zum Aeußersten
liebt, verarbeitet, erfreuen sich auch zahlreiche Ge-
brauchsgeräthe der Deeoration mit edlen Metallen.
Die Metallotechnik nimm in Indien neben der webe-
technik vielleicht die bedeutendste Stufe ein. Auch sie
ist Hausindustrie, auch sic wird in ländlichen Ge-
meinden und Völkerschaften geübt, welche sich noch
in durchaus communistischem Zustande befinden,
Völkerschaften, bei denen ganze Gemeinden gemein-
schaftliches Ligenthum haben, alle Dienste durch
Antheil anr gemeinschaftlichen Eigenthum bezahlt
werden. Auch die Vollendung der Metallindustrie
ist ein Resultat jahrhundertelanger gleichförmiger
Thätigkeit der Hausindustrie.
hervorragend in der indischen Metallindustrie
ist die Messing- und Rupferwaare im Punjab
und in Rafchmir. Es ist ein alter Brauch in
Indien, einer Braut für ihren zukünftigen Haushalt
messingene und kupferne Schüsseln zu schenken. All-
gemeine Regel ist das Rochen und Essen aus mes-
singenen Schüsseln; die Mohamedaner der Städte
verwenden hierzu verzinnte Rupferschalen, während
der ärmere Mohamedaner des Landes mit den
Hindus die Messingschüsseln theilt. In diesem con-
fessionellen Gebrauchsunterschiede liegt auch eine Theilung
in der praktischen Erstellung der Waare begründet. Der
Hindu bearbeitet gewöhnlich das Messing, der eingewanderte
Muhammedaner dagegen ist Rupferschmied und Zinn-
arbeiter. Das mohammedanische Wassergefäß mit hand-
habe und Ausgußrohre ist oft persischen Formen nachgebildet,
während die spezifisch indische Form etwas gedrückter und
zierlicher und oft in grotesker Weife mit Vögeln geziert ist.
Nächst den Wasser- und Rochgesäßen ist die hookah
oder Wasserpfeife im ausgedehntesten Gebrauch und erfreut
ffch der auserlesensten Dccorationsweise. Gold- und Silber-
Schmiede, Emailleurc, Graveure, wetteifern in der Aus-
schmückung dieses Geräthes, welches in den reicheren und
Inneren Rlaffen gleichmäßig verbreitet ist, init dein einzigen
nterschiede, daß die ärmeren Rlaffen sich der metallbe-
lchlagenen Lederhookah bedienen. Die hpokah selbst ist ein
^Eitbauchjges, fußloses, metallenes oder ledernes Waffer-
mit kurzer enger Mündung, in welche ein zweifach
urchstochener Stöpsel gesteckt wird, dessen eine Veffnung
öie Röhre mit dem tabakgefüllten Pfeifenkopf trägt, die
andere aber mit dein Schlauch in Verbindung steht, wel-
cher den über dem Wasser abgekühlten Rauch zum Munde
des Rauchers führt. Der Behälter, welcher den Tabak
aufnimmt, ist bisweilen in schöner weise durchbrochen, in der
Forin umgekehrt birnförmig. In Raschmir erfreut sich
die hookah oft eines schönen Emaildecors aus opakem,
vorherrschend blauem und weißem Einail in edler Linien-
führung.
Rupfer und Messing dienen zu zahlreichen anderen
Gegenständen: Thürbcschlägen, persönlichen: Schmuck,
Glocken, Tintenzeugen und Federkasten, Betelnußmessern,
ornamentirten Lampen rc. Rafchmir und Amritsar ver-
wenden Lampen aus verzinntem Rupfer mit einer Decoration
der Arumblätter. Auch hier hat die persische Runst sich
eines großen Einflusses auf die metallo-technifche Vrnamen-
tation bemächtigt.
Der Decor der indischen Metallarbeiten ist ein sehr
mannigfaltiger. Die einfachste Technik ist das Gravieren
und Punzen. Das Ornament wird in feinen Lontouren
mit dem Grabstichel aus der Fläche herausgehoben und
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