Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Blainville, J. de; Wright, Edward; Meyersche Buchhandlung [Editor]; Lockman, John [Oth.]; Guthrie, William [Oth.]; Turnbull, George [Oth.]
Des Herrn von Blainville, ehemaligen Gesandschaftssekretärs der Generalstaaten der vereinigten Niederlande an dem Spanischen Hofe Reisebeschreibung durch Holland, Oberdeutschland und die Schweiz besonders aber durch Italien: aus des Verfassers eigener Handschrift in englischer Sprache zum erstenmal zu Druck befördert von Georg Turnbull der Rechten Doktor und Wilhelm Guthrie Ritter (Dritten Bandes erste Abtheilung): enthaltend die Fortsetzung der Beschreibung von Rom, eine Reise nach Neapel, mit einer genauen Nachricht vom Vesuv und die Rückreise von Neapel in das Florentinische — Lemgo: in der Meyerschen Buchhandlung, 1766

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.53372#0129
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
— — — — — — —

Rom. 1707. den 27 Oetob. ; 17

Sakrament hier beſtaͤndig ausgeſetzt, und zu Ende der le&tern wird ber Pabſt aus berfelben
auf die große Altane uͤber der Vorlaube von St. Peter gebracht, wo er nach Ableſung der
ſuͤrchterlichen Bulle: In Coena Domini, alle Ungläubigen und Ketzer in die unterſte Hoͤl—
ie verdammet. Die Gemaͤlde an beiden Seiten der Thuͤre ſind vom Lorenzo da Bologna,
der gekreuzigte St. Peter und Pauls Bekehrung vom Michgel Angelo; bas Gewoͤlbe aber
vom Friedrich Zuccheri. Dieſes letztere iſt jedoch von dem Dampf der vielen Lichter und
Lampen, welchẽ bey dem heiligen Grabe, das in der Charwoche errichtet wird, brennen,
ſehr uͤbel zugerichtet.
Die Sakriſtey.


haͤlt ſie allerhand Ueberbleibſel, als: den Mundbecher Pabſt Sylveſter I, der von 314 bis

35 regieret hat; ein Meßgewand von Goldſtuͤck ſehr kuͤnſtlich geſticket, welches die ſieben
4 der catholiſchen Kirche vorſtellet, ein Geſchenk Koͤnig Heinrichs VIII von England
vor der Trennung; eine vollkommene Meßkleidung für einen Prieſter, einen Diaconus und
einen Subdiaconus bey hohen Feſten, ein koͤſtliches Geſchenke von dem ungluͤcklichen Koͤnig
Sebaſtian in Portugal. Alles iſt uͤber und uͤber ſehr reich mit Perlen geſtickt und wieget
nach dem großprahleriſchen Laſſels acht hundert Pfund. Wie ſich dieſer ſcharfſinnige Pfaffe
einbilden kan, daß man eine ſo ſchwere Kleidung zwey oder drey Stunden lang waͤhrend
eines ganzen Gottesdienſtes tragen koͤnne, begreife ich nicht. Die vornehmſten uͤbrigen
Merkwuͤrdigkeiten ſind: ein Kreuz, ganz mit Diamanten und großen Perlen beſetzt, wel⸗


hen Feſten Meſſe lieſet; die goldene Roͤhre, durch welche er das heilige Blut einſaugt, wenn
er das heilige Sakrament unter beiderley Geſtalt nimt; der große gülbene Kelch, in welchen
die Cardinaͤle bey Pabſtwahlen ihre Stimmen ſamlen; verſchiedene andere Kelche mit Per⸗
len und Edelgeſteinen beſetzt; eine dreyfache Krone und zwo Biſchofsmuͤtzen, auf gleiche Art
verzieret; das kriſtallene Gefaͤße, worin das heil. Sakrament am gruͤnen Donnerſtage ge⸗
leget wird, um es in das heil. Grab zu ſetzen, u. ſ. w. Unter den Heiligthuͤmern werden
folgenbe vorzuͤglich verehret: ein Dorn von Chriſti Krone; der Schwam, mit dem ihm Eſ⸗
ſig und Galle gereichet worden; ein Stuͤck vom wahren Kreuze; der Kopf des heil. fo«
renz; ein Hemd, unb das ziemlich ſchmutzig, von der heil. Priſca, einer Jungfrau unb
Maͤrtyrin Fdie ungefehr vor 1500 Jahren gelebt hat. Der Kuͤſter, welcher uns alle dieſe Ra⸗
ritaͤten zeigte, als er merkte, daß ich mich uͤber bie Unreinigkeit dieſes Hemdes verwun—
derte, fagte ganz ernſthaft, daß man es nicht waſchen moͤchte; weil man befuͤrchtete, es der
Kraft zu berauben, die es durch die Beruͤhrung des heil. Leichnams erhalten haͤtte.

Der Herzogliche und der Conſiſtorien Saal.

Aus der Sakriſtey giengen wir in den Herzoglichen Saal, wo der Pabſt am Gruͤnen⸗
donnerſtage armen Geiſtlichen die Fuͤße waͤſcht, und den ich bey dieſer Gelegenheit oben
im II Band XXXI. Haupſt. 335. S. ſchon beſchrieben habe, und von dar in den Conſiſto⸗
rienſaal, wo der Pabſt nach verrichteter Ceremonie ſeine Gaͤſte praͤchtig bewirthete, wie ich

auch daſelbſt erzaͤhlet habe. Wenn ich eine genaue Beſchreibung dieſes unermeßlichen Ges
baͤudes und jeder einzelnen Merkwuͤrdigkeit, bie es enthaͤlt, mittheilen wolte, ſo wuͤrde ich

P3 ſo












 
Annotationen