Die Kirche St. Maria ſopra Minerva. Charakter des Cardinals Cajetans.
Nach der Kirche St. Maria Major enthaͤlt keine Kirche in Rom mehrere Grabmaale
als dieſe. Vor allın ſahen wir gleich an der großen Thuͤre einen flachen Stein, unter wel—
chem der berufene Thomas de Vio Cajetanus liegt, ein Mann, den Laſſels einen andern
Thomas Aquinas, ſeinen Bruder im Glauben, ſeinen ſcharfſinnigen Erlaͤuterer, und kurz
ſeinen Namensverwandten und ſein ander Ich nennet, ein Charakter, ber dem gerade ent⸗
gegen geſetzt iſt, den ihm ein anderer und in der Heſchichte weit beſſer erfahrner Catholik,
ich meine, der gelehrte Guido Patin, beyleget: Thomas de Vio Caiętanus, ſchreibt er,
qui a commenté la fomme de St. Thomas, etoit un fin et ruſe Jacobin. Il vi-
voit du temps de Luther et enfeignoitla Philofophie publiquement. Il eut pour
Auditor Pomponace, quem veneno ſuo infecerat, quique poftea multos alios
infecit. d. i, Thomas be Vio von Gaeta, der uͤber bie Summe des heil. Thomas ge-
ſchrieben hat, war ein feiner und verſchlagener Dominicaner. Er lebte zur Zeit des Luchers
und lehrete die Weltweisheit oͤffentlich. Peter Pomponatius war ſein Zuhoͤrer, den er mit
ſeinem Gift angeſteckt hat, und der hernach mehr andere anſteckte. Pomponatius glaubte
auch wirklich an nichts als an den Ariſtoteles, unb war ein offenbarer Unglaͤubiger und Got—
teslaͤugner. Man ſehe, was ich oben ſchon im IBand LXX Hauptſt. S. 485. von ihm
gefagt habe. Wenn er nun, wie Patin ſaget, ſeine ſchaͤdliche Gedenkungsart vom Caje—
kan geborgt hat, wie abgeſchmackt muͤſſen nicht die glaͤnzenden Lobſpruͤche ſeyn, die der ehr—
wuͤrdige Laſſels an dieſem verſchwendet? ; 2 2
Viele andere Grabmaale. b _
Ich wuͤrde nie zu Ende kommen, wenn ich alle Grabmaale, die hier ſind, beſchreiben
wolte. Die merkwuͤrdigſten gehoͤren Pabſt Leo X unb Clemens VII. beiden aus dem Ge—
ſchlechte Medicis, wiewol unehelich gebohren, dem Cardinal Johan Moronus, der ben x
Dec. 1580 geſtorben und paͤbſtlicher Legat auf der Kirchenverſamlung zu Trident geweſen,
an Hoͤfen aber funfzehnmal in dieſer Wuͤrde geſtanden hatte; dem Aegidius Foſcari, Bi—
ſchof von Modena, der wegen ſeiner Gelehrſamkeit von den Vaͤtern dieſer Kirchenverſam—
iung nur Luminare maius, das große Licht, genennet wurde; dem Wilhelm Durand,
Biſchof zu Nismes und Verfaſſer des Rationale officiorum &c. und dem Spaniſchen
Abgeſandten zu Rom, dem Cardinal Peinentel, der wegen ſeiner großen Mildthaͤtigkeit be⸗
ruͤhmt iſt. 8
; Das Grabmaal des beruͤhmten Abts Fabretti. jde :
Der Abt Fabretti liegt auch in dieſer Kirche begraben, wo wir fein marmornes Bruſt⸗
bild mit fofgenber Aufſchrift ſahen: * * : ‚
Raphaeli Fabretto, Gafparis F. Vicentinz
Patricio Vrbinati Et S, C. ; |
: Ob Antiquitates Vrbis Illuftratas ;
. In Romanos Patritios Cum Gente Sua Adlecto -
Alexandri VIII. A Supplicibus Libellis
Vaticanae Pafilicae Canonico.
Archivii Apoftolici, Molis Hadriani, Praef.
Viro italis Exterisque Notifümo , -
V Qui