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Blainville, J. de; Wright, Edward; Meyersche Buchhandlung [Hrsg.]; Lockman, John [Bearb.]; Guthrie, William [Bearb.]; Turnbull, George [Bearb.]
Des Herrn von Blainville, ehemaligen Gesandschaftssekretärs der Generalstaaten der vereinigten Niederlande an dem Spanischen Hofe Reisebeschreibung durch Holland, Oberdeutschland und die Schweiz besonders aber durch Italien: aus des Verfassers eigener Handschrift in englischer Sprache zum erstenmal zu Druck befördert von Georg Turnbull der Rechten Doktor und Wilhelm Guthrie Ritter (Dritten Bandes erste Abtheilung): enthaltend die Fortsetzung der Beschreibung von Rom, eine Reise nach Neapel, mit einer genauen Nachricht vom Vesuv und die Rückreise von Neapel in das Florentinische — Lemgo: in der Meyerschen Buchhandlung, 1766

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https://doi.org/10.11588/diglit.53372#0128
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n6 Rom. oꝝ. den * Octob. ^

Luſtige Leſchichte vom Michael Angelo und einem Sábfilien Laͤmmerling.
Eine von dieſen Figuren wird deswegen noch fuͤr merkwuͤrdig angelehen, weil ffe einen
von Pabſt Sirt IV Kaͤmmerlingen, oder Ceremonienmeiſtern, ben Blafio Caſena, vorfteffen
ſoll. Dieſer Mann that ſich durch ſeine fange , dicke und wohlgemachte Leibesgeſtalt, beſon—
ders aber dadurch hervor, daß er ein wahrer Epicurer war unb ſehr ausſchweifend febte,
Michael Angelo, ber ſein Gemaͤlde niemand wolte ſehen laſſen, ebe es gaͤnzlich vollendet
war, hatte dem Aufſeher der Kapelle befohlen, ſo [ange als er daran atbeitete, durchaus niemand
hereinzulaſſen, als den Pabft ſelbſt. Dennoch aber brachte es Caſena, der durch dieſes Ber—
bot nur deſtomehr angefeuert wurde, durch Drohungen und Verſprechungen bey bem Auf—
ſeher babin , daß ihn dieſer, ſeine unhaͤndige Neubegierde zu befriedigen, hinein ließ. Er un-
terſuchte alſo das Gemaͤlde auf das ſchaͤrfeſte, und da er einigen Tadel baran fand, ſo hatte er
bie Unbeſcheidenheit ſeine beißigen Anmerkungen uͤberall bekant zu machen, und unter an-
dern zu behaupten, daß ſich dieſes Gemaͤlde eher in ein oͤffentliches Hurenhaus als in eine
Kapelle geſchickt haͤtte. Der Kuͤnſtler, der dieſes erfubr und mutfmafte, wie die ganze
Sache zugegangen war, gerieth daruͤber in Eifer und malte den unbeſcheidenen Kaͤmmerling
nackend in Lebensgroͤße unter die andern; er ſetzte ihn in die Mitte des hoͤlliſchen Abgruns
des und umgab ihn mit einer graͤßlich großen Schlange, die an dem Werkzeuge feiner Geil—
heit nagte, und um es recbt vollſtaͤndig zu machen und ſeine Unwiſſenheit in der Maler⸗
zunſt recht abzubilden, ſo begabte er ihn mit ein paar recht großen Eſelsobren. Bald bar-
auf wurde das Gemaͤlde ganz fertig und oͤffentlich aufgeftellet, Jederman, ber es ſah, dem
fiel ſogleich der wuͤrdige Caſena in die Augen, und man lachte ſich auf ſeine Unkoſten ſatt.
Der Kaͤmmerling nahm biefe Beleidigung hoch auf, klagte bey dem Pabſt und beſtund bar-
auf, doß man ben Kuͤnſtler fuͤr ein ſo graͤuliches Verbrechen auf die Galeeren ſchicken ſol—
te. Allein der gute Pabſt, der ſeines Kaͤmmerlings Lebensart wohl kante und von der gan-
zen Geſchichte vielleicht ſchon unterrichtet war, gab ihm mit einem Hohngelaͤchter die beißen⸗
de Antwort: Er waͤre ſehr beſorgt, daß ihn Michael Angelo in die Hoͤlle geſetzt haͤtte, wor⸗
aus ihn kein Pabſt erloͤſen koͤnte; haͤtte er ihn aber nur in das Fegefeuer verwieſen, fo rool-
te er ihn wol mit einigen Meſſen herausgeholfen haben.
Andere Gemaͤlde in dieſer Kavelle.

Das Gewoͤlbe dieſer Kapelle iſt eben von dieſer Meiſterhand, die Mauern aber mit Ge⸗
ſchichten aus dem alten und neuen Teſtament vom Pietro Vanucci da Perugino bemalt.
An großen Feſten wird dieſe Kapelle mit koͤſtlichen mit Gold und Silber durchwirkten Ta⸗
peten, welche die vornehmſten Handlungen St. Peters und St. Pauls vorſtellen, behangen.
Ueber der Thuͤre zu dem erhabenen Chor, mo die Muficanten ſitzen, ſtehet folgendes ſeltſame
Lerbot, daß bey Strafe des Bannes niemand hinauf gehen ſoll als die Saͤnger:

De Mandato S. D. N. Nullus Exceptis Cantoribus Afcendat
Sub Poena Excommunicationis. *
Fuͤrwahr, eine ſcharfe Bedrohung und wunderbar angebracht! Der Pabſt, der ſie gegeben,
muß wirklich ein großer Verſchwender der geiſtlichen Donnerſtrahlen geweſen ſeyn, weil er
ſie gegen ſo kleine Verſehen ausgeboten hat.
Die Pauls Kapelle. k
Die anbere Kapelle, welche ihren Namen von Pabſt Paul V hat, iſt von der Baus

kunſt des Giamberti da Sangello, ‚In der Adventszeit und in der Charwoche bleibt das 2
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